Hmrhmrhmr so wirklich fassen tut mich dieser Kampf im 3. Akt nun auch nicht mehr. Eine gute Würze erhält er allerdings durch die Rivalität Freddie vs. Teddy in den Ringecken. Roach hat es angesprochen und mir wurde dann auch bewusst, dass das ja auf gewisse Art und Weise auch ein wenig eine Fortsetzung der Rivalität Eddie Futch vs. Cus D'Amato ist. Das war dann aber auch schon alles, was dieser Kampf an Geschichtsträchtigkeit zu bieten hat, außer Manny macht dann anschließend wirklich Feierabend.
Atlas als Bradleys Trainer ist sicherlich eine interessante Komponente. Die Ironie dabei ist aber, dass Atlas vorallem als großer Einpeitscher und Motivator bekannt ist, der die Boxer dazu bringt emotional zu kämpfen. Wenn es etwas gab was Bradley im 2. Kampf zu viel hatte dann war es seine Emotionalität.
Imo und so wie ich den Fight in Erinnerung habe, hatte er damals taktisch einen guten Start hingelegt und Pacquiao mit einer Mixtour aus temporärem Druck und Counterpunching aus der Distanz reele Probleme bereitet. Manny hatte anfangs Schwierigkeiten Rhythmus zu kriegen weil Bradley seine Athletik hervorragend genutzt hat um die Distanz zu variieren und zusätzlich auch durch seine Oberkörperbeweglichkeit unbequem war. Der Pacman, deutlich plattfüßiger als in seiner Prime, sah ein ums andere Mal recht ungeschickt aus beim Hinterhersteigen und nahm schon früh einige harte rechte Hände flush. Ob Bradley das von der Konzentration so 12 Runden hätte spielen können ist spekulativ aber es wirkte vielversprechend und gut durchdacht. Mental allerdings hat Bradley dann zur Mitte des Kampfes seine Linie spürbar verloren und wollte ausgehend von den frühen Erfolgserlebnissen einen KO erzwingen, der aber nie greifbar war. Pacquiaos Problem aus der Frühphase mit der Distanzüberbrückung und dem Winkel kreieren war dadurch gelöst dass Bradley den Puncher spielte und sich damit selber bereitwillig in Schlagdistanz begab um mit offenem Visier zu traden. Obendrein kämpfte er dabei auch noch spürbar über seinem eigenen Energielevel und war so ab Runde 7-8 konditionell ziemlich fertig. In dieser Art der Kampfführung hat Manny ihm dann letztendlich klar die Grenzen aufgezeigt.
Bradley also als jemand der in der Vergangenheit öfter Probleme hatte taktische Marschrouten einzuhalten (Provodnikov) weil Nerven und Ehrgeiz ihn überwältigten, hat jetzt mit Atlas jemanden in der Ecke stehen, der mit 1-2 Pausenansprachen wahrscheinlich sogar Rene Kretschmann und Winnie Pooh zu aggressiven Kampfmaschinen umfunktionieren könnte. Imo muss Bradley gegen Pacquiao mental eher ein Iceman als ein Fireman sein, wenn er ihn auspunkten will. Mit der Brechstange spielt er gerade dem Past-Prime Manny doch ziemlich in die Karten. Aber wir werden schauen, gegen Marquez hat Bradley ja gezeigt dass es auch anders gehen und er sich durchaus disziplinieren kann.