Noch werden die Pakete gepackt. Sie verheißen denen, die sie nach dem 1. November auswickeln und behalten wollen, eine schöne Bescherung. Vorausgesetzt, die Bieter zahlen einen angemessenen Preis für die Fernsehofferten, welche die Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga nach den Vorgaben der Europäischen Union derzeit zusammenstellt. Wenn die rund zehnteilige DFL-Kollektion dann im Internet ausgestellt und zu besichtigen ist, wird eine neue Dimension des früher noch überschaubaren und vorhersehbaren Pokers um die Fernsehrechte an der Bundesliga sichtbar werden. In einem zweiten Schritt steht etwas später die Auktion der künftigen Internet- und Mobiltelefonrechte - Stichwort Neue Medien - auf dem großen Verkaufszettel der DFL. „Für uns ist jetzt alles denkbar”, sagt ein DFL-Sprecher über die schöne neue Welt des modernen Rechtehandels.
Inzwischen ist es auch möglich, daß der lange als Monopolist angesehene, bewährte Pay-TV-Partner Premiere sich mit einem Konkurrenten herumschlagen muß. „Wir schließen keine Option aus”, sagt Carsten Tilger, Unternehmenssprecher der Kabel Deutschland GmbH (KDG), zum Stand der Dinge. Sein Unternehmen, hinter dem potente Beteiligungsgesellschaften stehen, werde auf jeden Fall die „Ausschreibungsunterlagen anfordern” und sich im Kreis der potentiellen Bieter „registrieren lassen”. Kenner der Szene schließen nicht aus, daß Kabel Deutschland - es stellt über dreißig digitale Nischensender ins Netz - für den Erwerb eines Teilrechts an der Liga in Frage kommen könnte, zum Beispiel die Liveübertragung eines wahrscheinlich wieder ins Programm gehobenen Freitagspiels oder einer möglicherweise am Samstagabend exklusiv ausgespielten Partie.
Eine von vielen spannenden Fragen
Mehr Diversifizierung auf seiten der Anbieter für eine Reihe gesplitteter Exklusivrechte, also mehr Markt und mehr Marktteilnehmer: So könnte die bunte Gesellschaft der Fernsehrechte-Nutzer von 2006 an aussehen. Jedenfalls ist angesichts der Vielzahl von Rechtepaketen für Pay- und Free-TV, Kabel- und Satellitenfernsehen, Freitag-, Samstag- und Sonntagsspiele mit mehr Wettbewerb um die begehrte Ware Profifußball in Deutschland zu rechnen. Ob hierzulande der Abonnentenkanal Premiere, der gegenüber seinen derzeit 3,4 Millionen Abonnenten mit dem Slogan „Alle Spiele, alle Tore” wirbt, sich auch nur einen kleinen Teil seines jetzigen Besitzstands wegbieten lassen wird, ist eine der vielen spannenden Fragen, die sich vom 1. November an stellen.
Bisher wurde, wenn über die Vergabe der Rechte gesprochen wurde, sofort an bestimmte Fernsehsender gedacht. Also Pay-TV an Premiere, Free-TV-Erstverwertung samstags an die ARD, sonntags an das Deutsche Sportfernsehen, Zweitrechte im frei empfangbaren Fernsehen ans ZDF oder die ARD mit ihren Regionalsendern. Die alte Schlachtordnung, auf seiten der DFL (früher des Deutschen Fußball-Bundes) jahrelang von Wilfried Straub virtuos ins Auge gefaßt, gibt es nicht mehr.
Diskretion im Rechtehandel
Straub, der erste Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, ist in Rente gegangen; sein jugendlich-professionell anmutender Nachfolger Christian Seifert steuert den neuzeitlichen Rechtehandel mit einer in Fußballerkreisen bisher kaum bekannten Diskretion. Seifert beruft sich dabei auf veränderte Verhältnisse, da es sein Unternehmen in Sachen Rechte-Erwerb großenteils mit börsennotierten Gesellschaften zu tun habe.
Kabel Deutschland ist eine GmbH, die erstmals als ernst zu nehmender Mitspieler beim großen Bundesliga-Rechtedeal auf den Plan tritt. Denkbar ist auch, daß ein großes Telekommunikationsunternehmen, wie die in Sachen Fußball längst stark engagierte Deutsche Telekom, man denke an den FC Bayern München und die deutsche Nationalmannschaft, demnächst ihre Anwartschaft bekanntgeben wird.
Die Sponsorinrechte wiegen schwer
In den Niederlanden und in Belgien haben in diesem Jahr Unternehmen, die im Mobiltelefon- und Internetgeschäft groß geworden sind - wie Versatel und Belgacom -, die Fernsehrechte an den jeweils ersten Fußball-Ligen dieser beiden Nationen erworben. Versatel hat sie dann an den Sender Talpa des Multigeschäftsmanns und Versatel-Großaktionärs John de Mol für jährlich 60,5 Millionen Euro weiterverkauft. Triple Play heißt in den beiden Benelux-Ländern die Formel, TV-, Telefon- und Internetrechte in einer Hand zu halten. Ein Modell, das für Deutschland im Augenblick noch nicht serienreif erscheint.
Diejenigen, die große Sorge haben, daß die Erstverwertung der Bundesliga im Fernsehen für jedermann auf der Samstagabend-Zeitachse weit nach hinten rutschen werde, können vermutlich aufatmen. Die auf derzeit in summa rund 300 Millionen Euro hochgerechneten Sponsoringrechte an der obersten deutschen Fußballklasse wiegen inzwischen so schwer, daß ein Abofernsehsender als Hauptgeldgeber immens viel bieten müßte, um die mangels Massenverbreitung zur besten Sendezeit dann schrumpfenden Erträge seitens der Sponsoren mehr als nur zu kompensieren.
Himmlische Preise
Premiere, das zur Zeit mit 180 Millionen Euro den dicksten Batzen zum etwa 300 Millionen Euro schweren Bundesliga-Fernsehgeld pro anno beisteuert, wird seine Zuwendungen nach Lage der Dinge vor allem aus Refinanzierungsgründen kaum auf 300 Millionen Euro schrauben wollen. DFL-Insider rechnen allerdings damit, daß Premiere und die als erster Free-TV-Sender nach wie vor hochgeschätzte ARD (sie zahlt bislang jährlich 49 Millionen Euro für die „Sportschau”-Erstverwertung und 11 Millionen Euro für die Nachverwertung) ihren Aufwand bei Abschluß eines neuen Zwei- oder Dreijahresvertrages um 20 bis 30 Prozent erhöhen müßten.
Was neben allen EU-Vorgaben dafür spricht, daß sich die Geld- und Sachleistungen an die Bundesliga nicht auf wenige Spitzenbieter konzentrieren, erklärt sich aus der Historie. Der Kirch-Crash hat vielen im deutschen Fußball die Augen dafür geöffnet, was passieren kann, wenn man sich allzu eng an ein Unternehmen bindet, das sein Refinanzierungsproblem nicht lösen kann. Die Zeiten aber, da die Bundesliga himmlische Preise für ihre Ware Fußball fordern kann, sind noch nicht in Sicht. Die von Karl-Heinz Rummenigge, dem Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, für möglich gehaltenen 500 Millionen Euro pro Saison aus der Vergabe der verschiedenen Fernsehrechte sind bei noch soviel Verhandlungsgeschick kaum zu erreichen.
Sämtliche Analysten der Szene rechnen am Ende mit einem Volumen um die 400 Millionen Euro. Auch das wäre schon ein stattlicher Zugewinn für eine Liga, die sich für die Zeit nach dem Boomjahr 2006 rüsten muß, wenn die Erinnerung an eine rauchende Weltmeisterschaftsparty in den Hintergrund rückt und die Bundesliga aufs neue daran arbeiten muß, sich sportlich und wirtschaftlich so attraktiv wie möglich zu verkaufen.
Quelle: www.faz.net
Inzwischen ist es auch möglich, daß der lange als Monopolist angesehene, bewährte Pay-TV-Partner Premiere sich mit einem Konkurrenten herumschlagen muß. „Wir schließen keine Option aus”, sagt Carsten Tilger, Unternehmenssprecher der Kabel Deutschland GmbH (KDG), zum Stand der Dinge. Sein Unternehmen, hinter dem potente Beteiligungsgesellschaften stehen, werde auf jeden Fall die „Ausschreibungsunterlagen anfordern” und sich im Kreis der potentiellen Bieter „registrieren lassen”. Kenner der Szene schließen nicht aus, daß Kabel Deutschland - es stellt über dreißig digitale Nischensender ins Netz - für den Erwerb eines Teilrechts an der Liga in Frage kommen könnte, zum Beispiel die Liveübertragung eines wahrscheinlich wieder ins Programm gehobenen Freitagspiels oder einer möglicherweise am Samstagabend exklusiv ausgespielten Partie.
Eine von vielen spannenden Fragen
Mehr Diversifizierung auf seiten der Anbieter für eine Reihe gesplitteter Exklusivrechte, also mehr Markt und mehr Marktteilnehmer: So könnte die bunte Gesellschaft der Fernsehrechte-Nutzer von 2006 an aussehen. Jedenfalls ist angesichts der Vielzahl von Rechtepaketen für Pay- und Free-TV, Kabel- und Satellitenfernsehen, Freitag-, Samstag- und Sonntagsspiele mit mehr Wettbewerb um die begehrte Ware Profifußball in Deutschland zu rechnen. Ob hierzulande der Abonnentenkanal Premiere, der gegenüber seinen derzeit 3,4 Millionen Abonnenten mit dem Slogan „Alle Spiele, alle Tore” wirbt, sich auch nur einen kleinen Teil seines jetzigen Besitzstands wegbieten lassen wird, ist eine der vielen spannenden Fragen, die sich vom 1. November an stellen.
Bisher wurde, wenn über die Vergabe der Rechte gesprochen wurde, sofort an bestimmte Fernsehsender gedacht. Also Pay-TV an Premiere, Free-TV-Erstverwertung samstags an die ARD, sonntags an das Deutsche Sportfernsehen, Zweitrechte im frei empfangbaren Fernsehen ans ZDF oder die ARD mit ihren Regionalsendern. Die alte Schlachtordnung, auf seiten der DFL (früher des Deutschen Fußball-Bundes) jahrelang von Wilfried Straub virtuos ins Auge gefaßt, gibt es nicht mehr.
Diskretion im Rechtehandel
Straub, der erste Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, ist in Rente gegangen; sein jugendlich-professionell anmutender Nachfolger Christian Seifert steuert den neuzeitlichen Rechtehandel mit einer in Fußballerkreisen bisher kaum bekannten Diskretion. Seifert beruft sich dabei auf veränderte Verhältnisse, da es sein Unternehmen in Sachen Rechte-Erwerb großenteils mit börsennotierten Gesellschaften zu tun habe.
Kabel Deutschland ist eine GmbH, die erstmals als ernst zu nehmender Mitspieler beim großen Bundesliga-Rechtedeal auf den Plan tritt. Denkbar ist auch, daß ein großes Telekommunikationsunternehmen, wie die in Sachen Fußball längst stark engagierte Deutsche Telekom, man denke an den FC Bayern München und die deutsche Nationalmannschaft, demnächst ihre Anwartschaft bekanntgeben wird.
Die Sponsorinrechte wiegen schwer
In den Niederlanden und in Belgien haben in diesem Jahr Unternehmen, die im Mobiltelefon- und Internetgeschäft groß geworden sind - wie Versatel und Belgacom -, die Fernsehrechte an den jeweils ersten Fußball-Ligen dieser beiden Nationen erworben. Versatel hat sie dann an den Sender Talpa des Multigeschäftsmanns und Versatel-Großaktionärs John de Mol für jährlich 60,5 Millionen Euro weiterverkauft. Triple Play heißt in den beiden Benelux-Ländern die Formel, TV-, Telefon- und Internetrechte in einer Hand zu halten. Ein Modell, das für Deutschland im Augenblick noch nicht serienreif erscheint.
Diejenigen, die große Sorge haben, daß die Erstverwertung der Bundesliga im Fernsehen für jedermann auf der Samstagabend-Zeitachse weit nach hinten rutschen werde, können vermutlich aufatmen. Die auf derzeit in summa rund 300 Millionen Euro hochgerechneten Sponsoringrechte an der obersten deutschen Fußballklasse wiegen inzwischen so schwer, daß ein Abofernsehsender als Hauptgeldgeber immens viel bieten müßte, um die mangels Massenverbreitung zur besten Sendezeit dann schrumpfenden Erträge seitens der Sponsoren mehr als nur zu kompensieren.
Himmlische Preise
Premiere, das zur Zeit mit 180 Millionen Euro den dicksten Batzen zum etwa 300 Millionen Euro schweren Bundesliga-Fernsehgeld pro anno beisteuert, wird seine Zuwendungen nach Lage der Dinge vor allem aus Refinanzierungsgründen kaum auf 300 Millionen Euro schrauben wollen. DFL-Insider rechnen allerdings damit, daß Premiere und die als erster Free-TV-Sender nach wie vor hochgeschätzte ARD (sie zahlt bislang jährlich 49 Millionen Euro für die „Sportschau”-Erstverwertung und 11 Millionen Euro für die Nachverwertung) ihren Aufwand bei Abschluß eines neuen Zwei- oder Dreijahresvertrages um 20 bis 30 Prozent erhöhen müßten.
Was neben allen EU-Vorgaben dafür spricht, daß sich die Geld- und Sachleistungen an die Bundesliga nicht auf wenige Spitzenbieter konzentrieren, erklärt sich aus der Historie. Der Kirch-Crash hat vielen im deutschen Fußball die Augen dafür geöffnet, was passieren kann, wenn man sich allzu eng an ein Unternehmen bindet, das sein Refinanzierungsproblem nicht lösen kann. Die Zeiten aber, da die Bundesliga himmlische Preise für ihre Ware Fußball fordern kann, sind noch nicht in Sicht. Die von Karl-Heinz Rummenigge, dem Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, für möglich gehaltenen 500 Millionen Euro pro Saison aus der Vergabe der verschiedenen Fernsehrechte sind bei noch soviel Verhandlungsgeschick kaum zu erreichen.
Sämtliche Analysten der Szene rechnen am Ende mit einem Volumen um die 400 Millionen Euro. Auch das wäre schon ein stattlicher Zugewinn für eine Liga, die sich für die Zeit nach dem Boomjahr 2006 rüsten muß, wenn die Erinnerung an eine rauchende Weltmeisterschaftsparty in den Hintergrund rückt und die Bundesliga aufs neue daran arbeiten muß, sich sportlich und wirtschaftlich so attraktiv wie möglich zu verkaufen.
Quelle: www.faz.net