bitte bleibt doch lieber beim fußball, anstatt wirtschaftliches halbwissen zu verbreiten
Man muss Bennys Perspektivaussage nicht teilen, den Ist-Zustand zum aktuellen Bilanzbild hat er treffend beschrieben. Schalkes Eigenkapital war zum 31.12 2019 negativ. Wenn sie all ihre Vermögensgegenständen zu Buchwerten liquidieren würden (u.a. alle Spieler), könnten sie damit ihre Schulden immer noch nicht bezahlen. Daran ist nichts falsch.
Nun wurde das Deutsche Handelsgesetz vermutlich nicht primär konzipiert, um die Situation von Fußballclubs möglichst treffend abzubilden. Fußballclubs haben doch eigentlich in der Regel nur drei Arten von Vermögensgegenständen. Stadien + NLZ (Grundstücke+Gebäude im Sachanlagevermögen), Spieler (immaterielle Vermögensgegenstände) und kurzfristiges Umlaufvermögen (Forderungen aus Verkäufen und Cash).
Arena & Co: Das Schalker Feld stand Ende 19 mit 78 Mio Euro in den Büchern. Geht man davon aus, dass das Stadion ca. 20 Jahre alt ist und über 30 Jahre abgeschrieben wird, käme man auf historische Anschaffungskosten von ~225 Mio. Ich denke die Größenordnung passt. Ist die gesammelte Infrastruktur nur noch ein Drittel dessen wert? Ich denke nicht. Da beherbergt die Bilanz eine massive stille Reserve, die
@MS schon angesprochen hat. Agiert Schalke allerdings aus einer Position der Stärke heraus und kann den Preis diktieren bzw. Marktwerte erzielen? Ich denke ebenfalls nicht. Schalke braucht das Geld aus Verkauf (zb Sale and lease back Transaktion). Allerdings ist der Marktwert vermutlich aktuell im Keller. Die Multifunktionsarena ist ja aktuell für nichts zu gebrauchen. Das Konstrukt sollte diverse Heuschrecken anlocken, die die nächsten drei bis fünf Jahre für Schalke finanziell überbrücken, deutlich unter Marktwert zahlen und dann einen teuren Exit wollen.
Spieler: Transfersumme wird über die Vertragslaufzeit abgeschrieben. Während der Marktwert der Spieler also in den letzten Jahren vor Corona stetig gestiegen ist (gilt nicht für Schalke, sondern allgemein), wird der Buchwert abgeschrieben. Da passt das HGB mit seinem fehlenden Fair Value Prinzip einfach überhaupt nicht in die Branche, weil Spielerverkäufe von bereits abgeschriebenen Spielern gar keine Vergleichbarkeit der Ertragslage über die Perioden hinweg zulassen. Die Bilanz ist von 2019, daher für ein aktuelles Kaderbild schon längst veraltet (neuer KA 2020 ist noch nicht veröffentlicht). Damals waren Schalkes Spieler zusammen 91 Mio wert. Transfermarkt (nicht seriös aber auf die Schnelle gehts nicht besser) listet den aktuellen Kader mit 108 Mio Transferwert. Also kaum Reserve vorhanden, um über Buchwert zu verkaufen und Gewinn zu erzielen. Disclaimer: anhand fehlender Fristenkongruenz mal eben mit dem sehr dicken Daumen gerechnet.
Umlaufvermögen (18Mio) kaum vorhanden, dazu noch größzügig aktive Rechnungsabgrenzungsposten und latente Steuern gebildet. Reine Bilanzkosmetik. Der Abstieg ohne Corona wäre für mich eher eine sportliche Katastrophe. Mit Corona ist es der GAU. So sorgen die fehlenden Einnahmen vermutlich dafür dass man das Tafelsilber unter Marktwert zu Geld machen muss. Alleine um die platzierte Anleihe über 50Mio EUR zu bedienen, die mittelfristig fällig wird. Getragen wurde das schwache Bilanzbild (in Summe seit Bestehen mehr Verlust als Gewinn erwirtschaftet) ja anscheinend in der Vergangenheit durch einen stabilen operativen Cash Flow (Ergebnis wurde ja vor allem durch die hohen, nicht cash-wirksamen Abschreibungen belastet). Den wirds in Liga 2 und ohne Zuschauer nicht mehr geben.