So ich versuche es nochmal. Hatte schonmal einen Beitrag hierzu geschrieben, aber da stürzte mein PC ab (ein zickendes Kabel).
Mir ist Bohlen eigentlich ziemlich schnurz, dito die Castingshows. Ich kann ihn gut ignorieren, sowie ich früher die Musik von Modern Talking recht gut ignorieren konnte. Die News über irgendwelche Casting-Talente bewegen sich bei mir auf einem Level, wie "Brangelina haben ein Kind adoptiert" oder "der Printenkönig lädt Promis zu einer Fete ein".
Man muss das ja nicht schauen oder hören, zumal wenn man nicht will.
Nur was soll Bohlen in Polen (oder sonstwo)? Den hat sich Deutschland schön selbst eingebrockt, mit seinem ganzen Erfolg, da hat es die Suppe auch gefälligst auszulöffeln. Der Bohlen und RTL wären doch schön doof, wenn sie bei der Casting-Masche nicht mitmischen dürfen und doof ist Bohlen sehr wahrscheinlich nicht.
Ob er musikalisch ist, oder talentiert, steht auf einem anderen Blatt. Das ist beides nicht zwingend nötig, um ein paar Millionen Platten zu verkaufen. Er mag ein gewiefter Produzent sein, insofern er das, was unter seinem Namen veröffentlicht wurde, auch selbst produziert hat. Warum auch nicht: es hat einen gewissen Wiedererkennungswert, so wie man auch die Mucke von Timbaland an ewig glechen Soundschnipseln erkennt.
Nur braucht es selbst dazu kein besonders großes Talent. Eher stellt sich die Frage nach der "Geschichte der Popmusik" als "Geschichte über die Inhaber der Produktionsmittel".
Wenn George Martin die Beatles nicht ins Tonstudio geholt und ihnen einen Vertrag gegeben hätte, vielleicht hätte es die erfolgreichste Band der Historie nie gegeben. Okay, diese vier Jungs hatten natürlich auch ein gehöriges Maß an musikalischem Talent, während ich behaupte, dass jeder mäßig begabte Musiker mit entsprechenden Gerätschaften und genügend Spuren in einem modernen Tonstudio incl. eines Tontechnikers ohne Probleme ein Bohlen-mäßiges Werk abliefern könnte.
Eben weil Bohlen aber durchaus marktclever war und ist, hat er aus ein paar simplen Versatzstücken ein paar Hits basteln können und sah auch keinen Grund darin, etwas an einem erfolgeichen Konzept zu ändern.
Clevere Texte brauchte es doch auch nicht zwingend. "Geronimo's Cadillac" ist ja jetzt nicht direkt doofer als ein R'n'B-Hip-Hop-typischer Text über "Tonight we're gonna party in the Club".
So gesehen ist Bohlen jedenfalls ein durchaus kompetenter Juror für eine Castingshow, in der Single-Interpreten für den schnellen Erfolg mit einer Bohlen-Produktion gesucht werden, denn dafür muss niemand besonders musikalisch sein, sondern allenfalls beim Singen die Töne treffen und passabel aussehen.
(Keine Ahnung was die anderen Juroren da zu suchen haben, ich weiß nichts über die Jury, weil ich das nie sehe).
In einer Zeit, in der junge Menschen glauben, dass sie über eine Castingshow Karriere machen können, auch wenn sie vielleicht frei von musikalischem Talent sind, dann ist Bohlen genau der richtige Mann für den Job als Auswerter.