Garnett besserer Basketball oder erster Baustein eines Contenders?
Das sind für mich jetzt 2 unterschiedliche Dinge.
Irenicus: Die Kompatibilität eines Spielers für den Aufbau eines Contenders könnte man als einen Vorteil begreifen, der aus den Fähigkeiten eines Spielers, also seiner Klasse hervorgeht. Insofern gibt es meiner Ansicht nach Überschneidungen bei beiden Begriffen.
Bessere Basketballer: Kann man sicher drüber streiten. Garnetts Defense ist klar besser, da muss man nicht drüber reden. Offensiv ist Nowe besser, ob er soviel besser ist, um den defensiven Nachteil auszugleichen, ist die Streitfrage hier.
Irenicus: Schön ausgedrückt.
Dirk im Zweifel vorne zu sehen, ist natürlich vertretbar. Die Sache zwischen beiden Spielern ist sehr eng, auch weil sie so verdammt unterschiedlich sind in der Art und Weise
wie sie Impact auf die Mitspieler ausübten.
Erster Baustein eines Contenders: Für mich klar Dirk. Erstens hat es Garnett nun mal nie geschafft, "sein" Team zum Titel zu führen. Er mag 2008 der wichtigste Spieler in Boston gewesen sein, hatte aber nun mal trotzdem Pierce und Allen an seiner Seite. Die mit Terry und Kidd gleichzusetzen wäre mutig.
Irenicus: Warum muss man eigentlich alle Spieler gleichsetzen/vergleichen, um zu gewissen Schlussfolgerungen zu kommen? Natürlich sind Ray Allen und Paul Pierce bessere Spieler als Jason Terry und Jason Kidd. Übrigens solltest du Marion und Chandler auch nicht vergessen. Gerade Chandler ist ein Spieler mit massig Impact, den du eigentlich eher anstelle von Kidd bei diesem Vergleich anführen solltest, insbesondere weil er sich so gut mit Dirk Nowitzki ergänzte.
Die Celtics 2007/2008 sind meiner Ansicht nach schon Garnetts Team. Er war der MVP, hatte den meisten Einfluss und das nicht nur in der Defensive. Paul Pierce hat den Finals-MVP nur gewonnen weil er ein paar (absolute) Punkte mehr auflegte. In der Gesamtbetrachtung teilte sich KG in den Playoffs die Rolle der ersten Option mit Pierce, produzierte für sein Team sogar mehr Punkte pro 100 Possessions. Hinzu kommt der geschilderte Einfluss auf die Verteidigung. Es ist echt eine Schande, dass KG den Finals-MVP nicht bekommen hat.
Zweitens hat ein Garnett in Minni nie solche Leistungen in den Playoffs gezeigt wie Dirk 2011. Es waren starke Leistungen dabei, keine Frage, aber so ein Überperformance sicher nicht.
Irenicus: Das mag sein, aber Kevin Garnett hatte bei den Wolves nie ein so gutes Team wie es Dirk 2011 hatte (oder auch 2003 oder 2006). Dass das Front Office der Mavericks dem der Wolves deutlich überlegen ist, sollte wohl außer Frage stehen. Mit einem Roster wie das der Wolves 2005-2007 musste sich Dirk Nowitzki niemals rumplagen, dazu war es die absolute Prime von KG. Glaubt jemand allen ernstes, dass das Front Office der Wolves dies danach noch geschaukelt hätte, wen KG geblieben wäre?
Zudem hatte Garnett immer den Makel, nie das Heft in die Hand zu nehmen, wenn es eng wurde. Das hat Dirk auch lange mit sich rumgeschleppt, nur er hat es dann 2011 endgültig abgelegt.
Wenn es um die Fähigkeit geht eine Offensive (!) in der Crunchtime zu tragen, würde ich Dirk Nowitzki ohne weiteres auch bevorzugen. Aber besteht Basketball nicht aus mehr als das? Wie sieht es etwa mit den defensiven Einfluss eines Spielers in der Crunchtime aus? Meiner Ansicht nach wird hier zu häufig auf die reinen Punkte geschaut, oder - allgemeiner ausgedrückt - nur auf die Offensive. Das andere Ende wird häufig vergessen.
Wenn man dann Drittens noch die menschliche Komponente bedenkt, kann Garnett kein Franchise Player sein. Ok, Jordan war auch ein Arsch. Das war einfach noch mal eine andere spielerische Sphäre.
Irenicus: Meiner Ansicht nach sollte es um die spielerische Klasse, um den Impact eines Akteurs gehen, nicht ob er sympathisch ist oder nicht. Sympathisches Verhalten führt nicht zwangsweise dazu, dass jemand auf dem Feld einen besseren Job macht.
Rückblickend Garnett zur besseren ersten Option zu erklären sehe ich nicht. Wenn man nur das Skillpaket der Spieler vergleicht - ok. Aber einen Franchise Player macht dann doch mehr aus.
Irenicus: War Bill Russell für dich ein Franchiseplayer? Dieser war selten die erste Option und wenn er dies ab und zu mal gewesen ist, war er nicht wirklich überragend darin. Trotzdem gilt er als einer der größten Franchieseplayer in der Geschichte des Sports, eben weil er eine unglaubliche Führungsperson war und auf anderer Art als durch Punkte immensen Einfluss auf seine Teams hatte. Garnett ist selbstverständlich nicht so gut wie Russell, aber er ist eine ähnliche Art Spieler, wenn man sich anschaut,
wie er Impact produziert. Letztendlich geht es doch nur darum, möglichst viel Impact auf ein Spiel auszuüben, was man eben auf sehr unterschiedlicher Art und Weise schaffen kann. Welche Art man besser findet, ist wohl dann eher Geschmackssache, findest du nicht?