Danke für den informativen Beitrag. Du erweckst durch deine historischen Bezüge aber den Eindruck, Magnussen Junior hätte Marotten wie Magnussen Senior. Daran würde ich aber arg zweifeln. Es gibt keinerlei Hinweise, dass Kevin Magnussen irgendwelche mentalen Defizite im Vergleich zu allen anderen Nachwuchsfahrern hat.
Den Eindruck wollte ich nicht erwecken.
Vielmehr ging es mir darum zu erwähnen, dass Jan Magnussen durchaus Talent hatte ... also das schon ein gewisses Stück in der Familie lag. Der Name ist F1-Fans nicht unbekannt ... aber Jan Magnussen wird zuweilen unterschätzt ... wenn es um sein Können geht.
Was er daraus gemacht hat, ist eine andere Frage.
Ich mag ja Hulk persönlich sehr, aber haben wir hier nicht wieder mal die Tendenz, einen deutschen Fahrer über die Maßen positiv einzuschätzen? Richtig, er hat eine starke Saison hinter sich, aber auch vorwiegend deswegen, weil Sauber im Verlaufe der Saison den Boliden sukzessive verbesserte. Genauso gut sah ein Perez im Vorjahr auch aus, wenn der Sauber mal konkurrenzfähig war. Und ein Maldonado war auch nicht gerade mies, wenn ihn der Williams die Chance dazu gab. Also lassen wir bitte mal die Kirche im Dorf. Sicherlich mag Hulk etwas besser zu sein, aber ist er so viel besser, um die von dir angesprochenen 30-40 Millionen € Sponsoren zu rechtfertigen?
Hülkenberg wird ja nicht nur in den deutschen Medien gelobt ... auch in Medien abseits Deutschlands wird Hülk geschätzt. Ich denke da mal an den Kommentar der britischen Sky-Mannschaft beim Saison-Finale: "It's a shame, that a driver like him hasn't a cockpit for next year yet."
Perez und Kobayashi haben sich letztes Jahr nicht viel geschenkt. Koba ist halt auch manchmal bei guten Punkteplätzen ausgefallen.
Ich würde auch nicht bezweifeln, dass Perez schnell ist. Er hat Button dieses Jahr bei einigen Qualifyings deutlich distanziert. Aber Perez tut sich - im Vergleich zu Button - halt schwerer, wenn das Rennen nicht am Schnürchen abläuft, sondern er in Zweikämpfen steckt (überholen als auch verteidigen). Im Sauber fuhr er halt ruhigere Rennen, aufgrund der größeren Diffenrenz zwischen der eigenen Boxenstop-Strategie und jener der Konkurrenz.
Hülkenberg? Nunja ... er präsentiert sich seit anderthalb Jahren einfach sehr stark. Sein Debüt-Jahr im Williams war ok ... wenn auch nicht absonderlich begeisternd (abgesehen von der Pole in Interlagos).
Bei Force India fuhr er von Anfang an auf einem Niveau mit Paul di Resta, der nun wirklich kein schlechter Fahrer ist (Ex-DTM-Champ und immerhin auch der erste, der Sutil als Teamkollege nach Punkten schlägt, glaube ich). Später in der Saison konnte er di Resta dann klar davon fahren.
Und diese Saison? Gutierrez ist zwar ein Rookie, aber kein unfähiger Fahrer. Trotzdem, kaum ein Fahrer wird von seinem Teamkollegen derart distanziert wie Gutierrez (ansonsten noch Chilton, ok).
Was Hülkenberg auszeichnet ist nicht nur, dass er als schneller Fahrer einzuschätzen ist, sondern auch, dass er relativ wenige Fehler fabriziert. Kollisionen, Fahrfehler, verpatzte Runden ... das hält sich bei ihm sehr in Grenzen, selbst wenn ein vermeintlich schnellerer Gegner formatfüllend im Rückspiegel auftaucht. Gerade diese kontrollierte Fahrweise macht Hülkenberg in der "modernen Formel1" zu einem interessanten Fahrer.
Deswegen kam Hülkenberg auch für Ferrari in Frage. Aber dort spielt Geld eine untergeordnete Rolle, also setzt man halt doch auf Raikkönen.
Maldonado ist kein mieser Fahrer, das stimmt. 2012 hat er Speed gezeigt, sowohl in Barcelona, als auch auf mehreren Stadtkursen, bzw. solchen bei denen die Leitplanken nicht weit weg sind (Melbourne, Monaco, Montreal, Valencia, Abu Dabhi...).
Das Problem bei Maldonado ist halt nur, dass er oftmals im Rennen in Zwischenfälle verwickelt ist, weil er im Zweikampf nunmal hart fährt.
So manch bessere Punkteplatzierung hat er sich zum Teil selbst verbockt (Melbourne, Montreal, Monaco...).
Diese Saison kommt das vielleicht seltener vor (Montreal, Spa, Austin, Interlagos), dass Maldonado mit anderen Piloten kollidiert ... auch weil der Williams die meiste Zeit hoffnungslos hinterher fuhr. Nun am Saisonende strahlt natürlich Bottas in einem ganz anderen Licht als Maldonado. Bottas fährt solide ins Q3 ... Maldonado fährt hinterher.
Wie auch immer. 30-40 Millionen Euro (die Maldonado bringt) ist Hülkenberg nicht wert ... das stimmt wohl. Nur bei RedBull, Ferrari, Mercedes und vielleicht auch McLaren würde man sich die Finger nicht nach einem Goldesel wie dem Venezuelaner lecken.
Geschätzte Verteilung der FOM-Einnahmen:
RedBull: 90 + 72 Millionen Dollar
Mercedes: 80 + 12 Millionen Dollar
Ferrari: 72 + 99 Millionen Dollar
Lotus: 65 Millionen Dollar
McLaren: 62 + 12 Millionen Dollar
Force India: 59 Millionen Dollar
Sauber: 53 Millionen Dollar
Toro Rosso: 50 Millionen Dollar
Williams: 47 + 9 Millionen Dollar
Marussia: 20 Millionen Dollar (Sonderzahlung, weil eigentlich nur die Teams Einnahmeberechtigt sind, die zwei Mal in Folge unter die Top10 kommen ... dann gäbe es 40 Millionen)
Caterham: 0 Millionen Dollar
Quelle:
http://www.auto-motor-und-sport.de/...el-zahlt-ecclestone-an-die-teams-7910703.html
Die erste Zahl richtet sich nach der Platzierung in der Konstrukteurs-Wertung. Die zweite sind Bonus-Zahlungen. RedBull hat hier im neuen Concorde Agreement entsprechende Vereinbarungen getroffen ... als Belohnung für die WM-Titel oder so.
Ferrari bekommt 2,5% aus dem FOM-Einnahmen einfach dafür dass man Ferrari ist. Außerdem haben Mercedes, Ferrari, McLaren und Williams Sondervereinbarungen mit Ecclestone getroffen ... für Tradition, besondere Marken oder was auch immer.
Das bedeutet, dass Lotus selbst bei einem WM-Titel 2013 weniger kassieren würde als Ferrari, wenn jene nur 10ter geworden wären.
Wie auch immer. Einen Unterschied von 30 oder 40 Millionen Dollar (also was Maldonados Sponsoren einbringen) könnte Hülkenberg nur wett machen, wenn er Lotus zum Kontrukteurs-Titel führe und wenn jenes Team mit Maldonado am Ende des Feldes hinterher gurkt. So groß kann der Unterschied zwischen zwei Fahrern kaum sein ... da müsste man z.B. Vettel schon durch Yuji Ide austauschen oder so...
Und dann ist da ja immernoch Teamkollege Grosjean, der ja auch Punkte einfährt.
Zum Vergleich: Lotus würde die 65 Millionen für Platz 4 auch bekommen, wenn Raikkönen nicht einen einzigen Punkt eingefahren hätte.
Andererseits ist Maldonado natürlich eine Ausnahmeerscheinung. Ebenso Perez damals im Sauber.
Chilton, Van der Garde, Grosjean, Sutil ... sie bringen zwar auch Sponsoren mit, aber diese bringen bei weitem nicht solche Summen auf. Da kommt man dann schon eher ins Grübeln, ob man einen Piloten verpflichtet, der 5 Millionen Dollar mitbringt ... oder einen, der 2 Millionen Dollar kostet.
Das gilt z.B. für Caterham. Wären die dieses Jahr vor Marussia ins Ziel gekommen, so wäre das 2014-Budget 40 Millionen Dollar dicker.
In der Hinsicht ist es schon ein Kuriosum, dass Jules Bianchi (der, glaube ich, kein Geld mitbringt) dem Marussia-Team 20 Millionen Dollar beschert ... weil eben der ursprünglich verflichtete Paydriver (Razia) nicht die versprochenen Zahlungen aufbringen konnte.