Saison 90/91 Kiesewetterzeit


betzesachse

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Ich bearbeite derzeit auf Wikipedia den Artikel zur 4H. Es war die Saison des Andre Kiesewetter, der zu Weihnachten mit seinem V-Stil den Weltcup anführte. Neben ihm sprangen damals Zünd und Freiholz (SUI) sowie Duffner V-Stil, soweit mir bekannt. In diversen Zeitungen las ich , das zur damaligen Tournee 10 Springer V-Stil sprangen. Kann da jemand helfen? Leistungssprünge gab es bei Staffan Tällberg und Mikael Martinsson oder auch Andrei Werweikin. Darüber hinaus gab es erstmal die Qualifikation und nur 35 Springer im Finaldurchgang. Hat evtl jemand die damals in Montreux im Mai 90 gefasste bestimmungen?
 

Hakuba

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Neben Kiesewetter nennt der ehemalige japanische Nationaltrainer Ono Manabu in seinen Büchern Zünd, Freiholz und Duffner als Pioniere des V-Stils für diese Saison. Das stimmt schon mal überein. Andere Namen der Saison 90/91 kenne ich leider auch nicht.
Über Bestimmungen hinsichtlich Quali etc. hat der FIS ganz sicher alles in seinem Archiv. Vielleicht solltest Du dort mal anfragen?
 

betzesachse

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Bzgl. der Schweden, wo kam denn das her? Wer war denn 90/91 dort Auswahltrainer ? Wird doch nich ein DSLV-Trainer gewesen sein?
 

Sandero

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Neben den oben von Hakuba genannten, gab es noch Andreas Goldberger der in der Saison 1990/1991 sein Debüt im WC gab und ebenfalls im V-Stil sprang. ( Mehr fallen mir auch nicht ein, weil die Revolution des V-Stils erst 1991/1992 kam )
Martinsson und Tällberg sprangen nicht im V-Stil. ( Trainer war übrigens Trond Jöran Pedersen aus Norwegen)
Zur Quali: in der Saison 1989/90 beschloss man erst einmal die Starterfelder auf 90 Springer zu begrenzen. In der Saison 1990/91 wurde dann die Quali eingeführt, wo auf 60 ( 1.Drg) und 35 (2.Drg) reduziert wurde. Für die Quali wurden keine Haltungsnoten vergeben, es zählte nur die Weite. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen.
 

betzesachse

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Da muß ich ein wenig ergänzen. Die Tour machte eine Ausnahme. 89/90 wurde alle Weltcupberechtigten eingeladen, das waren mehr als 90. 90/91 ist zu sagen, das zumindest bei der Tour wohl die 15 Bestplatzierten des Weltcups automatisch qualifiziert waren, sonst hätte der Feuerschädel in O´dorf nicht antreten können. Gleiche Weiten waren naturgemäß qualifiziert, so dass auch Starterfelder von über 60 Springern möglich waren. Eddie hatte dadurch nun aber für den Weltcup ausgesorgt.
 

Sandero

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Da muß ich ein wenig ergänzen. Die Tour machte eine Ausnahme. 89/90 wurde alle Weltcupberechtigten eingeladen, das waren mehr als 90. 90/91 ist zu sagen, das zumindest bei der Tour wohl die 15 Bestplatzierten des Weltcups automatisch qualifiziert waren, sonst hätte der Feuerschädel in O´dorf nicht antreten können. Gleiche Weiten waren naturgemäß qualifiziert, so dass auch Starterfelder von über 60 Springern möglich waren. Eddie hatte dadurch nun aber für den Weltcup ausgesorgt.
Es gab 1989/90 keine Ausnahme, max. 90 Starter pro Wettbewerb anhand der Nationenquote+nationale Gruppe!
 

Benjamin

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Zu den V-Stil-Springern: Reinhard Heß nennt in seiner Biografie "Mehr als ein Job" noch Ingo Züchner. Heß beschreibt, wie er nach der Saison 1988/89 der DDR-Trainerschaft vorschlug, alle Springer "von ganz oben bis ganz unten, bis hin zu den Nachwuchsspringern" auf den V-Stil umzustellen. Doch sein Vorhaben wurde abgelehnt - Jens Weißflogs Einstellung zum V-Stil "Ich werde diese Art des Skispringens nicht angehen, solange ich mit meinem schönen Parallelstil gewinnen kann" mag dazu auch etwas beigetragen haben.
Jedenfalls endete das damit, dass Heß durch individuelle Gespräche zwei Athleten überzeugen konnte, es mit dem V-Stil zu probieren. Der eine war natürlich der bereits im Titel genannte Andre Kiesewetter, der andere war Ingo Züchner. Über die folgende Saison 1989/90 schreibt Heß dann, dass beide den V-Stil lange nicht stabil genug beherrschten und die Erfolge im Weltcup daher ausblieben. Weiter schreibt Heß: "Das Resultat war, dass Züchner von seiner Familie dahingehend beeinflusst wurde, sich vom V-Stil wieder abzuwenden. Er müsse auch Leistung vorweisen, und er werde wieder im Parallelstil springen, um noch eine Chance auf große Erfolge zu haben, sagte mir damals sein Vater."

Diese Rückumstellung hat Zuechner aber nicht geholfen, "ein Jahr später stand er in keinem Kader mehr". Und dementsprechend trat er in der Saison 1990/91 auch nicht mehr im Weltcup an - wahrscheinlich gehörte er also nicht zu den 10 Springern, von denen im Startbeitrag die Rede war. Aber davor ist er eine Zeit lang den V-Stil gesprungen.

Kiesewetter hingegen ist bei der Stange geblieben und ist dafür belohnt worden. Über den Winter 1990/91 schreibt Heß dann: "In diesem Winter siegte er in Lake Placid mit der 'neuen' Stilart und eilte von dort fast direkt in meine Arme nach Suhl. Schon auf der Treppe meines Wohnblocks rief er: 'Trainer, schau her, was ich habe!' und schenkte mir sein Gelbes Trikot des Weltcupführenden. 'Mit Dir will ich die Welt einreißen', antwortete ich ihm gerührt."

Eine Verletzung im Sommer 1991 bremste Kiesewetter dann aus - die anderen Springer stellten sich auch auf den V-Stil um, und so blieben weitere große Erfolge aus. Aber seine beiden Siege kann ihm keiner mehr nehmen!

(Zitate aus Mehr als ein Job von Reinhard Heß, S. 51/52)
 

Hakuba

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Es gab einen nicht großartig beachteten Vorläufer des V-Stils: In den achtziger Jahren gab es Springer, die sehr erfolgreich damit waren, die parallel geführten Skier mit der Spitze zu einer Seite auszulenken. Damit war die Auflagefläche für den Wind gegenüber der "klassischen" Parallelführung verbreitert, denn die Skispitzen lagen, von vorn betrachtet, nicht unter dem Körper, sondern daneben. Von oben betrachtet, sah das wie ein schräges X aus. Für die von der Seite schauenden Sprungrichter war das als Abweichung nicht zu erkennen, so dass es keine Abzüge gab.
Matti Nykänen, Andreas Felder oder Ernst Vettori haben diese Technik hervorragend beherrscht. Ein japanischer Vertreter war Yagi Hirokazu, der Silber bei den OS in Lake Placid 1980 gewonnen hatte.
Quelle: Naze Vjide tobuka (Warum man in V-Form springt) von Ono Manabu

Hier zwei Videos mit Felder und Nykänen, wo das Zur-Seite-Drehen der Skier gut zu sehen ist:


 
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