Puh - war das nervenzerfetzend am Schluss. Zuerst die veränderten Bedingungen, der stärker werdende Rückenwind - dann ein Severin Freund, der trotzdem deutlich weiter fliegt als all die Leute, die ähnliche Bedingungen hatten und so Hoffnungen auf eine Medaille weckt. Aber was dann geschah, war eine Demonstration von Können. Die beiden Springer, die als Favoriten galten, lieferten sich einen grandiosen Kampf auf höchstem Niveau und zeigten wahrhaft atemberaubende Flüge. Doch Martin Koch musste in den Schnee.
Ich habe mir mal den Spaß gemacht und die Noten von Koch und Kranjec verglichen. Die Differenz betrug 22 Punkte. Kochs Rückstand betrug am Schluss 22,5 Punkte. Man kann also nicht sagen, dass ihn der Sturz auf jeden Fall Gold gekostet hätte - vielleicht hätte Ktanjec auch so gewonnen - vielleicht hätten wir sogar zwei Sieger gehabt.
Aber so hat auf jeden Fall ein Springer gewonnen, dem es die meisten hier wohl von Herzen gönnen. Ein Springer, der in den letzten Jahren eigentlich immer als DER Flieger schlechthin galt - und der dennoch bislang keine Medaille bei einer Skiflug-WM gewonnen hatte. Herzlichen Glückwunsch an Robert Kranjec.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Selbstverständlich vergesse ich nicht die Leistung von Rune Velta. Dass er von der Weite her fast mithalten konnte mit den beiden Großen des Fliegens und sich so den zweiten Platz holte... ein Springer, der in dieser Saison zwar schon hat aufhorchen lassen, den aber wohl die meisten nicht unbedingt als Medaillenkandidaten gesehen haben, verdient Respekt und Anerkennung.
Im Übrigen zeigt das Ergebnis heute auch, dass eigentlich auch gestern keine Falschen vorn waren... die ersten beiden des abgebrochenen Wettkampfs belegten heute die Plätze 2 und 4 - und Koch und Kranjec waren ja noch nicht gesprungen. Natürlich bin ich doch ein wenig traurig, dass für Severin Freund letztlich nur der undankbare vierte Platz geblieben ist... allerdings nicht zu sehr, denn eine Medaille im Einzel hatte ich auch nicht erwartet. Aber ob es im Team funktioniert? So stark, wie die Slowenen auch ohne Prevc waren, steht zu befürchten, dass es auch dort Blech für Deutschland gibt.