Groundhopping


Cudi

A, B, C und die 6
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Mein ursprüngliche Idee wäre Brentford gewesen, aber bei einem Stadion mit 17k Plätzen in der ersten Liga werden die Tickets entsprechend knapp. Und wenn ich meiner Freundin in London schon einen halben Tag aus dem Sightseeing-Plan schneide, dann sollte das Spiel entsprechend auch etwas anzubieten haben. Zweite Liga können wir in Hamburg auch gucken. :D
 

muju90

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Hatten damals Glück und nach dem Eagles-Spiel in London Tickets für Tottenham-City bekommen, weil das eigene neue Stadion noch nicht fertig war und sie dann nachm Football Montagabend in Wembley spielen mussten :)
Waren beim zweiten mal im Olympiastadion bei West Ham - Newcastle, das war aber Recht langweilig weil das Stadion wenig hergibt und die Teams dann letztlich auch nicht so krass waren. Würde von daher auch eher auf Stimmung gehen, außer deine Freundin kann was mit Fußball anfangen. Aber sonst glaube ich, dass krasse Stimmung mehr Eindruck macht als bekannte Spieler.
Bzgl Tickets ist das aber in FFM auch nicht selten, dass quasi keine Tickets in den freien Verkauf gehen, wenn die Mitglieder im Vorkaufsrecht halt das Stadion voll machen. Von daher verstehe ich, dass das bei Arsenal, Chelsea etc teils genauso ist.
 

Little

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Ich habe vor ein paar Tagen auch eine größere Tour in Skandinavien abgeschlossen.

(Samstag+)Sonntag 07.08. FC Kopenhagen 4-1 Bröndby
Den Start sollte das Kopenhagener Derby machen. Eigentlich war geplant schon am Freitag das Spiel in Lyngby mitzunehmen, allerdings hatte ich unter der Woche mit Erkältungssymptomen zu kämpfen. Da es allerdings Richtung Wochenende wieder bergauf ging und keiner der Corona-Tests positiv ausfliel bin ich Samstag Morgens in den Zug gestiegen. Ich hatte mir den Luxus eines Anreisetages gegönnt, der sich später als absolut nötig erwiesen hatte. Die Züge waren nämlich, dank 9 Euro Ticket und Sommerferien in den meisten Bundesländern, komplett überfüllt. Beim zweiten Umstieg kam es dann auch dazu, dass der Folgezug zu voll war, so dass ein Zustieg untersagt wurde. Das hatte einen zweistündigen Aufenthalt in der Pampa und eine ordentliche Verzögerung in meinem Zeitplan zur Folge. Gegen 17 Uhr war ich dann in Hamburg eingetrudelt, von wo ich dann per Zug nach Kopenhagen wollte. In meiner Naivität hatte ich auf die DB App gesetzt, die mir beim Buchungsversuch immer sagte, dass die Züge reservierungspflichtig wären, der Buchungsprozess, ohne Angabe von Gründen, aber von der App immer abgebrochen wurde. In Hamburg wollte ich also ein Ticket am Schalter holen und da wurde mir dann mitgeteilt, dass die ganzen Züge nach Kopenhagen schon lange ausgebucht wären. :rolleyes:
Im Gegensatz zu einigen anderen Personen, die das gleiche Problem hatten, wie ich, hab ich allerdings nicht so schnell aufgegeben und nach Gespräch mit einer netten Dame im Reisecenter eine Ausweichroute mit der Bummelbahn bekommen - geschätzte Dauer siebeneinhalb Stunden. Da ich allerdings nicht wirklich eine Wahl hatte und das Risiko nicht eingehen wollte auch am nächsten Tag keinen Platz im Zug zu bekommen bin ich dann doch mit der Bahn weiter. Zunächst war der Zug gefüllt mit HSV-Fans die ihre Heimreise in Richtung Norden antreten wollten. Als die letzten ausstiegen war ich wieder sehr Textsicher was die aktuellen Ballermann-Hits angeht. Danach stieg eine Gruppe Leute zu, die von einem Volksfest oder so kamen und deren einziges Liedgut aus "Wir sagen danke schön, 40 Jahre "Die Flippers"! Was wären wir ohne unsere Freunde, ohne euch die lieben Fans ..." bestand. :D Irgendwann hatte ich dann die dänische Grenze erreicht und nach zwei weiteren Umstiegen kam ich gegen 2 Uhr Nachts in Kopenhagen an. Schnell Hotel geentert und ein paar Stunden später schon wieder unterwegs gewesen. Ein paar touristische Sehenswürdigkeiten abgegrast, u.a. Leuten beim ins Meer fallen an diesem Meerjungfrauen-Wahrzeichen zugesehen, und dann auf den Weg ins Parken gemacht. Dänemarks größtes Fußballstadion war allerdings nicht gänzlich gefüllt. Von den 38.000 die rein passen, waren etwas über 32.000 Plätze besetzt. Könnte aber sein, dass das aus Sicherheitsgründen so war. Die Stimmung war top, von FCK Seite auch mit netter Choreo untermalt. Das Spiel selbst war allerdings sehr einseitig. Bröndby war fußballerisch überhaupt nicht zu gebrauchen, so dass deren einziges Tor auch nur ein recht guter Distanzschuss in die kurze Ecke war. Sonst war nur der FC am Drücker. Der Angriff um den frisch zurückgeholten Daramy war kaum zu halten. Trotz Chancenwucher kamen am Ende vier Tore zusammen, von denen allein drei auf Pep Biel entfielen. Richtiger Mittelstürmer, immer da, wo man als echte Neun stehen muss (y)
Mein persönlicher Favorit war aber Kopenhagen-IV Denis Vavro. Der scheint wieder auf das Level zu kommen, für das Lazio vor ein paar Jahren mal über 10 Mio. hingelegt hat. Eine richtige Kante, hat gefühlt jeden Zweikampf gewonnen.

Montag 08.08. Silkeborg 3-1 Aalborg
Von Kopenhagen ging es per Bahn wieder vier Stunden in die Richtung, aus der ich erst zwei Tage kam. Da es an Spielen allerdings recht wenig Auswahl gab, war das Monday Night Game in Silkeborg naheliegend für einen Besuch. Silkeborg ist eine richtig schöne Kleinstadt. Da ließe es sich aushalten. Der Tag selbst war nicht wirklich von großen Highlights geprägt auch weil Silkeborg touristisch jetzt nicht wirklich etwas zu bieten hat. Das Stadion ist auch ein neumoderner 0815-Baukasten. Die Dame am Ticketschalter meinte es gut mit mir und gab mir einen Platz an der Mittellinie im Unterrang in der 1.Reihe :D Neben mir hatten sich noch etwas über 5.000 Zuschauer ins Stadion verirrt, aber die Stimmung war trotzdem wirklich gut. Sowohl die Fans von Silkeborg als auch die aus Aalborg machten 90 Minuten Alarm. Das Spiel war auch recht kurzweilig, wobei Silkeborg doch überlegen war. Hätte Aalborg Torhüter Josip Posavec nicht ein paar echt starke Paraden ausgepackt, wären da schon fünf, sechs Tore für SIF drin gewesen. So war es bezeichnenderweise ein Eigentor, dass den Knoten zum Platzen brachte.

Dienstag 09.08. FC Midtjylland 1-3 Benfica Lissabon (CL-Quali)
Von Silkeborg ging es nun noch etwas weiter in den Norden nach Randers. Ja, nach Randers. In Herning, dort wo der FCM normalerweise seine Heimspiele austrägt war nämlich großes Ponyfest (lies Dressur-Reit-irgendwas WM) so dass man ins ca. 50 km entfernte Randers ausweichen musste. Sicherlich auch ein Grund warum sich am Ende nur etwas über 5.000 Zuschauer ins Stadion verirrten. Die Hypothek der 1-4 Niederlage aus dem Hinspiel tat sicher ihr übriges. Das Spiel war auch eher mau und man merkte schon, dass sich beide Mannschaften sicher waren, wer am Ende der 90 Minuten eine Runde weiterkommen würde. Kurz vor der Pause fiel dann auch noch das 1:0 für Benfica womit der Drops dann endgültig gelutscht war. Das Highlight der Partie war dann das 3-1 für Benfica kurz vor Ende der Partie durch Diogo Goncalves. Ein absolutes Traumtor. Übrigens scheinen die 10 Mio. die Benfica im Sommer an River Plate für Enzo Fernandez hingelegt hat sehr gut investiert zu sein. Macht echt Spaß dem Jungen zuzusehen.


Sobald ich Zeit habe, kommt hier noch ein 2.Teil ...
 

JL13

Forenidiot
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Danke dir, bis auf Aarau hatte ich die jetzt nicht alle zwingend auf dem Schirm. Außer Vaduz natürlich, da natürlich auch der Länderpunkt Liechtenstein irgendwann fallen muss. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie an dem Donnerstag ein Heimspiel gehabt hätten, sie spielten da aber ja in Konya. Allerdings war die Hoffnung auch noch bevor ich realisiert hatte, dass Basel gegen Bröndby zockt, da hätte ich dann wohl auch nicht drauf verzichtet.

La Chaux-de-Fonds ist so ein Ding halt. Vor einigen Jahren, als das Stadion von Neuchâtel Xamax neu gebaut wurde, sind sie nach La Chaux-de-Fonds ausgewichen. Kumpel ist FC Zürich Fan und ging damals an fast jedes Spiel. Nach dem Trip nach Chxdf war seine Aussage: „Alter wo waren wir da bloss gelandet?“ Er hat die Stadt so beschrieben: „Als wäre man im viktorianischen London, dass langsam in Richtung Industrialisierung geht. Schornsteine wohin das Auge blickt.“ Ist in der Tat auch eine sehr industrielle Stadt. Aber ich find das alles halt geil. Als ich das erste Mal dort war hat es geregnet wie Sau. Und dann bist du in diesem komplett verregneten Gemäuer mit der Stadkulisse im Hintergrund und irgendwie hat es was. Und du merkst halt dem Stadion an: ok, bisschen renoviert wurde hin und wieder, aber als es gebaut wurde hatte Adolf noch ein politisches Amt.

Und La Chaux-de-Fonds ist zwar mittlerweile viertklassig, aber war auch schon Schweizer Meister und Pokalsieger. Da gab es auch Europacupduelle gegen Benfica mit Eusebio etc. Man spürt halt die Atmosphäre in diesem Gemäuer. Dass da so viele Abende drin stecken, mit Europapokal, mit höchster Schweizer Liga und auch mit komplettem Provinzamateurgekicke. Titelkämpfe, Abstiegskämpfe, Freude, Leid, Tränen. Das steckt da alles drin. Und es strahlt es halt alles auf sympathische Art und Weise aus. Negativbeispiel in diese Richtung ist vermutlich das Stade de Bouleyres in Bulle. Wenn man Stadiondurchsagen aus Lautsprechern will, die noch an zwei Kabeln hängen und Flutlichtanlagen, die nicht leuchten, dann ist man dort richtig. Ist aber dann halt weniger charmant sondern mehr im Stil von komplett verwahrlost.

Aarau ist halt das Ähnliche. Auch wenn die ihre richtig perversen Spiele international (z.B. CL-Quali gegen AC Mailand) im Exil in Zürich oder sonstwo bestreiten mussten. In Aarau bin ich ausserdem je nachdem wo ich stehe bisschen abgelenkt. Auf der Tribüne kann ich nicht anders als Stossgebete in Richtung Himmel schicken, weil ich so bisschen Angst um mein Leben habe. Die Tribüne wird irgendwann einstürzen und die Leute unter sich begraben und der Tag rückt näher. Aber die sollen ruhig weiter diskutieren, ob und wie man da ein neues Stadion bauen soll.

St. Gallen macht man mit beiden Vereinen und beiden Stadien nichts falsch. FC St. Gallen halt auf Profiebene und Brühl halt der Underdog aus dem Amateurbereich. Bestell in St. Gallen einfach nie nimmer nicht eine Bratwurst mit Senf im Stadion. Egal bei welchem Club. Die sind da so stolz auf ihre Bratwürste und sind der Ansicht, dass man die ohne Senf geniessen muss (vielleicht auch ein guter Tipp für @John Lennon ). Die Würste sind zwar wirklich lecker, aber aus meiner Sicht halt auch mit Senf essbar. Genauso wie es auch in anderen Schweizer Städten gute Würste gibt. Aber da bringt dir keine Diskussion etwas. Die sind da verrückt und gut. Ich weiss btw nicht, ob das aus dem Reich der urbanen Legenden ist, aber es gibt tatsächlich Gerüchte, dass kleine Vereine im Schweizer Cup, wenn St. Gallen zu Gast war, den Senf aus ihren Wurstständen entfernt haben. „Wir lassen und doch nicht wegen Senftuben die Hütte auseinandernehmen.“ :D

Rheinpark in Vaduz ist halt pervers, was dort für ein Programm abläuft. Die spielen da jährlich höchste oder zweithöchste Schweizer Liga, meist auch Europapokal wie jetzt, haben dann zwischendurch im liechtensteinischen Cup totale Thekentruppen zu Gast und daneben turnen dann in EM- und WM-Quali Cristiano Ronaldo und ähnliche Kaliber da rum. Und einfach absolut geil mit dem Alpenpanorama im Hingergrund.

Biel und Schaffhausen: Das ist halt einfach komplett irre, weil die Stadien eigentlich viel zu gross sind für die Vereine :D Die Tissot-Arena in Biel wurde aber bisschen zur Heimstätte der Frauennationalmannschaft. Dazu ist Biel auch wirklich schön (gefällt mir mittlerweile besser als Luzern, aber ich bin da vermutlich auch bisschen übersättigt von Luzern) und mit dem Ort Magglingen sind auch das Bundesamt für Sport und die Eidgenössische Hochschule für Sport gleich in Reichweite. Coole Sportanlagen um sie mal anzusehen und hohe Wahrscheinlichkeit Schweizer Elitesportler anzutreffen.

Schaffhausen ist insofern spannend: ich kenne eigentlich keine Stadt in der Schweiz, wo das alte Stadion nicht abgerissen wurde, als das Neue aufgestellt wurde. Egal ob am gleichen Ort oder woanders neu gebaut wurde. In Schaffhausen steht das Alte noch und wird vom Verein z.B. auch für Juniorenteams etc. genutzt. Da kann man sich gleich das alte und das neue Stadion als Vergleich zu Gemüte führen. Und auch hier: Tolle Stadt.

Wenn du allgemein auch gern bisschen das Zeug rundherum ansiehst, kann ich dir Yverdon empfehlen. Stadion 08/15 Amateurding aber ok, dazu in der Nähe des Neuenburgersees und die Stadt auch voll mein Ding. Beim SC Buochs ist der Fussballplatz sogar direkt am Vierwaldstättersee. Auch mal cool zum ansehen.

Ansonsten: Juchhof in Zürich. Fussballplatz okäse, aber Heimteam ist der FC Kosova. Der höchstklassierte Migrantenverein der Schweiz. Und die zelebrieren das richtig :D Es spielen bei weitem nicht nur Albaner bei denen, aber da pfeifen die drauf. Laufen mit „Shqip Kingz“-Sportjacken herum. Hat mich an die „Reggae Boyz“-Dinger der jamaikanischen NM an der WM 98 erinnert. :D und als ich das letzte Mal dort war, waren am Spiel zwei albanischstämmige Spieler vom GC zu Besuch. (Abrashi und noch einer). Die Stadiondurchsage hat sich mehr mit den beiden beschäftigt als mit dem Spiel und ich hatte den Eindruck, dass es ihnen zunehmend auf die Eier geht. Die wollten glaube ich echt nur das Spiel gucken und nicht selbst zum Unterhaltungsprogramm werden.

Bzgl. Migrantenverein war vor paar Jahren auch Pajde Möhlin eine Empfehlung. Präsident des Vereins ist der Papa von Ivan Rakitic, Trainer war der Bruder. Mittlerweile haben die aber nur noch ein Seniorenteam. Papa Rakitic ist noch Präsident, der Bruder ist jetzt Trainer bei Dornach. Keine Ahnung ob Ivan noch an ein Spiel von einem der beiden Clubs geht. Früher, als Pajde quasi ein Familienprojekt war, war das noch anders.

In Zürich auch zu empfehlen: Sportanlage Fluntern. Der Fussballverein ist Käse (Racing Club Zürich), aber die kicken gleich neben der FIFA-Zentrale. Wenn schon in Zürich auch ruhig ins FIFA-Museum gucken.

In Nyon wäre dann noch das UEFA-Gebäude. Dort war ich aber noch nie an einem Spiel. Ist aber auf meiner To-Do-Liste.
 

Little

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Teil 2 ...

Mittwoch 10.08. IFK Malmö 0-3 Lunds BK
Von Randers aus ging es am Mittwochmorgen den selben Weg zurück, den ich ein paar Tage vorher in entgegengesetzter Richtung zurückgelegt hatte. Geplant knapp, so wie das sein muss wäre sonst langweilig, ging es mit dem Zug nach Kopenhagen und dort sollte der Flixbus mit dem Ziel Malmö warten. Habe mich extra für den Bus entschieden, weil ich einen guten Blick beim Überqueren der Öresundbrücke haben wollte. Der Teil mit dem Zug lief noch reibungslos, auch bis zum Flixbus, zumindest bis es losgehen sollte. Beim Bus schlossen nämlich die Türen nicht und auch der Motor machte keinen Mucks. Der Fahrer, mit der Situation komplett überfordert wusste überhaupt, was er machen soll. Musste dann von den anderen Mitfahrern dazu bewegt werden, in der Zentrale anzurufen um einen Mechaniker kommen zu lassen. In der Zwischenzeit hatte Freund Fahrer noch einen Kollegen dazu bekommen, aber mehr als dreimal nachzuschauen, ob der Motor noch da ist, haben die beiden auch nicht gemacht. Circa eineinhalb Stunden nach der eigentlichen Abfahrtszeit kam dann der Mechaniker, der Starthilfe gab, so dass es endlich losgehen konnte. Ich hatte einen super Platz im Bus, nämlich direkt hinter dem Fahrer. Bester Blick auf die Brücke, dachte ich. Freund Fahrer nämlich machte nach der ersten Kurve den Sonnenschutz runter und schon war es Essig mit der Aussicht. :cry1: Weil wir dann auch noch nicht genug Verspätung hatten, gab es eine Kontrolle an der Grenze. Einmal alle Leute aus dem Bus, Papiere kontrollieren und Abfrage, was man dann so vorhaben würde. Meine deutsche Sitznachbarin war etwas gekränkt, dass der Beamte deutlich mehr Interesse an meinen Groundhoppingplänen hatte, als an dem was sie in Malmö zu tun gedachte. :D
In Malmö angekommen wurde schnell das Hotel bezogen und dann auch schon der Weg zum Spiel in Angriff genommen. Malmö ist eine wirklich schicke Stadt, da kann man es aushalten. Mein Weg zog sich durch diverse Parkanlagen, die von diversen Vögeln und auch Kaninchen bewohnt wurden. Auf meinem Rückweg stellte ich aber auch fest, dass es dort jede Menge Ratten gibt. Für die natürlich ein toller Lebensraum. Am Stadion angekommen, wurde ich nicht enttäuscht. Das Malmö-Stadion ist nämlich noch eines was Fußballromantikern das Herz höher schlagen lässt. Gebaut und eröffnet in den 50er Jahren, wurden dort sowohl Spiele der WM 58 (Deutschland spielte da gleich dreimal) und der EM 92 absolviert. Ist mit einem Fassungsvermögen von 27.500 auch immer noch das viertgrößte Stadion Schwedens. Aktuell ist mit IFK Malmö allerdings nur noch ein Drittligist dort als Heimmannschaft vertreten. Erstligist Malmö FF spielt gleich nebenan im noch relativ neuen Eleda-Stadion und auch die Frauen von Rosengard spielen in einem kleineren Stadion ein paar Minuten entfernt.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich doch mit etwas mehr Andrang gerechnet hätte. Es war Mittwochabend und aufgrund des Supercups zwischen Real und Frankfurt gab es kaum Spielansetzungen. Am Stadion, kurz nach Kasseneröffnung, war allerdings gar nichts los. Die Kasse selbst wurde nämlich gleich mal ans Ende der Rampe, und nicht in die Kassenhäuschen selbst, versetzt. Man war also schon im Stadion bevor man überhaupt eine Karte hatte. Ich war also fast der Erste im Stadion und sicherte mir gleich einen Platz an der Mittellinie. Es kamen allerdings bis zum Ende nur insgesamt 105 zahlende Zuschauer zusammen, war also genug Platz für alle. Das Spiel selbst zeigte genau das, was ich mir vorher schon angelesen hatte: IFK Malmö ist eine absolute Trümmertruppe. Die Mannschaft hatte sich bis zu dem Zeitpunkt mickrige 4 Punkte erspielt und die Saison beginnt dort bereits im Frühjahr. Auch im Spiel gegen Lunds dauerte es nur 45 Sekunden bis zum 1:0 für die Gäste. Es war ein sehr, sehr einseitiges Spiel und hätte bei guter Chancenverwertung auch zweistellig ausgehen können. Am Ende waren es aber nur drei Stück. Leider, denn drei Tore war bis dahin der Tiefpunkt meiner Reise. :p
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Donnerstag 11.08. Djurgardens IF 3-1 Sepsi OSK
Am nächsten Tag wollte ich dann weiter nach Stockholm, was sich als gar nicht so einfach herausstellen sollte. Züge und Busse nach Stockholm sind nämlich sehr gefragt. Ich hing schon den ganzen Mittwoch an diversen Apps in der Hoffnung das irgendwo ein Platz frei werden würde, mit dem ich zu einer Zeit in Stockholm ankommen würde, die das Erreichen des Spiels auch möglich machen würde. Wirklich sehr spät am Abend fand ich dann noch einen Platz. Man muss dazu sagen, dass bei den Fernzügen in Skandinavien auch wirklich nur so viele Plätze verkauft werden, wie es auch Sitzplätze gibt. Ist also etwas anders als in Deutschland und wenn man das, wie ich, vorher nicht weiß, endet das in solch stressigen Versuchen Tickets zu bekommen.
Ich hatte dann insofern Glück, dass der Zug Mittags los fuhr und am späten Nachmittag in Stockholm ankommen sollte. Gute 5 Stunden Fahrtzeit, aber ziemlich auf die Minute genau pünktlich. Auch in Stockholm wurde schnell das Zimmer bezogen, denn ich wollte etwas von der Stadt sehen (laut Plan wollte ich zweimal nach Stockholm, dazu später mehr) und entschloss mich deshalb, die ca. 6 km vom Hotel zum Stadion zu Fuß zurückzulegen. Lief sich auch ganz gut, wobei ich sagen muss, dass Stockholm, von allen Städten der Tour, die am deutlichsten überlaufene war.
Die Tele2 Arena im Süden Stockholms ist dann wieder ein neumoderner Blechkasten. Optisch nichts spezielles, aber die Akkustik da drinnen ist Wahnsinn. Es waren zwar nur etwas über 19.000 von möglichen 30.000 Besuchern, aber es war richtig laut in der Hütte. (y)
Das Spiel selbst drohte nur in den ersten 10 Minuten für Spannung zu sorgen, nach dem Sepsi das 1-0 erzielte und in Summe auf 2-3 verkürzen konnte. Aber nachdem beide Teams mehrere gute Möglichkeiten vergaben, erzielte Djurgardens den Ausgleich und übernahm dann komplett die Spielkontrolle. 2-1 und 3-1 waren dann nur folgerichtig.
Nach dem Spiel, im Hotel angekommen, stellte ich dann bei der Planung der nächsten Tage fest, dass die schwedische Liga das Spiel zwischen Malmö FF und Sundsvall von Samstag auf Sonntag verschoben hatte, wahrscheinlich weil Malmö Donnerstag ebenfalls im Europapokal aktiv war. Für mich aber unschön, weil ich Samstag Malmö und Sonntag AIK Solna (Stockholm) sehen wollte. Damit hätte ich, bei gutem Verlauf, die fünf momentan größten bespielten Stadien Schwedens innerhalb einer guten Woche abklappern können. Sollte aber leider nicht so sein, weshalb umgeplant werden musste. Das war allerdings das Problem meines Zukunfts-Ich, denn die aktuelle Version wollte erstmal nach Oslo ...


Teil 3 folgt
 

JL13

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@Little

Weiss nicht, ob ich es überlesen habe, aber welches wäre denn das fünfte Stadion in Schweden gewesen? Dein Bericht zur Tele2-Arena macht jedenfalls Laune. Cousine meiner Freundin ist mit einem Schweden verheiratet und der ist riesiger Hammarby-Fan. Die kicken ja auch in der Tele2-Arena. Geplant ist schon lang, dass wir sie mal besuchen. Und wenn wir dort sind, besteht die Option, dass er mich NICHT an ein Hammarby-Spiel mitnimmt gar nicht. Dazu sind wir beide zu fussballangefressen.
 

Little

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@Little

Weiss nicht, ob ich es überlesen habe, aber welches wäre denn das fünfte Stadion in Schweden gewesen? Dein Bericht zur Tele2-Arena macht jedenfalls Laune. Cousine meiner Freundin ist mit einem Schweden verheiratet und der ist riesiger Hammarby-Fan. Die kicken ja auch in der Tele2-Arena. Geplant ist schon lang, dass wir sie mal besuchen. Und wenn wir dort sind, besteht die Option, dass er mich NICHT an ein Hammarby-Spiel mitnimmt gar nicht. Dazu sind wir beide zu fussballangefressen.

Die Nr. 5 kommt noch in Teil 3 ;)

Der Größe nach:
1. Friends-Arena - Stockholm (AIK Solna) - 54.329
2. Ullevi - Göteborg - 43.000
3. Tele2 Arena - Stockholm (Djurgardens, Hammarby) 33.000
4. Malmö Stadion - Malmö (IFK Malmö) 27.500
5. Eleda Stadion - Malmö (Malmö FF) 24.000
6. Gamla Ullevi - Göteborg (IFK Göteborg) 18.800
 

Little

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Teil 3 ...

Freitag 12.08. Sandefjord 2-5 Rosenborg BK
Am Freitag hieß es ganz früh raus, weil schon um kurz nach 6 Uhr Morgens der Zug nach Karlstad fuhr. In Karlstad wurde das Gefährt gewechselt und es ging per Bus weiter nach Oslo. Fahrtdauer insgesamt gute sechs Stunden. In Oslo fahr Sightsseeing angesagt da in der Stadt selbst kein wirklich interessantes Spiel angesetzt war, ich aber unbedingt noch den Länderpunkt abgreifen wollte. Deshalb gab es nur die Wahl zwischen Sarpsborg und Sandefjord wobei die Wahl dann auf letzteres fiel, weil ich Rosenborg als Gegner interessanter fand. Zunächst aber mal die ganzen Touri-Ziele abgegrast und im Hafen den Red Bull Cliff Divern zugesehen, wie sie sich ins Hafenbecken gestürzt haben (y)
Am Nachmittag sollte dann der Bus nach Sandefjord starten. Hatte mir über eine der diversen Apps, die sich mittlerweile auf meinem Handy befanden, eine Fahrt gebucht. Oslo -Sandefjord ca. 120 km. Hatte mir auch ausgerechnet, dass ich ca. 80 Minuten vor dem Anpfiff dort ankommen sollte, womit die 4 km Wegstrecke vom Bahnhof zum Stadion kein Problem gewesen wären. Wären. Denn hier wurde der Tag stressig. Zunächst mal stand der Bus quasi vom Start weg im Stau. Auf der ganzen Fahrt hatte ich deshalb Google Maps an um die Echtzeitberechnung meines Weges im Auge zu haben. Kurz vor Sandefjord dann auf einmal der Busfahrer mit der Halte-Ansage in Fokserod. Da dachte ich mir noch, ob das denn jetzt nötig wäre, wenn 8 km später sowieso Sandefjord kommt. Der Haltepunkt war auch nur so etwas wie eine Autobahnraststätte und es stieg auch nur eine Person aus. Danach ging die Fahrt weiter und ein paar Minuten später sah ich schon auf der Karte, dass der Bus an Sandefjord vorbei war. Erst hab ich einen Fehler des GPS vermutet, aber als wir dann über eine Brücke fuhren, die Google auch anzeigte, dämmerte mir, dass da irgendwas falsch sein musste. Also vor zum Fahrer und nachgefragt, wann denn Sandefjord Bahnhof als Haltepunkte dran wäre. Da fiel dem Herren auf, dass er Sandefjord nicht mit dazu gesagt hatte und die Autobahnraststätte der Ausstiegspunkt gewesen wäre. Er fügte dann an, dass das aber nicht so schlimm wäre, weil gleich der nächste Haltepunkt käme und man von dort mit einem anderen Bus zurückfahren könnte. :rolleyes: Tolle Idee, passte nur nicht wirklich in meinen engen Zeitplan. Es war auch nur ein schwacher Trost, dass mit mir noch eine handvoll anderer Leute ebenfalls noch fälschlicherweise im Bus saßen. Nun war guter Rat teuer, denn auf den nächsten Bus zurück warten, war keine Option. Also ging es im Dauerlauf mit Gepäck in die angrenzende Kleinstadt. Ziel war der Bahnhof, den da gäbe es doch sicher ein Taxi. Nach ungefähr 2 km Rennerei kam ich auch dort an und es warteten dort tatsächlich Taxis. Also gleich rein und dem Fahrer das Ziel angegeben. War etwas überrascht, dass der nicht wusste, dass die Nachbarstadt über ein Fußballstadion verfügt. Wir mussten auch mein Handy als Navi nehmen, aber immerhin konnte er schnell fahren :D 20 km später und ca. 50 Euro ärmer kam ich am Stadion an.
In Norwegen scheint das alles ein wenig entspannter zu sein, so dass ich meinen kompletten Rucksack mit rein nehmen durfte. Als ich auf der Tribüne ankam hatte ich die ersten 6 Minuten verpasst, kam aber genau im Augenblick des ersten Tores. Timing ist eben alles. Ich durfte mir dann ein sehr unterhaltsames Spiel ansehen, mit vielen Chancen und Toren. Nach 20 Minuten stand es bereits 2:2 und Action gab es bis in die Nachspielzeit, dort mit Tor und roter Karte wegen Notbremse (y) Am Ende dann ein 2:5 aus Sicht der Gastgeber, die weiter im Abstiegskampf kleben bleiben. Das Stadion ist kein wirklicher Hingucker. An den Längsseiten sind zwei große Tribünen, hinter den Toren einmal Nichts und auf der anderen Seite ein Bürogebäude, von wo es sich die Leute nicht nehmen ließen vom Dach aus zuzusehen.
Mein Tag war mit dem Abpfiff aber noch lange nicht vorbei. Ich hatte ja auch eine Rückfahrt nach Oslo gebucht, aber dafür musste ich ja erstmal zu der Raststätte, von wo die Busse immer fahren. Also mit dem Fußbus durch die halbe Stadt nur Haltestelle des Linienbusses. Der sollte, so Google Maps, dorthin fahren, wo ich hin wollte. Also hingestellt und gewartet. Zur Abfahrtszeit waren alle da, die Haltestelle, Ich nur der Bus nicht. Also ein paar Anwohner gefragt die gegenüber der Haltestelle standen und die meinten gleich, wenn der Bus noch nicht da war, dann kommt der auch nicht mehr. Die wären immer pünktlich. Als ich dann gerade nach Alternativen fragen wollte kam der Bus doch noch. Wieder mal Glück gehabt, das braucht man auch bei solchen Touren. An der Raststätte dann den Bus gewechselt und zurück nach Oslo gefahren. Alles ganz geschmeidig. Kurz vor Mitternacht in Oslo wurde dann der nächste Bus gesucht, den ich mir gebucht hatte, der mich zurück nach Schweden, genauer gesagt nach Helsingborg, bringen sollte. Bei einer Nachtfahrt spare ich mir nämlich das Hotel, meinte mein innerer Sparfuchs. In Helsingborg kam ich dann auch, wie geplant gegen 6 Uhr an.

Samstag 13.08. Helsingborg 0-0 IK Sirius
In Helsingborg hieß es dann erstmal Zeit totschlagen. Anstoß war erst 17:30 Uhr und die Stadt hat weder viel zu bieten, noch hatte ich mir einen Plan gemacht. Das Spiel war so nicht von mir vorgesehen gewesen, denn ich wollte da eigentlich, wie geschrieben, Malmö FF sehen. Also Helsingborg was zumindest den Vorteil hatte, dass mein geplanter zweiter Trip nach Stockholm ins Wasser fiel und ich dann zwei Nächte in Folge in Malmö verbringen könnte. Zwei Nächte an demselben Ort - purer Luxus. :D In Helsingborg war dann auch nicht viel zu sehen. Hab die meiste Zeit damit verbracht, auf den Nebenplätzen den Nachwuchsmannschaften von Helsingborg zuzusehen. Auch das Stadion macht jetzt nicht wirklich groß etwas her, hier wurde auch das moderne Blechkastenprinzip angesetzt. Die Stimmung war auch eher mau, lag sicher daran, dass nicht mal die Heimtribüne mit den Ultras komplett gefüllt war. Das Spiel war dann auch sehr schwach. Kaum Torchancen und die paar wenigen wurden von den Torhütern und dem Aluminium entschärft. Folgerichtig gab es ein 0:0, was irgendwie genau passend war zu dem ganzen Tag. Abends ging es dann mit dem Zug weiter nach Malmö. Ein Katzensprung im Vergleich zu vorherigen Tagen.


Sonntag 14.08. Malmö FF 3-1 GIF Sundsvall
In Malmö gab es dann einen entspannter Vormittag. Es war Strandurlaub angesagt, bevor es am frühen Nachmittag zum Spiel ging. Auch das Eleda-Stadion ist neuerer Bauart, allerdings war hier, im Gegensatz zu Helsingborg, die Stimmung gut. Dem Spiel war dann auch anzusehen, dass da ein Meisteranwärter gegen einen Abstiegskandidaten spielt. Malmö brauchte allerdings einige Versuche des Warmschießens bevor endlich der Knoten platzte. Das zweite und dritte Tor ging dann auf das Konto Kiese Thelin. Der war mal in Leverkusen und ich glaube die suchen da heute noch dessen Trainingsbälle. Die zwei Tore täuschen da ganz schön drüber hinweg, wie schlecht der beim Abschluss ist, von den komischen Laufwegen die der oft nimmt ganz zu schweigen. Mit Ola Toivonen in der Startelf wären das deutlich mehr Tore geworden. In der zweiten Halbzeit gab es jede Menge weiterer vergebener Torchancen und dann noch den Ehrentreffer für Sundsvall.


Montag 15.08. IFK Göteborg 0-1 Hammarby IF
Ich hatte in Malmö schon mit dem Gedanken gespielt direkt wieder nach Hause zu fahren, da mein Urlaub am Mittwoch bereits enden würde und die Rückreise dann nicht ganz so unter Zeitdruck stattfinden würde. Aber da IFK Göteborg bereits seit Jugendtagen meine Lieblingsmannschaft in Skandinavien ist (keine Ahnung warum), wollte ich mir das dann doch nicht entgehen lassen. Also wieder in den Zug und die ca. 300 km in den Norden gefahren. In Göteborg angekommen hab ich mir dann als erstes das Ullevi Stadion angesehen. In dem spielt(e) IFK Göteborg nämlich, aber das wird momentan nur für Konzerte (Springsteen, Rammstein) genutzt, während IFK ins gleich anliegende kleine Gamla Ullevi umgezogen ist. Konnte sogar, dank einer netten Ordnerin, einen kurzen Blick ins Innere erhaschen. Anschließend ging es in den Fanshop. Da hatte ich mir vorgenommen ein Oscar Wendt Trikot zu besorgen. Das Trikot wurde schnell gefunden, allerdings wollte der Jungspund im Shop den aufzudruckenden Flock per Hand-Augen Ausrichtung auflegen und fragte mich dann noch, ob das so gerade wäre. :skepsis: Ich hab zum Glück einen Minizollstock am Schlüsselbund, womit ich dann mit dem Kollegen die Abstände richtig ausgemessen habe. Soll schließlich alles seine Ordnung haben. Mit abgeschlossenem Tagesziel Nr. 1 im Rucksack wurde dann die Stadt unsicher gemacht. Leider begann es dann zu Gewittern, so dass ich meine Tour abbrechen musste. Gegen 17 Uhr, also zwei Stunden vor Anpfiff bin ich dann zur Tageskasse und wollte mein Ticket kaufen. Schnell ins Stadion dachte ich mir, da wird man wenigstens nicht noch weiter nass. An der Kasse hieß es dann aber zu meinem entsetzen: Ausverkauft. Dachte erst, dass de junge Frau mich veralbern wollte, weil ich mich natürlich vorher erkundigt hatte und die Spiele in Skandinavien fast nie ausverkauft sind. Da stand ich also, wie ein begossener Pudel im Regen von Göteborg. Habe dann erstmal versucht über diverse Ticketportale nachzusehen, ob noch welche verfügbar sind, aber ohne Erfolg. Dann hab ich noch die Leute angequatscht die ihre hinterlegten Tickets abholen wollten, ob da noch eins übrig wäre, aber keine Chance. Also begann ich zu resignieren und suchte nach Rückreisemöglichkeiten nach Trelleborg, weil dort am nächsten Morgen meine Fähre starten sollte. Eine Rückfahrt war schnell gefunden, allerdings waren die Übernachtungsmöglichkeiten in Trelleborg sehr gering und außerordentlich teuer. Mitten in meiner Planung erschien dann aber ein, ich sage jetzt mal "Nachwuchsultra" vor dem Ticketschalter mit einem ganzen Stapel an Tickets in der Hand. Die verschenkte der Kanbe dort einfach an alle Leute die ein Ticket wollten. So kam ich auch zu meinem. Für lau, obwohl ich dem auch das zwei- oder dreifache vom Preis gegeben hätte. Also wieder Glück gehabt und gleich rein ins Stadion. Die Karte war natürlich mitten im Fanblock von IFK. Also gleich mal nah am Eingang auf der obserten Treppenstufe einen Platz gesucht. Schön unauffällig und keinem in die Quere kommen. In Göteborg ist es aber wohl so, dass die richtigen Stimmungsmacher im Oberrang sitzen, zumindest konnte ich auf der Videowand erkennen, dass dort die ganze Pyro abgefackelt wurde. Von der Stimmung wahrscheinlich das beste Spiel. Bei IFK macht quasi das ganze Stadion mit und beschränkt sich nicht nur auf die Stehplatztribüne. Auch der Gästeblock war voll und hat 90 Minuten Vollgas gegeben. Das Spiel war dann eher dürftig. IFK bekam dann einen Elfmeter aber statt sichere Schützen, wie Oscar Wendt oder Marcus Berg, schießen zu lassen, durfte der 21 jährige Kevin Yakob ran. Natürlich schwach ge- und verschossen. Ansonsten bekleckerten sich die Sturmreihen reihenweise nicht mit Ruhm. Marcus Berg hatte seine HSV-Form. 10 Minuten vor Schluss fiel dann doch noch das Tor für Hammarby, was die grün-weißen im Meisterrennen hält, was sich für Göteborg quasi erledigt hat.

Damit endete dann der sportliche Teil meiner Tour. 9 Tage, 9 Spiele, 32 Tore, 3 Länderpunkte.
Von hier aus ging es dann nämlich erstmal auf den anstrengenden Rückweg. Meine Planung ließ nämlich wenig Raum für Fehler.
Kurz nach 21 Uhr der Schlusspfiff, eine halbe Stunde später Abfahrt des Zuges von Göteborg nach Helsingborg. Gut, der hatte gleich mal eine halbe Stunde Verspätung, aber da hatte ich einen Puffer. Auf halber Strecke musste dann von Zug auf Bus gewechselt werden. Da wurden die 15 Leute auf zwei große Reisebusse verteilt. Ich hatte mir gleich den Platz hinter der Fahrerin gesichert, weil der einen Tisch hatte und ich meinen Kopf für ein kurzes Nickerchen ablegen konnte. Als ich dann durch das Piepen des zurücksetzenden Busses wach wurde, konnte ich erkennen, dass uns die Dame mit ihren 200 Jahren Berufserfahrung in einer Baustelle festgefahren hatte. Zwei der Mitfahrer nutzten dieses unfreiwilligen Stop gleich zum Aussteigen und wollten den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen. Ich hatte aber noch genug Zeit, also den Manövern des Rückwärtsausparkens in 329 Zügen weiter beigewohnt. Schlussendlich, mit insgesamt einer Stunde Verspätung, kamen wir um 2 Uhr Morgens in Helsingborg am Bahnhof an. Hier hieß es dann erstmal warten, denn der nächste Zug, der mich nach Trelleborg zur Fähre bringen sollte, fuhr erst 4:50 Uhr. Der war allerdings ganz wichtig, denn ich hatte in Trelleborg genau 11 Minuten um vom Bahnhof zum Check In der Fähre zu gelangen. Und ja, was soll ich sagen, in bester Scotty Manier hab ich es in 6 Minuten zum Check In geschafft :D Darauf folgte also eine 6-stündige Fährfaht bis nach Rostock. In Rostock ging es direkt weiter mit dem Bus zur S-Bahn und mit dieser dann zum Hauptbahnhof. Falls ich es vorher noch nicht erwähnt habe, ohne Google Maps würde das nicht funktionieren und ich wäre mehrere Male komplett am A. gewesen. Von Rostock ging es dann schön mit dem RE und 9 Euro Ticket nach Berlin. Schön warm und kuschelig war es. In Berlin habe ich mir dann allerdings ein IC Ticket gegönnt und war drei Stunden später wieder zu Hause. Für die ganze Rückreise also fast auf die Minute genau 23 Stunden gebraucht.
Ich habe dann auch die Tage mal die Strecken mit Bahn, Bus und Fähre zusammengerechnet. Knapp kalkuliert waren es etwas mehr als 5.000 km + die Strecken zu Fuß. Die kann ich allerdings nicht mehr nachvollziehen, aber wenig waren es auch nicht.
Alles in allem war ich froh, dass am Ende, trotz aller Widrigkeiten unterwegs, quasi alles wie geplant geklappt hat. Nochmal muss das aber so schnell auch nicht sein und ich glaube demnächst erstmal wieder kürzere Touren. Geht eben auch physisch und psychisch ans Eingemachte.

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Little

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Mhm, der Thread schläft ja leider etwas ein. Bin ich denn der Einzige, der noch fährt? :D

Ich habe mir nämlich für das vorletzte Wochenende gedacht, dass ich mal wieder sinnvoll Überstunden abbummeln könnte. Also habe ich mich am Donnerstag Abend nach der Arbeit in den Zug nach Berlin gesetzt. Von dort ging es weiter mit dem Flixbus mit Ziel Aalborg. Gibt zum Glück eine Direktverbindung von Berlin aus. Start gegen 23 Uhr, Ankunft 9:00 Uhr, ohne Vorkommnisse aber dafür relativ ausgeschlafen. Für Aalborg gab es an dem Freitag dann Sturmwarnung vor Otto, Oskar, oder sowas. Bevor check-in im Hotel möglich war, wollte ich also erstmal die Stadt erkunden. Aalborg hat leider nicht wirklich viel zu bieten, weshalb ich einen Abstecher zu einem Wikinger-Friedhof auf der anderen Flussseite machen wollte. Den Friedhof hab ich auch erreicht und mir von Außen die Steine auf dem Hügel (mehr ist das dann auch nicht) angesehen. Leider kam mir auf dem Weg ein ordentlicher Schauer in die Quere, was auch dazu beitrug, dass ich durchnässt keine Lust hatte, mir das Museum anzusehen. Als es dann endlich ins Hotel ging, war für mehrere Stunden Daumen drücken angesagt. Im Norden von Dänemark wurde aufgrund des Sturmes der Zugverkehr eingestellt und auch das Spiel für den Abend stand auf der Kippe. Das Nordjütland Derby zwischen Aalborg und Aarhus sollte aber stattfinden. Der Weg zum Stadion war dann auch etwas beschwerlich, weil die ganze Zeit Gegenwind herrschte und man je nach Stärke der Boen nicht vorwärts kam. So lief dann auch das Spiel, wobei ich bis heute nicht weiß, warum man als Torwart, nachdem der Wind die Abschläge jedes Mal zurückgetragen hatte, weiterhin stur lang und hoch fortsetzt. Das Niveau war, auch dem Wetter geschuldet, wirklich dünn. Aarhus gurkt im Mittelfeld der Tabelle herum, während Aalborg Vorletzter ist und sehr wahrscheinlich absteigen wird. Das Spiel endete dann mit einem 1:0 für Aarhus, natürlich durch ein Kacktor - eine direkt verwandelte Ecke unter windiger Mithilfe und ausbaufähigem Torwartspiel:

Da die 1. Liga in Dänemark an Samstagen pausiert musste ein Füllspiel her. Da ich für Sonntag Odense geplant hatte, buchte ich schon für Samstagabend ein Hotel dort. Also brauchte ich ein Spiel, welches auf dem Weg lag und wurde beim Zweitligaspitzenreiter in Vejle fündig. Vejle war so ein alter Jugendtraum von mir, da ich in quasi jedem Save von FM 2004 das 5-Sterne-Talent Mads Beierholm von eben jenem Club verpflichtet habe, der sich aber nie wirklich gut entwickelte ... :D Vejle von 2022/23 steht nicht zu Unrecht ganz oben in Tabelle, denn die spielten von allen Teams, die ich an dem langen Wochenende sehen sollte, den attraktivsten Fußball. In deren Kader finden sich so einige illustre Namen, wie den ehemaligen Bundesliga-Profi und U-19 Europameister Richard Sukuta-Pasu oder den ehemaligen 96-Profi Miiko Albornoz, der dort sogar Kapitän ist. Weitere Spieler mit Vergangenheit in Deutschland sind Ebenezer Ofori (Stuttgart) und Stefan Velkov (Uerdingen, Duisburg), die alle zum Stamm gehören. Der Samstag war auch der einzige Tag mit ordentlich Sonnenschein und während Gegner Fremad Amager noch Mittagsschlaf hielt, legte Vejle los, wie die Feuerwehr. Vor allem deren Linksaußen Arbnor Mucolli, seit kurzem albanischer Nationalspieler, bekamen die überhaupt nicht in den Griff. Lediglich der Fremad Keeper sorgte dafür, dass es am Ende nur 4:1 ausging. Ansonsten ist Vejle ein wirklich hübsches kleines Städtchen. Touristisch-kulturell jetzt ohne große Highlights, aber optisch, vor allem dank des Fjordes und der den Fjord überquerenden Brücke, nett anzusehen.
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Nach dem Vejle-Spiel ging es für mich gleich wieder zum Bahnhof. Durch die letzten Touren, die teilweise recht anstrengend waren, bin ich etwas faul geworden und habe ein Zimmer gleich für 2 Nächte gebucht. :eek: Fündig wurde ich Mitten in der Innenstadt von Odense. Der Alternativplan war Kopenhagen mit gleich zwei Spielen am Sonntag in Lyngby und bei Bröndby, aber das nicht gerade einladende Wetter an dem Wochenende, brachte mich dazu schon in Odense zu bleiben und lediglich ein Spiel mitzunehmen. Sportlich im Nachhinein ein risen Eigentor, denn während Lyngby 1:1 spielte und Bröndby 5:2 gewann, sah ich eine ganz laue Nullnummer zwischen Odense und Randers. Immerhin schien an dem Tag mal die Sonne ... Von meinen, an dem Wochenende besuchten Stadien, war Odense aber noch das schönste. Während die anderen drei dänischen Vereine ein mittlerweile weit verbreitestes Stahl-Beton-Kästchen haben, welches von allen Seiten irgendwie gleich aussieht und wir hier in D. auch viele kennen, stehen in Odense die Tribünen noch allein. Die sind zwar auch alle modernisiert, aber es wirkt schon anders, wenn die Ecken offen sind. Mehr gab es zum Spiel auch nicht zu sagen und in Odense selbst war auch nicht viel los. Ich war noch zu Besuch im Hans-Christian Andersen Museum. War recht schick gemacht und wenn man in Odense ist, kann man sich das ansehen, aber man muss jetzt auch nicht extra deshalb dorthin, auch wenn es sehr modern mit viel technischem Schnickschnack ist.

Am Montag ging es dann wieder per Bahn in die entgegengesetzte Richtung. Ziel war Viborg, ein kleines Städtchen in der Mitte von Jütland. Gegner dort war Midtjylland. Da mir Silkeborg im letzten Jahr gut gefiel, hatte ich ähnliche Erwartungen an Viborg, weil die auch nicht so weit voneinander entfernt liegen. Leider wurde ich da enttäuscht. Viborg ist richtig hässlich. :( Zum Glück war ich zum Fußball schauen dort, es war nämlich Derby-Zeit gegen den FC Midtjylland. Nach Ausschreitungen im Hinspiel gab es ein Verbot für Auswärtsfans. Die Stimmung war trotzdem gut, was auch an der guten Saison der Grün-Weißen liegt, die aktuell auf dem 2. Platz rangieren. Der FCM kam deshalb als Außenseiter, auch weil die wegen des Europapokals im Montag-Donnerstag-Rythmus unterwegs sind. Viborg versuchte von Anfang an das Spiel zu machen und Stand ziemlich hoch, was bereits in der 5.Minute zum ersten Mal schief ging, als Flügelspieler Gustav Isaksen zum ersten Sprint ansetzte und bei einem Konter alle stehen lies. Den Angriff vollendete dann Emam Ashour. Viborg probierte weiter, kam aber zu keiner wirklichen Torchance. So ging es mit 0:1 in die Kabine. Die 2. Halbzeit wurde dann zur Show vom bereits erwähnten Gustav Isaksen. Dem gelang an dem Abend quasi alles und so legte er noch drei Tore nach, während Viborg einen komplett gebrauchten Tag erwischte. Definitiv jemand den man auf dem Zettel haben sollte und der im Sommer sicher wechseln wird. Hallo, Herr Virkus, das wäre gut angelegtes Geld!

Für mich ging es dann bereits am nächsten Morgen um kurz nach 5 Uhr wieder mit dem Zug Richtung Heimat. Mit Zwischenhalten insgesamt 11 Stunden später kam ich in Duisburg an. Länderspiel der Frauennationalmannschaft gegen Schweden. Das hatte zwei Vorteile. Ich konnte an das Stadion einen Haken machen und musste mir nicht den MSV ansehen. (y) Leider absolutes Müllspiel. Schweden hatte Chancen, scheiterte aber am eigenen Unvermögen. Deutschland war, wie so oft spielerisch bieder, nur das diesmal Alex Popp kein Tor gelang. Wenn man dann hört, dass der DFB mit Martina Voss-Tecklenburg verlängern möchte kann einem schlecht werden. Die hat es immer noch nicht geschafft, der Mannschaft ein funktionierendes System zu implementieren, so dass da dann oft nur die Qualität der Einzelspielerinnen einen Unterschied macht. Da hab ich jetzt schon wieder Hals, wenn ich an die WM denke.
Duisburg ist übrigens auch nicht zum empfehlen. Ich wollte mir nämlich Abends das CL Spiel der Eintracht ansehen, aber in der Innenstadt gibt es keine Kneipe o.ä. die überträgt. Hab extra noch Einheimische gefragt, aber auch die kannten nichts in Stadionnähe bzw. dann in der Innenstadt. Fazit: Nie wieder Duisburg, hoffentlich ;)
 

Vega

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Nein, du bist nicht der einzige. Ich habe die vergangene Woche zwischen Montag und Donnerstag in Serbien verbracht :)

Wer Spielpläne bzw. Kurvenbilder ein bisschen auf dem Schirm hat, der könnte in den vergangenen Tagen mitbekommen haben, dass mal wieder das ewige Derby zwischen Roter Stern und Partizan anstand. Als ich realisiert hatte, dass die Partie in meinen Urlaub fällt, war relativ schnell klar, dass ich versuchen wollte, dort vorbeizuschauen. Das Spiel wird nahezu immer von wohl einer rund dreistelligen Anzahl an deutschsprachigen Hoppern besucht, es gilt wohl gemeinhin auch als mit spektakulärstes Derby Europas.

Tja, wer jetzt angefixt und gespannt auf meinen Bericht ist: Es gibt keinen :) Der serbische Verband setzt Spiele in der Regel erst rund zehn Tage vor dem Termin an, vor rund zwei Wochen hieß es dann sowohl bei Partizan als auch bei Roter Stern, dass das Spiel am 1. März (also mittwochs) stattfinden wird. Das war für mich der finale Grund, Flüge zu buchen. Zwei oder drei Tage später dann dicke Ernüchterung: Urplötzlich wurde das Spiel nochmal verlegt und zwar auf Freitag (3. März), mein Rückflug nach Dortmund sollte am Donnerstag gehen. Aufruhr in diversen Hoppergruppen, der Großteil dürfte erfolgreich umgebucht haben, für mich war das aber aus verschiedenen Gründen leider keine Option. Bitter, aber kann leider passieren.

Verfallen lassen wollte ich die Flüge aber dennoch nicht, der Länderpunkt sollte ohnehin fallen und dementsprechend trat ich am Montag die Reise von Düsseldorf mit Air Serbia an. Das war den Tag über auch ein ziemlicher Nervenkitzel, denn streikbedingt war mein Flug gefühlt der einzige, der ab Nachmittag noch ging. Es war unfassbar leer am Düsseldorfer Flughafen, das war wirklich ein bisschen creepy. Gegen 23 Uhr landete ich in Belgrad, checkte im Hotel ein und fiel ins Bett.

Der Spielplan meinte es im Umkreis von Belgrad für den Dienstag nicht gut mit mir, so entschied ich mich dann doch, am Dienstag mit Bus nach Nis, die drittgrößte Stadt Serbiens, zu fahren. Generell läuft auf dem Balkan sehr viel mit diesen Reisebussen und das hat auch echt gut geklappt (für mich war es auch Premiere, war zuvor noch nie auf dem Balkan unterwegs). Selbst WLAN funktionierte auf dem Hinweg - rund drei Stunden Fahrt - hervorragend.

Gegen 13.30 Uhr kam ich in Nis an, Anstoß war um 16 Uhr. Ich schlenderte also durch die Stadt Richtung Stadion, irre viel gab es nicht zu sehen, es war aber dennoch ganz nett. Allzu viel Zeit hatte ich ja auch nicht, in einem Restaurant gab es noch einen irrsinnig großen Cevapcici-Teller mitsamt Pommes (6 Euro...), ehe es ins Stadion Cair ging.

FK Radnicki Nis - FK Vojvodina Novi Sad 1:4

Das Stadion sah auf Bildern schon hervorragend abgerockt aus, in live ist es dann in der Tat eine absolut traumhafte Bruchbude. Noch fantastischer, wenn man weiß, dass dort vort zehn Jahren Umbaumaßnahmen stattfanden, die aber seit Ewigkeiten brach liegen, da die Finanzierung irgendwann stockte. (Bilder gibt es bspw hier -> https://www.europlan-online.de/gradski-stadion-&#268air/stadion-5502.html)

Hier trafen immerhin zwei Mannschaft aufeinander, die jetzt auch nicht gänzlich unbekannt sind, Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt des Landes und wohl nach den Belgrader Platzhirschen der "größte" Verein. Nichtsdestotrotz verirrten sich hier vielleicht 600 Zuschauer, wobei der Gästemob bestehend aus 60 Mann es auch erst zur 30. Minute ins Rund schaffte. Dienstag 16 Uhr ist bei fünfeinhalb Stunden Autofahrt sicherlich auch nicht die dankbarste Ansetzung - gegen eben jene wurde wohl auch noch von der Heimseite protestiert, die unter dem Applaus der Gäste nach 40 Minuten das Stadion verließ. Waren zwei kleine Haufen, die aber durchaus immer mal wieder auf sich aufmerksam machten.

Auf dem Rasen war es eine sehr deutliche Angelegenheit. Die Gäste gingen schnell (nach irre langer VAR-Unterbrechung) in Führung, mit dem 2:0 war das Ding quasi schon entschieden. Kurz vor Schluss gelang den Hausherren noch Ergebniskosmetik, danach ging es für mich zufrieden mit dem Länderpunkt in der Tasche wieder Richtung Busbahnhof.

Dort sprachen beim Einsteigen (es war schon im Stadion merkbar, dass da diverse deutsche Hopper waren) weitere Leute deutsch, so kam man irgendwie flott ins Gespräch und so bildete sich quasi plötzlich meine Reisegruppe für die nächsten beiden Tage. Ich geriet da zufällig an einen absolut krassen Fußballtouristen, der aber zugleich wahnsinnig nett und korrekt war. Gerade frisch 24 geworden, war ich komplett fassungslos, als er mir sagte, dass er in der Saison 2021/22 565 (!!!) Spiele gesehen hat. Leute mit 300+Spielen habe ich schon ab und an mal gelesen, aber das hat echt alles übertroffen. Ich habe 2018 und 2019 140 Spiele geschafft - das wird mir nie wieder gelingen. Der Typ war VfB Stuttgart-Fan, aber ansonsten ziemlich korrekt :)

In jedem Fall verquatschten wir die Fahrt hervorragend, das WLan funktionierte auf dem Rückweg im Bus natürlich gar nicht mehr - und so mussten wir in Belgrad erstmal ein freies WLAN suchen, bis ich um 22.30 Uhr mir ein Hotel für die Nacht buchen konnte. Ich glaube ohne deren Begleitung wäre ich durchaus etwas nervöser gewesen, so lief das alles zwar mit ein paar Stolperfallen, aber letztlich recht entspannt. Wir verbrachten den Abend dann noch in zwei Kneipen, einer aus dem Trio hatte nachts Geburtstag und sie boten mir deren Platz im Mietwagen für den nächsten Tag an, den sie noch über hatten. Ich hatte ursprünglich vor, mir selbst einen zu schnappen und noch ein Erstligaspiel zu machen, aber entschied mich dann aus Kosten- und Gesellschaftsgründen dagegen.

In dem um 22.30 Uhr gebuchten Hotel schlief ich für 37 Euro fantastisch, das Zimmer war herausragend, da fragte ich natürlich mal nach, ob ich eine Nacht länger bleiben könnte. Die Rezeptionistin sagte mir, dass ich den günstigsten Preis aller Zeiten geschossen hatte, sie hätte noch nie gesehen, dass der Zimmerpreis bei Booking so weit gefallen war. Am Folgetag wären wir beim doppelten Preis gewesen, gut, dann doch lieber nochmal neu umschauen :D

FK Rad - FK Indija 2:3

Den Mittwochvormittag nutzte ich dafür, etwas durch die Belgrader Innenstadt zu laufen, ich schaute bei der Festung vorbei, die zudem einen schönen Blick auf die Save bietet. Nach einem sehr deftigen "serbian breakfast" hätte ich in der Folge eigentlich mich besser rollend fortbewegen können. Per ÖPNV ging es dann zum ersten Spiel des Tages, 13 Uhr beim FK Rad Belgrad gegen FK Indija Belgrad - wer braucht schon Partizan gegen Roter Stern? Wir reden hier von zweiter Liga, auch das Stadion Kralj Petar Prvi (benannt nach einem ehemaligen König-> https://www.europlan-online.de/stadion-kralj-petar-prvi/stadion-5486.html) ist eine irre Bruchbude.

Wenig überraschend war hier der Hopperauflauf ganz extrem, es waren wohl mindestens 40-50 Deutsche vor Ort. Der FK Rad spielte zeitweise auch erstklassig und fiel in der Vergangenheit mehrfach mit Rassismus-Skandalen auf. Und die Konföderierten-Flagge, hinter der sich der kleine Mob des Heimteams versammelte, ließ auch keine Zweifel an der politischen Einstellung der Leute aufkommen. Ekelhaft, dementsprechend schmeckte die späte 2:3-Pleite durchaus - das Spiel an sich war durchaus unterhaltsam mit drei Traumtoren. Viel Zeit wurde aber auch mit der Truppe von gestern sowie zwei, drei weiteren Leuten verquatscht - ein fünfter im Bunde ergatterte ebenfalls noch im Mietwagen einen Platz und nach dem Spiel ging es für uns zum nächsten Zweitligisten, rund 80 Kilometer nordwestlich von Belgrad nach Sabac.

FK Sabac - FK Radnicki Sremska Mitrovica 0:0

Sabac hat rund 50000 Einwohner, liegt an der Save und ist ein recht verschlafenes Örtchen. Ich hatte den Ground eigentlich gar nicht so richtig auf dem Schirm, dieser konnte mich aber ziemlich überzeugen. Hingucker war sicher die Haupttribüne, aber auch zwei weitere Seiten waren mit einer unüberdachten Tribüne gut bebaut, lediglich eine Hintertorseite war völlig leer (https://www.europlan-online.de/stadion-fk-ma%26%23269va/stadion-11521.html)

Auf dem Rasen gab es leider keine Tore, ich habe aber auch schon schlechtere torlose Unentschieden gesehen. Beide Mannschaften mit einer eklatanten Chancenverwertung, so blieb es schließlich beim unbefriedigenden Ergebnis, welches mit Blick auf die Tabelle nicht verwunderte: Die Gäste haben nach 21 Spielen ein Torverhältnis von 15:14.

Unweit des Stadions stiegen wir nach dem Spiel noch in einem Imbiss ab. Nach anfänglichen Verständigungsproblemen hatte unser Fünfertrupp schließlich was zu beißen auf dem Teller. Die Preise in Serbien sind natürlich eh schon Wahnsinn, aber das toppte alles: 1700 Dinar für fünf Leute - macht rund 16 Euro insgesamt, wir waren alle satt. Klar, da verirrt sich sonst im Leben kein Tourist, dennoch völlig krass.

Nach einem kurzen Barbesuch in Belgrad ging es schließlich wieder das nächste Apartement, den Donnerstagmorgen nutzte ich noch für einen Besuch im Dom des heiligen Sava, ehe ich wieder zum Flughafen musste, da mein Flieger nach Dortmund ging. Es war eine sehr coole Tour, aber das Verpassen des Derbys war natürlich dennoch bitter - erst recht, wenn man dann von diversen Leuten Nachrichten erhält, dass sie da jetzt im Stadion sind. Am Donnerstag war übrigens auch noch Basketball zwischen Partizan und Alba Berlin, auch da hatten sich reichlich Hopper hinbegeben. Naja, vielleicht beim nächsten Mal.
 

Seoulsaram

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Ich hole den mal wieder hoch. Ich habe das für mich auch bisschen entdeckt, auch wenn ich es sicher nicht so extrem wie andere machen werde. Ich hab mir vorgenommen zu 12 Spielen im Jahr zu gehen, aber nicht immer nur exotisches. Das erste Exotische Spiel, dass ich nun besuchen werde ist in Korea. Ich werde berichten.
 
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