Es sind oft hochdekorierte Amateure die bei den Profis die Erwartungen nicht erfüllen können aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Diese Erfahrung in Kombination mit dem körperlichen Verschleiß, der bei 12 Runden Profiboxen ein anderer ist als bei 3 Runden Amateurfechten kann nicht jeder einfach so runterschlucken und verarbeiten.
Deren Stile sind einfach nicht drauf ausgelegt 12 Runden lang erfolgreich zu boxen.
Ich will jetzt nicht so weit gehen, zu sagen, dass Amateur-Boxen ein ganz anderer Sport ist als Profi-Boxen, überzeichnet formuliert ist es aber so.
Ich habe früher selber geboxt und zwar auf einem guten Niveau. Ich hätte aber niemals die körperlichen Voraussetzungen und die Robustheit gehabt, um länger als 5-6 Runden boxen zu können. Im Profibereich ist es Grundvoraussetzung, dass man über eine außergewöhnliche Härte verfügt, ich spreche jetzt noch nicht von der mentalen Härte, sondern den nötigen körperlichen Voraussetzungen.
Es ist den meisten Amateurboxern nicht als Fähigkeit gegeben, dass zu vertragen, was man im Profibereich vertragen muss. 10-12 Runden sind eine unvorstellbar lange Zeit, ein halber Marathon, denn man zudem nur dann in gemäßigtem Tempo laufen kann, wenn es der andere zulässt. Selbst 8 Runden können schon eine unsägliche Qual werden. Profi-Boxen ist eine der härtesten und brutalsten Sportarten, die es gibt. Jetzt weniger im Amateurbereich, aber insbesondere bei den Profis. Letztlich ist es auch eine genetische Auslese. Wer das gottgegebene nötige genetische körperliche Fundament nicht hat, der kann in der an der Spitze eng zulaufenden Pyramyde nicht bestehen.
Bei den Amateuren geht es darum Punkte zu erhaschen, es wird sehr schnell abgebrochen, was auch vernünftig ist. Bei den Profis kann man sich ab einem bestimmten Niveau einem Krieg nicht mehr entziehen, wenn die Gegnerschaft entsprechend gleichwertig ist. Da wird zwangsläufig kräftig ausgesiebt. Die Luft ist überall an der Spitze im Leistungssport extrem dünn, besonders dünn ist sie in Individualsportarten, wo es wenige Gewinner und viele unbekannte Verlierer gibt.
Außerdem ist der menschliche Kopf nicht dafür geschaffen, dass man auf ihn draufhaut. Dass muss man sich mal klar machen, was für brutale Kräfte da wirken und welche verheerenden Folgen diese haben können. So gesehen ist jeder ein Champ, der sich in den Ring traut. Das wird dem unkundigen Publikum aber nur unzureichend vermittelt, wer aus einem Kampf aussteigt, warum auch immer (Torsten May, Krasniqui usw.) tut dies aus einem guten Grund, da darf auf keinen Fall gepfiffen werden. Wenn es mental nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr, so einfach ist das.