Fernweh: das süd-, mittelamerikanische und karibische Kino


Young Kaelin

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Verzeichnis der süd-, mittelamerikanischen und karibischen Filme in alphabetischer Länderreihenfolge:

Südamerikanische Filme:

Argentinien Un cuento chino Komödie/Drama (2011)
Bolivien The devil's miner
Dokumentarfilm (2005)
Brasilien Central do Brasil (Central Station) Roadmovie (1998)
Britisch-Guayana Der weisse Diamant Dokumentarfilm (2004)
Chile Diarios de motocicleta Roadmovie (2004)
Ecuador Ratas, ratones y rateros Gangsterfilm/Krimi (1999)
Französisch-Guayana Papillon Drama (2017)
Kolumbien El Abrazo de la serpiente Mystik/Drama (2015)
Paraguay latas vacias Mystery/Thriller (2014)
Peru Winaypacha Drama (2018)
Surinam Wan Pipel Drama (1976)
Uruguay El viaje hacia el mar Komödie/Philosophie (2003)
Venezuela Hermano Sportdrama (2010)

Mittelamerikanische Filme:

Belize The Oceanmaker Science-Fiction Animation (2014)
Costa Rica Maikol Yordan de viaje perdido Komödie (2014)
El Salvador Voces inocentes Kriegsdrama (2004)
Guatemala When the mountains tremble Doku (1983)
Honduras El Espiritu de mi mama Mystik (1999)
Mexico Los Olvidados Drama (1950)
Nicaragua Dreaming Nicaragua Doku (2010)
Panama Panama Al Brown: Cuando el puño se abre Sportlerdokumentation (2018)


Karibische Filme:

Antigua und Barbuda Dadli Drama (2018)
Bahamas Perfect Feet Dokumentation (2019)
Barbados Keeping up with the Joneses Komödie/Thriller (2013)
Curacao Tula-The Revolt Historischer Film (2013)
Dominica This is Dominica Dokumentation (2014)
Dominikanische Republik Road to the Big Leagues Sport (2008)
Grenada Nothing like chocolate Dokumentation (2012)
Haiti The Road to Fondwa Doku (2008)
Jamaica Rockers Komödie/Drama/Musik (1978)
Kuba Candelaria - ein kubanischer Sommer Altersromanze (2017)
Saint Kitts and Nevis Tears of Joy Drama (2014)
Saint Lucia 21 Days Doku-Drama (2014)
Saint Vincent and the Grenadines St. Vincent und die Grenadinen Doku (2010)
Trinidad und Tobago Positive and Pregnant Drama (2011)
 
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Un cuento chino Argentinien Komödie/Drama (2011) flagge-argentinien-wehende-flagge-15x23.gif


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Der hier zu besprechende Film des Argentiniers Sebastian Borensztein ist zu Recht sowohl als Komödie als auch als Drama gekennzeichnet. Wörtlich übersetzt heisst un cuento chino eigentlich: eine chinesische Geschichte oder ein chinesisches Märchen. Auf Deutsch läuft der Film allerdings unter dem Namen: Chinese zum Mitnehmen.

Der Film beginnt im chinesischen Fucheng. Jun Hio bezirzt seine Verlobte während einer Bootsfahrt mit seinem Gesang. Die Atmosphäre ist romantisch, die Gegend malerisch. Gerade als sich Jun anschickt, seiner Auserwählten einen Heiratsantrag zu machen, stürzt unvermittelt eine Kuh vom Himmel und trifft Juns Verlobte tödlich. Jun überlebt.

Auf der anderen Seite der Erdkugel führt unser Held, Roberto de Cesare, das Eisenwarengeschäft "De Cesare" in Buenos Aires. Roberto ist ein kautziger, mürrischer Junggeselle. Er hält das Leben für unsinnig. Als Hobby sammelt er skurrile Zeitungsausschnitte und klebt sie in ein Buch. Mari, eine sympathische, schönheitsmässig höchst durchschnittliche Frau, interessiert sich für ihn, aber Roberto hält sie anfangs für wenig interessant und hält sie auf Distanz.

Robertos Leben ist trist. Routine bestimmt seinen Alltag. Sein Herz schlägt und er lebt doch nicht.

Während Roberto eines Tages in der Nähe des Flughafens vor seinem Auto ein Picknick macht, hält unvermittelt ein Taxi und wirft Jun Hio heraus. Diese Begegnung wird vieles in Robertos Leben verändern.

Roberto versucht zunächst, Jun zu helfen. Es stellt sich heraus, dass Jun kein Wort spanisch spricht und Robertos chinesisch ist nicht vorhanden. Trotzdem nimmt Roberto ihn eher mürrisch mit und bei sich auf. Jun sucht seinen Onkel und in der Folge erweist sich die Suche als schwierig, während Roberto sich nur danach sehnt, seinen Gast loszuwerden. Die chinesische Botschaft ist keine Hilfe, genauso wenig wie die Polizei.

Erst durch einen chinesisch sprechenden Essensboten erfahren die zwei endlich mehr voneinander: Robertos Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, der Vater, als Roberto 19 war. Roberto nahm am Falklandkrieg teil und kam desillusioniert aus dem Krieg zurück. Jun war Handwerker in China, bemalte Spielzeuge. Er hat keine Familie und will nur den Onkel in Argentinien besuchen.

Es stellt sich heraus, dass der Artikel über die aus einem Flugzeug fallenden Kuh, welche auf ein Boot fällt und welcher Roberto gesammelt hat, Juns Geschichte ist.

Schliesslich ruft Juns Onkel doch noch an. Roberto fährt Jun zum Flughafen. Die zwei geben sich die Hand. Sie sind sich näher gekommen.

Ganz am Ende besucht ein geläuterter Roberto auch Mari. Sein Herz hat sich geöffnet. Er hat wohl begriffen, worauf es im Leben ankommt, um glücklich zu sein.


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Sebastian Borensztein, der sowohl das Drehbuch zum Film geschrieben hat, als auch als Regisseur tätig war, erzählt diese Geschichte auf 2 Ebenen: jene der Haupthandlung und einer subtil eingearbeiteten psychologischen Analyse, welche erst ganz am Ende ihre ganze Kraft entfaltet.

Der Film lebt neben dem guten Plot und einem klugen Aufbau von Spannung hintenraus vor allem durch eine hervorragende Besetzung: die drei Hauptprotagonisten liefern tolle Leistungen ab:

Ricardo Darin, welcher Roberto spielt und Ignacio Huang der in die Rolle von Jun Hio schlüpft, sind herausragend. Auch Muriel Santa Ana als Mari überzeugt.

Dem Regisseur ist es perfekt gelungen, den Sachzwang von Roberto herauszuarbeiten, mit Jun buchstäblich "leben zu müssen". Die Verzweiflung Robertos über die Situation ist greifbar, die Unschuld Juns ebenso.

Key point war: erst als Roberto versuchte, seine Sicht der Dinge zu verlassen und sich auch nur für einen Augenblick in die Rolle von Jun oder auch Mari zu versetzen, wurde für ihn vieles klarer.

Merksatz: Wenn Dich eigene Sorgen belasten und Du Probleme mit Menschen in Deinem Umfeld hast, welche Dir passabel auf den Wecker fallen, versuche ein Rollenspiel: schlüpf für einen Moment in deren Sichtweise und deren Situation. Das kann hier und dort helfen, deeskalierend und heilend zu wirken und Verständnis für die andere Position zu wecken.

Nicht selten führt das zu win-win-Situationen.

Wer vergleichsweise ruhige Geschichten mag, welche in angenehmem Tempo erzählt werden und etwas psychologischen Unterbau aufweisen, ist hier eventuell richtig. Liebt man Action und grenzenlose Spannung: der Film wird das eher nicht bieten können.

ein chinese zum mitnehmen - trailer deutsch

un cuento chino, ganzer film spanisch

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Central do Brasil (Central Station) Brasilien Roadmovie 1998 flagge-brasilien-wehende-flagge-15x23.gif

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Im Zentralbahnhof von Rio de Janeiro arbeitet Isidora Teixeira (im folgenden nur Dora genannt) als Briefeschreiberin. Sie hilft Menschen, welche des Schreibens nicht mächtig sind, indem sie für sie gegen Bezahlung Briefe an deren Verwandte, Bekannte, Freunde, Liebhaber usw. schreibt und verspricht, die Briefe zu verschicken. Die pensionierte Grundschullehrerin bessert so ihre bescheidene Rente etwas auf.

Tatsächlich schickt Dora die Briefe aber nur selten ab, da sie die Briefe zur Erheiterung mit ihrer allein stehenden Freundin Irene, welche ebenfalls Lehrerin war, durchliest und dann das weitere Vorgehen bestimmt.

Eines Tages erscheint Ana mit ihrem Sohn Josue beim Bahnhof und diktiert Dora einen Brief, der besagt, dass Josue seinen Vater treffen wolle.

Dora bespricht den Brief mit Irene, will den Brief unter dem Hinweis, dass der Vater eh ein Säufer sei, wegwerfen. Irene hat aber Mitleid mit dem Jungen und ist gegen die Vernichtung des Briefes. Man einigt sich darauf, den Brief erstmal in eine Schublade zu legen, wo auch sehr viele andere lagern.

Am nächsten Tag taucht die Mutter Ana wieder mit Josue auf und erkundigt sich, ob sie den Brief schon abgeschickt habe, was Dora wahrheitsgemäss verneint. Ana ist froh darüber, bittet den alten Brief zu zerreissen und diktiert einen neuen Brief, der nun deutlich freundlicher und versöhnlicher gehalten ist. Ana legt auch ein Foto von Josue dazu.

Gerade als Ana und Josue den Bahnhof verlassen wollen, wird Ana von einem Bus überfahren und stirbt. Josue sucht verweint Dora auf, will seinem Vater einen Brief schreiben, hat aber kein Geld. Josue lungert einsam im Bahnhof herum. Mit der Zeit hat Dora Mitleid und nimmt ihn nach Absprache mit Pedrao, einem windigen Strassenhändler, nach Hause. Dort entdeckt Josue den nicht abgeschickten Brief. Dora entschuldigt dies damit, dass sie sich nicht gut gefühlt hätte. Dora bringt Josue zu Pedrao. Gemeinsam suchen sie Yolanda auf, welche angeblich eine Adoptionsagentur unterhält. Doras Anteil ist 1000 dollar. Davon kauft sich sich einen TV.

Irene misstraut dem plötzlichen Luxus und will mehr wissen. Dora erzählt ihr die Geschichte von der Adoption. Irene kann nicht glauben, dass Dora so herzlos war und macht sie darauf aufmerksam, dass es dort nicht um Adoptionen ginge, sondern darum, die Kinder zu töten und die Organe zu verkaufen. Josue sei eh für Adoptionen zu alt. Von schlechtem Gewissen geplagt holt Dora Josue, der jegliches Vertrauen in sie verloren hat, aus Yolandas Wohnung und flieht.

Dora beschliesst, Josue zu seinem Vater zu bringen und nach Bom Jesus do Norte zu reisen. Gleichzeitig bittet sie Irene, ihr schonmal Geld dorthin zu überweisen.

Auf der Busreise überstehen die 2 manches Abenteuer. Zwischendurch will Dora Josue loswerden und wieder nach Rio zurückreisen, aber irgendwie bleiben sie doch immer zusammen. In ihrer Not stehlen beide, treffen einen Busfahrer, Cesar, in den sich Dora etwas verliebt. Aber Cesar wird das Ganze zu mulmig und er nimmt mit seinem Trucker Reissaus und lässt die 2 allein zurück.

Schliesslich verkauft Dora ihre Uhr und die 2 gelangen zu ihrem Ziel, dem Pilgerort Bom Jesus. Dort wird ihnen erzählt, dass der Vater Josues ein Haus in der Lotterie gewonnen, aber alles versoffen habe. Da Irene das Geld falsch überwiesen hat, bleiben Josue und Dora hungrig, ohne Geld und erschöpft zurück. Es kommt zwischen den zwei zum Streit und Dora bricht in einem Pilgerhaus zusammen.

Am Morgen wacht Dora in den Armen Josues auf. Es ist das erste Mal, dass die zwei ein wenig zärtlich zueinander sind. Josue hat die Idee, das Geschäftsmodell mit den Briefen wieder aufzunehmen, was sich als Glücksgriff erweist. Schnell kommt Geld zusammen. Man kann sich sogar eine Nacht im Hotel leisten. Als Josue die Briefe entsorgen will, hält ihn Dora zurück und gibt sie am nächsten Tag beim Postamt auf.

Im Heimatort von Josues Vater treffen sie zwar nicht auf den Vater, wohl aber auf dessen Söhne Isaias und Moises. Isaias denkt, dass der Vater wiederkomme, Moises glaubt nicht daran. Die zwei Brüder haben eine gut gehende Schreinerei aufgebaut, wirken ehrlich und sind tüchtig. Der Vater hat ihnen vor Monaten einen Brief geschrieben und Dora wird gebeten, ihn vorzulesen. Darin träumt der Vater von einer Zukunft mit Ana und seinen Söhnen und Dora nennt auch Josue , was dieser als Lüge bemerkt.

Eigentlich wollte Dora Josue adoptieren. Die zwei wurden sich doch sehr vertraut und gewannen einander am Ende richtig lieb.

Aber Dora opfert ihre Idee, weil sie denkt, dass Josue bei seinen Brüdern, welche ja die Schreinerei betreiben, eine bessere Zukunft hätte. Josue springt dem abfahrenden Bus Doras hinterher, kann ihn aber nicht mehr erreichen.

Dora schreibt einen Brief an Josue, indem sie ihm sagt, dass sie glaube, dass sein Vater zurückkomme.

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Walter Salles hat als Regisseur schon sehr gute Arbeit geleistet. Der Film gilt als einer der besten brasilianischen Filme aller Zeiten. Ich meine, zu Recht.


Das Drehbuch ist der Hammer. Outstanding war die Leistung der grande Madame Fernanda Montenegro als zickige, schrullige Isidora. Sie hat das einfach grandios gespielt und zurecht Preise für ihre Topleistung abgeholt. Vincius de Oliveira hat man mehr oder weniger von der Strasse weg für diese Rolle engagiert. Er arbeitete als Schuhputzer, hatte keinerlei Schauspielererfahrung und wurde rein zufällig entdeckt. Gegen 2000 Knaben haben für diese Rolle vorgesprochen. Am Ende entschied man sich für den Schuhputzer, der Salles rein zufällig um etwas Kleingeld für ein Sandwich bat, da ihm an diesem Tag die Kunden ausblieben.

Mir haben auch die Szenen gefallen, als die Menschen dort ihre Schicksale, Schwierigkeiten, Sehnsüchte zu Papier bringen wollten. Diese Gesichter zu sehen und die Orte zu hören aus denen sie stammten, hatte schon was.

In Rio de Janeiro war ich überhaupt noch nie, aber die Rodoviario Terminals waren in Tocantins und Goias genau gleich. Die Gebäude, wo die Busse halten und es Pausen gibt, ebenfalls.

Insgesamt packt einen da schon etwas Wehmut, wenn man dieses fürchterliche, grossartige, wunderbare, faszinierende, liebenswürdige, brutale Brasilien wieder sieht.

Fand schon, das Lebensgefühl sei im Film gut eingefangen.

pra Betitu, Kev, Milla, amo vcs..... abraco :knuddel: saudades.....

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Diarios de motocicleta Chile Roadmovie (2004) flagge-chile-wehende-flagge-15x23.gif

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Unter der Regie von Walter Salles wurde die Abenteuerreise durch Südamerika des damals 23-jährigen Medizinstudenten Ernesto "Fuser" Guevara de la Serna und seines Kumpels, dem damals 29-jährigen Biochemiker Alberto Granado, verfilmt.

Als roter Faden dienten die Tagebücher unserer zwei Protagonisten. Mit leichten Abweichungen hielt sich Salles grösstenteils an die Vorlagen.

Obwohl Ernesto nur noch 1 Semester zum Abschluss seines Medizinstudiums, Fachgebiet Lepra, fehlte und er damals in einer Beziehung mit der aus gutem Hause stammenden, Chichina Ferreira steckte, entschloss er sich zusammen mit seinem langjährigen Freund, Alberto Granado, zum Trip durch Südamerika. Ziel war die Entdeckung des lateinamerikanischen Kontinents, welches die zwei bislang nur aus Büchern kannten. Sowohl Alberto als auch Ernesto waren rastlos, voll von Abenteuerlust. So knapp ihre Geldmittel waren, so gross waren Ihre Träume.

Als Transportmittel diente ihnen anfangs ein Motorrad: die legendäre "poderosa II", eine 500 er Norton, Baujahr 1939. Ziel war es, Südamerika von Argentinien aus über Chile, Peru, Kolumbien bis nach Venezuela zu bereisen.

Schon bald nach der Abreise beginnt ihnen die Poderosa (Allmächtige) Probleme zu machen. Immer wieder stürzen sie, immer wieder kommt es zu Pannen. Erste Station ist ein Besuch bei Chichina. Ernesto schenkt ihr einen Hund, der Kamba heisst, in den englischen oder deutschen Versionen heisst er "Comeback".

In Temuco, Chile, erscheint in der Zeitung "Austral newspaper" ein Artikel über unsere Abenteurer, in dem sie als zwei der berühmtesten Lepra Spezialisten Amerikas präsentiert werden. . Der Artikel wird ihnen in der Folge da und dort als Referenz helfen. In Temuco beginnt Che auch ein Techtelmechtel mit einer verheirateten Frau. Der eifersüchtige Ehemann kommt dahinter und es bleibt Che und Alberto nichts anders übrig, als überstürzt abzureisen.

Immer wieder streikt die Poderosa, immer wieder muss sie repariert werden. Ab und zu sind Ernestos Fähigkeiten als Arzt gefragt. In Chile treffen sie auch Kommunisten, welche vor der Polizei flohen. Man erfährt, wie deren Kollegen unter mysteriösen Gründen plötzlich verschwanden.

Man besucht Minen, ist entsetzt über die Arbeitsbedingungen, über die Ausbeutung.

Mit Cuzco, Peru, besuchen sie das Herz Lateinamerikas. Cuzco war die Hauptstadt der Incas. Die Spanier zerstörten die Stadt und benannten Lima zum neuen Hauptport. Ernesto und Alberto lernen Coca Blätter kauen. Ein Frau erzählt, sie wäre nie in der Schule gewesen. Deshalb könne sie kein Kastilianisch, sondern nur Quechua sprechen.

Der Machu Picchu hinterlässt bei beiden Abenteuerern einen tiefen Eindruck.

In San Pablo, Peru besuchen sie eine Leprastation und arbeiten dort. Die Kranken leben auf einer Insel, das behandelnde Personal auf einer anderen. Dazwischen fliesst ein Fluss. Die Arbeitsbedingungen sind sehr herzlich. Alle helfen einander. Es wird auch Fussball gespielt. Häuser werden repariert. Anlässlich seines Geburtstages wird Ernesto gefeiert und er hält eine wegweisende Rede, welche ein Vorgeschmack ist, was sich in Kuba und Süd-/ Mittelamerika bald ereignen wird. Die Rede ist auch im Tagebuch von Che abgedruckt.

Entgegen allen odds, durchschwimmt Ernesto den Fluss und setzt zu den Lepra-Kranken über.

Ueber Kolumbien reist man nach Caracas, Venezuela, weiter. Alberto nimmt eine Stelle an und fragt Che, doch mit ihm zu arbeiten. Che führt aus, dass ihn die Reise verändert habe. Er leide unter der Ungerechtigkeit, welche er gesehen habe. Man umarmt sich. Che steigt ins Flugzeug.

sie werden sich 8 Jahre lang nicht mehr sehen.

Die schwarz-weiss Bilder des Casts am Ende sind der Hammer, ebenso die Pics von Alberto und Che sowie der Einblender mit dem richtigen, inzwischen alten Alberto.

Che war mitbeteiligt am Sturz Batistas. kämpfte im Kongo und in Bolivien, wo er 1967 gefangen genommen und erschossen wurde.

Alberto Granado blieb ihm immer ein treuer Freund und eröffnete die medizinische Station Santiago auf Kuba.

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Diarios de motocicleta wollte ich unbedingt bei meiner Serie dabei haben. Natürlich schwingt da immer ein wenig Sympathie für Che mit. Er ist auch einer, über den ich alles sammle, was mir in die Hände fällt. Sehe Che in der Zwischenzeit etwas differenzierter als auch schon. Trotzdem kann man ihm eine gewisse Authenzität und Geradlinigkeit nicht absprechen.

Der Film liefert erstaunlich schöne Bilder. Er nimmt uns mit durch die Länder und diese Länder bekommen Gesichter, liefern Geschichten. Irgendwie motiviert der Film auch zum Reisen. Man möchte fremde Kulturen und fremde Gesichter sehen. Habe mich während dem ganzen Film nie gelangweilt und fand ihn eindrücklich. Die Armut vieler Leute wurde plausibel dargestellt, ebenso die Ausbeutung, die Ungerechtigkeiten. Es ist nicht erstaunlich, dass diese Reise in Che und wohl auch in Alberto viel ausgelöst haben muss.

Der Abgleich mit dem Buch the motorcyle diaries fördert zutage, dass sich Walter Salles doch im Wesentlichen an die Vorgaben gehalten hat. Dort wo er abweicht und Che besser darstellt, als er war (die 15 Dollar von Chichina soll er nicht dem kommunistischen Pärchen gegeben haben, sondern Chichina tatsächlich einen Schal in Miami gekauft haben usw.), hätte Che gar nicht nötig gehabt. Fand das Tagebuch von Che erstaunlich ehrlich und absolut spannend zu lesen. Zudem hatte Che einen guten Sinn für Poesie und Schalk, welche im Film nur bedingt rüberkommen.

Insbesondere die schauspielerische Leistung von Gael Garcia Bernal als Che Guevara wird gerühmt. Jene von Rodrigo de la Serna (der mit Che verwandt sein soll) als Alberto Granado wird von vielen Kritikern n tick weniger gut kommentiert. Ich hätte es gerade umgekehrt gesehen. Fand, Rodrigo de la Serna war der heimliche Star dieses Film. Diese Lebensfreude, diese Unbekümmertheit, welche er rüberbrachte, war gut geschauspielert.

Rodrigo de la Serna bekundete an beiden Rollen Interesse: sowohl als Che als auch als Alberto. Schliesslich wurde er als Alberto ausgewählt. Anlässlich der Dreharbeiten tauchte auch Alberto Granado auf. Rodrigo sagt, der Deal zwischen Alberto und Che sei es gewesen, dass Che nach Buenos Aires gehen, das Medizinstudium abschliessen würde, um dann mit Alberto zusammen in Venezuela zu arbeiten. Aber Alberto Granado wartete vergeblich auf Che und hatte 8 Jahre lang nichts von ihm gehört. Dann hätte er von einem argentinischen Arzt Wind bekommen, der sich der kubanischen Revolution angeschlossen habe und er hätte sofort an Che gedacht. Als ihn Che nach der geglückten Revolution nach Kuba einlud, fuhr Alberto hin und lebte fortan dort. Alberto Granado starb 2011 auf Kuba.

the motorcycle diaries - trailer

the motorcycle diaries - full- spanisch

die Reiseroute:

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Winaypacha Peru Drama 2018 flagge-peru-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Winaypacha des peruanischen Filmemachers Oscar Catacora ist der Erste, in dem komplett Aymara gesprochen wird. Ein Blick auf die IMDb-Bewertung zeigt, dass der Film mit 7.8 einen guten Wert aufweist, bei Google hat der Film gar 96 % gefallen, was sehr hoch ist.

Die dermassen positiven Einschätzungen erstaunen, denn der Film ist eigentlich eher ein Nischenfilm.

Der Plot ist ähnlich karg wie die unwirtliche Gegend, in dem er angelegt ist.

Aber der Reihe nach:

Willka lebt mit seiner Frau, Phaxsi, im peruanischen Hochland. Beide sind schon sehr alt, wirken gebrechlich. Ihr Alltag ist hart. Die Speisen sind karg. Die Landschaft ist unwirtlich. Ein paar Schafe, ein Lama, und ein Hund ist alles, was die zwei an Tieren besitzen.

Ihre grosse Hoffnung ist ihr geliebter Sohn Antuku. Man vermisst ihn und wäre für seine Hilfe dankbar. Willka glaubt allerdings nicht mehr, dass Antuku zurückkommt. Die grossen Städte hätten ihn verändert. Phaxsi ist da etwas hoffnungsfroher: sie hat auch mitbekommen, dass Antuku sich geschämt hat, Aymara zu sprechen, aber es könnte doch sein, dass ein Wind ihn zurück zu ihnen tragen würde.

Grosse Pläne haben die 2 nicht mehr, aber sie schauen gut zueinander. Was auffällt: im ganzen Film fällt nicht eine Beleidigung, nicht ein böses Wort, kein ironischer Unterzug.
Das Ehepaar wirkt eingespielt, behandelt sich mit Respekt. Man hilft einander, wo es nur geht, versteht sich als Freunde.

Willka möchte einen neuen Poncho und Phaxsi verspricht, ihm einen zu nähen. Die Farben müssten aber zusammenpassen, nur so würden sie gut zusammen leben.

Auffällig ist, wie gebrechlich Willka ist. Sein Atem geht schwer (was bei 5000 m auch nicht eine wirkliche Sensation ist) aber er wirkt doch richtig alt.

Bestimmte religiöse und traditionelle Rituale werden gepflegt, wie das Pachakuti, wohl das Neujahrsfest. Man dankt für das abgelaufene Jahr, bittet um die Rückkehr des Sohnes, um das Wohlergehen des Viehs. In einer Zeremonie befragt man das Glück und Willka meint, dass ein Unglück passieren werde und der Tod zwischen ihnen kreise. Phaxsi meint, sie wolle nicht sterben, sie wolle ihren Sohn wiedersehen.

Die Tage sind bitterkalt und im Haus gehen die Streichhölzer aus. Das Dach ist nicht dicht. Schon geschwächt, gelingt es Willka das Dach zu flicken. Das Problem der Streichhölzer bleibt bestehen und obwohl Willka meint, das Dort sei weit weg und er nicht mehr gerne reise, bricht er nach einer Ermutigung von Phaxsi mit dem Lama auf.

Als er bei einer Gedenkstätte vorbeikommt, bittet er den grossen Apacheta, offenbar eine Heiligenfigur, um Hilfe. Er wirkt völlig erschöpft und es ist nicht zu sehen, wie er den Weg schaffen kann. In der Nacht ist Willka immer noch nicht zurückgekehrt, weshalb ihn Phaxsi sucht. Sie ruft nach ihm. Endlich hört sie eine Antwort. Schliesslich findet Phaxsi den völlig entkräfteten Willka. Er hat es nicht in die Stadt geschafft, man wird also keine Streichhölzer haben. Mühsam schleppt man sich zurück zum Haus, wo man feststellt, dass alle Schafe vom Fuchs (Andenfuchs?) gerissen wurden. Ein Schaf war trächtig. Man weint um die Tiere und bestattet sie.

Willka geht es immer schlechter. Phaxsi ist auch am Limit, muss dafür schauen, dass das Feuer nicht ausgeht, wirkt völlig übermüdet.

Mit den Medikamenten, welche Phaxsi herstellt, geht es Willka ein bisschen besser, aber das Essen wird knapp. Die Cocablätter sind aufgebraucht. Willka wird wieder schwächer.
Phaxsi schaut zum Feuer, ist wieder am Anschlag. Man beklagt, dass der geliebte Sohn Antuku so weit weg ist und wohl nie mehr auftauchen wird.

Plötzlich bricht ein Feuer aus, das betagte Paar kann den Brand nicht löschen, muss zusehen, wie das Haus niederbrennt. Als das Essen komplett ausgeht, muss schweren Herzens sogar das Lama geschlachtet werden. Aber es hilft nichts mehr: trotz der aufopferungsvollen Pflege Phaxsis ist Willka zu schwach und stirbt.

An der Gedenkstätte bittet Phaxsi Willka, ihren Sohn Antuku zu führen und verlässt den unwirtlichen Ort.

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Glaube nicht, dass Winaypacha jemals ein Film für die Masse wird. Wie gesagt, mich erstaunen die hohen Zustimmungszahlen. Glaube auch nicht, dass er kommerziell jemals ein Riesenerfolg wird.

Dennoch: so karg die Landschaft, die Behausung ausfällt, was bei diesem 2 Leute Kino geboten wird, ist aller Ehren wert. Die Beziehung der zwei Protagonisten ist erstaunlich. Ihr Umgang faszinierend. Direkte, ehrliche Leute, deren Sehnsucht und Gedanken sich um ihren geliebten Sohn drehen, der sie verlassen hat.

Als Beilage eine seltsame Religiösität, deren Bedeutung man wohl nur erahnen kann, die aber sicherlich sehr tief zu den Leuten dort oben gehört.

Vor der Verfilmung widmete sich der Regisseur Oscar Catacora den 2 Hauptdarstellern während 6 Monaten, um sie in der Schauspielkunst zu unterrichten. Rosa Nina, welche Phaxsi spielte, hatte überhaupt noch nie einen Film gesehen. Nach Beendigung des Filmes meinte sie: "in diesem Ding habe ich einen Teil meines Lebens gelassen." Da es in der Aymara-Sprache kein Wort für Film oder Fiction gibt, war "Ding" wohl die richtige Uebersetzung.

Der Film wurde auf über 4800 Metern gedreht. Die Dreharbeiten erstreckten sich über 6 Wochen. Allerdings konnte pro Tag nur während 45 Minuten gedreht werden, da es einfach zu kalt war. Willka wurde übrigens vom Grossvater des Regisseurs gespielt.

Ein guter Film für Liebhaber von Nischenfilmen.

Wer sich Spannung, Action, Sexyness, leichte Unterhaltung wünscht: Hände weg von diesem Film.

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Der Held der zu besprechenden Dokumentation über Minenarbeit ist der damals gerade mal 14-jährige Bolivianer Basilio Vargas. Regie führten Kief Davidson und Richard Ladkani.

Basilios Familie lebte auf dem Land. Man verkaufte Wolltücher in Potosi. Dieses liegt am Fuss des Berges Cerro Rico, welcher für seinen unfassbar grossen Reichtum an Silberadern berühmt ist. Seit dem frühen 17. Jahrhundert wird dort Silber und Zinn abgebaut.

Das Leben der Familie änderte sich schlagartig, als der Vater starb. Basilio war gerade mal 2 Jahre alt. Man zog zur alten Mine am Cerro Rico. Basilio hat eine fürsorgliche Mutter, einen jüngeren Bruder Bernardino, eine kleine Schwester Vanessa.

Schon sehr jung schlüpfte Basilio in die Rolle des Vaters, arbeitete schon mit 10 in den Minen und sorgte so für dringend benötigtes Geld.

Zum Zeitpunkt des Drehs war Basilio 14 Jahre alt, hatte schon 4 Jahre Minenarbeit hinter sich. Sein Bruder Bernardino arbeitete auch schon in den Minen und Basilio hatte ein wachsames Auge auf ihn und versuchte, ihn vor Gefahren zu beschützen. Aus den Interviews wird klar, dass sich Bernardino in den Minen fürchtet, es scheint ihm eine Last zu sein. Die Mine ist nicht sehr ergiebig, die Qualität des Materials nicht gut, die Bezahlung ist bei dieser Mine 2 1/2 Dollar pro Tag, bei anderen Minen mit besseren Mineralien werde 4 Dollar entlöhnt. Der Boss, Saturnino Ortega, hinterlässt einen guten Eindruck. Er hat den Jungs alles beigebracht und zwar mit Umsicht, nicht mit der Faust, wie er betont. Er wirkt vertrauenswürdig und sympathisch.

Die Arbeitsbedingungen sind hart. Die Temperaturen im Berginnern erreichen ca. 35-40 Grad. Es werden auch manchmal Doppelschichten geschoben, d.h. 24 Stunden in Folge gearbeitet.

Sowohl Basilio als auch Bernardino sehnen sich nach dem Besuch einer Schule, einem Leben in einer Stadt. Basilio träumt von einer Familie, von einem schönen Ort weg von Bolivien, von Europa. Sein Traum sei es immer gewesen an Orte zu gehen, die er nicht kenne.

Die Minenarbeiter haben mit Staublungen, mit Einstürzen, mit Gasvergiftungen usw. zu kämpfen. Es wird erzählt, dass Minenarbeiter so mit 35-40 Jahren sterben.

Im weiteren wechselt Basilio zur Rosario Mine, die es seit ca. dem 16. Jahrhundert geben soll. Dort würde man nach einem Unfall ein halbes Salär weiter zahlen, was Basilio überzeugte. Bernardino hat als Minenarbeiter aufgehört. Für ihn war die Arbeit nichts. Neuer Boss ist Braulio Jancko. Er besitzt 20 Jahre Minenerfahrung. Auch er kommt sympathisch rüber. Kümmert sich um Basilio. Er arbeitet mit einer Acetylen-Lampe. Wenn diese ausgeht, weiss er, dass giftige Kohlenmonoxyd-Gase freigesetzt wurden und er fliehen muss.

Braulio erzählt auch, dass Potosi wegen den Silberminen ehemals die reichste und am meisten bevölkerte Stadt gewesen sei. Grösser als London oder Paris. 8 Millionen Minenarbeiter seien gestorben. Man würde sagen, der Berg würde die Männer von alleine essen.

Mit dem Geld, das Basilio verdient, kann er zur Schule. Bildung ist hier der Key zum Ausstieg aus der Misere.

Braulio sagt, dass er wisse, dass er nur kurz lebe, aber er sei doch ein stolzer Minenarbeiter.

Die Arbeiter sind ausserhalb der Minen gläubig. In den Minen huldigen sie dem Teufel Tio, beschwichtigen ihn mit Gaben, bitten ihn, gnädig zu sein. Jede Mine soll so eine Stätte mit einer Teufelsgestalt haben. Der Name soll auf die spanischen Eroberer zurück gehen. eigentlich müsste es dio /Gott heissen. Da es in der Sprache Quechua aber kein D gibt, hätte man anstelle von dio eben tio gesagt.

Am Ende gibts einen Einblender: 800 Kinder arbeiten in den Tunnels von Cerro Rico. Die Meisten werden die Minen nie verlassen.

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Eindrückliche, aber auch erschütternde Dokumentation über Kinderarbeit in bolivianischen Minen.

Sympathie mit Basilio, seiner Familie, den Minenarbeitern stellt sich schnell ein. Die Arbeit unter Tage ist unfassbar hart. Das bringt die Dokumentation gut rüber.

Es fällt auf, wie sympathisch und im positiven Sinn einfach die Leute rüberkommen. Keiner wirkt abgehoben, keiner ist überheblich. Die Vorarbeiter sind pflichtbewusst, sorgen sich um ihre Leute.

Die Bedeutung dieses Tio ist mir klar und zeigt mir eher, wie verzweifelt die Arbeiter sein müssen. Aus der Distanz betrachtet, ein seltsamer Aberglaube, der sich aber vor Ort und aus der Perspektive der Arbeiter und der Angehörigen wohl anders präsentiert. Auch der christliche Pfarrer kommt ein wenig als Vertreter eines Aberglaubens daher, aber das ist nur meine bescheidene Sicht der Dinge.

Bei Wikipedia steht, dass im Jahr 2014 die Lage so aussehe, dass Basilio Tourismus studiere, 3 Nächte pro Woche in den Minen arbeite und auch Minenführungen für Touristen mache. Bernardino hätte geheiratet, würde jetzt doch in den Minen arbeiten und am Abend studieren. Bernardino und Basilio würden im Gegensatz zur Mutter nicht mehr am Berg wohnen.

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Paraguay, latas vacias Mystery/Thriller (2014) flagge-paraguay-wehende-flagge-15x23.gif

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Für Paraguay ist der Film Latas Vacias von Herib Godoy am Start.

Am Ende des Tripel-Allianz-Krieges (1864 bis 1870) wurden in Paraguay viele Schätze übers ganze Land im Boden vergraben, sodass die Feinde ihrer nicht Habhaft werden konnten.

Der Legende nach würde der Fluch diese Schätze beschützen, bis jemand mit einer guten Seele sie finden und den Fluch brechen würde.

Bis zum heutigen Tag lebt diese Legende im Gedächnis des paraguayischen Volkes.

Alfonso ist Schatzsucher. Er spielt mit seinem Bruder Alfredo Fussball. Währenddessen schmiedet Alfonsos Teilhaber einen Plan, ihn durch 2 Killer ermorden zu lassen. Der Teilhaber hat Schulden. Man habe einen Schatz gefunden und er wolle das nicht Alfonso teilen. Sie würden morgen um 9 graben. Während dieser Zeit solle man den Sack mit dem Geld Alfonsos stehlen. Er sei unter dem Zelt.

Alfonso und der Teilhaber graben tatsächlich. Alfredo schaut zum Himmel. Er sieht Wolken, die wie ein Hund aussehen. Alfonso schickt Alfredo los, ihm die Spitzhacke zu holen. Die Mutter Alfredos ist gestorben, sie habe Alfonso immer gesagt: Du suchst was, das nicht existiert. Er sei es müde, nach Schätzen zu graben, träumt von einem Leben in Oviedo, wo er es mit seinen Ersparnissen 1 Jahr lang aushalten könne.

Alfredo holt die Hacke beim Zelt und überrascht dabei den einen Killer mit dem Sack Alfonsos in der Hand. Der Killer macht nicht lange Federlesens und erschiesst Alfredo. Der andere Killer flieht auf dem Motorrad. Alfonso und sein Teilhaber eilen zum Zelt, können aber für Alfredo nichts mehr tun.

Der Fluch ereilt nun den Killer, er wird von ihm verfolgt. der Killer schiesst seinen Revolver leer und stürzt schliesslich von der Brücke. Er taucht nicht mehr auf.

Nach der Beerdigung von Alfredo kommt es zu einem Streit zwischen dem Teilhaber und dem Motorfahrer-Killer, bei dem Letzterer den Teilhaber ersticht.

Alfonso läuft, will nach Coronel Oviedo. Obwohl Alfonso kein Geld hat, nimmt ihn der Motorfahrrad-Killer mit.

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7 Jahre später: Das Leben Alfonsos ist hart, er lebt vom Sammeln von leeren Dosen. Er ist mit Atilio befreundet, einer eher zwielichtigen Gestalt. Ansonsten ist Alfonso einsam.
Seltene Abwechslung bietet ihm die schöne Prostituierte Veronica, welcher die Dollar-Zeichen in die Augen geschrieben sind.

Die Hütte Alfonsos ist karg. sein Leben könnte nicht simpler sein. Alfonso sucht auch auf der Kehrichtdeponie nach verwertbarem. Genauso wie eine unglaublich hübsche, sympathische Frau, welche es gut mit Alfonso meint. Leider hat Alfonso keine Augen für sie. Atilio taucht auf. Man konsumiert Drogen. Atilio erzählt von einem Ort, wo es einen Schatz gäbe. Alfonso sagt, er könne nicht auf Schatzsuche, er hätte mit Veronica abgemacht. Atilio warnt Alfonso: Veronica sei eine Trickbetrügerin:"die wird Dich nur ausnehmen."
Als Alfonso Veronica besuchen will, ist sie besetzt. Ihr Kunde ist niemand anderes als Atilio.

Alfonso geht fischen, gräbt nach dem Schatz und findet ihn..... Er geht zu Veronica, wo er gerade noch sieht, wie Atilio mit dem Motorrad davon braust. Trotzdem besucht er sie, als sich der Fluch meldet und es zu spuken beginnt. Zunächst glaubt ihm Veronica nicht, dass Alfonso den Schatz fand, aber als sie die Münzen sieht, beginnt sie sich plötzlich für Alfonso zu interessieren, träumt von einer Klimaanlage. Sie stiehlt ein paar Münzen. Alfonso möchte nur mit ihr Leben.

Alfonso bringt den Schatz nach Hause, aber der Spuk geht wieder los, die Dosen sind in seinem Garten verteilt.

Veronica steckt Atilio, dass Alfonso den Schatz gefunden habe. Atilio meint, der Schatz gehöre ihm, er hätte Alfonso doch davon erzählt. Er geht zu Alfonsos Haus, findet den Schatz, wird aber selber vom Fluch getroffen, verängstigt flieht er ohne Schatz.

Alfonso bringt den Schatz zurück und vergräbt ihn, will vom Schatz nichts mehr wissen.

Veronica und Atilio suchen den Fundort wieder auf. Veronica buddelt und findet ihn. Aber wieder meldet sich der Fluch. Als Atilio und Veronica sich schon Gedanken über die Verwendung machen, spukt es wieder und Atilio fällt tot zu Boden. Veronica wirft den Schatz voller Angst in einen öffentlichen Abfallbehälter und rennt davon.

Die Müllarbeiter nehmen den Schatz mit und so landet er wieder auf der Abfalldeponie. Aus dem Radio erfährt Alfonso von Atilios Tod. Er wäre im Haus der 22-jährigen Prostituierten Veronica Ruiz Diaz gefunden worden.

Schliesslich findet Alfonso den Schatz auf der Müllhalde. Seine Kollegin, die es immer gut mit ihm gemeint hat, fragt ihn: möchtest Du kaltes Wasser? Diesmal sagt Alfonso ja, und es ist wohl auch ein ja zu dieser unglaublich sympathischen Frau. Die Frau macht Alfonso auf eine Wolke am Himmel aufmerksam: Es ist ein Hund......

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Der Film wird bei IMDb mit 8,2 bewertet, was sehr gut ist, aber die 100 % bei Google konnte ich kaum glauben. Dachte vor Ansicht des Filmes, dass es evtl. halt nur sehr wenige Voter gab und der Film evtl. nicht so gut wäre.

Wie man sich täuschen kann.

Dieser Film ist schlicht ein Meisterwerk. Er wurde mit einem Budet von nur 6000 Dollar gedreht. Bin unglaublich dankbar, dass ich ihn sehen durfte.

Das ist einfach Independent Kino vom Allerfeinsten. Unglaublich tief angelegt. Das Casting war überragend. Anibal Ortiz war Weltklasse, genauso wie Maximo Florentin. Der Plot hätte nicht besser sein können. Spannung pur bis zum Ende. Und was für ein Schluss: poetisch, würdevoll, versöhnlich.

Einfach nur ganz tief in mir glücklich gewesen. Ueberhaupt war es spannend zu fühlen, welche Emotionen dieser Film vermittelt.

Ganz grosses Kino aus Paraguay. Ich kann den Film nicht genug loben. Das war ein Volltreffer. Herzliches Danke an alle, welche an diesem Meisterwerk mitgearbeitet haben.

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Hier die Frau von der Müllhalde. Keine Ahnung wieso. Aber diese Frau hat bei mir sowas von einer Sympathie ausgelöst. Grandios.
 

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El viaje hacia el mar Komödie/Philosophie Uruguay (2003) flagge-uruguay-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film, die Reise zum Meer, des Uruguayers Guillermo Casanova Arosteguy basiert auf der gleichnamigen Geschichte von Juan Jose Morosoli.

Sonntagmorgen in der Stadt Minas, Uruguay. Ein Fremder steigt aus einem Bus, betritt eine Bar, welche gerade öffnet. Nach und nach betreten der Lottoverkäufer Siete y Tres Diez, der Strassenwischer Rataplan, der Totengräber Quintana das Lokal. Alle drei sind kautzige Gestalten. Von der Welt haben sie noch nicht viel gesehen.

Man eröffnet dem Fremden, dass heute ein spezieller Tag sei. Rodriguez werde sie mit seinem kleinen Lastwagen mitnehmen und ihnen das Meer zeigen. Er hätte ihnen vom Meer erzählt. Es sei spektakulär, ein Phänomen.

Rodriguez erscheint mit seinem roten Lastwagen. Sein Beifahrer ist Vasco , ein weiterer Kautz. Siete steigt auf die Ladebühne mit seinem Hund Aquino, Rataplan und Quintana nehmen auch Platz. Der Lastwagen fährt los. Der Fremde kauft eine Flasche Hochprozentiges und rennt dem Camion nach, steigt zu. Er fahre auch mit ans Meer.

Der Totengräber ist ein Miesepeter erster Güte. Rataplan ein Schwätzer, Siete ist happy mit seinem Hund und der Fremde wirkt wie ein Mann von Welt in dieser Schelmenrunde. Die Flasche wandert herum. Die Leute werden lustig, man singt, hat es launig.

Bei einer ersten Panne bemerkt Rodriguez den Fremden, fragt ihn, wer ihn eingeladen habe. Der sonst ruhige und nette Rodriguez ist nicht amused über den Fahrgast, von dem er nichts weiss. Der Fremde muss aussteigen. Aber schon bald bekommt Rodriguez ein schlechtes Gewissen, legt den Rückwärtsgang ein und der Fremde ist wieder dabei, diesmal mit dem Einverständnis von Rodriguez.

Pannen überschatten die Reise. Man lernt unsere seltsamen Helden ein wenig besser kennen. Der Fremde sagt, er sei Schriftsteller, er arbeite gerade an einer Kurzgeschichte, welche anfangs die Geschichte ist, die gerade im Film erzählt wird.

Eine Werbetafel mit einer schönen Frau erhitzt die Gemüter der Reisenden. Man mutmasst, die Lady wäre bestimmt teuer im Unterhalt. Der Totengräber sagt lakonisch: Teuer sind sie alle....

Regen kommt auf, was unsere Jungs aber nicht davon abhält, auf der Ladebrücke wacker zu singen.

Man erreicht einen noblen Ort, mit schönen Menschen, schönen Häusern. Die Reisegruppe gönnt sich ein Eis.

Schliesslich erreichen Rodriguez und seine Mitfahrer das Meer, welches noch hinter einem kleinen Hügel liegt. Die Jungs sind aber erstmal nicht erpicht, das Meer zu sehen. Vielmehr sehnen sie sich nach einem Barbecue. Der konstant miesepetrige Totengräber beklagt sich über den lausigen Trip, bei dem man nichts gesehen habe. Der grosse Philosoph Rodriguez gibt ihm zu verstehen, dass eine Reise erst beginne, wenn man zurück sei.

Rodriguez sitzt auf einem Hügel und sieht das Meer, während die Jungs ein Barbecue machen und es sich gut gehen lassen und dann einnicken.

Rodriguez kann es nicht verstehen, dass die Jungs nur essen und schlafen wollen. Schliesslich machen sich alle auf, das Meer zu sehen und da ist es wirklich: wunderschön, sanft, mit Sandstrand und sanften Wellen.

Alle sind ein wenig ergriffen. die 7 meint: ganz schön viel Wasser. Es wäre wie Land, halt mit Wasser. El Vasco lässt Sand durch seine Finger gleiten. Das Beste am Meer wäre der Sand. Der Totengräber: ja es wäre der Mühe wert gewesen. Wie hätte er sich all dieses Wasser vorstellen können? Er könne es einfach nicht verstehen, woher all dieses Wasser käme. Das Meer bewege sich langsam. Rataplan ist erstaunt, dass das Meer ohne Schiffe sei und so wärs halt ein bisschen wie ein Feld ohne Bäume. Es gäbe aber schon Schiffe, erklärt ihm Rodriguez. Die wären da draussen.

Rodriguez ist wenig begeistert über die Antworten seiner Kumpels und nimmt ein Bad im Meer. Der Totengräber nimmt sich den Hut vom Kopf. Er könne sich nicht helfen, aber er habe ein bisschen Heimweh.

Er steht im Wasser, die Wellen umspülen seine Füsse.

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Das Werk ist ein sehr gut gemachter Schelmenfilm. Roadmovie ist er auch, aber ebenso vermittelt er ein bisschen Philosophie.

Das Casting gefällt. Dauert nicht lang, bis man die Typen gut unterscheiden und jedem seine Macken zuordnen kann.

Was auffällt: die Dialoge sind aussergewöhnlich gut, mit passabler Tiefe und Schärfe. Der Witz unserer Helden überzeugt. Besonders der Totengräber ist nicht nur gut gespielt, er hat auch das Glück, richtig guten Text erhalten zu haben.

Insgesamt ein launiger, witziger Streifen. Wer Filme mag, mit kautzigen Akteuren und Dialogen, liegt hier mit guter Wahrscheinlichkeit richtig.

Guter Aussenseiterfilm. Kann ihn empfehlen.

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El abrazo de la serpiente Kolumbien Mystik/Drama (2015) flagge-kolumbien-wehende-flagge-15x23.gif

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Inspiriert wurde das Werk durch die Reisetagebücher des aus Deutschland stammenden Anthropologen Theodor Koch-Grünberg sowie des US-amerikanischen Biologen Richard Evens Schultes.

Der Film arbeitet mit Zeitsprüngen. Zur besseren Uebersicht habe ich versucht, die Geschichte übersichtlich zu erzählen.

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Anfangs des 20. Jahrhunderts reist Theodor Koch in die Region des Amazonas, um das Verhalten der Einheimischen zu studieren. Im Folgenden wird er nur noch Theo genannt.

Theo reist mit Manduca, einem Indigenen vom Stamm der Bara. Theo wird schwer krank und die Zwei suchen Hilfe beim jungen Schamanen Karamakate. Dieser erwähnt die Heilpflanze Yakruna. Nur diese könne Theo helfen. Als Karamakate Theos Kette sieht, fragt er ihn, woher er diese habe. Theo erzählt, er habe sie von einem Schamanen der Cohiuano bekommen, wonach ihn Karamakate der Lüge bezichtet. Die Weissen hätten die Cohiuani getötet Theo hingegen sagt, die Cohiuani lebten noch immer am Ufer des Yari Flusses. Schliesslich geht Karamakate doch mit Theo auf die Suche nach der wundersamen Pflanze.
Man besucht einen Stamm, wo Theo und Manduca die Indigenen mit Schuhplattler-Einlagen zum Lachen bringen. Theo erklärt dem Stamm die Funktion des Kompasses. Als sie abreisen wollen, ist der Kompass weg. Theo hat die Befürchtung, dass das Urvolk mit dem Kompass ihr altes Wissen über die Himmelsrichtungen verlieren wird. Man gibt ihm zu bedenken, dass er nicht verhindern könne, dass das Urvolk lerne. Das Wissen gehöre allen.

Immer wieder wird Theo von Karamakate angewiesen, endlich sein Gepäck zu entsorgen. Er brauche das nicht. Theo führt aus, dass in den Kisten das gesammelte Wissen von 4 Jahren Expeditionen liegen. Er müsse dies nach Hause bringen, damit sie ihm glauben, was er sah.

Man besucht eine Mission, wo der Kapuziner erst sehr ablehnend reagiert. Er lebt schon seit 10 Jahren hier. Als der Kapuziner ein Kind auspeitscht, schlägt ihn Manduca nieder und weist die Kinder, welche dort leben, an, zu fliehen. Theo, Manduca und Karamate haben nicht genug Essen, um für alle zu sorgen. Schliesslich verlassen Theo und seine 2 Begleiter die Mission.

Theo bekommt Schüttelfrost. Trotz einem wüsten Streit pflegen Manduca und Karamakate ihn. Schliesslich gelangt man einen seltsamen Ort, wo man mit der Yakruna das Ende der Welt feiert. Theo gehts noch immer schlecht. Karamakate meint, Yakruna dürfe nicht angebaut werden und Theo bringe eh nur Unglück. Die Weissen würden alles zerstören. Karmakate findet zwar Yakruna, verbrennt es aber. Manduca flieht mit Theo.

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40 Jahre später:

Der alte Karamakate sieht ein Boot kommen. Darin sitzt Evan. Er beschreibt die Pflanze, welche er sucht: auch er sucht nach der Yakruna-Pflanze, Theo hätte sie beschrieben. Er widme sein Leben den Pflanzen. Karamakate sagt: das sei das Vernünftigste, was er je von einem Weissen gehört habe. Even bietet Karamakate Geld, wenn er ihm bei der Suche helfe. Aber dieser hält nichts davon: es rieche schlecht... Evan hat noch nie in seinem Leben geträumt. Die Schamanen diverser Stämme hätten ihm gesagt, nur Yakruna könne helfen.

Obschon Karamatake deprimiert wirkt, will er Evan helfen. Allerdings fühle er sich wie eine leere Hülle, ein "Chullachaqui". Die beiden machen sich im Boot auf die Reise. Evan erzählt ihm, dass Theo im Regenwald umkam und sein Begleiter, Manduca, die Tagebücher nach Deutschland geschickt habe, wo sie veröffentlicht wurden.

Langsam kommt bei Karamakate die Erinnerung zurück. Man erreicht die Mission, wo ein total durchgeknallter Typ die Indigenen schlecht behandelt. Karamakate vergiftet alle und ihm und Evan gelingt die Flucht vom Ort des Grauens. Karamakate findet wieder, dass das Gepäck nur eine Last wäre und schmeisst die meiste Habe Evans' ins Wasser. Dieser hält aber an einer kleinen Truhe fest, wo sich ein Plattenspieler drin befindet. Die Zwei lauschen den Klängen.

Schliesslich findet man tatsächlich die Yakruna-Pflanze, worüber Karamakate sagt, es wäre die Letzte auf der Welt. Evan will die Pflanze mitnehmen. Es kommt zum Streit, Karamakate meint, es wäre ihm egal, wenn Evan ihn töten würde, die Yakruna würde eh auch sterben.

Schliesslich versöhnen sich die zwei. Karamakate führt aus, dass er nicht seinem Volk Wissen weitergeben musste, sondern ihm, Evan.

Die Kamera zeigt die wunderschöne Natur. Der junge Karamakate verwandelt sich eindrücklich in eine Sternenlandschaft, in die Ewigkeit.

Even wacht auf. Karamakate ist weg.

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Der Kolumbianer Ciro Guerra hat nicht nur am Drehbuch mitgeschrieben, sondern auch Regie geführt.

Die Geschichten sind unterhaltsam und stimmig erzählt. Das Casting überzeugt. Abenteuerlust kommt beim Betrachten durchaus auf.

Die Message: Achtung und Respektierung des Lebensraums, freier Zugang zu Wissen, Respekt vor der Andersartigkeit kommt subtil und ohne Drohfinger rüber. Hat mir sehr gefallen.

Hauptaussage war aber für mich die Erklärung dieses "Chullachaqui". Wieviele "leere Hüllen" warten im Grunde nur darauf, mit gutem Inhalt gefüllt zu werden? Vielleicht erklärt Chullachaqui auch einen grossen Teil der aktuellen (westlichen) Unzufriedenheit. Sowohl nach aussen, als auch nach innen.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bemerke ich, wie fundamental wichtig das ist.
Kein Wunder, ging Karamakate daran fast zu Grunde.

Merksatz: Vergiss nach Möglichkeit nie mehr "Chullachaqui"
El abrazo de la serpiente: Prädikat wertvoll

Abspann:
Der Film ist den Völkern gewidmet, deren Lied wir nie kennen werden.


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Young Kaelin

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Hermano Venezuela Sportdrama (2010) flagge-venezuela-wehende-flagge-15x23.gif

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Für Venezuela darf der Sportfilm Hermano ran. Marcel Rasquin hat am Drehbuch mitgearbeitet und die Regie des Werks übernommen.

Herausgekommen ist ein erstaunlich authentisches Werk, welches vom Plot her allerdings nicht immer überzeugen kann, genausowenig wie bei gewissen Fussballszenen.

Caracas, Venezuela. Eine Mutter spaziert mit ihrem Kind, Julio, als letzterer ein Geräusch hört. Der Kleine freut sich und denkt, es wär eine Katze. Die Zwei treten näher und sehen ein Baby im Müll. Die Mutter läuft erst weg, um dann von schlechtem Gewissen geplagt, sogleich zurückzukehren. Sie wird das Kind adoptieren und es Daniel nennen.

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16 Jahre später: das Fussballteam von La Ceniza, in dem auch Julio und Daniel mitspielen, liegt im Halbfinal des Inter Barrio Turniers in der zweiten Halbzeit 0:1 zurück. 5 Minuten vor Schluss gelingt Daniel der Ausgleich. Ganz am Ende markiert Daniel nach feiner Einzelleistung gar den Siegestreffer. La Ceniza gewinnt und steht im Final. Julio steht als Captain ebenfalls im Team. Die Mutter ist begeisterter Fan des Teams und happy.

Edgar Quintana ist Talentspäher beim FC Caracas und hat sich das Spiel angesehen. Er notiert sich Daniels Namen.

Das Geld ist knapp. Julio ist Mitglied einer Gang, während sich Daniel in ein Mädchen verkuckt hat, dass aber schon einen Freund hat.

Daniel und Julio besuchen ein Fussballspiel. Daniel trainiert seriös, während Julios Gedanken eher bei der Gang sind. Daniels Mädchen verlässt ihren Freund, ist aber schwanger von ihm. Sie will abtreiben und fragt Daniel, ob er mit ihr zum Arzt gehen würde.

Kinder haben Daniels Fussballschuhe über eine Leitung geworfen. Daniel geht nach Hause, um Hilfsmittel zu holen, damit er die Schuhe wieder runter bringt. Der Torhüter Massimiliano stösst zu den Kindern, bedroht sie mit einer Waffe und beginnt, auf sie zu schiessen. Dabei verletzt er die vorbeilaufende Mutter von Daniel und Julio schwer. Daniel hat die Szene vom Dach aus beobachtet. Massimiliano verfolgt die Kinder und legt alle erbarmungslos um. Daniel bringt die Mutter ins Spital, aber es ist nichts mehr zu machen, sie stirbt.

Daniel wird Julio nicht sagen, dass er weiss, wer der Mörder ist. Der Torhüter kommt vorbei um zu kondolieren, bringt Geld mit. Daniel gerät in Streit mit Julio, weil er denkt, dass das Geld schmutzig sei. Daniel ist zerstört, er sagt seiner Freundin, dass seine Mutter ihm das Leben gerettet habe, aber er ihres nicht habe retten können.

Daniel und Julio können ein Probetraining beim FC Caracas bestreiten. Schliesslich wird Daniel ein Angebot gemacht. Dieser sagt aber, er unterschreibe nur, wenn sein Bruder auch aufgenommen werde. Beide oder keiner. Die Verantwortlichen des FC Caracas wollen sich erstmal den Final anschauen.

Julio sagt, er wisse, wer der Mörder der Mutter sei, macht sich mit dem Torhüter auf und erschiesst den Falschen. Daniel stösst hinzu und steckt Max dass er weiss, dass er seine Mutter erschossen hat.

Julio wird von der Gang ernsthaft an der Hand verletzt. Trotzdem sind sich die Brüder so nah wie nie zuvor. Julio sagt zu Daniel: Du warst ein Geschenk. Die 2 tanzen.

Daniels Freundin behält das Kind jetzt doch. Sie werde schauen, was passiert und hätte sich so sehr gewünscht, dass Daniel der Vater wäre.

Es kommt zum Showdown mit dem Team Petare. Das Spiel wird hart geführt. Julio ist sauer auf Daniel. Er hätte gewusst, dass Max der Mörder der Mutter sei und ihm nichts gesagt.
Er sei nicht mehr sein Bruder.
Beide spielen trotzdem eine glänzende Partie. Am Ende kann Daniel tatsächlich den entscheidenden Treffer zum 4:3 machen. Er freut sich allerdings nicht. Rennt zum Torhüter Max und verletzt diesen so schwer, dass er stirbt.

Am Ende wird Julio im Lineup eines guten Teams in einem riesigen Stadion gezeigt. Er bekreuzigt sich und zeigt zum Himmel.

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Der Film unterhält gut und ist spannend zu sehen. Allerdings sind gewisse Momente nicht sehr glaubwürdig: wieso Massimiliano auf die Kinder schiesst, die tödliche Attacke von Daniel auf den Torhüter Max.

Trotzdem: die Geschichte und Freundschaft der Stiefbrüder Daniel und Julio ist perfekt erzählt. Die Darstellung auch des Innenlebens der zwei Protagonisten ist Regisseur Rasquin richtig gut gelungen. Ebenso ist die Ghettostimmung und das Lebensgefühl gut eingefangen. Hier liegt imo die grosse Stärke dieses Films.

Vielleicht hätte man aus der Liebesbeziehung mit Daniels Freundin mehr machen können, aber sie war auch so durchaus sanft und schön.

Der grosse Star dieses Filmes ist Daniel. Das Acting von Fernando Moreno als Daniel und auch jenes von Eliu Armas als Julio waren überdurchschnittlich gut.

Dieser Film wird in Kritiken auch als eine "light"-Ausgabe von City of God bezeichnet.

Wie auch immer: mit ein paar Retouchen an der Geschichte und wohl auch etwas mehr Geld im Budget, hätte aus diesem schon jetzt guten Film ein überragender werden können.

Mir hat der Film trotzdem gut gefallen.

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Der weisse Diamant Britisch-Guayana Dokumentarfilm (2004) flagge-guyana-wehende-flagge-15x23.gif

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Beim Dokumentarfilm, der weisse Diamant, führte Werner Herzog Regie.

Zu Beginn werden die Anfänge der Fliegerei kurz erklärt. Der Fokus richtet sich auf die Zeppeline. Man reiste damit interkontinental zu Destinationen wie Indien, Brasilien, den USA. Die Katastrophe um den Zeppelin Hindenburg setzte dieser Art zu Fliegen ein vorläufiges Ende. Dennoch wurde die Idee nie ganz zu den Akten gelegt, wurden aber erst am Ende des 20. Jahrhunderts wiederbelebt. Mit nicht brennbarem Gas und neuen Applikationen und Ideen griffen Ingenieure die Sache wieder auf.

Ein wesentlicher Vertreter ist der unternehmenslustige, positiv verrückte Luftfahrtingenieur Dr. Graham Dorrington, der an der Universität in London lehrt. Schon mit 14 Jahren baute der sympathische Mann an einer Rakete, welche explodierte und ihn 2 Finger kostete.

Im Jahr 1993 verunglückte der talentierte Naturfilmer Götz Dieter Plage mit einem von Dorrington konstruierten Fluggerät in Sumatra tödlich.

In der Dokumentation kommt man nicht um den Eindruck, dass Dorrington diesen Unfall nicht gänzlich verarbeitet hat.

Plages eindrückliche Arbeit wird mit tollen Aufnahmen von über ihn stampfenden Elefanten in Thailand und einem Angriff eines Gorillas auf einen Spezialisten gezeigt. Zwar gingen beide Situationen glimpflich aus, aber beide Ereignisse sind eindrücklich und geben einen Begriff davon, wie gefährlich das war.

Beim aktuellen Projekt will man mit einem Luftschiff über den Kaieteur-Wasserfällen in Guayana schweben und Filmaufnahmen dieses gewaltigen Naturereignisses machen.

Anfangs brennt der Antriebsmotor durch, der Schub des stärksten Motors, des Schwanzmotors, geht in die falsche Richtung, Halterungen gelangen in den Propeller und gehen kaputt. Offensichtlich hat man Glück im Unglück gehabt. Die Sicherheitsvorkehrungen werden verstärkt. Neue Tests und Versuche werden unternommen.

Der Zuschauer macht Bekanntschaft mit Marc Anthony Yhap. Er besitzt eine Pflanze, welche gut für die Augen sei und eine, welche gegen Arthritis oder Schmerzen und Entzündungen helfe. Sein Traum ist es, seine Mutter in Malaga, Spanien, zu besuchen.

Dorrington und Yhap sind sich sympathisch und Yhap glaubt an Dorrington und umgekehrt. Yhap möchte mal mit Dorringtons Flugschiff mitfliegen.

Brasilianer betreiben flussabwärts eine Diamantmine. Ein Arbeiter hält stolz einen weissen Diamanten in die Kamera und Yhap findet, das Flugschiff gleiche einem weissen Diamanten, weshalb man dann das Gefährt so nennt.

Schliesslich gelingt ein Flug wunderbar und Pilot Donnington ist schlicht überwältigt. Auch der Flug von Dorrington mit Yhap, der mitfliegen darf, verläuft ausgezeichnet.

Die Gegend um die Kaieteur-Fälle ist sensationell schön. Es soll dort 1 Million Mauersegler geben, was man angesichts der Schwärme sofort glaubt.

Am Schluss sieht man Mauersegler in grosser Zahl in eine hinter dem Wasserball liegende, verborgene Höhle fliegen, aus der ein Schwall von Vögeln wieder zurückströmt. Ein wahrhaft schöner Schluss.

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Ein Spezialist, Dr. Michael Wilk, hat sich am Wasserfall abseilen lassen und wunderbare Bilder geliefert. Die Legende der Kaieteur-Fälle geht so, dass sie besagt, dass grosse Schlangen in der Höhle einen Schatz bewachen, der aus Gold und Diamanten besteht.

Der Name Kaieteur-Wasserfall ging auf ein Ereignis zurück, das sich vermutlich vor der Entdeckung der Neuen Welt erreignete:

Nach einer Sage der Patamona-Indianer fand ihr Häuptling Kai im Wasserfall den Tod: sein Stamm wurde von kriegerischen Kariben attackiert, in seiner Not wandte sich Kai an den Geist Makunaima. Dieser forderte ein Opfer. Da bestieg Kai ein Kanu, mit dem er mit den Wassermassen in die Tiefe stürzte. Somit konnte er dem Land seines Stammes Frieden bringen. Unten am Wasserfall zeigt ein Felsen ein Gesicht, Man sagt, dass es das Gesicht Kais zeige.


Britisch-Guayana ist das einzige südamerikanische Land, indem englisch gesprochen wird. Die Bevölkerung setzt sich im Wesentlichen hauptsächlich aus Indern und Afroamerikaner aus der Karibik zusammen. Dazu gibt es auch einen kleinen Anteil Ureinwohner.

Mark Anthony Yhab wartete auch nach Drehschluss drauf, seine Familie in Spanien besuchen zu können.

Der Ingenieur Dr. Graham Dorrington arbeitete nach Beendigung des Filmes an einer verbesserten Version seines Luftschiffes und wieder im Labor des Queen Mary Colleges der Universität London.

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Wan Pipel Surinam Drama (1976) flagge-suriname-wehende-flagge-15x23.gif

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Unter der Regie von Pim de la Parra entstand ein zeitloser Klassiker.

Gleich zu Beginn folgender Einblender:

"Am 25. November 1975 wurde Surinam nach 300 Jahren holländischer Kolonialisierung unabhängig.
Nach Abschaffung der Sklaverei gab es eine Immigration, insbesondere aus Indien, Indonesien und China. Surinam beinhaltet heute verschiedene Kulturen, welche sich in jedem Aspekt der Gesellschaft zeigen. Die offizielle Sprache ist holländisch.

Am meisten wird aber Sranang Tongo gesprochen, ein Mix aus Englisch, Holländisch, Französisch und Spanisch. Die Hälfte der Bevölkerung Surinams spricht Hindustani, eine surinamische Verson von Hindi".

Paramaribo, Surinam: Die Mutter ist schwer krank. Sie wünscht sich ihren Sohn Roy, der in Holland studiert, zurück. Sie möchte ihren Sohn noch einmal sehen, bevor sie sterbe. Man informiert Roy mittels Telegramm.

Amsterdam, Holland: Roy Ferrel lebt in einer Beziehung mit der schönen Holländerin Karina. Diese unterstützt Roy finanziell. Roy studiert Wirtschaft. Ein Telegramm erreicht Roy, er solle sofort nach Surinam zurückkommen, seine Mutter läge im Sterben. Verzweifelt versucht Roy, sich das Geld für den Flug zu beschaffen. Schliesslich leiht ihm Karina das Geld.

Paramaribo, Surinam: Roy trifft gerade noch rechtzeitig bei seiner sterbenden Mutter ein. Kurze Zeit später verstirbt sie. Roy nimmt Surinam, seine Heimat neu wahr, verliebt sich neu in das Land und seine Kultur, spürt seine Wurzeln. Roy verliebt sich in die hinduistische Oberschwester Rubia, was zu grossen Konflikten innerhalb Rubias aber auch Roys Familie führt. Tradition spielt dabei eine grosse Rolle, Rassismus auch.

Roy will nicht mehr nach Holland zurück. Er möchte bei Rubia bleiben. Für Karina gibt es keinen Platz mehr in seinem Leben. Sowohl Roys als auch Rubias Vater tolerieren die Beziehung von Roy und Rubia nicht. Es kommt deshalb dauernd zu Streit. Schliesslich zieht Rubia bei ihren Eltern aus und mietet sich ein kleines Haus.

Ueberraschend taucht Karina aus Holland auf. Sie hat ihr Auto verkauft, damit sie sich das Ticket leisten konnte. Mit der Zeit wird ihr klar, was da in Surinam läuft und dass es für Roy eine andere Frau in seinem Leben gibt. Der Vater Roys behandelt Karina gut, zeigt ihr die Insel. Schliesslich schenkt Roy Karina doch noch reinen Wein ein und sagt ihr, warum er nicht nach Holland zurück geht.

Karina schenkt ihm für alle Fälle ein Flugticket nach Holland, das 1-Jahr gültig ist und fliegt dann wieder nach Holland zurück.

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Interessanter Film aus Südamerika. Das zweite Land nach Indonesien, wo Holland eine Rolle spielt. Diese holländische Sprache hat schon was. Tönt etwas seltsam in meinen Ohren, aber ich mag es. Erinnerungen an XY werden wach. Sie hat mir damals auch von Surinam e! erzählt. Dieses e am Ende wird auf Holländisch immer ausgesprochen.

Im Film prallen die kreolische und hinduistische Kultur aufeinander. Pim de la Parra ist es gelungen, in seinem Werk Einsichten in die Denkweise der jeweiligen Seite zu vermitteln.

Konflikte von Beziehungen mit unterschiedlichem Kulturbackground sind wohl auch heute noch topaktuell.

Roy und Nubia haben im Film versucht, die engen, starren Sichtweisen zu durchbrechen und sich für eine neue, offene und freie Betrachtung entschieden, wo jede Kultur ihren Platz gleichberechtigt nebeneinander hat.

Borger Breeveld als Roy, Willeke van Ammelrooy als Karina sowie Emanuel van Gonter als Roys Vater spielen ausgezeichnet. Diana Gangaram Panday als Rubia fand ich einen Tick weniger gut.

Das Drehbuch ist stimmig. Die Story wird unterhaltsam erzählt.

Vermutlich ist das Lebensgefühl von Suriname schon gut eingefangen. Kann mir vorstellen, dass das Leben dort in etwa so abläuft, wie im Film geschildert. Mit Europa nicht wirklich zu vergleichen und wohl eine andere Welt.

Auffallend war diese seltsame Sehnsucht vieler, nach Holland zu reisen. Die eher zwangsverheiratete Rooshni hatte diese Sehnsucht ebenso wie Norman, der alles stehen und liegen liess und nach Holland reiste.

Insgesamt ein Klassiker aus Surinam, der auch fast 50 Jahre nach seinem Erscheinen erstaunlich aktuell und modern wirkt. Ein Kritiker meinte, der Film hätte well geaged. Seh das auch so.

Guter Film. Kann man sich durchaus geben.

Wan Pipel trailer - holländisch

Wan Pipel - full - holländisch/holländische subs


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Ratas, ratones y rateros Ecuador Gangsterfilm/Krimi (1999) flagge-ecuador-wehende-flagge-15x23.gif

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Der vorliegende Film ist auf Deutsch als "Kleine Ratten" bekannt. Der Regisseur Sebastian Cordero, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, bietet uns hier einen düsteren, traurigen Gangsterfilm an.

Die Handlung spielt sowohl in Quito als auch in Guayaquil, weitgehend im kriminellen Milieu.

Hauptprotagonist ist der Jugendliche Salvador, der zusammen mit seiner schwer behinderten Grossmutter und seinem Vater, Don Clemente, in einer einfach eingerichteten Wohnung lebt.

Zusammen mit seinem Kumpel Marlon schlägt er sich als Kleinkrimineller durch. Er stiehlt Radkappen und Scheibenwischer. Mayra ist eine Kollegin der Beiden, hatte aber mal ein Verhältnis mit seinem Cousin Angel.

Dieser Angel trägt seinen Namen, Engel, zu Unrecht. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, nahm er seine kriminelle Tätigkeiten erneut auf und ist auf der Flucht. Offenbar hat er Guayaquil einen Jungen namens Johnny schwer verletzt. Ein Mann ist auf ihn angesetzt und trachtet ihm nach dem Leben.

Don Clemente ist wenig begeistert über die Ankunft Angels in Quito. Angel träumt von
Autos, Häusern und Banken und ist mit seiner kriminellen Energie deutlich zielstrebiger als Marlon und Salvador unterwegs.

Carolina, welche aus einer edlen Familie stammt, ist eine Verwandte von Salvador. Dieser ist aus der Schule geflogen und traut sich erstmal nicht mehr heim. Carolina bietet ihm Unterschlupf an, genau wie Angel. Als Salvador seinen Vater informiert, wird sein Vater schon von dem Verfolger Angels festgehalten und nach dem Telefongespräch zusammengeschlagen.

Angel beklaut auch die Familie von Carolina. Ihm ist nichts heilig.

Salvador bekommt immer wieder Krampfanfälle, eine Krankheit, unter der er schon lange leidet.

Angel stiehlt und verkauft ein Auto. Hat jetzt Geld. Er will Schulden begleichen, wird entdeckt und muss fliehen, wird von einem Auto angefahren und schleppt sich verletzt zu Salvador. Angel gesteht, dass er einen Jungen getötet habe, bevor er nach Quito kam.

Salvador raubt zwei Rucksacktouristen aus und kauft 2 Tickets nach Quito. Er trifft dort Mayra. Sie erzählt ihm, dass der Vater von einem Einbrecher zusammengeschlagen wurde und im Spital sei.

Zuhause lauert der Einbrecher, bedroht Angel und Marlon und Salvador rettet die Situation, indem er den Einbrecher brutal niederschlägt, wobei dieser tödliche Verletzungen davon trägt.

Angel verkauft CJ, Carolinas Freund, noch eine Pistole. CJ zettelt einen Streit mit Carolina an. Die Polizei kommt hinzu. Die Waffe CJs fällt zu Boden.

Mayra und Salvador kommen sich näher. Sie steckt ihm, dass sie mal was mit Angel hatte.

Angel will Ecuardor verlassen und seine kriminellen Geschäfte in Kolumbien oder den USA weiterführen. Als Angel und Marlon bei CJS Familie mit dessen Einverständnis einbrechen, taucht erst Carolina überraschend auf und schliesslich werden Angel und Marlon auch von CJs Vater beim Einpacken von Diebesgut überrascht. Er bedroht sie mit einer Pistole. Angel zückt selber seine Pistole, schiesst auf ihn und verletzt den Vater schwer. Marlon und Angel flüchten. Später kommen CJ und Carolina zum verletzten Vater.

Die OP von Salvadors Vater ist nicht nach Wunsch verlaufen. Es hat Komplikationen gegeben und er stirbt.

Angel bestaunt den gestohlenen Schmuck und fährt weg.

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Ratas, ratones y rateros ist ein Gangsterfilm der übleren Art. Die Brutalität macht nachdenklich. Werte zählen nicht viel. Aus Salvador hätte vielleicht ein guter Typ werden können, aber auch er hat seinen Rucksack zu tragen.

Angel ist total rücksichtslos, geht buchstäblich über Leichen.

Das Drehbuch scheint mir nicht perfekt zu sein, da die Figuren dürften etwas besser ausgearbeitet sein (Marlon, die Grossmutter, Mayra, Carolina). Trotzdem ist das Jammern auf hohem Niveau.

Was den Film so gut macht: er ist absolut authentisch.

Besonders hervorzuheben ist die cineastische Leistung des Schauspielers Carlos Valencia, der Angel spielt. Das war vom Allerfeinsten und er braucht sich damit auch nicht vor Branchenleadern zu verstecken. Besser kann man seine Rolle nicht spielen.

Insgesamt ein erstaunlich guter Krimi/Gangsterfilm aus Ecuador, der viel besser ist, als es sein IMDb-Rating erahnen lässt.

Für Liebhaber von Gangsterfilmen evtl. sogar ein must.

ratas rateros ratones - trailer - spanisch

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Young Kaelin

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Papillon Französisch-Guayana Drama 2017 flagge-franzoesisch-guyana-wehende-flagge-15x23.gif

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Mit folgender Filmbesprechung geht meine Serie zu Südamerika leider zu Ende, da von allen Ländern mind. 1 Film besprochen wurde.

Unter der Regie von Michael Noer entstand ein Remake des gleichnamigen Filmes aus dem Jahr 1973 von Franklin J. Schaffner.

Damals spielte Steve Mc Queen Henri Charriere (Papillon) und Dustin Hoffman Louis Dega

Die Neuverfilmung hält sich ebenfalls nahe am Buch von Papillon (in der Folge nur noch Pap genannt).

Nun, die Latte mit dem Werk von 1973 war extrem hoch gesetzt, denn Papillon darf man wohl mit Fug und Recht zu den Filmklassikern zählen.

Charlie Hunnam als Pap und Rami Malek als Louis Dega geben ihr möglichstens, den Erwartungen gerecht zu werden, was ihnen imo aber nicht auf Augenhöhe gelingt.

Der Plot ist im wesentlichen so aufgebaut:

Paris 1931, Pap geniesst das Leben. Er ist auf die kriminelle Bahn geraten, arbeitet als Tresorknacker. Pap wird beschuldigt, den Zuhälter Roland Legrand umgebracht zu haben, was er bestreitet.

Dennoch wird er auf die franz. Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verbannt.
Während der Ueberfahrt lernt Pap Louis Dega kennen. Der Deal ist, dass Pap auf Louis Degas Leben aufpasst und der ihm dafür eine Flucht finanziert.

Die Bestimmungen der Strafkolonie sehen folgendermassen aus:

1. Fluchtversuch 2 Jahre Einzelhaft
2. Fluchtversuch 5 Jahre Einzelhaft, gefolgt von lebenslanger Haft auf der Teufelsinsel.
3. Wer einen Mord begeht, wird hingerichtet.

Nach einem ersten gescheiterten Fluchtversuch kommt Pap auf die Insel St. Joseph. Dort sitzt er 2 Jahre in Einzelhaft ab.

Zurück flieht er wieder, diesmal mit Celier, Maturette, Louis Dega. Den vieren gelingt erstmal die Flucht. Auf der See entsteht Streit, wobei Celier getötet und im Meer bestattet wird. Wieder an Land werden die 3 von einer Glaubensschwester verraten. Maturette wird dabei erschossen. Pap übersteht auch die 5 Jahre Einzelhaft und landet auf der Teufelsinsel, wo er Dega wieder trifft. Ursprünglich wollte auch Dega mit ihm fliehen, zieht sich aber im letzten Moment zurück. Pap lässt sein Kokosnussfloss zu Wasser und ihm gelingt die Flucht.

1969 Ein Mann reist im Flugzeug. Seine Frau hat ihn überzeugt, seine Geschichte niederzuschreiben. Er lebt jetzt in Venezuela. Er sucht offenbar einen Verleger auf. Ob das wirklich seine Geschichte sei? Pap sagt, es sei die Geschichte vieler Männer.

Am Ende des Filmes werden Originalaufnahmen von Sträflingen eingeblendet und auch ein Foto von Henri Charriere.

Folgende Einblender beenden den Film:

Ueber 80000 Häftlinge seien in die Strafkolonie Französich-Guayana verbannt worden. Die Meisten kehrten nie mehr nach Frankreich zurück.

Henri Charrieres Autobiografie Papillon führte 21 Wochen lang die Bestseller Listen in Frankreich an. Bis heute wurden über 13 Millionen Exemplare in 30 Sprachen verkauft.

1970 unterzeichnete der franz. Justizminister ein Dekret, das Henri Charriere die Rückkehr nach Frankreich ermöglichte. Den Rest seines Lebens verbrachte er als freier Mann.
Die Strafkolonie in Französisch-Guayana überlebte ihn nicht.

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Henri Charriere wurde "Papillon" genannt, weil er sich einen Schmetterling eintätowieren liess.

Der Wahrheitsgehalt der Autobiographie ist nicht unumstritten. Viele Häftlinge erkannten sich in den Geschichten und es ist nicht ausgeschlossen, dass "Papillon" eine Sammlung div. Geschichten ist. Besonders ein Herr Charles Brunier gab an, dass vieles, was er erlebt habe, sich mit Papis Geschichte decke.

Der Schluss dieses 2017-Remake nimmt mit seiner Anmerkung der "Geschichte vieler Männer" den Authentizitätskritikern etwas den Wind aus dem Segel.

Charriere hat stets gesagt, dass er unschuldig verurteilt wurde und er Roland Legrand nicht umgebracht habe. Nachforschungen haben ergeben, dass dies umstritten ist, Allerdings gibt es auch Quellen, welche davon ausgehen, dass Charriere wusste, wer der Mörder war, er selber aber damit nichts zu tun hatte.

Charriere hat auch ein weiteres Buch geschrieben, welches an Papillon anknüpft und "Banco" heisst. Ich hatte beide Bücher gelesen und kann sie empfehlen.

Das Remake Papillon hat einfach die schwere Last der ersten Verfilmung zu tragen. Für sich allein betrachtet ist das Werk ganz ordentlich gemacht. Es lehnt sich aber auch stark an die Verfilmung an und insbesondere Steve McQueen hat mir um einiges besser gefallen als Charlie Hunnam. Das Leiden in Einzelhaft war bei McQueen einiges eindrücklicher dargestellt. Dustin Hoffman kontrastierte besser zu McQueen als Rami Malek das zu Charlie Hunnam tat und war imo dadurch dramaturgisch besser. Im Remake haben mir die Figuren Celier und Maturette ganz gut gefallen. Das war stimmig.

Insgesamt kann man sich dieses Remake durchaus geben. Man sollte es aber eigenständig leben lassen und es nicht mit dem Original vergleichen.

P.S. die Nachforschungen über die Authentizität sind spannend und haben mir einiges an Spass bereitet.

Papillon 2017 - trailer - englisch


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Panamá Al Brown: Cuando el puño se abre Panama Sportlerdokumentation (2018) flagge-panama-wehende-flagge-15x23.gif

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Die Sportlerdokumentation gibt Einblicke ins Leben des 1. Lateinamerikanischen Boxweltmeisters, Alfonso Teofilo Brown, genannt Panama Al Brown.

Der Regisseur Carlos Aguilar Navarro hat einen gewaltigen Aufwand betrieben und lässt folgende Fachleute zu Wort kommen:

Alvaro Menendez Franco, Poet Philosoph
Gerardo Maloney Soziologe, Filmkenner
Alberto Barrow, Advokat, Schriftsteller
Julio Enrique Harris, Unternehmer
Daniel Alonso
Juan Carlos Tapia, Unternehmer
Carlos Wynter Melo, Schriftsteller
Eduardo Arroyo, Biograph
Ariel Rene Perez, Investigator, Schriftsteller
Leopoldo Bonias Perez-Fuster, Präsident der Boxfederation Valencia
Miguel Terren Balaguer, Boxfederation Valencia
Felix Cuadrado Clemente, Boxfanatiker
Edwin Gonzalez Alarcon, Dramaturg.

Die Dokumentation ist in 10 Abschnitte/Runden aufgeteilt.

Alfonso Teofilo Brown wurde als Sohn eines Ex-Sklaven und vermutlich einer aus Haiti stammenden Mutter am 5.7.1902 in Colon, Panama geboren. Die Kindheit Alfonsos war schwierig. Die Wohnverhältnisse waren eng, das Geld knapp. Alfonso begann früh mit dem Boxen und half mit, die Familie über Wasser zu halten. Al kämpfte im Fliegengewicht, was damals die kleinste Gewichtsklasse war. Rassismus breitete sich mit der Beendigung des Panamakanals aus. Alfonso wanderte in die USA aus, wo er ohne Geld ankam. Unter dem Kampfnahmen Kid Theophelo bestritt er div. Kämpfe, meistens erfolgreich. Nachdem sein Kumpel, Battling Siki, aus Senegal von 7 Kugeln durchlöchert wurde, wusste Al, dass es in den USA praktisch unverzeihlich war, Weisse zu besiegen.

Er setzte nach Frankreich über, boxte im Bantamgewicht, umgab sich mit Künstlern. Er traf Josephine Baker und weitere Promis. Allerdings gab es für ihn keine Möglichkeit, in Frankreich um den WM-Titel zu boxen, weshalb er wieder in die USA zurückkehrte.

Al geriet in die Fänge von Manager Dave Lumiansky, einem skrupellosen Menschen voll von Komplexen, der Al diskriminierte, ihn ausbeutete und in ihm nur eine Geldmaschine sah. Schliesslich kam es vor 15000 Zuschauern am 18.6.1929 gegen den Spanier Vidal Gregorio wirklich zu einem WM-Kampf, den Al gewann und somit 1. Boxweltmeister Lateinamerikas wurde.

Am 18.11.1929 reiste Al zu seinem Geburtsort Colon, Panama, wo ihm 20000 Leute einen begeisternden Empfang bereiten. Die Meisten seiner Landsleute hatten noch nie einen Kampf von ihm gesehen.

Manager Lumiansky hatte schon Verträge für nicht weniger als 9 Kämpfe in schneller Abfolge vereinbart. Al wurde verheizt.

Privat lebte Al im Ueberfluss, kaufte sich Pferde, Autos (Bugatti), war polyglott, elegant und fand sich in der feinen Gesellschaft Frankreichs gut zurecht. Trotzdem forderten seine Kämpfe und seine Lebensweise ihren Tribut.

Seinen Titel verlor Al in Valencia, Spanien, als er Baltazar Sangchili mit 2-13, andere sagen 3-12 Runden unterlag. Al hatte schlecht trainiert und in den Bars rumgehangen. Mittlerweile trank Al auch in den Ringpausen Champagner.

Es war schon lange bekannt, dass Al Homosexuell war. Der franz. Schriftsteller Cocteau hatte eine Beziehung mit ihm, versuchte ihn auch boxerisch wieder aufs Geleise zu bringen.

Nach der Krise in Europa, der Machtübernahme Hitlers, gab es in Europa keinen Platz mehr für Al. Er kehrte rechtzeitig über die USA, nach Panama zurück, wo er 7 Kämpfe annimmt und auch absichtlich verliert, nur um eine Revanche bestreiten zu können.

Schliesslich kehrte er noch einmal in die USA zurück, wo er sich für 1 Dollar pro Runde als Sparringspartner verdingte. Al litt unter anderem an Tuberkolose. Man sammelte in Frankreich Geld für ihn, um ihn wieder nach Frankreich zu bringen, aber umgesetzt wurden diese Pläne nicht mehr. Al Brown starb verarmt und vereinsamt am 11.4.1951 in New York.

Am 7.6.1992 zog Alfonso Teofilo Brown, Exweltmeister im Bantamgewicht, in die Boxing Hall of Fame in Canastota, New York, ein.

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Die Dokumentation von Regisseur Carlos Aguilar Navarro ist liebevoll gemacht und die Sachverständigen tun ihr möglichstes, dem Zuschauer Alfonso Teofilo Brown näher zu bringen.

Wer etwas mehr von Al erfahren will: ich empfehle das Buch Panama (das Leben des Boxers Al Brown) von Eduardo Arroyo, der bei der Doku auch mitmacht.

Vielleicht war es verständlich, dass man im Film Al loben, ihn möglichst heroisch darstellen wollte.

Ich fand aber, man wäre ihm nicht ganz gerecht geworden. Befasse mich schon sehr lange mit Al und meine, Al wäre viel mehr gewesen, als er in dieser nur ca. 1-stündigen Doku beschrieben wird.

Wie im Film angetönt, hatte Al einen ausgeprägten Hang zur Selbstzerstörung, war wohl für dieses Leben viel zu gut. Beim ersten Auftritt in Frankreich wurde er sehr mies behandelt und konnte einmal nur knapp dem Mob entgehen und sein Leben retten. Zudem war Manager Lumiansky nicht nur schlecht, sondern vermutlich ein Sadist. Darüber hinaus kämpfte Al immer wieder mit Handverletzungen, insbesondere seiner Schlaghand. Er war auch immer mal wieder Ziel von Rassismus. Al litt auch an Syphilis und wurde immer wieder um Geld betrogen.

Seine Beziehung zu Cocteau war vielschichtig und ist auf youtube cocteau - al brown auch Gegenstand eines Filmes.

Trotz allem. Finde es gut, dass es diese Doku von Aguilar Navarro gibt. Alfonso Teofilo Brown hat es sich wahrlich verdient.

panama Al Brown - cuando el puno se abre - trailer - spanisch

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Los Olvidados Mexico Drama (1950) flagge-mexiko-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Los Olvidados, bei dem Luis Bunuel Regie führte und gemeinsam mit Luis Alcoriza für das Drehbuch verantwortlich war, ist in unseren Breitengraden wohl ein wenig in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie ich meine. Er gilt als Bunuels bestes Werk der mexikanischen Filmreihe.

Die Handlung basiert auf wahren Begebenheiten. Alle Personen sind authentisch.

Gleich zu Beginn ein bemerkenswerter Einspieler:

"Fast jede Hauptstadt, wie New York, Paris, London, versteckt hinter dem Reichtum von Armut gebeutelten Heimen, wo bescheiden ernährte Kinder entfernt von Gesundheit oder Schule aufwachsen und zur Krimininalität verurteilt sind. Die Gesellschaft versucht eine Kur anzubieten. Der Erfolg dieser Effekte bleibt überschaubar.... Der Tag wird kommen, wenn die Rechte der Kinder respektiert werden.

Mexico, die grosse, moderne Stadt, ist keine Ausnahme dieser Regel. Dieser Film zeigt das reale Leben. Es lässt einen nicht optimisch sein. Die Lösung dieses Problems ist den Kräften des Fortschritts überlassen."

Jaibo, ein Anführer einer Jugendbande, ist aus dem Gefängnis entwischt und taucht wieder auf.

Ein Junge vom Land, "Small Eyes", wartet traurig auf seinen Vater. Dieser wird nie in der Stadt erscheinen.

Small Eyes hilft einem alten, blinden Musiker über die Strasse.

Die Bande beschliesst, den wehrlosen Musikanten zu bestehlen, raubt ihn aus und zerstört auch seine Trommel. Später wird die Bande einen solchen Ueberfall auch auf einen Mann ohne Beine begehen.

Julian, der Jaibo damals verpfiffen hat, ist ein guter Junge, kümmert sich um seinen Vater, der Alkoholiker ist und um die ganze Familie.

Pedros Mutter kommt nach Hause. Eine verbitterte Frau. Sie war erst 14, als Pedro geboren wurde. Der Mann sei vor 5 Jahren gestorben. Pedro wirkt auf sie nur wie eine Last. Dazu hat sie weitere Kinder. Sie scheint ihre Kinder nicht lieben zu können. Pedro ist eigentlich ein guter Junge, mit gutem Herz. Aber er leidet unter der Lieblosigkeit der Mutter. Bräuchte Vertrauen und Zuspruch. Aber den gibt es in seinem Umfeld nicht. Als Pedro was essen will, sagt ihm seine Mutter, das solle er sich bei seinen Freunden holen. Pedro nimmt Reissaus trifft Small Eyes. Die zwei wiederum stossen auf Jaibo und schlafen in einem alten Gebäude.

Jaibo erkundigt sich nach Julian. Pedro weiss, dass Julian auf einer Baustelle arbeitet. Es kommt zu einem Treffen von Jaibo, Pedro und Julian. Jaibo trägt den Arm in einer Schlinge, gibt vor, verletzt zu sein. In der Schlinge versteckt er einen Stein. Er wirft ihn nach Julian, trifft ihn und schlägt ihn bewusstlos. Pedro versucht noch dazwischen zu gehen. Jaibo raubt Julian aus.

Man erfährt, dass Julian starb. Pedro hält Jaibo vor, Julian umgebracht zu haben. Der meint, das sei unabsichtlich geschehen und er habe ja auch das halbe Geld genommen.

In seinen Träumen sieht Pedro den toten Julian und umarmt seine Mutter. Er würde sich nach einem Job umsehen.

Pedro findet Arbeit bei einem Handwerksbetrieb. Jaibo kommt ihn besuchen und stiehlt ein Messer. Dieser Diebstahl wird aber Pedro angelastet.

Jaibo macht sich auch an Pedros Mutter ran. Seinen Vater hätte er nie gekannt. Die Mutter wäre gestorben, als er noch ein Kind war. Als Kind hätte er Anfälle gehabt. Dabei hätte er eine schöne Frau gesehen, die weinte. Darum hätte er gedacht, dass sie seine Mutter war.

Ein gut situierter Mann spricht Pedro an, zeigt ihm Geld. Ein Polizist kommt hinzu und Pedro kann fliehen.

Der Mann vom Karrussell behandelt die hart arbeitenden Kinder schlecht. Er scheint nur an ihrer Arbeit interessiert zu sein. Mit dem Bezahlen hat ers nicht so.

Pedros Mutter glaubt ihm nicht, dass Pedro das Messer im Laden nicht gestohlen hat. Sie bringt ihn zur Polizei, wo man aber seine Schuld nicht zweifelsfrei feststellen kann. Stattdessen schickt man Pedro auf eine Landwirtschaftsschule. Dort gibt es einen verständnisvollen Leiter, der Pedro eine Chance gibt. Er schickt ihn sogar los, ihm Zigaretten zu kaufen, gibt ihm 50 Pesos mit und sieht die Sache als Vertrauensbeweis.

Jaibo lauert aber Pedro auf. Pedro möchte ehrlich sein und die Zigaretten kaufen. Es kommt zum Streit mit Jaibo. Der stiehlt Pedro das Geld und flieht mit einem Bus.

Pedro taucht wieder in der Stadt auf. Die Gang ist versammelt. Pedro will von Jaibo das Geld zurück. Jaibo schlägt Pedro übel zusammen, dabei fällt ihm aber das Messer aus der Tasche. Pedro beschuldigt Jaibo vor allen des Mordes an Julian. Man ruft die Polizei.

Sogar der Blinde ist nicht korrekt zu Small Eyes. Letzterer hofft noch immer vergebens, dass sein Vater zurückkommt.

In einem Schuppen kommt es zum Kampf zwischen Pedro und Jaibo. Dabei wird Pedro von Jaibo tödlich verletzt.

Die Leute schauen nach, was in dem Schuppen passierte. In der Folge stellt die Polizei Jaibo und tötet auch ihn.

Schliesslich bringt man den toten Pedro auf einem Esel weg und kippt ihn einen Hügel runter.

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Der Film wurde in Mexiko anfangs nicht gut aufgenommen. Der Realismus ging vielen zu weit. Ein Drehbuchschreiber legte seine Arbeit nieder. Bunuel galt in Mexico als Nestbeschmutzer. Man verlangte gar die Ausweisung des Spaniers Bunuel.

Bei den Festspielen in Cannes wurde "Los Olividados" aber begeistert aufgenommen. Dieser Ueberschwang an guten Kritiken führte auch in Mexiko zu einem Umdenken und die anfängliche Ablehnung schwang zu einer Akzeptanz über. Schliesslich wurde Los Olvidados auch in Mexico doch noch zu einem Erfolg.

Die Traumszenen waren gelungen und das Spiel mit dem Huhn als Symbol war sehr gut gewählt. Besonders auch die Szene, wo Pedro 2 Hühner totschlägt und nicht weiss, warum.

Die Antwort der Leiters der Landwirtschaftsschule ist topmodern: Projektion.

Psychologisch ist dieser Film höchst interessant. Gibt sehr interessante Muster in diesem Film zu sehen.

Mag sein, dass sich von 1950 bis jetzt vieles auf der Welt für Jugendliche drastisch zum Guten verbessert hat. Allerdings sind Themen wie Zugang zu Schulbildung, Krankenversicherungen für alle (ein Blick nach den USA hilft), aber auch zwischenmenschliche Liebe, Einfühlsamkeit, Einsamkeit, Ausbeutung usw. usf. noch immer Themen, die global topaktuell und modern sind.

Los Olvidados gilt meines Erachtens zu Recht als Meisterwerk. Auch diesen Film kann ich mit gutem Gewissen ans Herz legen.

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Young Kaelin

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The Oceanmaker Belize Science-Fiction Animation (2014) flagge-belize-wehende-flagge-15x23.gif

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Ein auf Sand gelaufenes Boot wird gezeigt, ein Leuchtturm, nichts als trockene Wüste, ein sich in den Sand gegrabener Flugzeugträger, ein rostiges U-Boot, Windkollektoren.

Ein Flugzeug erscheint mit einer hübschen Pilotin. Im Cockpit liegt eine Anleitung zum Regenmachen auf.

Vom Leuchtturm aus werden Zeichen gesendet. 3 feindliche Flugzeuge donnern über die Pilotin hinweg. Alle machen sich zu einer Wolke auf. Die 3 Flugzeuge füllen ihre Kanister mit Wasser aus der Wolke. Das Flugzeug der Frau läuft nicht rund, was sie zu einem süssen Schlag auf die Verschalung veranlasst. In der Folge wird sie von den 3 Flugzeugen angegriffen. Ihr gelingt es trotzdem, ihre Mixtur über der Wolke abzuwerfen. Nach weiteren Angriffen der 3 Flugzeuge lassen diese erstmal von ihr ab. Die Wolke ist inzwischen deutlich grösser geworden. Die 3 Flugzeuge füllen ihre Wasserbehälter voll.

Danach erscheint ein ungleich grösseres Flugzeug. Es kommt auch hier zum Kampf.

Dabei wird unsere Heldin von einer Salve im Bauch getroffen. Ihr Flugzeug trudelt, aber die Lady kann das Flugzeug noch auffangen. Beide Flugzeuge fliegen wieder zur Wolke, wo die zwei ineinanderkrachen und explodieren.

Dichte Wolken ziehen auf. Es beginnt zu regnen. Die Frau aus dem Leuchturm kommt nach draussen. Sie freut sich über den Regen und sieht die Anweisung: Regenmacher, die zu ihr geweht wurde.

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Normalerweise bin ich nicht so der Fan von Science-Fiction Filmen und kann sie von daher schlecht einschätzen.

Dieser kurze Film von Lucas Martell hat mir aber überaus gefallen. Fand die Idee sehr gut, genauso wie die Umsetzung. Grosses Kompliment.

Insgesamt hat man 1 1/2 Jahre vom Anfang bis zur Fertigstellung gearbeitet. Der Grossteil der Arbeit wurde aber während 7 Wochen langen "Arbeitsferien" in Belize geleistet.

Das Budget war so, dass es eigentlich nicht so gross war, den Leuten die "richtigen" Tagestarife zu bezahlen, aber es war immerhin so gross, ein paar Häuser zu mieten, Essen und die Flugtickets zu bezahlen. Es war fast ein bisschen Bestechung, aber eine gute Möglichkeit, die Leute aus dem üblichen Produktionstrott zu holen. Weil man die Hauptarbeit in Belize gemacht hat, konnte man das Budget klein halten und gut am gleichen Ort und fokussiert zusammen arbeiten. 8 Leute haben dort fast die Hälfte der Arbeit erledigt.

Wenn man mal ein paar Minuten Zeit hat, kann man sich diesen Streifen durchaus geben. Mir hat er Spass gemacht.

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Young Kaelin

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Voces inocentes El Salvador Kriegsdrama (2004) flagge-el-salvador-wehende-flagge-15x23.gif

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Dem Regisseur Luis Mandoki gelang mit "voces inocentes " ein beeindruckender Film zum Thema Kindersoldaten. Schauplatz war der Bürgerkrieg in El Salvador, der von 1980 bis 1991 dauerte und nach den Angaben im Film zu 75000 Toten führte. Ueber eine Million Menschen flohen während dieser Zeit aus El Salvador.

Grundlage des Filmes war die Lebensgeschichte von Oscar Torre.

Chava ist 11-jährig und lebt in dem kleinen Ort Cuscatancingo. Um diesen kämpfen sowohl die salvadorianische Armee als auch die FMLN-Guerrilla.

Chavas Vater floh in die USA, als der Krieg in El Salvador ausbrach. Die Mutter, Kella, verliess zum Abschied nichtmal das Haus und eröffnete dem kleinen Chava, dass er ab jetzt der Mann im Haus sei. Zur Familie gehören die Schwester Rosita und der Bruder Ricardito.

Mit 12 Jahren werden die Jungen rekrutiert und dienen der salvadorianischen Armee.

Kella versucht die Familie mit Näharbeiten über Wasser zu halten. Chava gelingt es, Arbeit in einem Bus als Ausrufer von Haltestellen zu finden, was willkommenes Extrageld in die karge Haushaltskasse spült.

In der Schule verliebt sich Chava in die sympathische Cristina Maria, was zu einer Jugendromanze führt.

Ueberraschend taucht Onkel Beto mit einer Gitarre in der Hand auf. Er ist Guerrillero und Vorbote der kriegerischen Ereignisse, welche bald folgen werden. Beto will Chava vor der Rekrutierung bewahren, er sei bald 12 und ihn mitnehmen, aber Kella verweigert dies unter dem Hinweis, auch bei ihnen werden die Jungen mit 12 eingezogen. Beto schenkt Chava ein Radio. Er solle den Sender Venceremos suchen, aber vorsichtig sein, der Sender wäre verboten.

Immer wieder gibt es Gefechte und auch im Haus Chavas schlagen des öftern Kugeln ein.

Als Chava auf offener Strasse unvorsichtig Radio Venceremos hört, rettet ihn der Priester, indem er aus den Lautsprechern volle Pulle Musik ertönen lässt.

Die Schule wird angegriffen. Kella gerät zwischen die Linien. Chava schägt sich zu ihr durch. In Deckung übersteht man das Gefecht.

Raton, ein Gefechtskamerad von Beto, warnt Chava, dass die Armee morgen die 12-Jährigen rekrutieren werde. Er solle sich verstecken. Als die Armee die Häuser durchsucht, liegen die Kinder auf den Dächern.

Chava sieht gefangene Guerrilleros, darunter auch Raton, ebenso der Priester. Kinder werden gewaltsam abgeholt.

Chavas Kumpel Marcos hat sich der Guerrilla angeschlossen. Wenig später stossen auch Chava und 2 weitere Jungs dazu. Die Guerrilla wird angegriffen, Chava und andere Kinder werden gefangen genommen. Kella und die Familie muss fliehen.

Am Fluss liegen überall Leichen. Die gefangenen Kinder sollen auch umgebracht werden.
2 Kinder sind schon erschossen worden und nun ist die Reihe an Chava. Da greift die Guerrilla an und man sieht darunter auch Beto. Als ein Guerrillero neben Chava stirbt, ergreift er dessen Gewehr. Er kriegt einen salvadorianischen Soldaten vors Gewehr, schafft es aber nicht, ihn zu töten. Chava flieht, sieht das abgebrannte Dorf und findet dort seine Mutter.

Schliesslich fährt Chava weg. Die Mutter, die 2 Geschwister, die Grossmutter bleiben zurück.

Chava entkam in die USA, wo er 6 Jahre später und dank der Hilfe vieler Leute, mit seiner Familie wieder vereinigt wurde.

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Ein Einblender sinngemäss zum Schluss:

Die Regierung der USA sandte Militärberater, um die El Salvadorianische Armee auszurüsten und zu trainieren. Zudem leistete die USA mehr als 1000 Millionen Dollar Militärhilfe.

Mehr als 300000 Kinder wurden weltweit in mehr als 40 Ländern rekrutiert.

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Das Drehbuch des Filmes genügt allerhöchsten Ansprüchen. Die Kameraführung überzeugt und lässt den Betrachter die Brutalität des Krieges spüren.

Dramaturgisch ist der Film bemerkenswert aufgebaut. Als alle Player ausgebreitet und erklärt sind, lässt man sie agieren und gegen Ende wirkt es fast so, als hätten sie sich selbstständig gemacht.

Ein düsterer Film, der aber immer wieder trotz Enge, Leid und Kampf Platz für Freiräume lässt (Geburtstag Chavas, Lied von Beto, Liebschaft von Chava mit Cristina Maria usw.)

Auffallend war, wie ungezwungen, aber eindringlich der Film als Antikriegsfilm rüberkam.

Das Casting gefiel. Neben Carlos Padillo als Chava, fand ich auch Leonor Varela als Kella und Jose Maria Yazpik als Onkel Beto besonders gut.

Doch, das war ein richtig guter Film. Kompliment.

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Dreaming Nicaragua (Nicaragua) Doku (2010) flagge-nicaragua-wehende-flagge-15x23.gif

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Die vorliegende Dokumentation gibt Einblicke in die Arbeit der Fabretto-Kinderstiftung in Nicaragua. Seit über 60 Jahren wird Kindern in Nicaragua geholfen: ein tägliches Ausbildungsangebot von 4 Stunden und zusätzliche spezielle Aktivitäten. Da man auch eine chronische Mangelernährung festgestellt hat, wird auch für eine Ernährung innerhalb des Schulsystems gesorgt. Für viele Kinder ist das Essen die Substanziellste, manchmal die einzige Mahlzeit des Tages.

Laut Homepage hilft die Stiftung über 40000 Kindern und Jugendlichen. Neun Fabretto-Bildungszentren und über 400 lokale öffentliche Schulen werden betrieben/unterstützt.

In der eindrücklichen Dokumentation werden vier Kinder portraitiert:

Josef
Der Kleine Josef lebt zusammen mit seinem 4-jährigen Bruder bei seiner Tante Becka, dem Onkel Wilber und seinen Cousins. Das Schicksal seines Vaters wird nicht erwähnt, aber wir erfahren, dass sich seine Mutter nach Costa Rica auf Arbeitssuche machte. Josef träumt davon, Doktor zu werden, da könne er sich gut um Frauen kümmern. Er liebt es, mit Spielzeugautos zu spielen und möchte später auch gerne selber einen richtigen Lastwagen fahren. Glück bedeutet für den kleinen Josef, dass seine Mutter zurück kommt. Alle leben in in äusserst bescheidenen Verhältnissen. Die Tante Becka ist jetzt 21 Jahre alt. Mit 16 bekam sie ihr erstes Kind. Jetzt hat sie 3 eigene Kinder. Sie wirkt reif und würde nie ein Kind weggeben. Ihr Mann Wilber arbeitet Teilzeit für 60 US Dollar im Monat bei einer Zigarrenfabrik. Er musste ,wie die Mehrheit in Nicaragua, schon als Kind arbeiten und hat Tortillas verkauft. Ohne die Arbeit in der Zigarrenfabrik würde man wohl stehlen. Wilber hält sehr viel von Schulbildung. Er setzt sich dafür ein, dass die Kinder lernen können, was ihm vorbehalten war.

Nauri
Die kleine Nauri hilft schon in Grossmutters Laden mit. Die Grossmutter kümmert sich um Nauri und kommt sympathisch rüber. Nauri wirkt sehr quirlig und voll Phantasie. Sie möchte mal Künstlerin werden und am TV erscheinen. Nauri wurde, als sie noch ganz klein war, von ihrem Vater, der Mutter und dem Bruder verlassen. Dieses scheinbar so lustige Mädchen wirkt im Gespräch doch traumatisiert. Alle Männer würden die Frauen leiden lassen. Sie würden ihre Kinder aufgeben und mit anderen Frauen abhauen. Die meisten Männer würden trinken. Wenn sie trinken stehlen, kämpfen, töten, vergewaltigen sie. Für Frauen sei es besser, allein zu bleiben, weil die Jungen wie ihre Väter werden. Es sei besser, alleine zu sein als in schlechter Gesellschaft.
Für die Doku interviewt sie Nachbarn und das macht sie schlicht brilliant. Eine schon ältere Nachbarin erzählt, sie wünschte, sie hätte studiert, als sie klein war. Wegen der Armut im Land würden die Leute jung heiraten. Sie hätte mit 14 geheiratet und von ihrem Mann 7 Kinder bekommen. Als sie 22 war, hätte er sie und ihre 7 Kinder verlassen und eine jüngere, gebildetere Frau geheiratet. Insgesamt hätte sie 14 Kinder gehabt, aber 2 seien verstorben. Es gäbe in Nicaragua auch viel Machismo.

Izabel
Sie wird gefragt, was die Farbe der Liebe sei? Izabel: rot Warum? Izabel: weil sie schön sei.
Vielleicht ist Izabels Familie die Aermste der portraitierten Kinder. Es schmerzt, die Leute so zu sehen und ihre Geschichten zu hören. Oft hat die Familie einfach kaum was zu essen, muss bis zum Nachmittag warten, bis endlich was Essbares aufgetrieben wurde. Man weint vor Hunger. Der Vater sagt, er komme 1-2 Tage ohne Essen aus, aber für die Kinder ginge das nicht. Der Vater tröstet sich damit, dass er nach seinem Tod im Himmel belohnt werde. Das Hausschwein ist so hungrig, dass es Holz isst. Ein Kind hat eine Hautkrankheit, für die es keine Kur gäbe. Die Krankheit führt mitunter auch zu hoher Temperatur. Man könne den Kleinen nichtmal umarmen, weil sein Ausschlag so schmerzvoll ist. Einmal dachte man, er würde sterben, aber man habe nichtmal das Geld für einen Sarg. Beim Begräbnis wäre es Sitte, die Trauergemeinde auf ein wenig Brot oder Kaffee einzuladen, aber was könne man schon offerieren, wenn man nichts habe? Die Mutter kann weder lesen noch schreiben. Wenn man lesen könne, bekäme man evtl. einen guten Job. Der Vater sagt resiginiert: Geh zur Schule und habe eine Zukunft oder werde wie ich.
Izabel kommt wenig zu Wort. Falls sie heirate, möchte sie, dass ihr Mann sehr intelligent sei.

Nach Izabel brauchte ich erstmal eine Pause. Das war einfach zu traurig.

Yuri
Yuris Familie arbeitet auf der Kehrichtdeponie, sucht sich dort Verwertbares raus. Die ganze Familie arbeitet mit. Mal habe sie eine Schachtel Zigaretten gefunden mit 50 Pesos drin, auch schonmal eine Goldkette, aber nachher nur noch Puppen. Ein besonderes Interesse gilt Magazinen. Sie hat ihre Wand damit tapeziert. Ihr Vater ist ein selten lustiger Zeitgenosse, irgendwie ein sympathischer nicaraguanischer Bär. Er findet Aluminium, Flaschen, Papier, Altmetall, sogar Futter für die Schweine. Wenn man was zu Essen finde, das noch gut sei, würde man es natürlich essen. Man ist stolz drauf, dass es ehrliche Arbeit ist. Man würde niemanden bestehlen. Die Grossmutter erscheint auch noch. Eine ältere Frau, aber voller Lebensenergie. Sie fühle sich wie 15 und so wirkt sie auch. Die Frau hatte 25 Kinder, von denen nur 8 überlebten. Der liebe Gott hätte sie genommen, um ihr zu helfen. Was hätte sie denn tun sollen? So arm und so viele Kinder?
Yuri liebt ihren Vater sehr. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihm spricht. Sie achtet auf Sauberkeit. Sie wäre zwar arm aber gepflegt. Sie möchte gerne ein Model sein. Wenn sie je ein Kind habe, werde sie versuchen, es ausbilden zu lassen. Trotzdem: auch Yuri hat eine traurige Seite: schlimm sei es, wenn man über sie lache. Man schaue auf sie runter, als ob sie wertlos seien.
Das Schöne an der Arbeit sei aber, dass alle zusammen arbeiten könnten. Man würde viel scherzen und hätte es gut.

Update: 2 Jahre nach dem Film:

- Josef lebt noch immer mit seiner Tante, seine Mutter kam nicht zurück, um ihn zu sehen.
- Nauris Mutter kam nach Hause und zieht Nauri mit ihrer Grossmutter gross. Nauri will noch immer ein TV Star werden.
- Der Hautausschlag von Izabels kleinem Bruder konnte behandelt werden und verschwand. Die Kinder gehen weiterhin zur Schule.
- mit 16 wurde Yuri schwanger, sie hat die Schule verlassen. Ihre jüngere Schwester Heyling geht immer noch zur Schule.

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Im folgenden ein Bild des verdienten Padre Fabretto, der die Stiftung gründete.

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Muss schon sagen, dass mich der Film erschütterte und voll auf dem falschen Fuss erwischte. So habe ich mir diese Dokumentation nicht vorgestellt. Insbesondere die Familie Izabels war harter Tubak.

Dass es in diesem Film um Ausbildung geht und evtl. auch ein Werbespot dafür ist, dieser Fabretto-Stiftung was zukommen zu lassen, hab ich schon verstanden. Aber eben auch, dass die Not dort absurd sein muss und wir mit unseren Wohlstandssorgen hier echt oft over the top sind, auch wenn Sorgen und Nöte auch hier Sorgen und Nöte sind.

Aus dem Film ziehe ich zwei Sachen:

1. Dankbar zu sein, für das, was ich habe. Für die Liebe und das Gute, was mir widerfährt und weiterhin daran zu arbeiten, lockerer zu werden und verhältnismässig munter durch den Rest meines Lebens zu schreiten.

2. Für dieses Jahr ist mein Budget an Spenden aufgebraucht. Aber fürs 2021 nehme ich mir vor, dieses Fabretto-Projekt nochmal genauer anzuschauen und es in einer guten Form, wenn immer möglich, zu unterstützen.

Dreaming Nicaragua - Trailer

Dreaming Nicaragua - full - engl. subs

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Young Kaelin

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Unter der Regie von Miguel Alejandro Gomez entstand eine muntere Komödie. Maikol Yordan Soto Sibaja geht wohl als costaricanischer Louis de Funes durch.

Maikol Yordan Soto Sibaja (in der Folge nur noch Maikol genannt) ist ein eher einfaches Gemüt. Zwar besitzt er ein grosses Herz, ist überall beliebt und geschätzt, aber sowohl seine Gütmütigkeit als auch seine eher bescheidene Intelligenz lassen ihn immer wieder in schwierige Situationen geraten.

Als armer Bauer versucht er sein Glück in der Stadt. Schliesslich hat er eine bezaubernde Frau, Concepcion, und nicht weniger als 8 Kinder zu ernähren. Seine Bemühungen, in der Stadt zu einem reichen Mann zu werden, scheitern alle mehr oder weniger kläglich.

Zurück bei seiner Familie, wird ihm eröffnet, dass sein Bauernhof mit nicht weniger als 100000 US Dollar bei der Bank in der Kreide steht. Gejagt wird er zudem auch vom Geschäftsmann Malavassi, der sich das Objekt gerne unter den Nagel reissen würde. Er hat auch mit Pestiziden dafür gesorgt, dass Maikols Pflanzen eingingen und eine Ernte ausblieb. Zudem heftet er Maikol einen Aufpasser namens Cordero an die Fersen.

Ueberraschend gewinnt unser Held Maikol einen Preis bei einer Lotterie: eine Reise nach Europa. Maikol ist wie oft optimistisch und geht davon aus, die US 100000 im reichen Europa aufzutreiben.

In London besucht er die Oper und gerät nach div. Kapriolen unversehens auf die Bühne.
Zudem lernt er dort eine kolumbianische Kellnerin, Carolina, kennen, die überaus hübsch ist. Er macht ein paar Fotos von ihr und er erhält ihre E-mail und auch ihre Telefonnummer.

Paris erweist sich ebenso als hartes Pflaster für unseren Globetrotter. Schliesslich muss er sich dort mit dem halbseidenen Francois herumschlagen. Zudem trifft er den Cousin Greivin (er nennt sich aber Jean-Luc) seiner Frau, welcher in der Modebranche als Fotograph tätig ist und über die Schönheit von Carolina hoch erfreut ist. In einem Museum fällt Greivin die Aehnlichkeit Maikols mit dem Maler Giordano Soto auf. Als Maikol in einem Restaurant in der Küche auftaucht, kreiert er eine Speise, die ohne sein Wissen dem französischen Präsidenten gereicht wird.

Die Nachforschungen Greivins ergeben, dass Maikol der einzig übrig gebliebene Nachkomme Giordanos neben einem Michele Soto , der ausserhalb Roms wohnt, ist. Im Viehwagen reist Maikol nach Rom. Cordero hat ihn die ganze Zeit verfolgt, verkleidet sich als Priester und lässt Maikol auf den Papst warten. Dort kommt die Schweizer Garde hinter den Schwindel und Maikol landet im Gefängnis. Cordero meldet Malavassi, dass der Plan geklappt habe.

Allerdings erscheint der Ganove Francois und holt Maikol aus dem Knast. Michele Soto hatte "schlechte Entscheidungen" getroffen, ist nicht Besitzer eines edlen Grundstückes, sondern nur der Gärtner und es ist klar, dass auch bei ihm kein Geld zu holen ist.

Schliesslich reist Maikol ohne Geld zurück nach Costa Rica. Die Ehefrau muss er erstmal enttäuschen. Immerhin hat eine Kuh Mitleid und legt ihm eine Klaue auf die Schulter.

Bis um 16.00 h muss Maikol 100000 US Dollar auftreiben können. Um 15.20 sitzen Malavassi, Cordero, der Anwalt, Maikols Vater, Maikol und dessen Frau beisammen. Maikol hat weit und breit keine 100000 Dollar. Wird es ihm gelingen, den Zaster noch aufzutreiben und wie?

Man lasse sich überraschen.....

Uebrigens heirateten Carolina und Greivin und wenn ichs richtig verstanden habe, gab es weiteren Nachwuchs bei Maikol Yordan: der Junge hiess Maikol Bolton.

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Der Film ist durchaus launig und die Pointen jagen sich in schneller Folge, z.B.:

- den Buckingham Palace nennt Maikol Beckham Palace
- In Paris ist Maikol enttäuscht: schade, sei der Eiffelturm noch nicht fertig, da stehe ja nur erst das Gerüst.
- als ein Typ bei Notre Dame vorbeispaziert, meint Maikol: wenigstens habe er Quasimodo gesehen.
- auch mit der Mona Lisa kann Maikol nicht viel anfangen: Kermit, der Frosch, gefalle ihm besser

alles lustig, aber nicht sehr anspruchsvoll, deckt das Genre aber gut ab und ich kann den Erfolg des Filmes nachvollziehen.

Die seltsame Namensgebung soll es in Costa Rica noch ab und an geben. Habe auch von einem Pärchen gelesen, dass ein Schiff der US-Navy sah und ihr Kind dann Usnavy nannte.

Der Film war in Costa Rica ein grosser Erfolg und ist wohl einer der Erfolgreichsten von ganz Mittelamerika.

maikol yordan de viaje perdido - trailer - spanisch

maikol yordan de viaje perdido - full - spanisch


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