Materialthread


Hakuba

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Danke, @Marti , für das Vorstellen dieses interessanten Artikels.

Leider ist es aus der Sicht von uns Laien unglaublich schwierig zu beurteilen, inwieweit solche Experimente noch in einem Graubereich liegen oder doch schon eindeutig verboten sind - und wie stark sich das Ganze tatsächlich auswirkt. Oder anders gesagt: Ist das Ganze vergleichbar mit dem, was die Norweger gemacht haben?

Der Einwand ist natürlich richtig. Wir wissen nicht, ob solcherart Manipulationen seinerzeit explizit verboten waren.

ABER: Sollte es sich um die Grauzone handeln, dann hätte es keinen Grund gegeben, den Bericht darüber unter Verschluss zu halten und dann gäbe es auch keinen Grund für Kathol und für die beiden Skiverbände, sich um Antworten zu drücken.

Irgendetwas ist da m. E. nicht sauber. Oder anders gesagt: Es waren noch nie alle gleich.
 
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Marti

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Die Tatsache dass die FIS solche Sachen und die Beweggründe für Entscheidungen unter Verschluss hält, stärkt halt einfach auch nicht das Vertrauen.
 

Marti

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Oder anders gesagt: Ist das Ganze vergleichbar mit dem, was die Norweger gemacht haben?
Darum muss es ja nicht primär gehen. Haben die Norweger dreister beschissen? Wahrscheinlich ja.
Haben andere auch mehr als nur im legalen Bereich getrickst? Ist zumindest möglich
Die FIS könnte es ja einfach sagen und nicht irgendwelche Sachen unter Verschluss halten, die manches einfach aufklären könnten.
Kann natürlich gut sein, dass das ganze einfache rechtliche Gründe hat und das jetzt keine Vertuschungsaktion oder ähnliches ist.
 

Finn-Lady

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Der Bericht über möglicherweise vorgenommene Veränderungen der Deutschen und Österreicher an ihrem Material ist eine Seite der Medaille, der Umgang mit dem aufgedeckten Skandal die andere.
Wenn ich beim Fahren über eine rote Ampel erwischt werde, dann habe ich für dieses Vergehen gerade zu stehen. Natürlich kann ich sagen, alle anderen fahren auch des Öfteren über diese Ampel, wenn es rot hat. Ich kann auch ein Video drehen und es veröffentlichen. Nur verändert das halt mein Vergehen nicht. Ich habe eine Ordnungswidrigkeit begangen und habe die Konsequenzen zu tragen.
Ein Video bzw Dokumente über zurückliegende mögliche Manipulationen anderer Nationen zum jetzigen Zeitpunkt sind halt zweischneidig. Warum gelangen diese Informationen, sofern sie der Wahrheit entsprechen, erst jetzt an die Öffentlichkeit? Mehr als über eine Saison nach dem „mutmaßlichen Vergehen“, in der Sauren-Gurken-Zeit und NACHDEM die Norweger bei einer Manipulation erwischt wurden, nachdem Strafen ausgesprochen wurden? Es hat etwas von einer billigen Aktion, die andere an den Pranger stellt, um von sich und dem eigenen Vergehen abzulenken oder sich gar reinzuwaschen. Wo ist da das Hinterfragen des eigenen Handelns?
Nein, versteht mich nicht falsch. Für mich müssen Vergehen geahndet werden und es müssen ganz klare Regeln her. Ich sage auch nicht, dass man in den finanziell gut aufgestellten Teams D und AUT nicht auch Grenzen ausreizt. Womöglich schenkt man sich nichts. Aber Team NOR ist bei einem massiven Sportbetrug ertappt worden. Es macht das eigene Vergehen nicht besser, nur weil andere womöglich auch… das Einsehen fehlt mir bislang von norwegischer Seite, ist aber am Ende auch kein Alleinstellungsmerkmal, wenn es um Betrug mit Doping oder Material geht.
Ansonsten bin ich bei @Benjamin … ohne genauere Informationen kann ich mir kein Urteil erlauben.
 

Marti

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Es hat etwas von einer billigen Aktion, die andere an den Pranger stellt, um von sich und dem eigenen Vergehen abzulenken oder sich gar reinzuwaschen. Wo ist da das Hinterfragen des eigenen Handelns?
Bezweifle irgendwie das private Medien anderer Nationen das anders handhaben würden, als es hier die Norwegischen tun. Sprich das Suchen nach Möglichkeiten jetzt auch die anderen anzuscheißen. Deswegen ist mir die Überschrift des Artikels auch relativ Wumpe, wenn auch unter journalistischen Anspruchsdenken vielleicht etwas billig.
Es waren ja die Medien und nicht der Verband der den Artikel und die Recherche hier ins Rollen gebracht hat.
 

Hakuba

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Es hat etwas von einer billigen Aktion, die andere an den Pranger stellt, um von sich und dem eigenen Vergehen abzulenken oder sich gar reinzuwaschen. Wo ist da das Hinterfragen des eigenen Handelns?

Es sind zwei Journalisten, die recherchiert und den Artikel veröffentlicht haben. Diese beiden brauchen ihr Handeln nicht zu hinterfragen.
Jakub B. ist auch nicht der Sprecher des polnischen Verbandes. Ich würde diese Dinge lieber auseinanderhalten.


Warum gelangen diese Informationen, sofern sie der Wahrheit entsprechen, erst jetzt an die Öffentlichkeit?
Weil sie offensichtlich unter Verschluss waren.


Es hat etwas von einer billigen Aktion, die andere an den Pranger stellt, um von sich und dem eigenen Vergehen abzulenken oder sich gar reinzuwaschen.

Den Anlass für die Recherche haben sicherlich die norwegischen Betrügereien gegeben, aber darf deshalb niemand - schon gar kein Norweger - Dingen auf den Grund gehen, die "während der Saison 2023/24 in der Skisprungwelt ein offenes Geheimnis und ein großes Gesprächsthema" (steht so im Artikel) waren?

"Ablenken und Reinwaschen" geht sowieso nicht mehr, die Urteile sind gesprochen.

Ich würde jedenfalls gern wissen, warum die Dinge - sofern es sie, wie behauptet, gab - unter Verschluss gehalten wurden.
 

Finn-Lady

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Den Anlass für die Recherche haben sicherlich die norwegischen Betrügereien gegeben, aber darf deshalb niemand - schon gar kein Norweger - Dingen auf den Grund gehen, die "während der Saison 2023/24 in der Skisprungwelt ein offenes Geheimnis und ein großes Gesprächsthema" (steht so im Artikel) waren?

"Ablenken und Reinwaschen" geht sowieso nicht mehr, die Urteile sind gesprochen.

Ich würde jedenfalls gern wissen, warum die Dinge - sofern es sie, wie behauptet, gab - unter Verschluss gehalten wurden.

Ich frage mich, wie Dinge, die angeblich „ein offenes Geheimnis und ein großes Gesprächsthema“ waren, als „unter Verschluss gehalten“ bezeichnet werden können. Eigentlich ist das ein Widerspruch in sich.
Warum ist niemand damit bereits damals an die Öffentlichkeit gegangen, wie es im Falle der Norweger in Trondheim geschehen ist bzw. warum ist von „dem großen Gesprächsthema und dem offenen Geheimnis“ nichts nach außen gedrungen? Ein solches Rumoren könnte man nicht dauerhaft verheimlichen. Und irgendwer hat doch sicher das Bedürfnis, hinter vorgehaltener Hand was verlautbaren zu lassen, wenn er sich bei den wichtigen Entscheidungen benachteiligt fühlt.
Wenn es ein Betrug in so großem Stil wie in Team NOR gewesen wäre, warum hat man dann nicht beispielsweise bei der Skiflug-WM, als Kraft und Wellinger Gold und Silber holten Alarm geschlagen? Welchen Sinn würde es für die anderen Nationen machen, einen massiven Betrug zu verschweigen, wenn es denn tatsächlich einer war?
Waren es Mutmaßungen, weil das erste Drittel von D und AUT dominiert wurde - weil das kann ja eigentlich nicht mit rechten Dingen zugehen… wäre halt nichts Neues im Komödienstadl der Nationen untereinander. Waren es Innovationen, die immer wieder mal von einzelnen Nationen vorkommen und dann verboten wurden, weil sie halt nicht mehr zum Graubereich gehörten? Die VST ging anschließend btw an Ryôyû.
Und ja, welche Rolle spielt Kathol eigentlich, wenn er es (wie hier kommuniziert) bestätigt? Ist wirklich was dran oder hat es was mit seiner unrühmlichen Rolle in Trondheim zu tun, mit einem Rücktritt, der wohl doch nicht so ganz freiwillig war? Wenn es so war, dass er bei der „Verheimlichung“ mitgemacht hat, warum gibt er es jetzt zu? Späte Reue oder ist es einfach billiges Nachtreten?
Es sind mir zu viele unbestätigte Gerüchte und ungeklärte Fragen, wie jetzt auch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.
Das Ganze ist mir eigentlich zu unausgegoren, um daraus eine Story aufzubauschen. Natürlich kann man natürlich aus jedem Rumoren, jedem Gerücht eine Story machen. Und selbstverständlich fällt es - je nach Blickwinkel und persönlicher Agenda - auf vorbereiteten Boden. Hilfreich ist es in meinen Augen nicht, über ausgegossene Milch von vor 1 1/2 Jahren zu debattieren und seine Agenda zu pflegen.
Wichtig wäre es viel eher, jetzt tatsächlich den Blick nach vorne zu richten und dem Sport wieder mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Das Vergangene macht man nicht rückgängig.
 

Hakuba

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Ich frage mich, wie Dinge, die angeblich „ein offenes Geheimnis und ein großes Gesprächsthema“ waren, als „unter Verschluss gehalten“ bezeichnet werden können. Eigentlich ist das ein Widerspruch in sich.

Nein, das ist es nicht. Ein allgemeines Gemunkel unter Springern und Teams ist etwas anderes als ein Bericht, der bei einer unabhängigen und vertraulichen Untersuchung erstellt wird und von der FIS als vertraulich behandelt wird und damit nicht zugänglich ist.

Mein Punkt ist, dass die Bewertung der angesprochenen Varianten der Anzüge der Saison 23/24 genauso offengelegt werden sollte wie man es mit den norwegischen Manipulationen dieses Jahres getan hat - im Sinne der Glaubwürdigkeit.
 

gentleman

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Vom ÖSV hieß es im Zuge des norwegischen Skandals letztes Jahr ja immer, dass man selbst immer "am Limit" operiert(e), was das Material und Innovationen dabei anbelangt... jedoch sei der große Unterschied eben, dass man dies immer sofort bei der FIS gemeldet habe, um eben keine Strafe zu erhalten und um zu wissen, was (noch) geht, und was nicht? So war zumindest mein Wissensstand und ich nehme an der DSV wird das ähnlich gehandhabt haben bzw. sollten das ja eigentliche alle Verbände so handhaben, dann gibt es auch kein Problem und trotzdem werden Innovationen und neue Entwicklungen vorangetrieben (was auch okay so ist, solange es nicht gefährlich wird).
 

Marti

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der bei einer unabhängigen und vertraulichen Untersuchung erstellt wird und von der FIS als vertraulich behandelt wird und damit nicht zugänglich ist.
Das der Bericht unter Verschluss sein soll, hat ja die FIS selbst so nochmal auf Nachfrage der Journalisten verkündet. Warum das so ist, hätten sie natürlich gerne mal dazu sagen können...

Auch Kathol scheint ja gegenüber den Ermittlern die Story das irgendwie da was im argen war zu bestätigen, auch wenn er sich gegenüber den Journalisten nicht äußern will.

Die FIS könnte es halt ganz einfach klären. Aber gut müssen se selbst wissen.
Selbst wenn das nur das Ausreizen von Grenzen war, ist es ja eigentlich easy das so zu kommunzieren, was halt weder die FIS noch die Verbände in dem Fall machen...
Es könnte so einfach sein.

Und Sorry, zu sagen das man nach vorne schauen muss und sonst vertraut man halt der FIS in dem Fall, finde ich in dem Zusammenhang etwas befremdlich.
Man kann ja nach vorne und zurück schauen gleichzeitig. Progression und Aufklärung gehen ja zusammen, ansonsten könnten wir uns ja auch Geschichtsunterricht sparen um mal nen viel zu großen Vergleich zu ziehen.

Und machen die norwegischen Medien das zum Teil um zu zeigen, dass man ja nicht der einzige Schlimme Finger ist? Ja wahrscheinlich. Nur würden das Bild, Krone und Co eins zu eins genau so machen...
Glaube kaum das sich private Fernsehsender hierzulande dafür interessieren würden, aber das ist in Norwegen halt anders.
 
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Finn-Lady

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Mein Punkt ist, dass die Bewertung der angesprochenen Varianten der Anzüge der Saison 23/24 genauso offengelegt werden sollte wie man es mit den norwegischen Manipulationen dieses Jahres getan hat - im Sinne der Glaubwürdigkeit.
Das Ganze ist ein Fass ohne Boden. Es kommt der nächste Bericht über polnische Schuhe, slowenische Skispitzen, japanische Helme und immer wieder bleibt die Frage, wieviel Vertrauen habe ich in die Aussagen der FIS.
Was, wenn von Seiten der FIS auf die aktuelle Situation im Bericht offen gelegt wird: Von Seiten der Österreicher und Deutschen wurden Innovationen an der Unterwäsche gemeldet (um auf meine ausgeführte Frage im Post und die Aussage von @gentleman einzugehen), wir haben sie geprüft und Ende Dezember 2023 für nicht zulässig erklärt. Da bis dahin die Prüfung nicht abgeschlossen war, haben die Athleten nicht unrechtmäßig gehandelt und wurden nicht disqualifiziert. Wärst du bereit, dies zu akzeptieren und dann zu sagen, ok, lasse ich stehen oder würdest du immer noch nachhaken wollen und den Athleten unlautere Machenschaften implizieren?
In meinen Augen wurden die norwegischen Manipulationen auch nicht in vollem Umfang offen gelegt. Forfang und Lindvik behalten ihre Medaillen. Es erscheint vollkommen unschlüssig, dass diese Anzüge nur für die Großschanze manipuliert wurden. Aber womöglich gab es, da sie in den fraglichen Wettbewerben nicht disqualifiziert wurden, keine Handlungsmöglichkeit. Das befriedigt halt nicht, ist aber nicht belastbar.
Es bestreitet doch niemand, dass die Glaubwürdigkeit der FIS in den letzten Jahren gelitten hat. Der Höhepunkt war Trondheim. Aber wenn man jetzt auf jede - aus welchem Grund auch immer veröffentlichte - investigative Berichterstattung reagiert, macht man sich auch zum Spielball und öffnet weiteren Betrugsvorwürfen, auch solchen die keine Grundlage haben, Tor und Tür.
 

Hakuba

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Wärst du bereit, dies zu akzeptieren und dann zu sagen, ok, lasse ich stehen oder würdest du immer noch nachhaken wollen und den Athleten unlautere Machenschaften implizieren?

Darum geht es doch gar nicht. Ich habe auch keinem Team was unterstellt. Mich stört der verschiedene Umgang mit Geschehnissen durch die FIS.
Man kann den damaligen Bericht einfach veröffentlichen, um zu zeigen, dass es nichts Unlauteres gab. Ist besser, als herumzudrucksen. Geheimniskrämerei weckt Misstrauen.
 

Finn-Lady

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Darum geht es doch gar nicht. Ich habe auch keinem Team was unterstellt. Mich stört der verschiedene Umgang mit Geschehnissen durch die FIS.
Man kann den damaligen Bericht einfach veröffentlichen, um zu zeigen, dass es nichts Unlauteres gab. Ist besser, als herumzudrucksen. Geheimniskrämerei weckt Misstrauen.
Doch, am Ende geht’s genau darum.
Es ist nicht gesagt oder gar geklärt, ob diese durch die Journalisten in den Raum geworfene angebliche Manipulation das gleiche Ausmaß wie der Skandal in Trondheim hat.
Und ja, natürlich spielt für mich da mit rein, dass hier in diversen Threads eine angebliche Bevorzugung der Teams aus D oder AUT impliziert wird. Sei es beim Material oder bei den Jurybewertungen. Aussagen, die durch die eigene Brille gesehen werden. Etwas, was manchmal echt anstrengend ist.
Ich möchte um deine Aussage von gestern ergänzen, die schon die Richtung vorgibt, in die es geht:
ABER: Sollte es sich um die Grauzone handeln, dann hätte es keinen Grund gegeben, den Bericht darüber unter Verschluss zu halten und dann gäbe es auch keinen Grund für Kathol und für die beiden Skiverbände, sich um Antworten zu drücken.

Irgendetwas ist da m. E. nicht sauber. Oder anders gesagt: Es waren noch nie alle gleich.
Warum legst du soviel Wert auf eine Veröffentlichung? Würde es tatsächlich etwas verändern? Welche Bestrafungen würden überhaupt ausgesprochen werden sollen oder können? Dient eine Bestätigung des Berichts dann nicht eher dazu, sich selbst Befriedigung zu verschaffen? Aber was sagt es am Ende aus… dass die FIS nicht neutral war… macht es die einen Athleten zu den Guten und die anderen zu den Bösen? Oder wissen wir dennoch nichts darüber, wie sich Slowenen, Polen oder Japaner verhalten, weil es da keine investigative Berichterstattung gibt, die sich womöglich lohnen würde?
Natürlich hat die FIS ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das wissen wir, die wir den Sport intensiver betrachten auch ohne den investigativen Journalismus.
Nein, ich sage nicht, dass in den Teams D und AUT nicht auch ans Limit gegangen wird, sagen Springer selbst. Nein, ich sage damit auch nicht, dass man nicht auch Strafen aussprechen sollte.
Noch einmal… es besteht für mich kein Muss an der Veröffentlichung. Einfach, weil es abseits der Großschanzen-Entscheidung keinerlei Konsequenzen für Team NOR gab, weil für mich der investigative Bericht einfach nach all den Geschehnissen einen billigen Beigeschmack hat... das alles wurde gestern schon mehrfach von mir ausgeführt.
Es ist an der FIS, ihre Arbeit in den letzten Jahren aufzuarbeiten. Sich zu fragen, was eigentlich zu Trondheim geführt hat und was man versäumt hat, damit es dazu kommen konnte. Vielleicht ist einiges intransparent, vielleicht wurde mehr als einmal ein Auge zugedrückt. Bestreitet doch niemand.
Aber bitte jetzt nicht nur in kollektives Mit-dem-Finger-auf-Andere verfallen und darüber hinaus vergessen, an der Zukunft zu arbeiten.
 
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Benjamin

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Ein Punkt ist ja auch, dass die Teams sehr kreativ sind, wenn es darum geht, die Regeln möglichst optimal auszureizen. Verschiedene Ideen sind nicht immer miteinander vergleichbar - und erfordern daher mitunter unterschiedliche Reaktionen der FIS. Aus meiner Sicht gibt es grob drei Möglichkeiten:
  • Eine Neuerung verstößt klar gegen eine Regel. In diesem Fall gehört der Springer sanktioniert, und er darf diese Neuerung selbstverständlich auch mit sofortiger Wirkung nicht weiter verwenden. Das wäre der Fall Lindvik/Forfang.
  • Eine Neuerung liegt in einem Graubereich, erhöht aber die Gefahr nicht. Mit Graubereich meine ich hier, dass die Neuerung dem Wortlaut der Regeln entspricht, aber nicht unbedingt deren Geist. Also etwas, was die Regelhüter bei der Erstellung der Regeln eigentlich nicht wollten, was sie aber auch nicht verboten haben, weil sie auf die Idee gar nicht gekommen sind, dass jemand so etwas macht. Mein Lieblingsbeispiel ist hier immer Sven Hannawalds Flugski aus dem Jahr 2000. Hier bin ich der Ansicht, dass ein sofortiges Verbot unangemessen ist, weil sich das Team ja innerhalb der Regeln bewegt hat und auch einige Ressourcen in die Idee gesteckt hat. Eine gewisse Kreativität darf schon sein, man möchte ja auch nicht sämtliche Innovationen abwürgen, die langfristig ja auch positive Wirkungen haben können. Hier reicht es auch, wenn man nach der Saison über eine Neufassung der Regeln nachdenkt, wenn man zu dem Schluss kommt, dass man etwas langfristig doch nicht haben will.
  • Eine Neuerung liegt in einem Graubereich und erhöht die Gefahr. Ein Beispiel dafür wäre für mich der schaufellose Ski von Cene Prevc aus der Saison 2021/22 (?). Mit diesem Ski ist er ja damals in Oberstdorf im Training recht spektukulär gestürzt, weil sich die Skispitze in den Schnee gebohrt hat. In so einem Fall finde ich es wiederum berechtigt, die Neuerung während der laufenden Saison zu verbieten, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellt. Eine Strafe für den Springer darf es aber nicht geben, wenn die Neuerung dem Wortlaut der Regeln entspricht.

Natürlich ist es in der Praxis schwierig, den zweiten und den dritten Fall sauber zu trennen, weil man das zusätzliche Risiko nur schwer genau abschätzen kann und der Übergang fließend ist. Wer weiß, wie es mit dem schaufellosen Ski weitergegangen wäre, wenn es diesen Sturz von Cene Prevc nicht gegeben hätte.

Was ich mit all dem sagen will: Wenn die FIS eine Neuerung durchgehen lässt und eine andere nicht, dann ist das nicht zwingend eine Ungleichbehandlung der Verbände, sondern kann auch eine Ungleichbehandlung der Ideen sein - weil die eine Idee eben für gefährlicher gehalten wird als die andere.

Nichtsdestotrotz würde mich natürlich in dem aktuellen Fall ebenfalls interessieren, was in dieser unter Verschluss gehaltenen Untersuchung zu der verstärkten Unterwäsche aus der Saison 2023/24 nun genau steht. Letztlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, man ist hier tatsächlich einem neuen Skandal auf der Spur. Oder es handelt sich um die oben genannte Grauzone und damit um einen Sturm im Wasserglas, der von den Norwegern nur entfesselt wird, um von den eigenen Vergehen abzulenken. Ich halte Letzteres für die wahrscheinlichere Variante - schon allein deshalb, weil es ja auch laut dem Artikel ein offenes Geheimnis gewesen sein soll und angeblich viel darüber geredet worden ist. Und auch, weil ja mehrere Nationen, darunter Österreich und Deutschland beteiligt gewesen sein sollen. Bereits die Tatsache, dass die anderen Nationen nicht genannt werden, ist für mich ein Zeichen, dass es hier den Artikelschreibern vor allem darum geht, bestimmten anderen Teams ans Bein zu pinkeln.

Aber man weiß es eben nicht, und in der derzeitigen aufgeheizten Diskussion ist Geheimniskrämerei daher Gift. Denn für die FIS muss es auch darum gehen, das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen.
 

Marti

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Ein Punkt ist ja auch, dass die Teams sehr kreativ sind, wenn es darum geht, die Regeln möglichst optimal auszureizen. Verschiedene Ideen sind nicht immer miteinander vergleichbar - und erfordern daher mitunter unterschiedliche Reaktionen der FIS.

Meiner Meinung nach sind eben diese Grauzonen und das Tricksen und Spielen mit diesen, selbst im legalen Bereich, eben ein massives Grundproblem des Skispringens.... Warum versuchen irgendwo noch irgendwo ein Müh von Vorteil rauszukratzen, wenn eigentlich die sportliche Fähigkeit der Athlet:innen alleine den Ausschlag geben soll?
Aber ja das sich das wohl nie beseitigen lässt, da wirkliches Einheitsmaterial bei individuellen Körpern nur sehr schwer bis garnicht umsetzbar ist, wurde ja hier schon zu genüge diskutiert.
Und klar, andere Sportarten die sehr Materialgetrieben sind, haben diese Probleme auch.
Gut die Formel Eins könnte alle in die gleichen Karren stecken. Wird wohl auch nie passieren...
 
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Benjamin

Zahlenfreund
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Ja, wenn man das wirklich komplett vermeiden könnte, wäre ich sofort bei dir. Aber solange man nicht wirklich alles Material einsammeln und nur zu den Wettkampfsprüngen herausgibt, sehe ich eben auch nicht, wie man das erreichen kann.
 

Vorticity

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Es kommt auch keine Ruhe rein, immer wieder was neues. Was mir nicht gefällt ist, dass ein norwegisches Medium jetzt sowas gefunden haben will und dann mit den Finger jetzt auf die anderen zeigt. Die Norweger wurden ertappt und es fehlt richtige Einsicht und Demut. Ich kann ja verstehen, dass sie sich irgendwo verteidigen wollen, weil viel eingebrasselt ist auf sie. So agieren sie jetzt nach dem Motto „seht her andere sind auch nicht sauber“. Der Sport braucht mMn einen Säuberungsprozess und Einheitsmaterial, sodass jeder dasselbe zur Verfügung hat. Nur so kriegt man wieder einen Individualsport hin wo der Sportler entscheidet und nicht wer am meisten in pfiffiges Material reinsteckt. Sonst ist der Sport bald tot was traurig ist. Ich glaube viele haben nach der ganzen Story keine Lust mehr und nachdem was jetzt bei den 1. Sommer GPs abging, macht es wenig Hoffnung auf Besserung.
 

sj44

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"Unter Verschluss halten" klingt konspirativer als es in Wirklichkeit ist. Weil die FIS fast alles unter Verschluss hält. Z. B. ist das Gewicht der Springer ein Staatsgeheimnis. Und auch, wie viele mit kürzeren Ski springen. Es gibt ja immer wieder Diskussionen, die aber stark drunter leiden, dass schlicht und einfach die Datenbasis fehlt. Und wenn Horngacher mit den Polen wegen irgendwelcher Schuhe streitet, dann ist ist natürlich nicht die FIS, die die Infos dazu liefert. So bleiben dann nur Spekulationen und viele schlagen sich auf die Seite derer, die sie lieber haben als die anderen. Aber fundierte Infos kriegt man selten und von der FIS schon gar nicht.
Apropos Gewicht: Domen Prevc wird bei den verschiedenen Wikipedia mit einer Körpergröße von 1,74 (deutsch) und 1,78 (slowenisch) angegeben. Nun, das wäre nicht so schlimm. Er ist sehr jung eingestiegen und vielleicht noch ein wenig gewachsen. Aber das deutsche Wikipedia behauptet doch glatt, das er 71 kg schwer wäre. :LOL: :LOL:
Die anderen Wikis äußern sich wenigstens nicht dazu.
 

Benjamin

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Gehört die Ammann-Bindung von 2010 für dich zum 2. Fall oder zum 3. Fall ?
Tja, schwer zu sagen, der Übergang ist ja wie oben erwähnt fließend - und von außen ist das ohnehin schwer zu beurteilen. Ich hätte sie jetzt als weniger kritisch eingestuft als den Prevc-Ski. Vielleicht beeinflusst mich da aber auch, dass mit dem Ski quasi sofort ein schwerer Sturz passiert ist, bei dem sich Cene nur mit viel Glück nicht verletzt hat.

Ich würde sie wohl noch zu Fall 2 rechnen. Allerdings hatte ich da ja auch geschrieben, dass ein Verbot nach der Saison - wie es das ja dann beispielsweise beim Hannawald-Ski gab - auch da durchaus möglich ist. Vielleicht wäre das beim gebogenen Bindungsstab auch besser gewesen angesichts der gestiegenen Gefahr für Knieverletzungen.
 
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