Ich hatte übersehen, dass es hier auch einen eigenen Thread zum Thema Material gibt.
Dann passt das wohl besser hier hinein als in die Wettkampfthreads:
Malysz zum Thema Schuhe der polnischen Springer [1]:
"Wir werden weiterhin für die Schuhe selbst kämpfen, denn sie sind nur modifiziert und nicht neu, wie Stefan Hongacher oder die FIS behaupten. Jeder bereitet eine Art Waffe in Form einer technischen Neuheit vor und nimmt sie für das wichtigste Ereignis heraus. Auch wir haben noch nicht aufgegeben."
Interview mit Ewa Nagaba, die Inhaberin der Firma Nagaba, welche die neuen Sprungschuhe für die Polnische Mannschaft produziert [2]:
"Wir finden es ein bisschen schwierig, ihre Sicht der Dinge zu verstehen. Bis jetzt wusste niemand, dass solche Dinge dem Verband gemeldet werden müssen. Wir wissen vor allem, dass diese Stiefel sicher waren und sind. Sie wurden von unserem Team bereits mehrfach getestet. Das ist das Wichtigste für uns. Und alle wichtigen Elemente dieses Schuhs erfüllen die Kriterien und Regeln der FIS. Es gab keine Probleme mit ihnen, weder beim Entwurf noch bei der Produktion - verrät sie. "
"Interessanterweise, so Nagaba, verlangte die FIS keine zusätzlichen Kontrollen, als die Polen ihre Schuhe von der deutschen Firma Rass zu denen ihrer Firma wechselten. Und es war ein Wechsel nicht des Modells, sondern sogar des Schuhherstellers. - Damals gab es keine solche Anforderung. Wir sind auch ein wenig verwundert über die Nervosität der Deutschen, die protestiert haben, aber wir beobachten die Situation. Unserer Meinung nach war es keine so komplizierte Lösung, dies der FIS im Hinblick auf mögliche Probleme mit der Änderung zu melden. Das Wichtigste für uns war, dass es nach den Tests keine Beanstandungen seitens der Sportler gab", sagte sie. Wenn die Schuhe für andere Bindungen konstruiert würden, wäre das eine große Veränderung für uns."
Interview mit Alexander Stoeckl zum Thema der Schuhe der polnischen Springer [3]:
"Ich habe Respekt und viel Anerkennung für den polnischen Stab, denn diese Lösung war eine gute, sehr interessante Idee. Es ist klug, diese Schuhe so zu entwickeln, wie es die Polen getan haben. Dennoch überrascht mich die Aufregung nicht. Es war offensichtlich, dass sich etwas geändert hat, vor allem, weil die besten Ihrer Athleten kürzlich aus dem Weltcup ausgeschieden sind. Und ab Freitag sind sie dann richtig gut gesprungen. Man konnte sehen, dass es etwas Neues an den Schuhen der Springer gab"
"In den Regeln wird konkret erklärt: Die Stiefel dürfen nicht so beschaffen sein, dass sie den Athleten einen aerodynamischen Vorteil verschaffen. Das ist so offensichtlich und so klar in den Regeln dargestellt, dass ich Stefan Horngacher vollkommen verstehe. Er hat das Richtige getan, und die Tatsache, dass er sich zu diesem Schritt entschlossen hat, überrascht mich nicht im Geringsten, denn die Veränderung an den Schuhen war sehr offensichtlich. Wenn er diesen Schritt nicht gemacht hätte, wäre er sicher von jemand anderem gemacht worden. Auch wenn es eine großartige Idee ist, so ist sie doch inakzeptabel, wenn man sich die FIS-Ausrüstungsvorschriften ansieht. Diesmal nicht, meine polnischen Freunde - lacht Stoeckl."
"Das ist generell eine interessante Entwicklung, ich mag solche Spiele. Dann spricht man viel mehr über den Sport und nicht nur über den Wettbewerb. Es ist ein bisschen wie in der Formel 1, es ist eine gute Entwicklung", sagte der Österreicher."
Artikel zum Thema Handschuhe der polnischen Springer [4]:
"Worum geht es dabei? Zunächst einmal um das Logo auf den Handschuhen. Nach unseren Informationen hat der FIS-Ausrüstungskontrolleur beim Weltcup den Vertreter des polnischen Personals auf mehrere Mängel hingewiesen. Nach Ansicht von Jukkara entspricht das Material nicht den Anforderungen, die in den Vorschriften festgelegt sind."
"Wie sieht es laut dem polnischen Skiverband aus? - Sie wurden mehrmals kontrolliert, wir haben die Regeln sehr sorgfältig gelesen - sagte uns einer der Verantwortlichen. Wir erfahren auch, dass Jukkara sich nicht genau an die FIS-Regeln hält. Die Polen haben ihn darauf hingewiesen, aber der Finne hat "seine eigene Interpretation" der Regeln.
So verhält sich Jukkara bei fast jeder Ausrüstungskontrolle. Aber in diesem Fall liegt er falsch, denn die Regeln sind gar nicht so ungenau, wie zum Beispiel bei der Analyse von Nagabas neuem Schuhmodell für die Polen. Laut PZN gibt es in den Vorschriften sogar eine grafische Darstellung bzgl. der Handschuhe, die zeigt, dass Jukkara Unrecht hat."
"Außerdem hören wir, dass die Norweger und Japaner wahrscheinlich das gleiche Problem haben.
Und PZN droht, im Falle einer Disqualifikation in Peking hart zu reagieren. Wie? Indem er die FIS wegen ungerechtfertigter Disqualifikation verklagt."
Artikel zum Thema der Disqualifikation von Sato und der Slatnar Ski allgemein + Interview mit Peter Slatnar [5]:
"Sport.pl fand jedoch heraus, warum Sato auf ein so merkwürdiges Element wie die Breite seiner Skier kontrolliert wurde. Auslöser war ein weiterer Protest des Bundestrainers und ehemaligen Trainers der polnischen Springer Stefan Horngacher."
"Diesmal gab es neben Horngacher zwei weitere Verantwortliche, die Protest gegen Satos Ski eingelegt haben. Dies geschah nach der ersten Runde des Wettbewerbs. Die FIS teilte den Protestierenden mit, dass sie erst nach der letzten Runde prüfen würden. Dies war ein offizieller Protest."
Peter Slatnar: "Es wurde lediglich festgestellt, dass die Abweichung größer war als in der Vorschriften vorgesehen ["Die Mindestbreite der Skier muss 95 mm und die Höchstbreite 105 mm betragen"] Nachdem wir nachgesehen hatten, stellte sich heraus, dass es nicht einmal ein Millimeter war. Zwischen zwei und vier Zehntelmillimetern. Das ist doch gar nichts!"
"Slatnar weist darauf hin, dass sie die Breite dieser Skier für die Wettbewerbe in Deutschland nicht verändert haben. Außerdem hat er auch mehrere Paar Fischer-Ski vermessen. Die Ergebnisse? Auch leichte Überschreitungen der Messwerte entsprechend den Vorschriften. - Und sie wurden nicht disqualifiziert - darauf weist der Gerätehersteller hin. - Schließlich kann es immer ein paar Zehntel zu viel sein. Bis jetzt haben sie nicht einmal darauf geachtet. Das ist ein Witz", fügt Slatnar hinzu."
"Ich hoffe daher, dass alle Skier aller Nationalmannschaften vor den Spielen konsequent überprüft werden. Ich bin überzeugt, dass viele von ihnen ein großes Problem haben werden. Auch die deutsche Mannschaft", versichert Peter Slatnar. Jukkara kontrollierte auch andere Athleten mit Slatnars Skiern bis weit in den Abend hinein. Er konnte bei keinem von ihnen ähnliche Probleme wie bei Sato feststellen."
Interview mit Karl Geiger zum Thema Material [6]:
"Nach den Informationen, die wir bereits am Samstag erhalten haben, schaut sich der polnische Stab die Ausrüstung von Horngachers Team, den deutschen Springern, genau an. Als erstes wurde über die Rass-Schuhe mit einer besonderen und ungewöhnlichen Art der Befestigung der Klettverschlüsse gesprochen. Das merkte man nicht nur an der Ausrüstung des Weltcupführenden Karl Geiger, sondern auch an der der Zweitplatzierten in der Gesamtwertung, Ryoyu Kobayashi."
"Wir haben eine Quelle zu dieser Angelegenheit befragt. Stefan Horngacher weigerte sich, darüber zu sprechen, der Deutsche Skiverband lehnte einen Kommentar ab, aber Karl Geiger sprach für Sport.pl direkt nach dem Wettkampf am Sonntag darüber. - Ich habe nichts zu verbergen. Alles an meiner Ausrüstung ist in Ordnung und wurde von der FIS überprüft. Ich habe noch nichts von Protesten gehört. Aber wenn die polnische Mannschaft protestieren will, ist das ihr gutes Recht. Aber ich denke, dass es keinen Sinn macht", sagte der Deutsche."
"Wir haben uns entschlossen, die Glaubwürdigkeit dieser festen Behauptungen von Karl Geiger zu überprüfen. Der Athlet war sich sicher, dass seine Ausrüstung von der FIS vollständig kontrolliert wurde. Aber das ist nicht wahr, es stellt sich heraus, dass er gelogen hat. Der Ausrüstungskontrolleur bei den Skisprung-Weltcups, Mika Jukkara, bestätigte selbst, dass er sich die Konstruktion der Schuhe von Rass ansehen musste, weil er sie noch nicht gesehen hatte". Er verwies auf die Überprüfung der Dicke [das ist das Element, in dem das Problem des neuen Modells der Schuhe von Nagaba gesehen wird - Anm. d. Red.] Inoffiziell heißt es jedoch, dass die Schuhe dem Unterausschuss der FIS für Ausrüstung nicht vorgelegt wurden.
Der Finne kündigte an, dass er in nächster Zeit die Ausrüstung der deutschen Athleten inspizieren wolle. Die Zeit wird zeigen, ob er nur die Schuhe überprüfen wird. Nach unseren Informationen könnte es noch viel mehr Elemente geben, die nicht konform sind."
Interview mit Jan Winkiel, Generalsekretär des polnischen Skiverbandes zum Thema Material der polnischen Springer und zum Thema Jukkara/Horngacher [7]:
- Auch beim Material herrschte große Verwirrung. Wie haben Sie das Problem mit den Schuhen oder Handschuhen gelöst, das die Kontroverse ausgelöst hat?
- Soviel ich weiß, haben die Jungs alles mitgenommen. Sie lassen noch nicht locker, denn die FIS-Erklärung ist irrational und debil. Sie sagen, dass unsere Schuhe die Aerodynamik unterstützen, aber das tun sie nicht. Gleichzeitig unterstützt [Ausrüstungsteil*] der Deutschen die Aerodynamik, für das wir ein Dokument haben, aber die FIS sagte, dass es nicht zu viel ist und lässt die Ausrüstung somit zu.
*[Anm. von mir: Will hier nicht falsch übersetzen, es geht um ein Ausrüstungsteil der Deutschen, wahrscheinlich die Einlagen für die Schuhe, aber da ich mir nicht sicher bin, habe ich nur "Ausrüstungsteil" geschrieben. Im Polnischen "Nakładki", falls jemand es sicher weiß, was gemeint ist, würde ich es noch anpassen]
- Ich habe auch gehört, dass Sie einen möglichen Protest in Betracht ziehen, wenn die FIS nicht wenigstens die Handschuhe zulässt. Ist das wahr?
- Ja, wir haben darüber nachgedacht, aber die Handschuhe sind bereits zugelassen. Das war sogar noch lächerlicher. Die FIS-Vorschriften besagen, dass unsere Handschuhe in Ordnung sind, aber Herr Mika Jukkara hat anders gemessen. Am Ende hat nicht er uns zurückgeschrieben, sondern Sandro Pertile selbst, der sagt, dass sie in Ordnung sind. Ohne Worte.
- Hat Mika Jukkara ein Problem mit uns?
- Nein, mit den Vorschriften. Im Allgemeinen ist das nicht unser Problem. Wir wissen, dass Stefan Horngacher sehr überzeugend und entschlossen ist. Er kennt die Regeln sehr gut, er weiß, wie er sein Wissen clever ausspielen kann. Also drängte er Jukkara, der Defizite hat. Das hat man gesehen. Bei ihm muss man protestieren und mit dem Finger auf bestimmte Dinge zeigen. Das Gleiche gilt für die Stadtpolizei. Einmal kamen sie zu uns, weil wir einen Gewerkschaftsbus acht, nicht zehn Meter von einer Kreuzung entfernt geparkt hatten. Sie wollten uns eine Geldstrafe aufbrummen. Als wir nach dem Auto vor uns fragten, sagten sie, dass sie dafür keinen Strafzettel bekommen hätten, aber für unseres. So verhält es sich mehr oder weniger auch mit Mika Jukkara. Das ist geradezu lächerlich.
[1]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...os-ws-dyskwalifikacji-polakow-to-dopiero.html
[2]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...akow-one-rozsierdzily-niemcow-zauwazalna.html
[3]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...burza-po-dyskwalifikacji-polakow-stoeckl.html
[4]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...jny-fis-znow-nie-chce-zatwierdzic-nowego.html
[5]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...takuje-kolejny-protest-i-dyskwalifikacja.html
[6]
https://www.sport.pl/skoki/7,65074,...inien-zostac-zabroniony-geiger-odpowiada.html
[7]
https://sport.tvp.pl/58250687/skoki...ierzyl-inaczej-sam-sandro-pertile-nam-odpisal
-----------
Zu [1] sei gesagt, dass die Polen anscheinend schon einige FIS-Funktionäre angesprochen haben bzgl. der Schuhe und es nicht gut aussieht, dass diese doch noch zugelassen werden. Die Info hatte ich auf Twitter gesehen, leider finde ich die Quelle nicht mehr.
Anscheinend ist es bei den Schuhen eine reine Interpretationssache. Die Konkurrenz in Form von Horngacher und Stoeckl sagt natürlich, dass die Modifikation zu weit geht und wenn Jukkara dem so zustimmt, kann man da auch nicht mehr machen.
Sehr merkwürdig ist aber, dass anscheinend keine Einwände kamen als das komplette Schuhmodell geändert wurde.
Das mit den Handschuhen ist natürlich noch eine Stufe härter, wenn Jukkara sich wirklich so viel Interpretationsspielraum lässt, obwohl es Belege in den Vorschriften gibt, die das eigentlich nicht zulassen würden.
Dass mit den Slatnar-Skiern ist auch ein Witz. Es kommt ein offizieller Protest (natürlich unter anderem wieder von Horngacher) und alle Slatnar-Skier werden getestet, was ist mit den anderen Skiherstellern? Wie man aus dem Interview herausliest, war da ja anscheinend auch nicht alles in Ordnung. Und dann geht es da auch noch um nur 0,2 bis 0,4 mm. Irgendwo muss es doch auch Toleranzen geben? Oder ist die Toleranz bei der Skibreite wirklich 0,1 mm?
Und wenn das mit Geiger wirklich stimmt, dann fehlen mir da echt die Worte.
Da wird ein Aufriss um die Schuhe der Polen gemacht, aber Jukkara sagt ganz gemütlich, dass er sich die Schuhe der Deutschen "mal demnächst" anguckt? Wir sind hier kurz vor den Olympischen Spielen und hier wird gefühlt eine Mannschaft materialtechnisch bis aufs äußerste geprüft und getestet, die kaum was mit dem Podest geschweige denn der Top 10 zu tun hatte diese Saison und die Leute, die wirklich vorne sind, werden einfach durchgewunken? Oder wie soll ich Jukkaras Aussage verstehen?
Also ich habe ja für viel Verständnis, aber langsam wird es lächerlich.
Klar, sind das Meldungen aus den polnischen Medien, die sicher nicht ganz unparteiisch sind, aber wenn nur die Hälfte der Anschuldigen stimmt, dann verliere ich wirklich mehr und mehr lust überhaupt diesen Sport zu verfolgen.
Bei den Slowenen mit deren Bindungen, war es diese Saison doch ähnlich. Und jetzt die zweite Attacke mit dem Protest gegen die Slatnar-Ski.
Langsam glaube ich, es wird mit zweierlei Maß gemessen.
Edit:
Punkt [7] ergänzt, was zumindest das Thema mit den Handschuhen löst.
Aber lächerlich, dass es überhaupt zu dem Problem gekommen ist...