100%ige Zustimmung.D. Crosby schrieb:Natürlich ist Boxen grundsätzlich, immer und für jeden gefährlich. Aber wir sind uns doch sicher darin einig, dass Boxen vor allem dann gefährlich ist, wenn ein Boxer verteidigungsunfähig ist und mehr Schläge einsteckt als unbedingt nötig. Die Regeln im Boxen gehen ganz klar auch in diese Richtung. Ist ein Boxer nicht (mehr) in der Lage sich zu verteidigen, dann ist der Kampf abzubrechen, selbst in dem Fall, wenn der verteidigungsunfähige Boxer nicht am Boden liegt, bzw. zuvor zu Boden gegangen ist. Das ist dann meist der klassische TKO. Dieser Abbruch geschieht zum Schutz des verteidigungsunfähigen Boxers.
Aber tritt diese Situation nur während des Kampfes ein? Nein, es können auch Boxer von vorn herein total überfordert und daher unfähig sein, sich vor harten Treffern zu schützen. Das kann unser Freund, der litauische Taxifahrer sein, der gegen das hoffnungsvolle Talent mit dem Rekord von 15-0 und 15 KOs antritt. Oder eben auch der Box-Veteran, der vielleicht aus vorhergehenden Kämpfen bereits angeschlagen ist, aber definitiv eine Menge an Schnelligkeit und Reaktionsvermögen eingebüßt hat. Ist der dann nicht auch zu schützen?
Ich kann timeouts Argumentation, die wir ja inzwischen mehrfach gelesen haben, nachvollziehen, finde aber stets, dass der persönliche Ehrgeiz, die persönliche Befriedigung eines Boxers nur von sekundärer Wichtigkeit ist. Sorry, aber boxt denn der Herr Moorerfield gegen sich selbst für sich allein? Nein, es sind Veranstalter, Trainer, Gegner und meist auch ein Verband beteiligt und auf die fällt es dann zurück, wenn jemand im Ring schwer zu Schaden kommt, weil er nicht in der Lage war, sich zu schützen. Es würde dann zwar sicher heißen, vielleicht hätte Moorerfield gar nicht erst antreten sollen. Aber die Hauptschuld liegt dann wieder bei den knetegeilen unverantwortlichen Verbänden, Promotern und Beträuern, die es eigentlich hätten besser wissen müssen.
Boxen ist stets gefährlich und es können sicher stets unvorhergesehene Dinge passieren, abgesehen von einem upset. Aber muss man sein Glück denn herausfordern? Vor allem, wenn es nicht nur das eigene ist?
Die Entscheidung, einem "ausgebrannten" und offensichtlich bereits in früheren Kämpfen "weichgeklopften" Profiboxer bei der Voruntersuchung zu einem Boxkampf die Kampftauglichkeit abzusprechen, ist ein Akt, der dem Ring/Wiegearzt eine gehörige Portion Zivilcourage abverlangt.
Sowohl der betroffene Boxer, als auch das Management beider Kontrahenten werden protestieren und möglicherweise auch versuchen, diese Entscheidung zu beeinflussen, indem sie den Ring/Wiegearzt unter Druck setzen, gegen die eigene Überzeugung und besseres Wissen die Kampftauglichkeit zu attestieren.
Letztlich muss dieser jedoch mit seinem Gewissen vereinbaren, ob er einen nach ehrlicher Einschätzung vorgeschädigten Kämpfer in den Ring lässt, oder standhaft bleibt, auch wenn ihm das keine Sympathien einbringt.
Genauso muss sich ein Ringrichter einiges anhören, wenn er nach Meinung der Betreuer und /oder des Veranstalters einen Kämpfer "vorschnell" aus dem Kampf nimmt.
Es gibt tatsächlich Boxer, die man auch vor sich selbst schützen muss, weil sie, vielleicht sogar als Folge mehrerer schwerer KO's, nicht mehr in der Lage sind, ihre eigene Situation realistisch einzuschätzen .