Teil 3 ...
Freitag 12.08. Sandefjord 2-5 Rosenborg BK
Am Freitag hieß es ganz früh raus, weil schon um kurz nach 6 Uhr Morgens der Zug nach Karlstad fuhr. In Karlstad wurde das Gefährt gewechselt und es ging per Bus weiter nach Oslo. Fahrtdauer insgesamt gute sechs Stunden. In Oslo fahr Sightsseeing angesagt da in der Stadt selbst kein wirklich interessantes Spiel angesetzt war, ich aber unbedingt noch den Länderpunkt abgreifen wollte. Deshalb gab es nur die Wahl zwischen Sarpsborg und Sandefjord wobei die Wahl dann auf letzteres fiel, weil ich Rosenborg als Gegner interessanter fand. Zunächst aber mal die ganzen Touri-Ziele abgegrast und im Hafen den Red Bull Cliff Divern zugesehen, wie sie sich ins Hafenbecken gestürzt haben
Am Nachmittag sollte dann der Bus nach Sandefjord starten. Hatte mir über eine der diversen Apps, die sich mittlerweile auf meinem Handy befanden, eine Fahrt gebucht. Oslo -Sandefjord ca. 120 km. Hatte mir auch ausgerechnet, dass ich ca. 80 Minuten vor dem Anpfiff dort ankommen sollte, womit die 4 km Wegstrecke vom Bahnhof zum Stadion kein Problem gewesen wären. Wären. Denn hier wurde der Tag stressig. Zunächst mal stand der Bus quasi vom Start weg im Stau. Auf der ganzen Fahrt hatte ich deshalb Google Maps an um die Echtzeitberechnung meines Weges im Auge zu haben. Kurz vor Sandefjord dann auf einmal der Busfahrer mit der Halte-Ansage in Fokserod. Da dachte ich mir noch, ob das denn jetzt nötig wäre, wenn 8 km später sowieso Sandefjord kommt. Der Haltepunkt war auch nur so etwas wie eine Autobahnraststätte und es stieg auch nur eine Person aus. Danach ging die Fahrt weiter und ein paar Minuten später sah ich schon auf der Karte, dass der Bus an Sandefjord vorbei war. Erst hab ich einen Fehler des GPS vermutet, aber als wir dann über eine Brücke fuhren, die Google auch anzeigte, dämmerte mir, dass da irgendwas falsch sein musste. Also vor zum Fahrer und nachgefragt, wann denn Sandefjord Bahnhof als Haltepunkte dran wäre. Da fiel dem Herren auf, dass er Sandefjord nicht mit dazu gesagt hatte und die Autobahnraststätte der Ausstiegspunkt gewesen wäre. Er fügte dann an, dass das aber nicht so schlimm wäre, weil gleich der nächste Haltepunkt käme und man von dort mit einem anderen Bus zurückfahren könnte.
Tolle Idee, passte nur nicht wirklich in meinen engen Zeitplan. Es war auch nur ein schwacher Trost, dass mit mir noch eine handvoll anderer Leute ebenfalls noch fälschlicherweise im Bus saßen. Nun war guter Rat teuer, denn auf den nächsten Bus zurück warten, war keine Option. Also ging es im Dauerlauf mit Gepäck in die angrenzende Kleinstadt. Ziel war der Bahnhof, den da gäbe es doch sicher ein Taxi. Nach ungefähr 2 km Rennerei kam ich auch dort an und es warteten dort tatsächlich Taxis. Also gleich rein und dem Fahrer das Ziel angegeben. War etwas überrascht, dass der nicht wusste, dass die Nachbarstadt über ein Fußballstadion verfügt. Wir mussten auch mein Handy als Navi nehmen, aber immerhin konnte er schnell fahren
20 km später und ca. 50 Euro ärmer kam ich am Stadion an.
In Norwegen scheint das alles ein wenig entspannter zu sein, so dass ich meinen kompletten Rucksack mit rein nehmen durfte. Als ich auf der Tribüne ankam hatte ich die ersten 6 Minuten verpasst, kam aber genau im Augenblick des ersten Tores. Timing ist eben alles. Ich durfte mir dann ein sehr unterhaltsames Spiel ansehen, mit vielen Chancen und Toren. Nach 20 Minuten stand es bereits 2:2 und Action gab es bis in die Nachspielzeit, dort mit Tor und roter Karte wegen Notbremse
Am Ende dann ein 2:5 aus Sicht der Gastgeber, die weiter im Abstiegskampf kleben bleiben. Das Stadion ist kein wirklicher Hingucker. An den Längsseiten sind zwei große Tribünen, hinter den Toren einmal Nichts und auf der anderen Seite ein Bürogebäude, von wo es sich die Leute nicht nehmen ließen vom Dach aus zuzusehen.
Mein Tag war mit dem Abpfiff aber noch lange nicht vorbei. Ich hatte ja auch eine Rückfahrt nach Oslo gebucht, aber dafür musste ich ja erstmal zu der Raststätte, von wo die Busse immer fahren. Also mit dem Fußbus durch die halbe Stadt nur Haltestelle des Linienbusses. Der sollte, so Google Maps, dorthin fahren, wo ich hin wollte. Also hingestellt und gewartet. Zur Abfahrtszeit waren alle da, die Haltestelle, Ich nur der Bus nicht. Also ein paar Anwohner gefragt die gegenüber der Haltestelle standen und die meinten gleich, wenn der Bus noch nicht da war, dann kommt der auch nicht mehr. Die wären immer pünktlich. Als ich dann gerade nach Alternativen fragen wollte kam der Bus doch noch. Wieder mal Glück gehabt, das braucht man auch bei solchen Touren. An der Raststätte dann den Bus gewechselt und zurück nach Oslo gefahren. Alles ganz geschmeidig. Kurz vor Mitternacht in Oslo wurde dann der nächste Bus gesucht, den ich mir gebucht hatte, der mich zurück nach Schweden, genauer gesagt nach Helsingborg, bringen sollte. Bei einer Nachtfahrt spare ich mir nämlich das Hotel, meinte mein innerer Sparfuchs. In Helsingborg kam ich dann auch, wie geplant gegen 6 Uhr an.
Samstag 13.08. Helsingborg 0-0 IK Sirius
In Helsingborg hieß es dann erstmal Zeit totschlagen. Anstoß war erst 17:30 Uhr und die Stadt hat weder viel zu bieten, noch hatte ich mir einen Plan gemacht. Das Spiel war so nicht von mir vorgesehen gewesen, denn ich wollte da eigentlich, wie geschrieben, Malmö FF sehen. Also Helsingborg was zumindest den Vorteil hatte, dass mein geplanter zweiter Trip nach Stockholm ins Wasser fiel und ich dann zwei Nächte in Folge in Malmö verbringen könnte. Zwei Nächte an demselben Ort - purer Luxus.
In Helsingborg war dann auch nicht viel zu sehen. Hab die meiste Zeit damit verbracht, auf den Nebenplätzen den Nachwuchsmannschaften von Helsingborg zuzusehen. Auch das Stadion macht jetzt nicht wirklich groß etwas her, hier wurde auch das moderne Blechkastenprinzip angesetzt. Die Stimmung war auch eher mau, lag sicher daran, dass nicht mal die Heimtribüne mit den Ultras komplett gefüllt war. Das Spiel war dann auch sehr schwach. Kaum Torchancen und die paar wenigen wurden von den Torhütern und dem Aluminium entschärft. Folgerichtig gab es ein 0:0, was irgendwie genau passend war zu dem ganzen Tag. Abends ging es dann mit dem Zug weiter nach Malmö. Ein Katzensprung im Vergleich zu vorherigen Tagen.
Sonntag 14.08. Malmö FF 3-1 GIF Sundsvall
In Malmö gab es dann einen entspannter Vormittag. Es war Strandurlaub angesagt, bevor es am frühen Nachmittag zum Spiel ging. Auch das Eleda-Stadion ist neuerer Bauart, allerdings war hier, im Gegensatz zu Helsingborg, die Stimmung gut. Dem Spiel war dann auch anzusehen, dass da ein Meisteranwärter gegen einen Abstiegskandidaten spielt. Malmö brauchte allerdings einige Versuche des Warmschießens bevor endlich der Knoten platzte. Das zweite und dritte Tor ging dann auf das Konto Kiese Thelin. Der war mal in Leverkusen und ich glaube die suchen da heute noch dessen Trainingsbälle. Die zwei Tore täuschen da ganz schön drüber hinweg, wie schlecht der beim Abschluss ist, von den komischen Laufwegen die der oft nimmt ganz zu schweigen. Mit Ola Toivonen in der Startelf wären das deutlich mehr Tore geworden. In der zweiten Halbzeit gab es jede Menge weiterer vergebener Torchancen und dann noch den Ehrentreffer für Sundsvall.
Montag 15.08. IFK Göteborg 0-1 Hammarby IF
Ich hatte in Malmö schon mit dem Gedanken gespielt direkt wieder nach Hause zu fahren, da mein Urlaub am Mittwoch bereits enden würde und die Rückreise dann nicht ganz so unter Zeitdruck stattfinden würde. Aber da IFK Göteborg bereits seit Jugendtagen meine Lieblingsmannschaft in Skandinavien ist (keine Ahnung warum), wollte ich mir das dann doch nicht entgehen lassen. Also wieder in den Zug und die ca. 300 km in den Norden gefahren. In Göteborg angekommen hab ich mir dann als erstes das Ullevi Stadion angesehen. In dem spielt(e) IFK Göteborg nämlich, aber das wird momentan nur für Konzerte (Springsteen, Rammstein) genutzt, während IFK ins gleich anliegende kleine Gamla Ullevi umgezogen ist. Konnte sogar, dank einer netten Ordnerin, einen kurzen Blick ins Innere erhaschen. Anschließend ging es in den Fanshop. Da hatte ich mir vorgenommen ein Oscar Wendt Trikot zu besorgen. Das Trikot wurde schnell gefunden, allerdings wollte der Jungspund im Shop den aufzudruckenden Flock per Hand-Augen Ausrichtung auflegen und fragte mich dann noch, ob das so gerade wäre.
Ich hab zum Glück einen Minizollstock am Schlüsselbund, womit ich dann mit dem Kollegen die Abstände richtig ausgemessen habe. Soll schließlich alles seine Ordnung haben. Mit abgeschlossenem Tagesziel Nr. 1 im Rucksack wurde dann die Stadt unsicher gemacht. Leider begann es dann zu Gewittern, so dass ich meine Tour abbrechen musste. Gegen 17 Uhr, also zwei Stunden vor Anpfiff bin ich dann zur Tageskasse und wollte mein Ticket kaufen. Schnell ins Stadion dachte ich mir, da wird man wenigstens nicht noch weiter nass. An der Kasse hieß es dann aber zu meinem entsetzen: Ausverkauft. Dachte erst, dass de junge Frau mich veralbern wollte, weil ich mich natürlich vorher erkundigt hatte und die Spiele in Skandinavien fast nie ausverkauft sind. Da stand ich also, wie ein begossener Pudel im Regen von Göteborg. Habe dann erstmal versucht über diverse Ticketportale nachzusehen, ob noch welche verfügbar sind, aber ohne Erfolg. Dann hab ich noch die Leute angequatscht die ihre hinterlegten Tickets abholen wollten, ob da noch eins übrig wäre, aber keine Chance. Also begann ich zu resignieren und suchte nach Rückreisemöglichkeiten nach Trelleborg, weil dort am nächsten Morgen meine Fähre starten sollte. Eine Rückfahrt war schnell gefunden, allerdings waren die Übernachtungsmöglichkeiten in Trelleborg sehr gering und außerordentlich teuer. Mitten in meiner Planung erschien dann aber ein, ich sage jetzt mal "Nachwuchsultra" vor dem Ticketschalter mit einem ganzen Stapel an Tickets in der Hand. Die verschenkte der Kanbe dort einfach an alle Leute die ein Ticket wollten. So kam ich auch zu meinem. Für lau, obwohl ich dem auch das zwei- oder dreifache vom Preis gegeben hätte. Also wieder Glück gehabt und gleich rein ins Stadion. Die Karte war natürlich mitten im Fanblock von IFK. Also gleich mal nah am Eingang auf der obserten Treppenstufe einen Platz gesucht. Schön unauffällig und keinem in die Quere kommen. In Göteborg ist es aber wohl so, dass die richtigen Stimmungsmacher im Oberrang sitzen, zumindest konnte ich auf der Videowand erkennen, dass dort die ganze Pyro abgefackelt wurde. Von der Stimmung wahrscheinlich das beste Spiel. Bei IFK macht quasi das ganze Stadion mit und beschränkt sich nicht nur auf die Stehplatztribüne. Auch der Gästeblock war voll und hat 90 Minuten Vollgas gegeben. Das Spiel war dann eher dürftig. IFK bekam dann einen Elfmeter aber statt sichere Schützen, wie Oscar Wendt oder Marcus Berg, schießen zu lassen, durfte der 21 jährige Kevin Yakob ran. Natürlich schwach ge- und verschossen. Ansonsten bekleckerten sich die Sturmreihen reihenweise nicht mit Ruhm. Marcus Berg hatte seine HSV-Form. 10 Minuten vor Schluss fiel dann doch noch das Tor für Hammarby, was die grün-weißen im Meisterrennen hält, was sich für Göteborg quasi erledigt hat.
Damit endete dann der sportliche Teil meiner Tour. 9 Tage, 9 Spiele, 32 Tore, 3 Länderpunkte.
Von hier aus ging es dann nämlich erstmal auf den anstrengenden Rückweg. Meine Planung ließ nämlich wenig Raum für Fehler.
Kurz nach 21 Uhr der Schlusspfiff, eine halbe Stunde später Abfahrt des Zuges von Göteborg nach Helsingborg. Gut, der hatte gleich mal eine halbe Stunde Verspätung, aber da hatte ich einen Puffer. Auf halber Strecke musste dann von Zug auf Bus gewechselt werden. Da wurden die 15 Leute auf zwei große Reisebusse verteilt. Ich hatte mir gleich den Platz hinter der Fahrerin gesichert, weil der einen Tisch hatte und ich meinen Kopf für ein kurzes Nickerchen ablegen konnte. Als ich dann durch das Piepen des zurücksetzenden Busses wach wurde, konnte ich erkennen, dass uns die Dame mit ihren 200 Jahren Berufserfahrung in einer Baustelle festgefahren hatte. Zwei der Mitfahrer nutzten dieses unfreiwilligen Stop gleich zum Aussteigen und wollten den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen. Ich hatte aber noch genug Zeit, also den Manövern des Rückwärtsausparkens in 329 Zügen weiter beigewohnt. Schlussendlich, mit insgesamt einer Stunde Verspätung, kamen wir um 2 Uhr Morgens in Helsingborg am Bahnhof an. Hier hieß es dann erstmal warten, denn der nächste Zug, der mich nach Trelleborg zur Fähre bringen sollte, fuhr erst 4:50 Uhr. Der war allerdings ganz wichtig, denn ich hatte in Trelleborg genau 11 Minuten um vom Bahnhof zum Check In der Fähre zu gelangen. Und ja, was soll ich sagen, in bester Scotty Manier hab ich es in 6 Minuten zum Check In geschafft
Darauf folgte also eine 6-stündige Fährfaht bis nach Rostock. In Rostock ging es direkt weiter mit dem Bus zur S-Bahn und mit dieser dann zum Hauptbahnhof. Falls ich es vorher noch nicht erwähnt habe, ohne Google Maps würde das nicht funktionieren und ich wäre mehrere Male komplett am A. gewesen. Von Rostock ging es dann schön mit dem RE und 9 Euro Ticket nach Berlin. Schön warm und kuschelig war es. In Berlin habe ich mir dann allerdings ein IC Ticket gegönnt und war drei Stunden später wieder zu Hause. Für die ganze Rückreise also fast auf die Minute genau 23 Stunden gebraucht.
Ich habe dann auch die Tage mal die Strecken mit Bahn, Bus und Fähre zusammengerechnet. Knapp kalkuliert waren es etwas mehr als 5.000 km + die Strecken zu Fuß. Die kann ich allerdings nicht mehr nachvollziehen, aber wenig waren es auch nicht.
Alles in allem war ich froh, dass am Ende, trotz aller Widrigkeiten unterwegs, quasi alles wie geplant geklappt hat. Nochmal muss das aber so schnell auch nicht sein und ich glaube demnächst erstmal wieder kürzere Touren. Geht eben auch physisch und psychisch ans Eingemachte.