Die RL West ist in der Winterpause, Zeit für einen kleinen Rückblick.
Fortuna Köln
Klar muss ich hier mit "meiner" Mannschaft starten, denn über die Fortuna bin ich auf die wundervolle und manchmal wundersame Welt der Regionalliga gestoßen. Das Ziel vor der Saison wurde eigentlich nicht wirklich kommuniziert, dennoch war es klar, dass man vorne mitspielen möchte. Schwierig war dabei, dass viele Leistungsträger die Südstadt vor der Saison verließen und ein erneuter, recht ordentlicher Umbau anstand. Es bedurfte einer Verteidigung und einem neuen Stürmer, die zum Glück alle gefunden werden konnten. Defensiv funktionierte es auch insgesamt sehr gut, man hat nach 17 Spielen die zweitwenigsten Gegentore (19) hinnehmen müssen, nur Duisburg war besser. Offensiv konnte mit Hendrik Mittelstädt ein Stürmer gefunden werden, der aber zunächst langsam in Tritt kam. Zum Glück konnten andere übernehmen, und die Tore verteilten sich ordentlich über die Mannschaft, viele waren gefährlich. Topscorer ist Stipe Batarilo mit 7 Treffern (eins davon wunderschön gegen die Zweite des Effzeh), aber auch Budimbu (5 Treffer), Mika, Mittelstädt und Matter (je 3) konnten sich mehrfach in die Liste eintragen. Besonders freut es mich für Arnold Budimbu, der letzte Saison noch der Chancentod war, aber in dieser Spielzeit ein deutlicher Leistungsträger und offensiv immer brandgefährlich ist. Dennoch, insgesamt stehen nur 30 Treffer zu Buche, da haben 8 andere Teams mehr genetzt - es ist also immer noch Luft nach oben.
Der Saisonverlauf ist durchwachsen, auch wenn es komisch klingt, wenn man Zweiter in der Tabelle ist. Der Start war furios, es reihte sich Sieg an Sieg und die Ambitionen konnten untermauert werden - bis zum Auswärtsspiel beim (immernoch) kriselnden Wuppertaler SV. Dabei war es eine schöne Auswärtsfahrt, nur das Spiel war eine Katastrophe und man verlor zurecht mit 1:3. Danach folgten drei Unentschieden (u.a. gegen Duisburg), bevor man sich wieder etwas gefangen hat. Insbesondere auswärts war man eine Macht, so konnte man die letzten 6 Auswärtsspiele der Hinrunde allesamt gewinnen (kleiner Abstrich gegen Dortmund, dort gewann man am runden Tisch). Leider sollte man aber zuhause übel federn lassen, in dem man gegen Paderborn II richtig dämlich nach eigener Führung und nach einer roten Karte verloren hat und auch gegen Wiedenbrück bei angenehmen 3 Grad, Wind und Nieselregen das Nachsehen hatte - ihr seht, ich muss wohl noch öfter auswärts mitfahren, um Siege zu sehen. Der letzte Heimsieg datiert auf den 12. Oktober (!) gegen RWO, was aber auch das wohl beste Spiel bisher in dieser Saison war.
Dennoch, es ist nicht aussichtslos. Man ist Zweiter, die Mannschaft ist stabil und hat noch Potential, wenn nun alle genesen und die roten Karten ausgestanden sind, kann noch etwas gehen. Die Aufstiegschancen hat man allerdings aus der eigenen Hand gegeben und es war mehr drin. Ärgerlich.
Das Aufstiegsrennen
Nun, natürlich ist hier vor allem der MSV Duisburg zu nennen. Vor der Saison gab es Unkenrufe, dass fast die komplette Mannschaft getauscht werden muss, weil eben viele nur Drittliga-Verträge hatten - was auch korrekt ist. Aber sie schafften es, von Anfang an eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, die erst zwei Saisonniederlagen hinnehmen mussten. Zwischenzeitlich gab es Bedenken, dass die Kohle ausgeht, aber auch hier konnte nachgeholfen werden und die Saison ist, finanziell zumindest, in trockenen Tüchern. Mit dem MSV war also zu rechnen und gerade bei Auswärtsspielen bescheren sie den Heimmanschaften Rekordkulissen. Das Südstadion war in dieser Saison erst zwei mal ausverkauft, einmal eben gegen Duisburg, beim WSV war dies nur einmal der Fall. Sie sind also sportlich absolut im Soll und haben in der Rückrunde die schweren Spiele gegen RWO, WSV und Fortuna allesamt vor eigenem Publikum. Nur gegen Lotte müssen sie ans Autobahnkreuz reisen.
Apropos Lotte - der Aufsteiger ist wohl die kleine Überraschung der Saison. Man legte mit einigen Siegen los und musste sich erst am 6. Spieltag das erste mal geschlagen geben, den Anschluss nach oben konnte man eigentlich immer halten und war zeitweise selber Tabellenführer. Erst gegen Ende der Hinrunde ging etwas die Luft aus und man verlor aus den letzten 7 Spielen ganze 4. Es bleibt spannend, was sie in der Rückrunde noch leisten können. Direkt hinter den Sportfreunden liegt Rot-Weiß Oberhausen, die zunächst mittelmäßig starteten, aber dann nach der Niederlage im Südstadion für 7 Spiele ungeschlagen bleiben sollten. Erst die Zweite des Effzeh bescherte eine erneute Niederlage. Auch hier hat man das Gefühl, dass mehr Luft nach oben und eine Steigerung möglich ist. Ob es für ganz vorne reichen wird, wird sich zeigen - aber ein unangenehmer Gegner bleiben sie.
Am Ende der Saison wird es also einer der Vier schaffen, so weit wage ich mich aus dem Fenster zu lehnen. Duisburg (Platz 1) hat die besten Chancen und Aussichten, Fortuna (Platz 2) ist aber ebenso wie Lotte (Platz 3) und RWO (Platz 4) noch nicht geschlagen. Je nach dem, wer welche Möglichkeiten abruft, ergibt sich ein anderes Bild.
Der Tabellenkeller
Hier kann man es etwas einfacher und kürzer halten, denn es kristallisiert sich schon eine Vierergruppe raus, die leicht abgeschlagen ist bzw. wirkt. Die rote Laterne hat Türkspor Dortmund inne, bei 13 Niederlagen und nur einem Sieg auch kein Wunder. Man schießt die wenigsten Tore (17) und kassiert die meisten (56) und ist damit mit Abstand die Schießbude der Liga - dazu kommen Querelen wie der Heimspielstätte, wo man nicht rechtzeitig auf einen neuen Platz ausweichen konnte, der alte aber nicht mehr zur Verfügung stand. Eine Saison zum Vergessen und der Aufsteiger wird ziemlich sicher wieder absteigen. Schalke II und Wiedenbrück fehlen je 6 Punkte auf das rettende Ufer, woher die kommen sollen, ist aber etwas ungewiss. Auch hier sehe ich wenig Hoffnung. Davor liegt Eintracht Hohkeppel (die, die ihre Heimspiele im über 100km entfernten Düren austragen). Jüngst wurde das Saisonziel der Eintracht angepasst: Der Aufstieg in Liga 3 soll jetzt erst 2026 kommen
Dafür muss man aber erstmal die Klasse halten, wofür aktuell 5 Punkte fehlen. Ein etwaiger Klassenerhalt dürfte nur realistisch sein, wenn die Formkurve des KFC Uerdingen (ein Platz vor Hohkeppel) weiter so rapide nach unten zeigt. Mit 5 Niederlagen aus den letzten 7 Spielen ist man definitiv noch gefährdet.
Der Ausblick
Am 24. Januar geht es weiter, nur die Fortuna muss noch ein Nachholspiel gegen Rödinghausen bereits am 18. bestreiten. Wenn Duisburg etwas federn lassen würde und die Verfolger sich am Riemen reißen, könnte es noch durchaus sehr spannend werden und zu einem Vierkampf ausarten. Fortuna hat diesmal mehr Heimspiele als in der Hinrunde, was einem DK-Inhaber natürlich freut - hoffen wir, dass man die kleine Heimschwäche abstellen kann. Spätestens am 17. Mai sind wir alle schlauer und wir wissen, wer sich aus dem Tümpel Regionalliga befreien kann. Duisburgs 6 Punkte Vorsprung klingen zunächst viel, in der RL ist es aber unter Umständen schnell aufgebraucht.