Pro Sieben hat wenigstens die Quittung gekriegt für diese miese Übertragung.
Nur 1,3 Millionen Zuschauer. Für einen Freitagabend auf Pro Sieben ist das eine Katastrophe und Welten von den Boxquoten von ARD und ZDF entfernt.
Vllt sollte man bei Pro Sieben mal das ganze Konzept überdenken. Diese Fight Nights sind absolut lächerlich. Sogar Eurosport knackt unter der Woche die Millionenmarke mit Boxen, ohne große Werbung.
Warum macht man nicht einfach eine vernünftige Sportübertragung?
Das Konzept ist an vielen Stellen verbesserungswürdig.
1) Dieser schöne, in edlem Rot gehaltene Saal läßt vielleicht in einem Kasino in Las Vegas die richtige Atmosphäre aufkommen, aber für diesen Rahmen wirkt diese Farbgebung übertrieben. Was soll das denn sein? Boxen für die VIP-Lounge, Glamour und Kaviarhappen für den Pro7-Zuschauer? Unter einer "Fight Night" stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor. Etwas schlichtes, sportliches und schwungvolles, das Lust auf mehr macht.
2) Halmich. Ihr bekanntes Gesicht soll wohl für die Professionalität der Veranstaltung bürgen, zumal der ein oder andere Pro7-Zuschauer, der mit Boxen noch nicht viel am Hut hatte, das ja durchaus in Zweifel ziehen könnte. Daß Halmich Frauenboxen in Deutschland populär gemacht hat, lässt sie nicht automatisch zu einem guten Sidekick werden. Vor der Kamera wirkt sie hölzern, ihre Kommentare klingen wie auswendig aufgesagt, dazu sind sie manchmal unfreiwillig komisch ("Haken auf der Innenbahn"), meistens überflüssig und nicht selten nervig. Was hätte man sich einem alten Hasen an der Stelle Halmichs das Leben einfacher machen können: Der hätte so einen Abend mit seiner ganzen Routine durchgewunken und dabei nur halb soviel gesprochen.
3) Kentikian. Nachdem Zbik und Köber wohl nicht immer das gehalten hatten, was man sich von ihnen versprochen hat, musste die Kentikian her. Die trägt mit ihrem wilden Kampfstil natürlich zur Unterhaltung bei und sorgt dank ihrer Körpergröße und ihrem unscheinbaren Äußeren immer für wohliges Entsetzen unter den Zuschauern, sobald sie - die nunmal so aussieht, als könne sie keiner Fliege etwas zuleide tun - im Ring auf ihre Gegnerin eindrischt. Aber dabei ist selbst gutes Frauenboxen nur halb so interessant wie ein mittelmäßiger Männerkampf. Warum? Weil man selbst nach fünf Bier und drei Kurzen die Unterschiede merkt.
4) Tajbert. Ja, da kriegt man zu späterer Stunde eine Aufzeichnung von einem Kampf zu sehen, der für europäische Verhältnisse erstklassig war. Blut, Schweiß, Erschöpfung, unbedingter Wille, viel Arbeit, eine fühlbare Spannung, ein etwas kontroverses, aufregendes Urteil und einfach schön anzusehendes Boxen von Gulyakevich und Tajbert. Was will man als Zuschauer eigentlich mehr? Stattdessen sieht man zunächst Kentikian, die sich mit dieser Russin, die immerhin mindestens zwei Runden gewonnen und immer mal eine schöne Hand drinnen hatte, über die Runden quält - ehe man endlich diese Perle zu sehen bekommt.
5) Köber - Roth. Spannende Ansetzung, denn Interims-DM und Stallduell. Daß man den Kampf zusammenfasst, ist ja nicht das Schlimme; man hat vermutlich nicht viel verpasst. Das Spoilern des Endes ist jedoch eine Todsünde. Ich möchte, selbst wenn es nur 'ne Aufzeichnung ist, doch bitte diesen Twist am Ende erleben.