Quo vadis Jugendfußball in Deutschland?


JabAndGrab

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Grundsätzlich kein uninteressanter Ansatz. Ich frage mich nur, was aus der Förderung der Torhüter wird? Ich habe mittlerweile ohnehin schon das Gefühl, dass die jungen deutschen Keeper zwar oftmals richtig gut kicken können, beidfüßig sind etc., aber es bei den Basics hapert. Man kann ja über die Weidenfellers und Wieses denken was man will, aber so krasse Fähigkeiten im 1gegen1 hat doch gefühlt kaum einer mehr. Und wenn jetzt erst ab der D-Jugend „normal“ gespielt wird, könnte sich das Problem eventuell langfristig manifestieren. Nur mal so ein Gedankengang, sind ja einige weitaus tiefer drin in der Materie und können meine Bedenken womöglich widerlegen.
 

Sports Almanac

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In 10 Jahren wird die Bild aufjaulen: Deutschland Torhüterland? Das ist ja alles nett und moder, kleine Tore, kein Wettbewerb, Handicap bei zu starken Mannschaften, und und und.

Mir kommt aber folgendes zu kurz:

Ich mache aber immer wieder die Erfahrung, dass schon für die Kleinen "richtiger Fußball" bedeutet, mindestens Handballtore, draußen die 5-Meter-Tore, alle Spieler auf dem Feld (selbst wenn es 10 gegen 10 sein sollten). Ja, wenn ich so etwas mit einer F-Jugend mache, bedeutet das Chaos, Spielerknäuel auf dem Platz und Klopp-die-Kugel als Taktik. Die Spieler lernen dann nur sehr wenig. Aber wenn es dazu führt, dass alle glücklich vom Platz gehen, bricht mir denn ein Zacken aus der Krone, wenn ich die letzten 15 Minuten "groß" spielen lasse? Zumal dadurch auch im Hauptteil des Trainings viel motivierter mitgezogen wird, wenn die Kinder wissen, nachher kommt "das richtige Spiel".

Das war der Hauptgrund warum ich als Knirps damals in einen Verein eingetreten bin. Für den Trend vom DFB hätte der Pausenhof oder die Straße genügt.
 

VvJ-Ente

Verdammter Wohltäter
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Richtig. Soweit ich weiß, war z.B. Manuel Neuer bis in den Großfeldbereich hoch als Feldspieler unterwegs. Und selbst wenn für die Elitenförderung aus irgendeinem wahnwitzigen Grund 6-jährige Torhüter gebraucht würden, ist das noch lange kein Grund, dass sich die 99,99% der Kinder, die später nicht im Leistungsbereich im Tor stehen, jedes Wochenende die 5x2-Meter-Bude vollhauen lassen müssen.
 

le freaque

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Hamburg
Sehe ich genauso, allerdings haben wir im DFB-Nachwuchs trotzdem tatsächlich ein Torwartproblem. Nach dem Jahrgang 1992, also Leno und ter Stegen, kommt da über lange Jahre niemand, dem man wirklich internationale Klasse zusprechen kann. In der abgelaufenen Saison waren 10 von 18 TW in der BL Ausländer, ich kann mich nicht daran erinnern, dass es das schonmal gab.
Wenn ich mir so die Profi-Stamm-oder-beinahe-Stamm-Torhüter der verschiednen Jahrgänge anschaue:
1993 - Horn, Karius (Besiktas), M.Müller (Luzern), Schuhen, Rakovsky (Lahti), Uphoff
1994 - Zingerle, Zentner, Pollersbeck
1995 - Wellenreuther (jetzt Anderlecht), Schwäbe (Bröndby), Zetterer (Zwolle), Broll
1996 - Nübel, Weinkauf
1997 - F.Müller, Kastenmaier, Königsmann
1998 - Schubert, Bansen (Waregem)
1999 - Grill
2000 - Früchtl

dann ist das schon verdammt mager und es wird immer magerer. Das sind gerade einmal 22 für satte 8 Jahrgänge, davon spielen 7 im Ausland udn praktisch keiner gilt aus Ausnahmtalent, vielleicht Früchtl. Er und Unbehaun machen bei den ganz jungen Jahrgängen wenigstens etwas Hoffnung, aber sonst?
Ich habe auch das Gefühl, dass in anderen Ligen junge Torhüter viel schneller zum Zug kommen, als bei uns. Ein Vlachodimos (1994) hatte in D trotz U-NM Karriere null Chancen, ging dann früh ins Ausland, ist jetzt griechischer Nationalspieler und klar besser als ausnahmslos alle, die nach Leno und MAtS kommen.
Daher finde ich es auch richtig, dass Früchtl jetzt das nächsthöhere Niveau als Stammtorwart anpeilt, nur so kann es gehen. Ich verstehe beim besten Willen nicht, dass sich Spieler wie Nübel, Grill oder Nicholas in einem so wichtigen Alter mit einem Bankplatz bei guten Vereinen begnügen. Die müssen doch spielen, meine Güte!
 

DaLillard

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Das Geschäft mit Kindern, die als Fußballtalente gelten, wird schon seit Jahren kritisiert. Exklusive Recherchen zeigen, dass der Umgang mit dem Nachwuchs beim 1. FC Union Berlin offenbar besonders problematisch war. Mehr als zwei Jahre lang lebten drei zu Beginn zwölfjährige Kinder in einer WG – den Eltern zufolge ohne ausreichende Betreuung.

[...]

Der NLZ-Leiter eines anderen Bundesligisten nennt die Vereinbarung „unseriös“ und „höchst bedenklich“. Er habe so ein Dokument trotz langer Erfahrung im Jugendfußball noch nie gesehen und ärgert sich über „schwarze Schafe“ in der Branche. Über solche Verträge werde eine Abhängigkeit geschaffen. Es sei verantwortungslos von Vereinen, die Träume der Jungen und finanzielle Hoffnungen der Eltern auszunutzen.

Union, die letzte Bastion gegen die Kommerzialisierung im Fussball. Außer wenn es um Kinder geht :clowns:
 
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