Ich sehe es nach wie vor so, dass Hummels das Tor vesrchuldet, weil ja nicht nur Merte beim Abspiel hinter Nunez steht, sondern auch Lahm. Auch Schmelzer wollte mMn nicht auf Abseits spielen, sondern war einfach weit aufgerückt und deutet ja auch in der Szene per Handzeichen an, den Raum neben ihm abzudecken. Für mich ist das eine eher einsame Entscheidung Hummels, auf abseits zu spielen, weil er eh schon nicht optimal für einen langen Ball stand...und das hat dann eben nicht hingehauen. ich hab das Video zum Tor auf dem rechner, könnte es bei Bedarf auch nochmal hochladen. Ist aber nicht nötig, denke ich, denn soooo wichtig ist das eine Tor ja auch nicht. Fehleinschätzungen passieren immer mal, das ist in dem Moment ein Problem - aber ja kein Grundsätzliches, von daher ist es für dieses eine Gegentor auch wurscht, wer da wie gepennt oder falsch gedacht hat. Dass der lange Ball überhaupt unbedrängt gespieltb werden kann, ist ja auch schon ein Fehler, ohne denn die Viererkette gar nicht in die Verlegenheit gekommen wäre.
Das passiert aber immer mal, kein echtes Problem. Das Problem ist ja das grundsätzliche Defensivverhalten, taktisch wie mental und da muss man sich natürlich ganz grundsätzlich echte Sorgen machen.
Dass mal Fehler passieren - geschenkt. Dass man mal in einem Testpiel die Hucke vollkriegt - ok, Tests sind für Experimente da. Solange es dabei hilft, im Ernstfall da zu sein, macht mir das nichts. Dass man bei einer Drei-Tore-Führung gegen Schweden zu früh abschaltet und den Hebel nicht wiederfindet - auch das kann passieren.
Aber das wir in einem Jahr VIER (!) solcher Erlebnisse haben (Paraguay, Schweiz, Schweden, USA), das geht nicht und das offenbart eben grundsätzliche Probleme.
Ich sehe da
1. Fehlende Ernsthaftigkeit:
Je nominell stärker der Gegner, desto ernsthafter wird verteidigt. In den wichtigen Qualispielen, gegen Prestigetestgegner und auch bei Turnieren ist das Defensivverhalten fast immer deutlich besser. Auch bei der EM wurde gerade als man nicht wusste, ob man gut gewappnet ist (also nach den desaströsen tests z.B. gegen die Schweiz) in der Gruppenphase gerade gegen die hoch eingeschätzten Gegner Holland und Portugal plötzlich gut verteidigt. Kaum war man Favorit (Griechenland, auch Italien), war das alles wieder weg.
Man hat den Eindruck, dass mit eindeutigem Favoritenstatus sämtliche Offensivspieler die Arbeit nach hinten justamente einstellen.
Das kann nicht sein.
(Meine) Lösung:
Löw muss da viel, viel mehr Autorität walten lassen. Wer gegen vermeintlich unterlegene Gegner (auch in Testspielen) defensiv seine Aufgaben vernachlässigt, darf eben auch nicht gegen die Großen ran. Auch nicht wenn er Özil, Reus oder Götze heißt.
2. Mangelnde Stabilität:
Wenn es läuft, kann unserer NM kaum ein Team etwas entgegensetzen. Aber selbst dann genügt oft ein einziger Rückschlag, um das komplette Spiel mindestens für 20 Minuten zu kippen, selbst bei 2-x Tore-Führung.
(Meine) Lösung:
Automatismen. Junge Spieler einbauen, alles schön und schick. Aber jetzt ist WM-Saison, wir brauchen sowas wie eine Stammformation mit eben doch klaren Hierarchien. Wie die aussieht, muss Löw selbst wissen. Es wäre nicht gut, wenn sie sich erst wieder in der direkten Turniervorbereitung findet, gerade mit unserem kader voller charakterlicher Luftikusse muss klar sein, wer Platzhirsch und wer Herausforderer ist. Flache Hierarchien? Gerne, aber erst ab dem Grundgerüst abwärts. Und da kann es auch nicht sein, dass Schweinsteiger nur zu Pflichtspielen anreist.
Jede Mannschaft brauch eine Achse auf dem Platz und in der Hierarchie, die Verantwortung übernimmt und diese immer und überall vorlebt. Das kann bei uns nur die Achse Neuer-Hummels-Schweinsteiger sein (weil sie die Typen dafür sind), dazu Lahm als Kapitän, Müller als Willens- und Siegertyp und Klose als Erfahrungsmonster. Die müssen immer spielen und alles von den anderen einfordern, notfalls mit Gewalt. Sie müssen dies aber auch annehmen, in aller Seriösität.
3. Offensivspektakel? Ja klar, aber...:
Wir werden mit dieser Generation nie die totalen Kontrolleure wie Spanien und nie die superdisziplinierten Takziker wie Italien sein. Ja, Löw hat den besten kader seit langem, aber er ist auch recht monothematisch gut. Wir müssen offenisv spielen, weil wir nunmal viel mehr gute Spieler in der offensiven Dreierreihe haben als sonstwo. Wir haben nur 2-3 gute IV und kaum echte Sechser, aber 8er, 10er und Flügelspieler im Dutzend. Wir haben eigentlich mehr Kreativität, als der Ausgewogenheit eines Kaders gut tut.
Dass Löw nicht auf dieses Kreativpotential verzichten will, ist völlig in Ordnung.
Natürlich wäre ein Konterspiel a la 2010 (England, Argentinien) optimal für uns, aber eben weil wir das da so grandios gespielt haben, ist es jetzt nicht mehr möglich. Niemand, auch nicht Brasilien, Spanien oder Frankreich ist so überheblich, nochmal so ins offene Messer zu laufen, wie ENG und ARG seinerzeit. Mit der Taktik von 2010 und unserer Auswahl an Abwehrspielern würden wir jedes zweite Qualispiel mit 0:0 beenden und bei Turnieren schon in der Vorrunde dreimal 0:1 verlieren.
Das ging nicht mehr und bei unserem Kader bietet sich mehr Tiki-Taka geradezu an.Bis dahin macht Löw alles richtig.
Aber: das funktioniert nur, wenn sich einzelne Spieler auch zurücknehmen udn erstmal die nötige Arbeit verrichten. Wenn die Sechser auch noch gerne 10er spielen wollen und die Iv dann 6er, die AV Winger, die Winger aber nicht AV....ja, dann ist natürlich Polen offen.
(Meine) Lösung:
Das Prinzip des offensiven Fußballs ist richtig, beim Offensivspiel selbst muss sich auch gar nichts ändern. Das ist schön azusehen und genügend Tore fallen im Normalfall ja auch. Absicherung ist hier das Zauberwort. Es ist ok, wenn einer der 6er bei Ballbesitz mit in die Offensive geht. Einer. Der andere bleibt gefälligst grob im Bereich Mittelkreis und koordiniert die Rückwärtsbewegung/die Ballerorberung. Bei einer Aufstellung Khedira/Schweini oder Khedira/Ilkay sollte klar sein, wessen Aufgabe das ist. Ich mache das ungern, aber das taktische Verhalten eines Khedira ist seit fast zwei Jahren unter aller Sau.
Entweder er macht das, was er auch bei Real machen muss - oder es gibt keinen Platz mehr für ihn, was die Startelf angeht (Kader natürlich schon). Dann lieber Lars Bender (der einen erstklassigen Eindruck als Nationalspieler macht) oder eben die Premiumcombo Schweinsteiger/Gündogan. Da wäre es etwas schade um Schweinis Offensivqualitäten, aber er kann den defensiven Part allemal spielen und ist sich ja nicht zu schade dafür. Ein Fallenlassen bis zwischen die IV täte unserer NM ab und an mal ganz gut - und Ilkay kann defensiv bzw was das Körperliche angeht sicher noch zulegen.
Wenn wir wenigstens wieder einen echten 6er haben, kann z.B. Hummels auch gerne mal in die gegnerische Hälfte. Bis es so weit ist, haben aber auch da die Außenristpässe auf der PS3 zu bleiben. Wir brauchen keinen Kaiser, wenn die defensive Grundordnung nicht da ist. Stimmt die erstmal, kann man das ja alles machen, dann kann auch Boateng mit Sturm und Drang 30 m laufen und einfach mal rumballern...aber eben erst dann.
Was die Defensivarbeit unserer 10 angeht, habe ich alle Hoffnung aufgegeben. Egal ob Özil oder Götze - wenn die wissen, das Ilkay und Schweini dahinter sind, machen die genau nichts nach hinten, damit müssen wir leben. Dann sollen sie mit Klose zusammen aber wenigstens vernünftig pressen und nicht nur nach verlorenen Bällen enttäuscht-abfällig hüpfen (Özil) oder dämlich grinsen, was dann wohl verspielt-künstlerisch wirken soll (Götze). Kann doch nicht so schwer sein.
Die Außen dagegen...von denen kann und muss man viel mehr verlangen. Hinterlaufen der AV ist toll, bringt aber nichts, wenn der Winger dann kein Stück absichert, sondern einfach sorglos in die Mitte zieht oder in den Strafraum tänzelt.
Schürrle sowieso (der ist defensiv ein Nullfaktor), aber auch Reus und Götze spielen in der NM regelmäßig so, als ob es ihnen sch...egal wäre, wie der AV auf ihrer Seite klarkommt. Erstaunlich, denn bei Klopp dürfen/durften sie das nicht - aber NM ist nur Spaß und Egobühne, oder wie?
Müller macht das besser, Poldi hat es gelernt, muss aber so viel seiner bescheidenen Konzentration darauf verwenden, dass er seine Offensivstärken mitunter völlig vergisst. Sooo soll es ja nun auch nicht sein. Trotzdem ist erstaunlich, dass Schmelzer auf links gegen Paraguay im Wechselspiel mit Poldi viel besser harmonierte als mit seinem Seitenkollegen aus dem Verein, Reus.
Reus spielt in der NM spektakulär, taktisch aber oft katastrophal, weil im puren Egoshootermodus.
Selbst Ribery und Robben haben gelernt, nach hinten zu arbeiten. Dieses Pensum, was ja nun auch nicht Abgrätschen am eigenen 16er bedeutet, würde ja schon genügen (gepaart mit einem 6er, der auch 6er ist). Kein Hexenwerk.
4. Ist Löw der richtige BT?:
Ich weiß nicht, was von dem, was defensiv schiefläuft, so gewollt ist. Ich kenne Löws Ansagen nicht, die kennt hier keiner. Entweder stimmen die Ansagen nicht oder das Auftreten ist nicht entschieden genug. Das dieser hochtalentierte Kader charakterlich gar nicht so einfach zu handeln ist, kann ich mir schon vorstellen - wir haben mit allem Talent auch viele Posterboys dabei, ist nunmal so. Eine gewisse Oscar Wilde Mentalität (in dem Sinn, dass die Ästhetik über dem schnöden Resultat anzusiedeln ist) Jogis aber ebenso.
Persönlich bin ich Löw extrem dankbar dafür, dass er uns aus dem Ribbeck-Rudi-Moloch geführt hat. Denn das hat beileibe nicht nur mit dem Spielermaterial zu tun, sondern auch mit Löws undeutschem Mut zum schönen Spiel und mit seinem Mut, jungen Spielern zu vertrauen. Das liegt nicht nur an Spielermaterial, das ist auch eine Haltungsfrage.
Löw war (mit Klinsmann) der beste Bundestrainer, der uns seinerzeit passieren konnte und er hat nichtmal 10% der Bashings verdient, die er seit Jahren bekommt (und schon gar keine asozial-pubertären Popelposts, das ist wirklich das Allerletzte, das würde ich auch bei Werner Lorant oder Friedhlem Funkel genauso schreiben. Diejenigen, die hier immer wieder damit ankommen, sind Vollidioten, die auf dem Stand eines 12jährigen Jackass-und-Beavis-and-Butthead-Guckers stehengeblieben sind - mein Beileid).
Es stellt sich aber die Frage, ob er auch der richtige Trainer ist, um den Schritt vom ewigen Entwicklungsprozess hin zur endgültigen Marktreife zu gehen.
Diese Frage ist sicher legitim, man muss sie mittlerweile auch so stellen. Bis 2010 oder 2011 war alles richtig, die Kritiken und Kritiker jener Zeit kann man als pures Gehate abtun (und damit auch die, die es aus Prinzip bis heute einfach so durchziehen - ich nehme halt user, die 2010 die Nominierung Kloses und die Ausbootung Kuranyis gebasht haben und jetzt ersatzweise mit Kießling ankommen, nicht wirklich für voll). Aber in den letzten zwei Jahren gibt es nicht viel, was gut und vor allem zielführend gelaufen ist.
Löw hat zwei Turnier gut (2008) bzw sehr gut (2010) bewältigt. Seitdem war es eher "geht so", die Quali zur EM war ok, die Vorbereitung unter schwierigen Umständen schlimm, das Turnier selbst in Ordnung bis zum schlimmen Aus. Seitdem wirkt alles irgendwie wackelig. In der öffentlichen Wahrnehmung sowieso (wobei man das ganze Internetgehate gerade auch bei Spon, welt, blöd, spox etc auch vernünftig einordnen sollte), aber auch in der tatsächlichen Substanz.
Löw hat eine weitere Chance verdient, weil die Verdienste die Fehler weit überwiegen, auch die Jugend der Mannschaft muss man natürlich berücksichtigen (D ist unter den Weltklasseteams 4 Jahre, also ein komplettes Turnier, jünger als der Rest). Aber trotzdem: stimmt 2014 die Leistung nicht, sollte Schluss sein. Erfolg kann man nicht programmieren, aber Leistung schon. Stimmt die Leistung auch defensiv 2014 komplett, kann man auch ohne Titel über eine weitere Zusammenarbeit reden. Werden die immer gleichen Fehler wieder gemacht, muss Schluss sein. Bei einem WM-Titel ist eh Ende, inkl. Denkmal.
Auf jeden Fall sollte man den Vertrag nicht vorab verlängern, sondern von der WM abhängig machen. Mein persönliches Gefühl ist, dass dann 2014 der Weg so doer so enden sollte. Mit Titel wäre toll, klar.