Der kleine Unterschied war die Chancenauswertung - 1:4 gegen Kanada
Ein Eishockeyspiel dauert nicht 40, sondern 60 Minuten. Diese bittere Erfahrung musste die deutschen Nationalmannschaft am Mittwochabend im Spiel gegen Kanada machen. Denn erst im Schlussdrittel besannen sich die Kanadier auf ihre Tugenden, nämlich zuvörderst auf das konsequente Ausnutzen von Tormöglichkeiten, auch wenn es noch so wenige sind. Eine 3:2-Kontersituation und ein leichter Patzer von Lokalmatador Robert Müller machte aus dem für die Ahornblätter mehr als schmeichelhaften 1:1 nach 40 Minuten ein 1:3, was die Vorentscheidung bedeutete. Noch kurz vor dem zweiten Treffer der Gäste hatten die Deutschen durch den gebürtigen Düsseldorfer Nicki Mondt eine glasklare Chance, um selbst mit 2:1 in Führung zu gehen.
Düsseldorfs Stürmer Daniel Kreutzer: “Da kannst du nichts machen. Wenn es einmal nicht läuft, läuft es nicht.” Sven Felski, Schütze des einzigen deutschen Tores: “Wir haben im letzten Drittel unglückliche Dinger kassiert. Wenn wir das 2:1 gemacht hätten, wäre vielleicht alles ganz anders gelaufen.” Das 1:4 in kanadischer Unterzahl, bei dem Müller wiederum nicht gut aussah, war nur noch der Schlusspunkt.
Dabei dominierten schon im ersten Abschnitt die Adlerträger klar das Spielgeschehen. Im Minutentakt erspielten und erkämpften sich Jochen Hecht & Co. vielversprechende Torchcancen zuhauf. In der vierten Minute hatte Peter Fical die Führung schon auf der Rückhand, doch Corey Hirsch verhinderte einen frühen Rückstand. Auch Eduard Lewandowski, Rob Leask und Lasse Kopitz, Letzterer mit einem mächtigen Schlagschuss, hätte sich allesamt als Torschützen eintragen lassen können. Was fehlte, war möglicherweise die entsprechende Cleverness. Quasi gekrönt wurde das Auslassen der Chancen von einem Pfostenschuss des agilen Lasse Kopitz, der vor Jahren auch schon einmal den Pinguin-Frack trug.
Apropos Gastgeber Krefeld Pinguine... Von ihnen gab es in der Anfangsphase schon viel zu berichten, denn Chris Herperger sorgte im zweiten Nachschuss völlig überraschend für das 0:1, nachdem Darren Van Impe den wackeren Zerberus Deutschlands “weich” geschossen hatte, während Justin Kurtz, als siebter Verteidiger nominiert, nach knapp zehn Minuten die Strafbank drückte. Und last but not least spielte der erst gestern nominierte Adrian Grygiel zunächst so frisch und unbekümmert, als hätte er schon zig Länderspiele auf dem 21-jährigen Buckel. Zusammen mit dem Mannheimer Marcus Kink war der gebürtige Oberschlesier der Neuling im Team des schwarz gekleideten Heimteams.
In dem vor Länderspielen schon traditionellen Aussprache des Bundestrainer mit rund 30 Medienvertretern erklärte Greg Poss, dass sein WM-Team erst zu rund 50 Prozent feststehe. Zur Sache Lüdemann meinte der US-Amerikaner nur, dass man die Entscheidung des gebürtigen Lausitzers akzeptieren müsse. Auch Sportdirektor Franz Reindl scheint keine großen Ambitionen mehr zu haben, für “Frieden” zwischen den beiden Kontrahenten zu sorgen. “Ich habe ihn telefonisch nicht erreicht”, so der Garmisch-Partenkirchener.
Im zweiten Drittel gestalteten die Gäste aus Übersee (besser gesagt, eine DEL-Auswahl, ergänzt durch Akteure, die in der Schweiz ihre Semmeln verdienen) die muntere Partie ausgeglichener. Tonangebend blieben die Deutschen trotzdem allemal und endlich gelang auch der vielumjubelte Ausgleich. Im sechsten Überzahlspiel probierte es Michael Bakos von der blauen Linie. Den fulminanten Schlagschuss fälschte Sven Felski unhaltbar zum 1:1 ab. Im Schlussabschnitt hatten sich die Kanadier gefunden. Der Rest: siehe oben
Deutschland: Müller; Renz, Wright, Schauer, Leask, Kopitz, Köppchen, Bakos, Retzer; Kreutzer, Ustorf, Hecht, Grygiel, Barta, Felski, Furchner, Mondt, Lewandowski, Kink, Fical, Hackert
Kanada: Hirsch; Delmore, Van Impe, Pollock, Furey, Joseph, Bannister, Kurtz; Banhorn, Herperger, Schneider, Edgerton, Gordon, Adams, Maneluk, Metropolit, Green, Gardiner, Leeb, Gainey
Tore:
0:1 (8;50) Herperger
1:1 (36;20) Felski (Bakos)
1:2 (44;14) Green (Van Impe, Metropolit)
1:3 (47;10) Edgerton (Green, Van Impe)
1:4 (56;30) Leeb (Gainey)
Zuschauer: 7.652 (ausverkauft)
Strafminuten: Deutschland 8, Kanada 20
Schiedsrichter: Minar (CZE)
Quelle:
www.hockeyweb.de
Was im Moment noch mehr schmerzt, ist der Kreuzband und Innenbandriss im rechten Knie, von Rob Leask.