Dopingverfahren vor dem Abschluss
Schumacher hofft auf Freispruch
BERLIN, 10.08.05 (rsn) - Der Schwabe Stefan Schumacher war in diesem Jahr der erfolgreichste deutsche Radprofi und alles lief perfekt für den 23-jährigen Aufsteiger der Saison. Bis er Ende Juni über einen positiven Dopingtest informiert wurde. Skeptiker sahen sich gleich in ihren Vorurteilen bestätigt. Doch der Fall ist wohl eher ein Beispiel dafür, wie schnell sich ein Fahrer im Gestrüpp des Dopingreglements verheddern kann.
"Nicht wirklich gut", sagt Schumacher auf die Frage, wie es ihm geht, als wir ihn während des Trainings am Handy erreichen. "Ich versuche hundertprozentig zu trainieren, aber es ist nicht so leicht, den Kopf freizubekommen." Am vergangenen Mittwoch fand in seinem Fall eine Anhörung beim Sportgericht des Bund Deutscher Radfahrer statt. Nun wartet Schumacher auf ein Urteil. Er hofft, erwartet, dass es ein Freispruch sein wird. Denn falsch gemacht hat er nichts. Im Gegenteil. Sein Rechtsanwalt Mathias Lehner, der auch im Dopingfall Danilo Hondo für den positiven Gerolsteiner-Sprinterstar tätig war, sprach sogar davon, Schumacher habe sich "als Radprofi vorbildlich" verhalten.
Der Fall begann damit, dass Schumacher ein neues Mittel benutzte gegen seine Pollenallergie, an der er seit seiner Jugend leidet. Das Medikament verschrieb ihm seine Mutter Christine Schumacher, die von Beruf Ärztin ist. Der Wirkstoff in dem Medikament stand nicht auf der Dopingliste - glaubte man jedenfalls. Man fragte sogar vorsichtshalber noch einmal nach beim Shimano-Teamarzt, der seit 30 Jahren im Geschäft ist. Und der erkundigte sich bei der niederländischen Anti-Dopingagentur. Überall hieß es: Das Medikament ist kein Problem. Seit dem positiven Test weiß es Schumacher besser.
"Der Wirkstoff Cathin steht auf der Dopingliste. Im Beipackzettel des Medikaments ist der aber unter einem ganz anderen Namen aufgeführt. Selbst erfahrenen Apotheker ist das nicht geläufig", sagt Schumacher. Er habe sich nichts vorzuwerfen. "Im Gegenteil. Ich habe alles gemacht, was ich tun konnte. Ich war sogar eher noch übervorsichtig vor der Einnahme des Medikaments." Um so härter traf ihn der Schlag, als er Ende Juni über das Ergebnis eines Dopingtests bei seinem Sieg bei der Rheinland- Pfalz- Rundfahrt im Mai informiert wurde.
"Positiv auf Cathin? Ich hatte natürlich keine Ahnung, was das für ein Zeug ist. Ich wusste bloß, dass ich das nicht wissentlich genommen habe. Mein erster Gedanke war: Jetzt kannst du rumlaufen und sagen, du weißt nicht wie das Zeug in deinen Körper gekommen ist. Wer glaubt dir sowas?", erzählt Schumacher. Die ersten zwei Wochen nach dem Bekanntwerden das Falls sei er "total von der Rolle" gewesen. Eine gewisse Erleichterung stellte sich ein, als klar wurde, dass man nachweisen kann, wie es zu dem Fall kam. "Wir haben schwarz auf weiß, wie das passieren konnte. Es hätte alles noch schlimmer kommen können", sagt Schumacher.
Nun wartet Schumacher auf das Urteil des BDR-Sportgerichts. "Ich rechne damit, dass ich 2005 noch Rennen fahren kann"; sagt Schumacher, der in dieser Saison bereits im Mai Niedersachsen-Rundfahrt gewannn, die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt dominierte (vier Etappensiege und Gesamterfolg) und auch bei der "Ster Toer" in Holland erfolgreich war. "Ich habe noch Ziele dieses Jahr", sagt er. Seine Shimano-Mannschaft hat ihn suspendiert ("Das mussten die nach dem freiwilligen Kodex"), stehe aber voll hinter ihm und bezahle ihn auch weiter, sagt Schumacher. Nach dem anfänglichen Schock kann der 23-Jährige auch wieder voll trainieren, auch wenn das nicht so leicht ist, solange das Damoklesschwert des Urteils über ihm schwebt. "Ich gehe voneinem Freispruch aus und dann muss ich gleich fit sein, wenn es wieder mit Rennen los geht", sagt er.