Im Kampf gegen Pianeta hat Wladimir zwar in den ersten Runden seine Führhand regelwidrig stehenlassen, aber übermäßiges Dauerklammern und Niederdrücken habe ich in diesem Kampf nicht beobachtet. Pianeta ist nicht durch Klammern und Niederdrücken auf den Ringboden gegangen sondern durch harte Treffer.
Es wurde oft geklammert, aber häufig ging die Intitiative von Pianeta aus. Das hat mindestens zwei Aspekte. Zum Einen der Herausforderer, der nie das richtige Distanzgefühl entwickelte und entweder zuweit weg von Gegner stand oder zu nah dran war bei einer Aktion und dann die Arme ausstreckte um Wladimirs theoretisch denkbare Konter zu verhindern und zum Anderen der WM, dem nie einfiel mal einen Seitwärtsschritt zu machen und dem viel zu tief befindlichen Gegner einen saftigen Aufwärtshaken reinzuschlagen oder dem vorbeistolpernden Gegner einen Kopfhaken reinzuzimmern. Stattdessen hat Wladimir fröhlich mitgeklammert und selbstverständlich sich draufgelegt, runtergedrückt etc. anstatt die Situation mit boxerischen Mitteln zu lösen. Ich frage mich dabei ohnehin, wer Pianeta eigentlich die dämliche Taktik auf dem Weg gegeben haben mag, sich möglichst klein zu machen und sich damit der meisten Offensivchancen (die ohnehin klein waren) zu berauben. Pianeta ist ein großer, nicht allzu schneller Mann. Wenn überhaupt, dann hätte er versuchen sollen ähnlich wie Thompson in ersten Kampf zu boxen. Die Behauptung, er habe sich den Sanders-Kampf intensiv angeschaut, um zu lernen, führt vom Ergebnis her zu der Vermutung, dass er dabei gar nichts gelernt hat. Für die Sanders-Taktik fehlten Pianeta jegliche boxerische Mittel.
Im letzten Beitrag klingt es aber ja fast so, als würde Wladimir seine Kämpfe nur durch unfaire Mittel gewinnen. Bei aller berechtigten Kritik sollte man IMO schon die Relationen beachten - mir ist das zu einseitig und teilweise zu unausgewogen. Unbestritten hat Wladimir "Schwächen" (welcher Boxer, auch ATG's haben die nicht?), aber in der "Bewertung" eines Boxers sollte die Gesamtheit seiner Fähigkeiten betrachtet und auch gewichtet werden.
Momentan ist sein "Gesamtpaket" doch offensichtlich gut genug, um das HW zu dominieren. Wenn er seinen Jab effektiv einsetzt, ist das immer noch Weltklasse. Er schlägt ihn sehr hart, hält damit die Distanz und öffnet Lücken für seine Rechte. Und mit dieser Schlaghand kann er jeden Gegner fällen, wenn er sie ins Ziel bringt. Seine Physis ist mit 37 Jahren überragend, das wird auch keiner ernsthaft bestreiten. Dies zusammen genommen sind starke Argumente finde ich denen auch Beachtung geschenkt werden sollte.
Ich glaube nicht, dass hier jemand behauptet, er würde seine Kämpfe nur durch unfaire Mittel gewinnen. Es scheint aber vielmehr so zu sein, dass die unfairen Mittel fester Bestandteil seiner Strategie sind. Dies gilt zumindest solange, wie auch nur der leiseste Verdacht besteht, der Gegner könnte gefährlich sein. Wladimirs Aussagen nach den Kampf stützen diese These. Pianeta zum Punchmonster zu erklären, wirkt auf jeden Fall etwas albern.
Selbst scharfe Kritiker loben Wladimirs Fitness, seine Beweglichkeit, seinen Speed, seine Schlagkraft, seinen Jab etc. - kaum jemand sieht ihn nicht als Nr.1 des Schwergewichts - Insofern kann ich eine Unausgewogenheit nicht erkennen. Tatsache bleibt aber eben auch, dass er in einem völlig unverständlichen Maße auf Dirty Tactics zurückgreift, die er boxerisch nicht nötig hat (damit ist nicht einmal sein exzessives Klammern im Infight gemeint) und dass auch noch gegen Gegner, die das noch nicht einmal notwendig machen.
Wie ich schon einmal schrieb: Wenn hier soviel Kritik auf Wladimir niederhagelt, um wieviel mehr müsste man dann die anderen HW-Boxer kritisieren, die in den Ranglisten (völlig zurecht) hinter ihm plaziert sind?
Kaum ein Boxer im Schwergewicht mit Titelambitionen, der wegen seinen jeweiligen Unzulänglichkeiten keine Kritik einstecken muss. Eine Schlechterbehandlung von Wladimir, gerade im Relation zum Anspruch seiner Stellung, kann ich nicht erkennen.
:laugh2: es sind echt immer und immerwieder die gleichen welche alles aus dem zusammehang rausreissen und die zwei auf biegen und brechen verteidigen
Du machst Dich leider nicht glaubwürdiger, wenn Du die beiden Klitschkos immer in einen Topf wirfst. Vitali ist ebenfalls zu kritisieren - vor allen Dingen in den letzten Monaten, er ist aber zweifelsfrei wegen gänzlich anderer Dinge zu kritisieren als Wladimir.
Der eigentliche Kampf, wie jetzt z.B. gegen Pianeta, wird gar nicht mehr richtig betrachtet sondern das Füllhorn an Kritik ausgeschüttet. Als Beispiel hatte ich exemplarisch den Beitrag von "Franz" angeführt: Klammern und Drauflehnen habe ich von Wladimir zumindest gegen Pianeta nicht in besonders kritik-würdiger Weise beobachtet.
Mal ganz abgesehen davon, dass Franz sich hier ziemlich ausgewogen äußert: Ich kann nicht erkennen, dass der Kampf nicht mehr richtig betrachtet wird.