Max Power und die Friedensverhandlungen, Teil 1
Ich habe keine Kinder (glaube ich), aber so muss es sich anfühlen. Völlig egal, wie sehr man sich als Elternteil bemüht, völlig egal, wie sehr man davon überzeugt ist, dass es gute Jungs sind, die jetzt mit reuemütigem Blick vor einem sitzen - manchmal kommt es eben vor, dass auch gute Jungs beim Fußballspielen das Fenster eines Nachbarn einschießen.
Meine Jungs sind gute Jungs, aber auch sie haben am Freitag bei einem Nachbarn ein Fenster eingeschossen. Das passiert, wenn man den großen Helden nacheifern möchte und sich vor dem geistigen Auge wie Beckenbauer fühlt, es in der Realität aber nicht ganz für die Deunama reicht. Jetzt sitzen sie vor mir, mit unterschiedlichen Graustufen der Reue im Gesicht. Dem einen oder anderen tut es wirklich leid (aus einer Ecke raunt mir ein leises "'schulligung" entgegen), andere scheinen sich eher ein Grinsen zu unterdrücken. Der eine meint, dass es ja nicht so schlimm gewesen wäre und man so ein Fenster schnell ersetzen könnte, und wieder ein anderer will mir erzählen, dass die Nachbarsjungen auch nicht unschuldig an der ganzen Aktion waren.
Ich seufze. Das Fenster sollen sie schön von ihrem eigenen Taschengeld bezahlen, aber es ist mir trotzdem ein Bedürfnis, bei den Nachbarn vorbeizuschauen und die Wogen zu glätten. Man möchte ja nicht, dass der Familienname in Ungnade fällt und Mütter ihre Kinderwägen entgeistert auf die andere Straßenseite steuern, wenn ihnen einer meiner Jungs entgegenkommt. Und überhaupt, man möchte nicht, dass sich die Sache aus Bratislava wiederholt. Nie. wieder. Bratislava.
Und so überlege ich, wie ich die Sache angehe. Es ist ein Balanceact: ich möchte die Scherben, die meine Jungs zu verantworten haben, nicht herunterspielen, aber gleichzeitig weiß ich auch, dass ein zerschossenes Fenster nicht das Ende der Welt ist. Ich kenne außerdem eine gute Glaserei, der Inhaber dort ist ein alter Baba-Kollege und da kriege ich Rabatt. Diplomatie ist gefragt. Ich weiß, dass der Mann des Hauses dort - das sehe ich ganz unauffällig mit dem Fernglas, bevor ich aus dem Haus gehe - gerne Zigarre raucht. Einer der Söhne ist außerdem Columbo-Fan, und der raucht ja schließlich auch gerne Zigarre. Und so entscheide ich mich gegen das Hochprozentige, das ich für solche Fälle immer eingelagert habe, und mache mich mit den guten Zigarren auf den Weg. Es sind keine kubanischen, aber trotzdem von solider Qualität und dementsprechend als Friedenspfeife, äh, -zigarre gut geeignet. Die haben wir damals aus Kuwait mitgehen lassen, und das war das einzig Gute an diesem Trip.
Fortsetzung folgt (vielleicht) ...