Ich habe mir den Großteil des Kampfes nochmal angesehen. Nach der 3. waren fast alle Runden sehr eng.
Der Druck von Povetkin brachte Takam zunehmend aus seiner Komfortzone. Er war mit zunehmender Dauer immer stärker überfordert und versuchte dies durch Scheinaktivität zu überspielen. Er hatte zwar immer wieder mal einzelne Konter drin und konnte sich teilweise auch gut entziehen, aber boxerisch hatte er den Kampf nie im Griff. Die Körpertreffer Takams wirkten sehr erzwungen und vorhersehbar und hatten daher wenig Effekt. Sein gewohntes Nahdistanzspiel konnte Takam hier auch nicht durchziehen, weil Povetkin ihm immer wieder mal den Aufwärtshaken reinhielt. Dadurch war er gezwungen wieder zurückzuweichen weil er in der Halbdistanz ohnehin eher das Nachsehen hatte. Er war gezwungen die ganze Zeit das selbe Spiel mit dem einhalten der Distanz zu spielen, und dafür war auf Dauer seine Klasse nicht ausreichend.
Auf den ersten Blick wirkte Takam mindestens gleichwertig, sein Kartenhaus fiel aber zunehmend auseinander weil er boxerisch zu einfach gestrickt und deshalb nicht schwer zu durchschauen ist. Takam darf von seiner Linie nicht abgebracht werden, denn dann ist er sehr verwundbar. Das hat Povetkin gut zum Vorschein gebracht.
Povetkin war einfach trickreicher, variabler, intelligenter als Takam. Sein Distanzgefühl und die Beinarbeit sind - wenn auch mit Schwächen behaftet - immernoch recht ordentlich.
Er konnte Takam deshalb immer wieder aus dessen nicht sehr sicherer Komfortzone holen und dem Kampf immer mehr seinen Stempel aufdrücken.
Nochmal gegen Wladimir muss ich ihn aber trotzdem nicht sehen. Da waren nach wie vor etliche Schwächen vorhanden, die sich auch nicht mehr beheben lassen werden.
Er sollte und wird versuchen den WBC-Titel zu holen. Falls er es schafft, sollte es einige interessante Kämpfe mit ihm geben an denen Klitschko nicht beteiligt ist. Scheitert er, dann wäre es wohl das beste aufzuhören.