Neuerscheinungen: Warnungen und Kaufempfehlungen


torben74

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Tocotronic - Golden years

Tocotronic sind immer noch da :crazy:
Unglaublich, aber seit über 30 Jahren sind die Hamburger jetzt aktiv, mal mehr, mal weniger im Fokus.
Ok, ich gebe zu dass sie jetzt nicht unbedingt zu meinen ganz großen Favoriten gehören.
Aber irgendwie haben sie mich doch in den letzten Jahrzehnten mit begleitet.
Dabei hab ich sie manchmal auch einfach links liegen lassen, manchmal hab ich sie auch intensiver gehört.
Zumindest horche ich auch hier auf, wenn sie etwas neues raus bringen.
Diesmal gefällt mir die Sache eigentlich ganz gut.
Ein ziemlich typisches Tocotronic Album würde ich sagen.
Was ich gut finde ist, dass alles mächtig entspannt klingt und ohne Hatz.
Hier merkt man, dass Leute am werk sind, die wissen was sie tun und nicht plump irgendwelchen Trends hinterher springen.
Aber eines muss man auch wieder klar sagen: wer sie bisher nicht mochte wird es auch jetzt nicht tun.
Dazu klingen sie einfach zu sehr nach sich selbst, auch wenn sie auch hier wieder versuchen, ein paar kleinere Experimente ein zu arbeiten.
Mal schauen wo die Reise noch so hingeht in den nächsten Jahren bei den Hamburgern.

"Eins der schönsten Konzerte, die wir in den letzten Jahren gespielt haben." Tocotronic im Interview

Tocotronic - Bye Bye Berlin (Official Video)

...
 

torben74

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So, es hat sich ja in letzter Zeit einiges ergeben und deswegen hier nochmal ein aktualisierter Veröffentlichungskalender:

Marble Sounds - Core memory (VÖ 07.03.2025)

My Morning Jacket - Is (VÖ 14.03.2025)

Mumford & Sons - Rushmere (VÖ 28.03.2025)

Somebody's Child - Youth fades away (VÖ 28.03.2025)

Bon Iver - SABLE, fABLE (VÖ 11.04.2025)

Beirut - A study of losses (VÖ 18.04.2025)

Stereophonics - Make 'em laugh, make 'em cry, make 'em wait (VÖ 25.04.2025)

Peter Doherty - Felt better alive (VÖ 16.05.2025)

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le freaque

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So, es hat sich ja in letzter Zeit einiges ergeben und deswegen hier nochmal ein aktualisierter Veröffentlichungskalender:

Marble Sounds - Core memory (VÖ 07.03.2025)

My Morning Jacket - Is (VÖ 14.03.2025)

Mumford & Sons - Rushmere (VÖ 28.03.2025)

Somebody's Child - Youth fades away (VÖ 28.03.2025)

Bon Iver - SABLE, fABLE (VÖ 11.04.2025)

Beirut - A study of losses (VÖ 18.04.2025)

Stereophonics - Make 'em laugh, make 'em cry, make 'em wait (VÖ 25.04.2025)

Peter Doherty - Felt better alive (VÖ 16.05.2025)

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Auf Dohertys Platte freue ich mich sehr. Das Album mit Frederic Lo gefiel mir sehr gut, die neuen Sachen scheinen einen ähnlichen Sound zu haben, nur ein bisschen mehr Upbeat. Das mehr akkustisch gehaltene und mehr auf Melodien, denn auf Attitude setzende steht im ganz vorzüglich, finde ich. Doherty ist vielleicht nicht mehr so aufregend wie früher, aber was Songwriting (und auch Gesang) angeht, hat er seit dem Entzug und dem Umzug nach Frankreich ein viel höheres Level erreicht.

Feel better alive

Calvados (ganz neu von gestern, gefällt mir sehr gut)

Von Mumford erwarte ich nicht viel, die wurden für mich mit jedem Album belangloser.

Noch ohne konkretem Termin - aber Divine Comedy nehmen gerade ein neues Album at Abbey Road auf. Darauf freue ich mich sehr.
 

theGegen

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Für @Chac @le freaque @torben74 und @John Lennon

Doves - Constellations for the Lonely

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Nach 5 Jahren Album-Pause ein neues Werk dieser englischen Band.
Ich mag sie seit ihrem Debüt "Lost Souls". Auch schon 25 Jahre alt, das Album... und ich habe noch 2 andere.

Dementsprechend war ich angenehm überrascht und neugierig.

Es geht großartig los. Die ersten 3 Songs stellen Bezug her zu früheren Songs und Sounds. Unterschiedliche Stimmen, IndieRock, Psychedelic bis hin zu ProgRock.
Mal treibend, mal verschwurbelt.

Doch wenn das Tempo im Verlauf des Albums etwas rausgeht, schwurbelt und plätschert es manchmal auch nur so dahin.
Das sind wahrscheinlich alles Grower, wenn man die öfter hört... aber etwas mehr Tempo hätte zu Ende hin gut getan.

Der Sound ist sowohl Markenzeichen wie Problem.
Merkwürdige Effekte, unterschiedliche Sounds, Tempowechsel, bis es matscht oder auseinander fasert.
Manche Songs friemeln so durcheinander, dass man sich nach dessen Ende an nichts Konkretes mehr erinnern kann.

Für den Anfang gebe ich glatt 10/10
Da hat es Struktur, Refrain und den typischen Sound.

Im Gesamtverlauf des kompletten Albums wird das alles oft zu komplex und das macht satt. 7/10

Kann natürlich sein, dass die ganzen potentiellen Grower erst mit der Zeit zünden.

8.5/10
 
Zuletzt bearbeitet:

theGegen

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Eine Ergänzung noch dazu....

Ich werde mir das Album wahrscheinlich kaufen.
Wenn eine Band aus der Kategorie "verlässliche Größe" ein Album hinhaut, mit ein paar Kandidaten für ein "Best of-Album", dann gehört das in die Reihe.
Es gibt Bands, da verliere ich über die Zeit das Interesse und es gibt gewisse Konstanten.
 

torben74

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Sam Fender - People watching

Schon Wahnsinn, welche Entwicklung der gute Sam Fender genommen hat.
Erst das dritte Album von ihm, aber zumindest ich hab das hier regelrecht herbei gesehnt wie bei einigen der ganz großen der Zunft.
Und ja, natürlich weckt das dann auch große Erwartungen.
Fender enttäuscht meine zu mindestens nicht, zumindest nicht im großen und ganzen.
Es ist wieder eine richtig gute Sache geworden mit allem, was Sam Fender inzwischen ausmacht.
Er hat nach wie vor ein unheimliches Gespür für gutes Song-Writing.
Alles klingt perfekt, diesmal aber fast zu perfekt.
Und hier kommt dann doch bei mir ein bisschen Kritik auf.
Er weis inzwischen sehr gut, wie er "dem Affen Zucker" gibt.
Also ich meine damit, dass ich denke, er weis sehr genau, was er bringen muss, um zum einem eine große Masse an zu sprechen und zum anderen die ganze "Front" der ach so kritischen Musikexperten auf seine Seite zu bringen.
Deswegen wirkt das ganze Album manchmal zu überlegt, halt zu perfekt.
Vielleicht ein bisschen mehr Risiko, schrägere oder "rotzfreche" Töne hätten gut getan.
Aber davon abgesehen ist es natürlich wieder hohe Kunst, was Fender liefert.
Vor allem, weil er wieder soviel Herzblut hier reingelegt hat, was man jede Sekunde merkt.
Und das macht einfach so wahnsinnig Spaß bei ihm.

Sam Fender - People Watching (Live At BRIT Awards 2025)

Sam Fender - Crumbling Empire (Official Lyric Video)
 

torben74

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Inhaler - Open wide

Sehr fleißig die Jungs aus Dublin.
Sie veröffentlichen schon ihr drittes Album innerhalb der letzten 4 Jahre.
Das sollte man echt loben.
Werden sie dabei immer besser?
Naja fast.
Ich sage, sie halten zu mindestens ihr gutes bis sehr gutes Niveau der bisherigen Veröffentlichungen.
Auch diesmal gibt es wieder ehrlichen Rock n Roll bzw. Indie Rock/Pop.
Alles sehr gefällig, sehr überlegt und strukturiert und mit viel Herzblut präsentiert.
Dazu viele Bezüge zu Größen vergangener oder aktueller Tage, ohne das man Eigenständigkeit verliert.
Was mir besonders gefällt ist, dass man sich wirklich als Band präsentiert und nicht nur Elijah aus bekannten Gründen in den Mittel oder gar Vordergrund zerrt.
Allerdings muss man ganz klar sagen, dass (auch) diesmal das ganz große WOW fehlt, das dieses Album gänzlich großartig machen würde.
So bleibt ein richtig gutes Rock Album was zumindest bei mir in den "Jahres Besten Listen" wieder auftauchen wird.

Inhaler: Billy (Yeah Yeah Yeah) | The Tonight Show Starring Jimmy Fallon

Inhaler - A Question Of You in the Live Lounge

INHALER - Open Wide live on The Tommy Tiernan Show


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torben74

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Maribou State - Hallucinating Love

Nach doch reichlichen Jahren haben die beiden Briten Chris Davids und Liam Ivory endlich wieder ein neues Album zu Stande gebracht.
Die beiden stecken nämlich hinter Maribou State.
Dabei fungieren sie wohl als Produzenten, Songschreiber und drehen wohl an diversen Knöpfen.
Eigentlich ist ja so rein elektronische Musik mit vielen Samples nicht so mein Ding.
Aber die beiden bekommen das doch sehr ordentlich hin.
Das ganze hört sich ein bisschen nach U.N.K.L.E. an, weswegen ich eigentlich überhaupt auf sie aufmerksam wurde.
Auch jetzt Hallucinating Love ist sehr gelungen und sehr gut durch zu hören.
Alles wirkt sehr überlegt und mit Liebe gemacht.
Die beiden wissen was sie tun und letztlich sorgt das Album für gute Laune, zumindest bei mir.
Nur hoffentlich lassen sie sich nicht wieder ewig Zeit bis zur nächsten großen Veröffentlichung.

Maribou State - 'Blackoak' (Official Visualiser)

Maribou State - 'Rolling Stone' (Official Audio)
 

Max Power

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Spiritbox - Tsunami Sea

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Als größter Spiritbox-Stan des Forums muss ich natürlich auch hier noch ein paar Zeilen zum neuen Album dalassen. Achtung, es folgt eine Huldigung.

Dreieinhalb Jahre hat es gedauert, einen Nachfolger für das zuerst mit Spannung erwartete und später gefeierte Debütalbum "Eternal Blue" unters Volk zu bringen. Untätig war man während der Zeit aber natürlich nicht, stattdessen hat man den Druck des zweiten Albums umschifft, indem man mit "Rotoscope" (2022) und "The Fear of Fear" (2023) zwei EPs veröffentlicht hat. Letztere brachte der Band für "Jaded" und "Cellar Door" gleich zwei Grammy-Nominierungen ein, stellte als Gesamtwerk mit einem roten Faden aber auch eine Weiterentwicklung zu "Eternal Blue" dar, das sich phasenweise mehr wie eine Single-Kollektion anfühlte als ein Werk aus einem Guss.

Für das neue Album hat das Ehepaar LaPlante/Stringer die Besinnung auf die Anfänge der Band ausgerufen. Das geht von der schlichten Schwarz/Weiß-Ästhetik, die man selbst für die neuen Musikvideos verwendet hat, über den Grundsound, der an vielen Stellen an die ersten beiden EPs erinnert, bis hin zu den Lyrics. Es geht um ihre Heimat Vancouver Island, es geht um Isolation und Melancholie - und es geht vor allem ums stürmische Meer, welches sich über das ganze Album in den Lyrics findet und gleichzeitig das Bindeglied zwischen den Songs gibt.

"Fata Morgana" eröffnet fulminant. Opener konnten Spiritbox schon immer (hallo "Sun Killer"), und dieser hier legt die Latte noch weiter nach oben. Ein schweres Intro-Riff, ein Gojira-Scrape - und dann bellt Courtney LaPlante die Marschrichtung für das Album in den Himmel: "Sorrow follows me / I feel it in my inhale when I breathe / I can feel it in the exhale, underneath / Cascading over everyone and everything". Dann ein Refrain, der auch von Deftones oder Loathe stammen könnte, gepaart mit der Ambience, die gerade das Frühwerk der Band ausgezeichnet hat. Großartig. Das energisch daraus wachsende "Black Rainbow" unterstreicht das Selbstvertrauen, mit dem die Band mittlerweile agiert: experimentiert hat man auch früher schon, aber 2025 drückt man das Pedal, oder in dem Fall den Vocoder, gleich ganz durch. Der Track ist vom Film "Beyond the Black Rainbow" von Panos Cosmatos, der wie LaPlante und Stringer von Vancouver Island kommt, inspiriert, und ist mit dem Vocoder-Einsatz, dem creepy Hauptriff und dem brachialen Breakdown einer der spannendsten auf dem Album. "Dissolve, displace, rejoice, repeat" ... es ist ein bockstarker Start in das Album, ehe es sehr abrupt in die großartige Vorabsingle "Perfect Soul" übergeht. Es bleibt nicht der einzige harte Übergang - thematisch passend wird es über das ganze Album immer wieder ein Wellengang zwischen hart und melodisch.

Das melodische Doppel "Perfect Soul" (eine der besten Singles, die man je veröffentlicht hat) und "Keep Sweet" stellt die vielleicht größte Neuerung gegenüber "Eternal Blue" ins Rampenlicht: Bassist Josh Gilbert, dessen großartiger Background-Gesang im Gegensatz zur "The Fear of Fear"-EP jetzt auch prominenter in Szene gesetzt wird. "Keep Sweet" ist im Prinzip "The Void" 2.0, wobei mir dieser Song hier aufgrund des starken Refrains (und den Gilbert-Vocals) besser gefällt. Mit der ersten Vorabsingle "Soft Spine" geht es brachial weiter, auf der LaPlante mit so manchen Personen in der Musikindustrie abrechnet und Zeilen wie "your god will sort you when you die" keift. Auch im Albumkontext großartig. Es folgt der Titeltrack, welcher natürlich Vergleiche mit "Eternal Blue" einlädt - wobei mir "Tsunami Sea" tatsächlich noch ein ganzes Stück besser gefällt, auch wegen des interessanten Refrains und der zugrundeliegenden Melancholie. In dieser Stimmung geht es auch mit dem längsten Song des Albums weiter: "A Haven With Two Faces", wie LaPlante Vancouver Island beschreibt. Der Song klingt, als hätte man "Trust Fall" (bis heute übrigens mein absoluter Spiritbox-Lieblingstrack) mit "The Mara Effect" gemischt und ist somit ein echtes Geschenk für Fans der frühen Werke. Was LaPlante bei ~3:20 macht, ist auch großes Kino. Gänsehaut.

Das letzte Drittel von "Tsunami Sea" ist musikalisch dann wohl am spannendsten. Die brachiale Vorabsingle "No Loss, No Love" geht direkt auf die 12, baut aber auch noch kurze Drum&Bass-Momente ein, ehe der finale Breakdown alles niederwalzt. Vielleicht die härteste Nummer, die man bisher aufgenommen hat ... und da ists dann gar nicht überraschend, dass mit der Elektropop-Nummer "Crystal Roses", die auch von Poppy kommen könnte, direkt der nächste Schwenk kommt. Sie wirkt im Albumkontext gar nicht so deplatziert, wie man das bei der Veröffentlichung wenige Tage vorm Albumrelease (welche die Band übrigens ziemlich angepisst hat, weil das Label das nicht mit der Band abgesprochen hatte) denken konnte, und ist für mich auch nicht der Auto-Skip wie "We Live in a Strange World" auf dem Vorgänger - aber es bleibt für mich relativ klar der schwächste Song auf dem Album.

Umso stärker geht es mit "Ride the Wave" auf die Zielgerade. Auch dieser Track ein sehr ungewohnte Nummer für Spiritbox, auf der Mike Stringer eine "28 Days Later"-Atmosphäre erzeugen wollte. Spannender Aufbau, ein unverschämt eingängiger Refrain - und der beste Breakdown des Albums. Auf dem Closer "Deep End", der trotz der Melancholie mit einer enormen Portion Trost um die Ecke kommt, darf Josh Gilbert noch einmal glänzen. Der Song ist seinem Vorgänger Bill Crook gewidmet, der von 2018 bis 2022 Mitglied der Band war und im Vorjahr leider verstorben ist.

Ich hab ein paar Durchläufe gebraucht (den ersten Durchlauf fand ich sogar recht enttäuschend), aber was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Es ist nicht zwingend das Album, das ich angesichts der Vorabsingles erwartet habe, aber die melancholische Grundstimmung trifft auch wieder meinen Nerv. So sehr man auch den Bogen zu den Frühwerken spannt (was ich großartig finde), so sehr hat man sich in den letzten Jahren auch weiterentwickelt - und so ist "Tsunami Sea" auch reifer, mutiger, größer und spannender als "Eternal Blue" geworden. Nicht alles fetzt zu 100 Prozent (hallo "Crystal Roses"), aber als Gesamtwerk finde ich es sehr gelungen und die Band untermauert eindrucksvoll, warum sie in Höllentempo in Richtung Headliner-Status unterwegs ist. Vielleicht klappts dieses Jahr dann auch mit dem wohlverdienten Grammy.

TL;DR - 12/10, would recommend.
 
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