Natürlich kann man aus Niederlagen lernen, sollte man auch - auch Dimitrenko kann das sicher. Aber es hat sich, nicht nur heute sondern auch schon gegen Hoffmann und selbst in den 3 Runden gegen Luan, ein wirkliches Füllhorn an Schwächen aufgetan. Also gegen alle halbwegs ernsthaften Gegner der letzten 2 Jahre. Batchelder, Rossy und Tann waren als Kontrahenten indiskutabel, die stehen und standen in einem schwachen HW, wo selbst Löwe Luan noch zu den Top 50 gehört, irgendwo um Platz 100.
Dimitrenko hat ja nicht nur einen oder zwei Fehler, die man beheben kann. Es sind mindestens 10:
-Er ist für eine russische Ausbildung viel zu unflexibel, auch wenn er dominiert , das kann ein sich ein jahrelanger WM wie Wladimir leisten, ein Dimitrenko nicht.
-Versucht sinnlos zu shuffeln, obwohl er kein Bewegungstalent ist. Er hat allgemein kein gutes Gespür für die Situation.
-Sein Kinn ist maximal Durchschnitt
-Er hat für seine Reichweite einen viel zu langsamen und ineffektiven Jab, was seine Reichweitenvorteile gegen die Klitschkos vom ersten Gong an zunichte machen würde.
-Er hat für seinen Körper zu wenig Punch
-Er hat für einen, der WM werden will (nicht schon ist) zu wenig Herz und Härte gegen sich selbst, neigt zum Lamentieren - daher für Kämpfe im Ausland völlig ungeeignet
-Ihm fehlt jede Flexibilität, um bei unerwartetem Kampfverlauf etwas umzustellen
-Ihm fehlt die Fähigkeit zur Selbstkritik, die ja auch Sdunek ansprach
-Er ist kein Sympathieträger, was auch immer wieder Punkte kosten kann. Wenn das heimische Publikum KOMPLETT zum Gegner überschwenkt, hat das nicht nur mit dem sportlichen Verlauf zu tun.
Man kann vielleicht einiges davon abstellen, aber sicher nicht alles. Dimitrenko kann mit seinen Defiziten mMn nie WM werden, auch nicht nach der Klitschko-Ära. Deshalb ist er noch lange kein Schlechter, die Defizite hat er ja auf einem ordentlichen europäischen Niveau. Aber eben nur da. Interconti, EM...sowas ist drin, bei konsequenter Arbeit an seinen Schwächen vielleicht auch mal ausserhalb Deutschlands. Aber mehr auch nicht.
Chambers hat, wenn er weiter so an seiner Fitness arbeitet, eine gute Perspektive. Die Amis lechzen nach guten HWs aus dem eigenen Land und er kann fast jedem Gegner mit seiner Schnelligkeit in den Schlägen gefährlich werden. Zudem ist er mit seiner Art geborener Publikumsliebling. Sein mangelnde Schlaghärte wird wohl die ganz grosse Karriere verhindern, aber ich sehe ihn in der Lage, bei guter Vorbereitung die Klitschkos ein wenig zu ärgern - und in der Zeit nach denen auch in der Lage, mal den ein oder anderen WM-Kampf zu gewinnen, wenngleich er sicher nicht lange einen Titel halten könnte.