Kranker Stadion-Partner
FC Bayern sorgt sich um TSV 1860, der nicht pünktlich zahlt
Finanzielle Nöte sind Uli Hoeneß, dem Manager von Bayern München, eigentlich fremd. Die Bayern sind einer der wirtschaftlich gesündesten Fußballklubs in Europa. Doch in diesen Wochen gibt es für Hoeneß Anlass zur Sorge. Nicht beim eigenen Verein, aber beim TSV 1860 München, mit dem die Bayern die Allianz Arena gemeinsam gebaut haben und betreiben, und in der sie abwechselnd spielen.
Der Zweitligist 1860 kann seine Stadionmiete nicht pünktlich begleichen, auch bei den Rechnungen für Speisen und Getränke sind die Löwen im Rückstand. Ein Millionenbetrag sei noch offen' sagten Hoeneß und Bayern-Fi. nanzvorstand Karl Hopfner der Süddeutschen Zeitung. "Wenn sich vertraglich vereinbarte Zahlungen deutlich verzögern, dann wird man als Partner schon nervös", äußert Hoeneß.
Nach Angaben von Hopfner hat der TSV einen Aufschub erhalten und will die fälligen Beträge bis Saisonende nach und nach an die Stadion GmbH überweisen, die beiden Vereinen zu gleichen Teilen gehört.
Im Februar haben die Bayern von der Notlage der Löwen erfahren, und seitdem sorgen sie sich. 1860 hat intern schon überlegt, Stadionanteile zu verkaufen. "Für die Sechziger wäre es der Super-GAU, wenn der FCB plötzlich Mehrheitseigner wäre", warnt Hoeneß. Der Bayern-Manager befürchtet, dass die Löwen-Fans die Arena dann nicht mehr akzeptierten. Alleine könne der FCB das Stadion, das noch zwei Jahrzehnte lang abzuzahlen ist, aber nicht stemmen. "Wir müssten die Zahlungen der Sechziger übernehmen und die Mindereinnahmen bei der Bewirtung, beim Parkhaus und bei den Zuschauererlösen ausgleichen." Acht bis zehn Millionen pro Saison kämen so zusammen. Die Konsequenz: "Wir müssten dann Abstriche bei der Mannschaft machen." Die kostet von Jahr zu Jahr mehr, neue Stars sind teuer, werden aber für den Sturm und als Ersatz für Michael Ballack im Mittelfeld wohl bald benötigt.
Die Bayern befürchten Rückschläge, sportlich wie finanziell, falls der Stadionpartner 1860 ausfiele. Angenommen, man verpasse die Champions League, "weil wir nicht in die Mannschaft investieren können", dann seien auf einen Schlag die nächsten zehn Millionen Euro weg, rechnet Hoeneß vor. "Am Ende verlieren wir gar 20 oder 25 Millionen Euro, weil wir unser Geld ins Stadion gesteckt haben statt in ein international konkurrenzfähiges Team. Jetzt profitieren wir vom Stadion. An dem Tag, an dem wir die Arena alleine betreiben, wäre es umgekehrt". Die Probleme der Löwen in der neuen Arena haben auf den ersten Blick mit den teuren Business Seats zu tun, die 1860 schlecht verkauft, für die der Zweitligist der Stadion GmbH aber drei Millionen Euro pro Saison zahlen muss. Die Bayern verstehen nicht, dass die Sechziger dieses Risiko tragen, und es nicht bei der Sportagentur !MG los geworden sind, die 1860 umfassend vermarktet, einschließlich der Business Seats. Die Löwen sollten mit ihren Leuten wie dem neuen Sportmanager Stefan Reuter diese Sitze selbst verkaufen, statt das einem "Herrn xy" von einer "anonymen Vermarktungsgesellschaft" zu überlassen, sagt Hopfner. Die Business Seats seien das einzige Risiko für 1860 im Stadion, ansonsten bringe die Arena dem Zweitligisten zusätzliches Geld. Der Zuschauerschnitt liegt noch bei 40000; mehr als bei vielen Erstligaklubs.
Die Ursachen für die Finanznöte der Sechziger liegen aber tiefer, viel tiefer. Der Traditionsklub leidet noch an Altlasten und alten Strukturen aus der Ära von Karl-Heinz Wildmoser senior, der die Löwen patriarchalisch geführt hat. Der TSV 1860 müsse jetzt seine Hausaufgaben machen und offen sagen, "welche Hypotheken aus der Vergangenheit" noch vorhanden seien, verlangt Hopfner vom Stadionpartner. Außerdem zähle man darauf, dass sich bei 1860 "die Strukturen ändern und nachhaltig verbessern", ergänzt Hoeneß. Der Aufsichtsrat, der gegenwärtig auf Aufklärung drängt, hat bei den Löwen nicht viel zu sagen. Der Klub wird von einem Beirat dominiert, den Vereinspräsident Karl Auer und die beiden Vizepräsidenten bilden. Das erinnert an Zeiten, als der Profifußball noch Vereinssache war, aber die sind längst vorbei. Was passiert mit der Arena, falls 1860 pleite ginge? Dazu komme es nicht, antwortet Hoeneß. "Wenn alle Stricke reißen, werden wir 1860 helfen." Und was geschieht bei einem Abstieg der Löwen in die Regionalliga?"Der Fall ist nicht geregelt", sagt Hopfner. Davon gehe der FC Bayern nicht aus. Klaus Ott