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DruckenSendenFeedbackMerken22.09.2011
Fragwürdiger Kneipenspaß
Pub-Besitzer ließen Kinder in Käfig kämpfen
In einem englischen Pub haben zwei Jungen im Grundschulalter vor zahlreichen Zuschauern einen Ringkampf in einem Käfig ausgetragen. Eine völlig legale Veranstaltung, sagen die Organisatoren - und auch die Eltern haben offenbar keine Bedenken.
Preston -
Die Menge in dem englischen Pub johlt, als die beiden Kontrahenten in den Käfig geführt werden. Doch es sind keine gestandenen Männer, die dort an diesem Abend zum Kampf antreten - sondern zwei Jungen, der eine neun Jahre alt, der andere acht. Sie tragen keinen Helm und keine Schutzkleidung.
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Nach dem Startsignal des Schiedsrichters beginnen sie, miteinander zu ringen, zerren sich gegenseitig zu Boden, die Zuschauer feuern sie an.
Plötzlich fängt einer der Jungen an zu weinen. Ein Sanitäter kommt in den Ring, spricht mit dem Kind, dann geht der zehnminütige Kampf weiter.
Es sind verstörende Bilder, die auf einer Videoaufzeichnung des Abends zu sehen sind. Britische Sender strahlten sie aus. Doch die Veranstaltung, die Anfang September im "Greenlands Labour Club" im britischen Preston stattfand, war den Organisatoren zufolge vollkommen legal: "Bis auf diesen einen Kampf waren alle Wettbewerbe an diesem Abend für Erwachsene", sagte die Managerin der Kneipe der britischen BBC. Das Ringen zwischen den beiden Kindern sei nur ein Schaukampf gewesen, Tritte und Schläge seien verboten gewesen. Die Jungen hätten es "geliebt" und seien zu keiner Zeit in Gefahr gewesen.
Der Vater hält den Käfigkampf für sinnvoll
Die Polizei will den Fall laut BBC nun überprüfen. Die Beamten seien zwar über die Veranstaltung informiert gewesen und der Club habe auch eine entsprechende Lizenz gehabt. "Wir wussten aber nicht, dass Kinder daran teilnehmen", sagte ein Sprecher.
ANZEIGEDer Vater eines der beiden Jungen ist davon überzeugt, dass die Kämpfe harmlos sind. Er hält die Freizeitbeschäftigung seines Sohnes sogar für sinnvoll: "Wenn er die Käfigkämpfe nicht machen würde, würde er wahrscheinlich Steine auf Busse werfen und Leuten Kummer bereiten," sagte er der Zeitung "Daily Mail". Jetzt gehe der Junge stattdessen lieber ins Training.
Der Veranstalter des Abends, selbst ein professioneller Käfigkämpfer, sagte dem britischen "Guardian", die Kämpfe seien sicher und würden immer populärer. Schon ab dem Alter von fünf Jahren könnten Kinder an Wettbewerben teilnehmen.
Für bedenklich hält diesen Trend ein Sprecher der "British Medical Association", einer britischen Gewerkschaft für Ärzte: Der BBC gegenüber sagte er, es gebe auch andere Sportarten, mit denen Kinder Aggressionen abbauen und Disziplin erlernen können - etwa Leichtathletik, Judo, Schwimmen oder Fußball.