Norris
Sicherlich erleichtert, das Ding noch ins Ziel gebracht zu haben. Zeitweise wirkte das sehr kontrolliert, aber zeitweise machte Piastri auch ordentlich Druck ... und später natürlich auch Verstappen, als Norris überlegen musste zwischen nicht zu viel und nicht zu wenig pushen.
"A well balanced car is strong in all conditions". Der McLaren wirkte immer wie der stärkste Bolide und Norris und Piastri gehen mit soliden "Hoffnungen" in die Saison. Vermutlich auch größere als Leclerc 2022.
Verstappen
1029 Tage lang hat kein anderer Fahrer außer Verstappen eine F1-WM angeführt. Damit übertrumpft er den Rekord von Michael Schumacher, der bei 896 Tagen lag. Aber nun darf auch mal ein anderer die WM anführen.
Klar, am Ende lag Verstappen nur knapp hinter Norris. Vor dem Alonso-SafetyCar war der Rückstand jedoch ordentlich gewachsen.
Verstappen mischte anfangs ordentlich mit, aber nachdem er durch einen kleinen Fahrfehler seinen Platz an Piastri verlor, konnte er die McLaren dann doch nicht halten.
Gewiss, auf die Warnung vor Regen hat er dann besser reagiert als die beiden McLaren, die etwas stärker überrascht wurden. Naja ... wer als erstes im Regen ankommt hat immer einen gewissen Nachteil.
Der Versuch noch eine Weile auf Slicks draußen zu bleiben hat nicht viel gebracht. Verstappen hatte 5 Sekunden Vorsprung auf Russell ... die waren dann nach dem Boxenstop futscht. Russell machte anschließend mächtig Druck, weil seine Intermediates schon Temperatur hatten und Verstappens nicht. Das nächste SC kam gerade recht.
Verstappen kann mit 18 Punkten zufrieden sein. Er war deutlich mehr bei der Musik als die Ferrari und die Mercedes. Aber die meiste Zeit war es eher Piastri, der den Speed für den Rennsieg hatte.
Russell & Antonelli
Russells Rückstand auf das Führungs-Trio wuchs zunächst beständig. Nachdem Verstappen aber den zweiten Platz verlor, fuhren jener und Russell etwa die gleichen Zeiten.
Ebenso wie Norris kündigte Russell selbst der Box an, dass er in eben diese fährt ... während er Piastri durch das Gras rutschen sah.
Ein bis dahin für ihn nicht sooo aufregendes Rennen brachte ihn noch etwas in Zweikampf mit Verstappen, aber ein Angriff war nie drin.
Antonelli kann mit seinem Debüt am Ende sehr zufrieden sein.
Klar, das Qualifying war eine Enttäuschung, nachdem er sich mit einem kleinen Ausritt die Spitze des Unterbodens beschädigte und so auf jeder Geraden mehrere Zehntelsekunden verlor.
Damit ist Bottas übrigens weiterhin der einzige Mercedes-Fahrer, der bei jedem Qualifying ins Q3 kam.
Im Rennen hatte er auch seinen "Moment", so dass er mehrmals Hülkenberg überholen musste. Er hatte dann Russells Speed und machte mit Stroll kurzen Prozess.
Der Regen spülte ihn nach vorne, als er - wie Albon und Russell vor ihm - in die Box kam. Danach machte er keine Fehler mehr. Bin mir unsicher, wieviele F1-Piloten nach Kevin Magnussen bei ihrem Debüt unter die Top4 kamen.
Albon
Klar wäre Albon auch gerne 4ter geworden, aber über einen 5ten Platz wird man sich bei Williams kaum beschweren. Albon ließ sich nicht nervös machen, obwohl er mehr als die Hälfte des Rennens einen 8-fachen Weltmeister direkt im Heck hatte.
Starkes Rennen.
Klar, war auch gut, dass Williams ihn im richtigen Moment reinbeorderte.
Stroll
Ein relativ eventloses Rennen könnte man beinahe sagen, denn Stroll konnte nie das Tempo des jeweiligen Fahrers vor ihm halten. Zwischendurch hatte er nochmal einen Platzgewinn gegen Antonelli, wieder dieser bei einsetzendem Regen in der Box etwas hinter Russell warten musste. So musste Antonelli ihn dann nochmal überholen und fuhr ihm erneut davon.
Aber am Ende hielt Stroll den Boliden auf der Strecke, was ihn bei manch anderen Rennen im Regen nicht gelungen ist.
Hülkenberg
Hülkenberg bedankte sich artig über Funk für den guten Call, nachdem ihn das Team reingerufen hatte, als Piastri noch im Rückwärtsgang durch die Wiese fuhr. Wenige Sekunden später drehte sich Laswon vor seiner Nase von der Strecke.
Ein Siebter Platz ist weit mehr als das, was man bei Sauber nach den Tests vielleicht erwartet hatte.
Leclerc
Höhen und Tiefen. Positiv für Leclerc war, dass er dieses Wochenende schneller war als sein berühmter neuer Teamkollege. Indem er beim Start eine gute Lücke fand, war er ein paar Sekunden hinter Russell unterwegs, während Hamilton sich mit Albon mühte.
Negativ für Leclerc war, dass Tsunoda ihn nach dem SafetyCar vernaschte und er sich bei der Verfolgung des selbigen drehte. Allerdings war er neben Hamilton anschließend der schnellste Fahrer im Feld und holte Tsunoda wieder ein, nachdem dieser seinen eigenen kleinen "Moment" abseits der Strecke hatte und anschließend hinter Gasly festhing, so dass Leclerc beinahe beide auf einmal überholte. Leclerc fuhr tatsächlich einen pinken zweiten Sektor (Runde 46), während andere Piloten schon auf Intermediates gewechselt waren. So unterschiedlich waren die Bedingungen. In Sektor 3 verlor er dann 6 Sekunden.
Später rückte er die Hackordnung gegen Hamilton wieder gerade. Das wird noch ein interessanter Teamkampf dieses Jahr, denke ich.
Piastri
Nach und nach knabberte Piastri Stücke von seinem 3-Sekunden-Rückstand auf Norris ab, nachdem er Verstappen überholt hatte. Bis dann Alonso sich in der Mauer wiederfand. Hatte Piastri zuvor seine Inters besser in Schuss gehalten, nachdem er letzte Saison nicht gerade als Reifenflüsterer galt (in Relation zu Norris)?
Der Ausflug durch das Gras war ... naja ... äh ... ärgerlich. Piastri spielte nicht mit dem Gas, als er zurück auf die Strecke kam ... aber trotzdem rutschte er sogleich vor Verstappens Nase quer über die Strecke.
Dass er nach dem letzten Restart noch 4 Boliden überholte (jede 2te Runde einer) zeigt irgendwo auch die Stärke des McLaren diese Saison.
Ich hab den Eindruck, dass wir diese Saison eher einen Norris-Piastri-WM-Kampf bekommen werden, als einen Norris-Verstappen-WM-Kampf.
"Hold position" fand Piastri auch nur halbwegs interessant.
Hamilton
Im ersten Ferrari-Rennen die Message "You are leading the race" durchgesagt zu bekommen war vielleicht nett für Hamilton ... aber es wirkte auch ein wenig so, als wolle man sich bei den Roten selbst auf die Schulter klopfen.
Denn eine Runde später kam der Regen auch in Sektor 1 an, so dass die Ferrari nun auch dort massiv Zeit verloren und Norris an Hamilton förmlich vorbei flog.
Ferrari hatte keine Wahl, man musste am Ende der Runde in die Box kommen, ob nun ein SafetyCar kommt oder nicht. Ohne die Unfälle von Lawson und Bortoleto hätte man zu viel Zeit verloren.
Ohne Boxenstop zu Beginn des SafetyCars hätte man mit einem späteren Stop noch mehr Plätze verloren.
Ohne Boxenstop auf Intermediates wären die Ferrari beim Restart aufgefressen worden.
Hätte man die Strategien bei Ferrari splitten können? Sicherlich. Bei Red Bull zum Beispiel hat mans gemacht.
Red Bull konnte sich mit Verstappen ein wenig Zocken leisten, weil dieser einen gewissen Vorsprung auf Russell hatte. Wäre Verstappen eine Runde später in die Box gekommen, wäre sein Platz vor Russell weg gewesen.
Das sah man z.B. bei den Ferrari, die hinter Gasly zurück fielen, obleich dieser nur eine Runde früher in der Box war und obwohl die Ferrari unter SafetyCar-Tempo in die Box abbogen.
Einen Moment lang konnte man noch grübeln, ob sich Ferraris Zocken lohnen würde, ob es vielleicht wieder schnell trocknet und die Slicks dann schneller sind.
In Runde 45 waren die Ferrari noch so schnell wie die Intermediate-Piloten bei ihrer ersten kompletten Runde nach dem Boxenstop (Runde 46).
Aber als der Regen in Sektor 1 ankam, war dann klar, dass man sich verzockt hatte.
Gasly
Gasly lag 10 Sekunden hinter Verstappen als der Regen einsetzte. Gasly, Hamilton und Verstappen fuhren da fast die identische Rundenzeit, nur Leclerc war schneller.
Gasly und Verstappen kamen in der gleichen Runde in die Box.
Konnte Gasly in der Runde vorher noch seinen Vorsprung auf die Intermediate-Piloten vergrößern, so verlor er in seiner Inlap schon kräftig Zeit und kam so hinter dem Pulk raus.
Sein Abstand auf Verstappen war nur wenig gewachsen während ihrer Boxenstops. Doch zwischen den beiden war noch Platz für 5 Piloten die schon Intermediates hatten.
Verstappens zu später Stop bedeutete, dass er 5 Sekunden auf Russell einbüßte.
Für Gasly bedeutete der ähnlich späte Stop, dass er 3 Positionen einbüßte.
Klar ... letztlich lag Gasly nach den Regenreifen-Boxenstops auf Rang 8, während er zuvor 9ter war. Schließlich hatten sich 3 Piloten noch später für die Box entschieden und ein anderer pflügte Gras. Von daher noch ok.
Ein kleiner Fehler in Kurve 1 nach dem Restart mit großem Schwapp durch die Pfütze kostete ihm dann doch die Plätze vor den Ferrari.
Tsunoda
Tsunoda lieferte sich nette Zweikämpfe mit Leclerc. Mal überholte er Leclerc, mal kassierte Leclerc ihn.
Lange Zeit hiel er einen sicheren Abstand zu Albon und es sah nach einem sehr guten Rennen für Tsunoda aus.
Zwischenzeitlich - nachdem sich Leclerc drehte und mehrere Fahrer in die Boxen abbogen - sorgte Tsunoda für eine Red-Bull-Doppelführung ... quasi.
Die hielt aber auch nur so lange, bis er in Sektor 3 einen kleinen Ausrutscher hatte, der nicht so sehr bestraft wurde wie bei Piastri. Danach war er vorsichtiger, so dass Leclerc wieder vorbei war.
Letztlich verzockten sich beide italienischen Teams gleichermaßen und Tsunoda kam erst während des SafetyCars in die Box. Sonst wäre er - wie Gasly - wieder vor den Ferrari gelandet.
Platz 12 ist am Ende eine Enttäuschung nachdem Tsunoda lange Zeit grundsolide auf Platz 6 unterwegs war.
Haas
Nun, ich verstehe die Haas-Taktik in einem gewissen Maße. Man kommt nicht gleich zu Beginn der SC-Phase in die Box, wenn man ohnehin am Ende des Feldes liegt, sondern holt sich die Reifen erst später und fährt dann an das Feld ran, während der Führende beim Restart vielleicht bummelt.
Aber einerseits hatten Ocon und Bearman sich zurück zu runden (und somit noch einen großen Rückstand auf das Feld, als der Restart kam) und andererseits bummelte Norris nicht groß.
Klar, wären sie eine Runde früher in die Box gekommen, hätten sie am Ende des Feldes gelegen und sich nicht zurück runden dürfen.
Insofern hätte das ganze Unterfangen nur Sinn gemacht, wenn die beiden noch nicht überrundet gewesen wären.
Lawson
Man konnte im Qualifying geradezu sehn, dass Lawson sich am Steuer nicht so recht wohl fühlte. Im Rennen lief es nur unwesentlich besser. Lawson mühte sich an den Haas vorbei zu kommen. Seine Rundenzeiten waren gut anderthalb Sekunden langsamer als die von Verstappen und er wurde überrundet.
Die mexikanischen Fans wollten schon zum Telefonhörer greifen.
Weil sich Bortoleto, Lawson und die Haas vor dem SC-Restart zurück runden durften, hatten die 4 recht freie Fahrt.
An Bortoleto kam er dann flott vorbei.
In dem Moment gab es dann doch tatsächlich 3 Runden in Folge, in denen Lawson schneller unterwegs war als Verstappen.
Aus diesem Grund hat Lawson auch die zweitschnellste Rennrunde im Rennen erzielt. Das war in der zweiten dieser besagten 3 Runden, als die Streckenverhältnisse am besten waren.
In der Folgerunde war Lawson zwar noch schneller als Verstappen, allerdings war jener auch gerade dabei, vorsichtiger als die McLaren zu fahren und in Führung zu gehen. Plötzlich war Lawson kurzzeitig sogar 6ter und der mit der zweitschnellsten Runde, nachdem er sich gerade erst zurück überrundet hatte.
Eine Runde später drehte Lawson sich, als er scheinbar von der Ideallinie fuhr, um dem heransstürmenden Norris Platz zu machen. Ein kurzes Antippen des Gaspedals reichte.
Red Bull splittete die Strategie. Neben Tsunoda und den Ferrari war er der letzte mit Slicks.
Lawson mühte sich ... er war schneller als Tsunoda, aber langsamer als die Ferrari während er Platz machte, als Russell, Albon, Antonelli und Stroll flogen förmlich an ihm vorbei flogen.
Nun war der Regen auch in Sektor 1. Mit dem linken Hinterrad auf der weißen Linie flutschte Lawson das Heck weg und sein Einstand bei Red Bull endete unrühmlich.
Am Ende kann er sich sagen, dass in der Zeit nach dem Alonso-SafetyCar-Restart nur Lando Norris schnellere Rundenzeiten gefahren war als er ... bis dann der Regen runter kam. Auch Piastri war vor seiner Tour de Rasen zwei Runden in Folge langsamer als Lawson. Natürlich muss man bedenken, dass Lawson da zunächst mehr Temperatur im Reifen (weil er sich zurück rundete), während die weiter vorne beim Restart zunächst langsamer unterwegs waren.
Aber das war es dann auch schon was Lawson positives von dem Wochenende mitnehmen kann.
Bortoleto
Eigentlich ein starkes Wochenende. Tolles Qualifying und im Rennen lange Zeit mit 3 Sekunden Abstand zu eben diesem.
Weil Bortoleto kurz vor dem SafetyCar überrundet wurde, war sein Abstand danach auf Hülkenberg bedeutend größer. Der 13te Platz den er da gerade hatte brachte ihm kein Glück.
Etwas seltsam mutete es an, wie die Hinterradaufhängung des Sauber bracht, während Bortoleto noch mit stehenden Reifen durch die Auslaufzone rutschte.
Ein kleiner Fehler in einem ansonsten starken Wochenende.
Alonso
Alonsos Unfalls war für die Rookies fast schon beruhigend. Wenn der erfahrenste Pilot im Feld abfliegen kann ... dann wird einem selbst das auch verzieh'n
Sainz, Doohan, Hadjar
Alle drei Unfälle haben eins gemein ... als den dreien das Heck ausbricht, fuhren sie gerade über eine der weißen Linien mitten auf der Strecke, welche z.B. einen Fahrradweg kennzeichnen.
Antonelli meinte z.B. auch über Funk, dass ihm dies auch beinahe passiert wäre, als die Mercedes-Box ihn die Ursache für Doohans Unfall zu erläutern.
Bei Sainz während des SafetyCars und bei Hadjar während der Einführungsrunde sah das natürlich etwas bescheiden aus.
Tjoa ... die aktuelle Motorgeneration hat viel Drehmoment.