Den meisten hier bekannt, dennoch eine gute Zusammenfassung der Ereignisse um Ayuso.
Die Wechselgeschichte um Spaniens Radstar Juan Ayuso sorgt bei der Vuelta a Espana für mehr Spannung als das Rennen selbst
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Ayuso hat seinen bis 2028 laufenden Vertrag aufgelöst. Er ist jetzt frei, und er machte aus seinem Herzen auch keine Mördergrube. Die Verhältnisse im Rennstall charakterisierte er als Diktatur. Auslöser des Zorns war, dass der Rennstall die Trennung zum Saisonende schon während der Vuelta bekanntgab. "Das war so nicht abgesprochen. Sie wollen meinen Ruf schädigen", wetterte er. Dass er den Rennstall verlassen wollte, war allerdings schon lange kein Geheimnis mehr.
Nachdem Ayuso monatelang in jedes Mikrofon geklagt hatte, dass er sich bei UAE hinter Pogacar eingeengt fühle und unbedingt wechseln wolle, wirkt sein Verhalten nun umso befremdlicher.
Er versucht seit Monaten sich aus dem langfristigen, für Ayusos damaligen Stellenwert sehr gut dotierten Vertrag mit UAE bis 2028 rauszubitchen. Niemand hat ihn gezwungen, eine so lange Laufzeit zu unterschreiben. Im Gegenteil: Damals bestand sein Umfeld ausdrücklich auf einem langfristigen, hochdotierten Vertrag – als Absicherung für den Fall, dass seine Karriere nicht den erhofften Verlauf nimmt.
Nun kommt UAE seinem Wunsch nach und löst den Vertrag ohne Ablöse oder Strafe auf – und trotzdem vergleicht Ayuso seine Zeit im Team mit dem Leben in einer Diktatur. Dieser Vergleich ist nicht nur maßlos überzogen, sondern auch geschmacklos. Ein junger, bestens bezahlter Profi, der in einem der erfolgreichsten Radsportteams der Welt gefördert wird, lebt sicher nicht wie ein zu Hungerlöhnen arbeitender Kinderbergarbeiter oder gar wie ein Kindersoldat in einer der paradetypischen Diktaturen der damaligen 4. Welt.
Ich kann ein derartiges Verhalten nicht gut heißen, mich widert es an.
Dazu noch, dass Ayuso bei fast keinen Rennen, Führungsarbeit für andere UAE-Teamkollegen machte.
Und im Team spielte er oft die Rolle eines freien Radikals. Er war zuweilen so frei, dass es sogar Pogacar erboste. Bei der Galibier-Etappe der Tour de France 2024 hielt er sich recht eigensinnig aus der Führungsarbeit heraus - nur um am Ende im Schatten von Pogacar ganz plötzlich zu Kräften zu kommen und auf Tagesrang drei zu sprinten.
Beim letzten Giro 2025 war es ja dasselbe. Ayuso zeigt sich auf der 9.,10. und 14. Etappe deutlicher schlechter als del Toro, bei UAE entscheidet man sich, mit del Toro auf den Gesamtsieg zu fahren und Ayuso fängt seine egoistischen Spielereien an.
Wäre ich UAE gewesen, hätte ich Ayuso nur noch bei kleinen Rennen starten lassen, aber nicht mehr zu GTs mitgenommen.
Es überrascht mich, dass anscheinend so viele Teams sich diesen extrem schwierigen, Teamchemie zerstörenden Charakter ins Team holen wollen.
Viel Spass mit ihm, Lidl-Trek.
Mir würde es ja noch einleuchten, falls ein Team wie Cofidis mit Ayuso liebäugelte: Wenn der verdiente, langsam in die Jahre kommende Buchmann bald kürzertritt, klafft im von ihm jahrelang geprägten Rennstall eine ordentliche Lücke – und Ayuso liefert nun mal Schlagzeilen und Wattwerte. Aber warum ausgerechnet Lidl–Trek? Im klassischen Straßenrennsport wirkt Ayuso charakterlich wie ein Carbonrahmen mit Haarriss: blitzschnell, aber heikel im Handling. Viel Glanz, wenig Führungsarbeit – hoher Drama-Faktor im Teambus inklusive. Kurz: Für Cofidis nachvollziehbar, für Lidl–Trek eher so „Danke, aber wir sind ein Team, kein Reality-Format.“