Interessant wie schnell schon wieder auf Westbrook draufgehauen wird, obwohl die Saison noch sehr jung ist und sich das Team in Anbetracht der zahlreichen Veränderungen in der Offseason logischerweise noch etwas finden muss. Meiner Ansicht nach hat man bisher sogar mehr positives als negatives gesehen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig, da die Thunder zurzeit nur bei 5:7 stehen, aber die Bilanz gibt nicht die Qualität des Basketballs wieder, der bisher von den Thunder gespielt worden ist. Und das ist deutlich besser als das Bild, was in diesem Thread gemalt wird. Nehmen wir zum Beispiel die Verteidigung. In der defensiven Effizienz belegen die Thunder Platz 2 in der NBA. Mit der Possession-Statistik von ESPN kassieren die Thunder lediglich 98 Punkte pro 100 Ballbesitze - ein absoluter Topwert. Generell halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Thunder am Ende der Saison eine Top-5 PLatzierung bei der Defense halten wird.
Offenkundig ist jedoch, dass die Thunder bislang zu unkonstant in der Offensive sind - und hier trägt natürlich auch Westbrook eine (große) Verantwortung; allerdings anders als das hier von "Forum-Extremisten" wie
@L-james gesehen wird, der gern MEinungen und Sachverhalte in schwarz/weiß betrachtet und weniger in Grautönen. Westbrook spielt schon fast zu zurückhaltend, zu sehr darauf bedacht andere einzusetzen und schließt zu wenig selbst ab. Die Gründe dafür sind vielseitig. Zum einen wäre denkbar, dass er gar eine Ego-Diskussion vermeiden will, wenn er mehr Würfe als die anderen (Stars) nimmt. Doch das passt eigentlich nicht zu seinem Charakter, da er bislang in seiner Karriere völlig unabhängig und unbeeinflusst von externen Diskussion um seine Person und Spielweise aufgetreten ist. Für viel wahrscheinlicher halte ich es, dass diese Spielweise von Coach Donovan entwickelt und vorgegeben wird. Unabhängig von den Ergebnissen könnte so eine Vorgehensweise sinnvoll sein, um das Zusammenspiel auf dem Feld zu fördern (im Prinzip also damit sich die Spieler besser kennenlernen) und zu experimentieren, was die Spieler können und was nicht. In der bisherigen Zeit von Coach Donovan gab es häufiger solche Experimentphasen; insofern wäre so eine Überlegung nicht völlig an den Haaren herbei gezogen. Coach Donovan ist nicht jemand, der konstant an ganz bestimmte Automatismen glaubt, sondern - auch während der Partie - sehr viele Adjustments vornimmt. Dass er damit ein völlig neu zusammengestelltes Team möglicherweise etwas überfordert, liegt auf der Hand. Insofern würde ich mir hier weniger Wechsel wünschen. Aber nun gut; auch Coach Donovan muss natürlich Zeit gegeben werden, ein Konzept zu entwickeln und einzustudieren.
Unterm Strich ist es so, dass die Thunder bislang trotz der negativen Bilanz eine solide positve Punktebilanz haben. Sie erzielen im Durchschnitt signifikant mehr Punkte als ihre Gegner. Es ist bekannt und auch mathematisch bewiesen, dass die Punktedifferenz ein besserer Indikator für die Stärke eines Teams und mithin auch die gezeigte Leistung darstellt als die reine Sieg/Niederlagen Bilanz. Schon vor dem Sieg letzte Nacht gegen die Clippers listete basketball-reference die Thunder beim SRS auf Platz 9. Die expected W-L standen die Thunder vor letzte Nacht bei 7:4. Soll heißen, dass die gezeigte Basketball-Qualität der Thunder eher einem 7:4 entspricht. Leider ist es nun so, dass die Thunder die ein oder andere Partie unglücklich verloren haben (wie gesagt: vergleiche die Analysen zu den Netpoints) und vor der letzten Partie nicht bei 7:4 sondern umgekehrt bei 4:7 stehen. Davon kann man sich natürlich nichts kaufen. Allerdings sollte, wenn man konkret einzelne Spieler oder das Team evaluiert, die Leistung evaluiert werden und nicht die Niederlage oder der Sieg als solches (diesen Punkt hat beispielsweise
@heiko2183 im Fußballbereich richtigerweise immer unterstrichen!). Wenn man gewinnt hat man nicht zwangsläufig mehr richtig und weniger falsch gemacht als der Gegner. Umgekehrt gilt es genauso.
Nichtsdestoweniger haben die Thunder bislang natürlich nicht ihren besten Basketball gezeigt; schon alleine deswegen, weil sie die ein oder andere Partie einfach nicht nach Hause gefahren haben. Aber war jetzt das meiste mies? Wohl kaum. Wenn man zum neuen Kalenderjahr immer noch solche Probleme hat, ist es die Zeit sich Sorgen machen zu müssen. Aber jetzt? Nein, Danke.