Puh, die geäußerten Meinungen, dass bei der deutschen Mannschaft etwas zusammenwächst oder das Turnier positiv zu beurteilen ist, kann ich wenig nachvollziehen.
Vorne weg: Ich verfolge Frauenfussball wenig. Die Umstände mit Verletzungen und roten Karten haben natürlich einiges zum Auftreten beigetragen, dass sei in der Bewertung unbenommen. Die Lauf- und Kampfbereitschaft sowie Aufopferung war weltklasse, keine Frage. Beim Spielerischen war der Auftritt aber sehr enttäuschend. Am Ende hat man vielleicht ein ganzes Spiel (von fünf!) fussballerisch überzeugen können. Knapp eine HZ gegen Polen und Dänemark, dazu die ersten 15-20 Minuten gegen Schweden. Aber sobald der Gegner gesteigertes Niveau aufweis, waren sowohl individuell wie auch mannschaftlich und taktisch die Grenzen schnell erreicht.
Zu den einzelnen Spielerinnen: Großer Gewinner hier Wamser, international tauglich dazu Bühl, Brandt, Schüller, Kleinherne. Durchschnittlich Berger (ich weiß, hot take), Minge. Der Rest auf dieser Ebene untauglich. Schwer enttäuscht war ich nach den vorhergehenden Lobpreisungen von Dallmann und Nüsken.
Taktisch habe ich so gar kein Konzept erkennen können, außer Bühl und Brandt den Ball zu geben und die beiden Hero-Ball spielen zu lassen. Das war spätestens gegen Spanien passé, auch weil dort das zurückarbeiten (hier sei Brandt extra erwähnt) die Konzentration schwinden ließ.
Aber sonst? Notgedrungen ist man gegen Frankreich und Spanien auf eine Konterstrategie umgeschwängt und hatte dann endlich mal eine zusätzliche defensive Mittelfeldspielerin eingebaut, die etwas mehr Sicherheit brachte. Das wäre schon in den 3 Spielen davor die bessere Alternative gewesen, gerade da die 10er Deutschlands gar keine Bindung zum Spiel hatten. Aufbauspiel generell mangelhaft, keine eingespielten Spielzüge vorhanden. Was für eine Freude dagegen, Schweden oder Spanien zuzuschauen!
Gegen Spanien dann schieres Hoffen, sich im Elfmeterschießen durchzusetzen. Bei besserer Chancenverwertung Spaniens ist das aber auch zur Halbzeit vorbei. Naja..
Und da sollte man das Trainerteam deutlich in Verantwortung nehmen. Geht bei der Kaderzusammenstellung los, zieht sich über Spielkonzept und In-Game-Coaching weiter. Und das ist nach einem Jahr Vorbereitung einfach zu wenig. Unter Hrubesch war es auch nicht schlimmer. Wück sollte nur noch auf Bewährung arbeiten, wenn überhaupt.
Bleibt nur zu hoffen, das Oberdorf und Gwinn gesunden, Wamser, Bühl und Brandt einen Schritt weiter machen und man ein funktionierendes Defensivkonzept entwickelt. Aber das da was zusammenwächst (außer mental) sehe ich einfach nicht. Weder taktisch, noch auf der individuellen und spielintelligenten Seite. So bleibt man international maximal zweitklassig.