Langer Beitrag, viel zu zitieren...
Ronnie könnte ja auch einfach ein paar mal in der ersten runde "einen schlechten tag haben", wenn ihm das zu viele turniere sind. also anreisen, einen trinken gehen, verlieren und nach hause
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ich glaube nicht, dass er aufhören wird. seien wir doch mal ehrlich: was soll Ronnie denn sonst machen außer snooker spielen?
Er hat schon mehrfach gesagt, dass Snooker nicht mehr das Wichtigste für ihn ist. Jetzt kam er zurück und meinte, ihm war langweilig. Tatsache ist aber auch, dass ihm Snooker vor allem Spaß macht, wenn er in England spielen kann, und dann nach Möglichkeit locker und lässig, wie im Rahmen der PTC-Tour. Bei der WM sprach er jetzt von dem großen Druck, der dort auf ihm lastet. Die Frage ist einfach, ob er Snooker spielen oder Matches gewinnen möchte. Bei ersterem ist es wahrscheinlich, dass er hauptsächlich die PTC-Tour in England und Deutschland spielen wird, und ansonsten nur das Masters (da hat er eine Wildcard), die UK Championships und vllt. die WM. Gerade die Turniere in Asien wird er wohl wieder auslassen, und das sind ja eine ganze Menge mittlerweile. Das absichtliche Verlieren hat er schon mal gemacht. Da hat er in einem Match gegen Tom Ford Bälle einfach sinnlos über den Tisch geschossen, und beim Anfangsstoß die Weiße brachial in die Roten reingehauen. Das gab dann wieder Schelte vom Dachverband
Naja, Hawkins war aber das Gegenbeispiel, der die ganze Saison über sehr aktiv war.
Prinzipiell find ich die Entwicklung im Snooker auch nicht gut, dass es jetzt massenhaft Turniere gibt.
Die Spieler können sich ja aber jederzeit selbst aussuchen, wo sie antreten wollen.
Ich denke in 2-3 Jahren werden auch genug Erfahrungen gesammelt sein, so dass sich jeder Spieler eben seinen Turnierplan zurechtschnibbelt und nicht mehr jedes Turnier mitnimmt und eine gezielte Vorbereitung auf div Saisonhöhepunkte stattfinden wird.
Bei Ronnie denke ich, dass er definitiv weiter machen wird, aber eben sehr selektiv sein wird.
Rücktrittsgerüchte bei ihm gibt es ja alle 2 Jahre und gab es glaube ich schon vor seinem 3. Titel und mittlerweile ist er bei Titel No. 5 angelangt.
Interessant finde ich, dass obwohl die Leistungsdichte im Snooker ja immer mehr zunimmt in den letzten Jahren mit Higgins und Ronnie die Titelträger eher aus einer anderen Generation kamen (Robertson ist hier die Ausnahme)
Die Entwicklung rührt ja daher, dass Snooker in Sachen Popularität mächtig zugelegt hat. Das gestiegene Interesse in China und Deutschland lockt Sponsoren an, und Barry Hearn ist tüchtig dabei, dem Snookersport einen ähnlichen Push wie auch schon im Darts zu geben. Es ist für die Spieler eben schwer, dieses oder jenes Turnier auszulassen. Wie du ja schon sagst, ist die Weltspitze nah beieinander. Wenn sich jetzt ein Mark Selby mal zwei Turniere ausruht, ist er ganz schnell seine Spitzenposition los. Zudem sind die Sponsoren der Turniere eben daran interessiert dass alle Spieler da sind, und die Sponsoren der Spieler wollen natürlich repräsentiert werden. Im Snooker ist man da noch etwas in der Vergangenheit verhaftet. Man fühlt sich immer verpflichtet, möglichst alles mitzunehmen. Die Struktur ist ja auch eine andere als zB im Tennis, wo es mehrere Kategorien von Turnieren gibt. Im Snooker ist nach der WM eigentlich alles ziemlich gleichwertig, außer die Welsh Open und das Turnier in Australien (meine ich). Da kann man überall gut punkten, und das will man sich nicht entgehen lassen. Aber, das wird ja alles geändert, worauf ich jetzt eingehen werde.
Aufgrund dessen, dass die Weltrangliste nur einmal jährlich aktualisiert wird stimmt das schon. Früher hieß es "Bin ich Ende einer Saison unter den Top16, dann brauche ich im Jahr drauf bei keinem Ranglisten-Turnier in den Quali-Modus".
Ist dies eigentlich weiterhin so, also mit der einjährlichen Aktualisierung der Rangliste?
Mit einem Top32-Feld und der neuen Qualifikations-Reihenfolge sieht das ganz etwas anders aus.
Die Weltrangliste wird seit 2 Jahren nicht mehr jährlich, sondern an sogenannten "Cut-Off-Points" aktualisiert. Davon gibt es 5 pro Saison. Der erste ist irgendwann im August/September, dann folgt einer so um die UK Championship herum. Dann im Februar, der 4. nach den China Open, und dann zum Saisonende nach der WM. Diese "rolling rankings" sollen dem Spiel eben die von dir angesprochene fehlende Abwechslung an der Spitze geben, und die Spitzenspieler noch mehr motivieren. Das ist eben auch ein Grund, warum gerade Leute wie Barry Hawkins, Graeme Dott oder Mark Davis alles spielen müssen. Sie versuchen, in den Top 16 drinzubleiben, bzw. den Sprung in die Top 16 zu schaffen. Ausruhen ist da auch immer ein Glücksspiel, da man nie weiss, wer gut performen wird. Und dann muss man nach dem nächsten Cut-Off-Point plötzlich eine Qualirunde (mehr) spielen.
Ab der nächsten Saison ist das aber sowieso egal, denn da starten ALLE Spieler in der 1. Qualirunde. Jedes Turnier hat also sozusagen ein 96er-Feld, dazu noch Wildcards und so weiter. Die höher platzierten Spieler werden dann den Kellerkindern zugelost. Die protected rankings haben dann nur noch das Shanghai Masters, die WM und das Turnier in Australien. Die Spieler kriegen also zu Beginn der Saison eine Art Schonfrist um sich einzuspielen, und dann wird jedes Turnier den absoluten KO-Modus haben. Da wird also jedes Turnier noch mehr zur Ausdauerangelegenheit. Von daher müssen sich die Spieler im nächsten Jahr auch ein bisschen zurücknehmen, das könnten sonst wirklich zu viele Matches werden.
Dazu wird ab der Saison 2014/2015 die Weltrangliste zur Order of Merit umfunktioniert. Dann wird sich wieder alles verändern, denn dann reicht es vermutlich, jedes Jahr 1-2 Turniere zu gewinnen, um sich lange an der Spitze zu halten. Da kann dann wieder jeder Spitzenspieler seine Highlights setzen, denn der Unterschied zwischen Halbfinale und Sieg ist im Preisgeld teilweise wirklich enorm. Barry Hearn gleicht also die Snooker Main Tour der PDC Tour im Darts an. Da sich vermutlich auch die Preisgelder weiter erhöhen werden, ist das für die Spieler schon eine gute Sache. Die müssen also sozusagen jetzt noch in den sauren Apfel beißen und sich das Jahr über durchkämpfen, um dann die Früchte zu ernten. Inwieweit sich die Anzahl der Turniere verändern wird, kann ich nicht sagen. Mehr dazu kommen werden wohl nicht. Und die Belastung ist jetzt auch nicht unmenschlich, schließlich verteilen sich die 10 Turniere auch auf 10 Monate.
Andererseits möchten "potentiell starke" Spieler gewiss nicht gleich in der ersten Runde gegen einen Top-Spieler antreten, der mehr Turniere im Jahr spielt. Man riskiert unter Umständen eine ungünstige Auslosung, wenn man freiwillig auf Turniere verzichtet und so in der Rangliste nach unten rutscht.
Außerdem ist es auch fraglich, ob man dem Publikum einen Gefallen tut, wenn bei manchen Ranglisten-Turnieren ein paar Spieler nicht antreten, weil es ihnen einfach zu viel wird.
Am Ende sagt sich mancher "Och ich hab keinen Bock nach Shanghai zu fliegen ... ich spiel die Paul Hunter Classics und mach dann Urlaub."
Ja, stimme ich zu. Man muss Snooker jetzt noch populärer machen, und die Spieler nehmen diese Verantwortung sehr ernst. Gerade Leute wie Selby oder Murphy sind omnipräsent, quatschen mit den Fans, spielen alles mit und sind meistens auch sehr freundlich und zuvorkommend in Interviews. Die Weltelite ist so eng zusammen gerückt, da kann man es sich nicht mehr wirklich leisten, weniger Turniere zu spielen. Man kann sich ja auch nie sicher sein, dass das dann den Erfolg garantiert. In den meisten anderen Sportarten spielt ja auch die physische Fitness eine große Rolle. Die kann man beim Snooker eher vernachlässigen.
Das ist wohl wahr. Es gab Zeiten, da dominierte ein Steve Davis. Dann gab es Zeiten da dominierte Steven Hendry. Dann gab es Zeiten, da brauchte man sich ein Turnier kaum angucken, sondern nur ein (aber dafür hochklassiges) Finale zwischen Hendry und O'Sullivan.
Mittlerweile gibt es an der Spitze ein durchaus ausgeglichenes Feld mit zahlreichen Spielern die gut für Turniersiege sind (Selby, Higgins, Trump, Ding, Maguire, Murphy, Robertson usw.) und ihre Höhen, Tiefen, Stärken und Schwächen haben.
Aber nunja ... ich komme nur leider selten dazu Snooker zu gucken.
Das Feld war noch nie so ausgeglichen. Zu den von dir genannten kommen noch Spieler wie Bingham oder Hawkins, die jetzt erst ihr Potenzial realisieren. Dazu Carter, Walden oder Fu, die in ihren Leistungen aus verschiedenen Gründen sehr unkonstant sind, aber an guten Tagen jeden schlagen können. Und Mark Allen bei den World Open
Oh, ich glaube, so leicht ist das gar nicht. Deswegen gab es doch zu Beginn der letzten Saison solch einen Trouble. Die WPBSA wollte oder hat doch den Spielern Verträge aufgedrückt, in denen quasi Teilnahme Verpflichtungen fest geschrieben wurde (?). Deswegen hat doch letztlich auch Ronnie das Jahr ausgesetzt, weil er sich nicht rumschubsen lassen wollte.
Insgesamt find ich die Entwicklung auch eher bedenklich. Es ist mit dem Tennis zu vergleichen: die Spieler (vor allem die aus der Mittel-und Undercard) müssen von Turnier zu Turnier hetzen wegen Ranglistenpunkten und Prämien, aber die Qualität und vor allem die Faszination des Spieles geht dabei langsam flöten. Vor allem hab ich mich gefragt, warum man quasi kurz vor der WM noch mal nach China trotten muss
direkt zur WM:
Ronnie hat absolut verdient gewonnen. Neben Hawkins und Trump war er der einzige, der eine WM-würdige Leistung geboten hat. Besonders das VF gegen Stuart Bingham war teilweise erste Sahne
Ansonsten wird die WM wirklich nur durch den Sieg von Ronnie in Erinnerung bleiben.Zur sehr haben die anderen großen Namen enttäuscht. Außerdem fehlte so das richtige Hammer Match. Da war eigentlich nur Trump vs. Murphy, obwohl sich wohl Shaun Murphy jetzt immernoch in den Hintern beist.
Die Spieler müssen diese Verträge unterzeichnen, um überhaupt spielberechtigt zu sein. Das ist schon eine ziemliche Zwangslage. Schlussendlich dreht dir aber keiner einen Strick daraus, wenn du mal ein Turnier auslässt. Haben die meisten Spieler bei der 2008er Bahrain Championship auch gemacht. Die wurde dann auch nicht mehr ausgetragen
. Es ist aber schon so, dass sich die Spieler zur Teilnahme verpflichten. Allerdings könnten sie ja dann ihre Teilnahmen an den PTC-Turnieren runterschrauben. Ding Junhui zB spielt da immer ein paar nicht mit. Geholfen hat es ihm nicht so viel dieses Jahr. Manche Spieler brauchen diesen Rhythmus einfach. Andere wollen lieber weniger spielen. Schlussendlich werden die meisten sagen, dass sie die Entwicklung begrüßen, denn so verdienen sie mehr Geld. Und dahin soll der Weg ja gehen, dass auch die Spieler außerhalb der Top 32 von Snooker leben können. Der Termin der China Open stört mich schon lange. Man sollte die Turniere in China alle hintereinander abhandeln, dann können sich auch die ärmeren Spieler einen Teil der Flugkosten sparen. Drei oder vier Wochen in China, zwei Ranglistenturniere und zwei bis drei PTC-Turniere. Das wäre zwar sehr viel Snooker am Stück, aber so könnte man das Problem der gestiegenen Reisekosten bekämpfen. Die finanziell klammen Spieler kommen dann in den Trainingszentren der chinesischen Spieler unter. Sollte machbar sein.
Zur WM gebe ich dir Recht. Das Niveau war dieses Jahr nicht so überragend. Letztes Jahr war es aber eigentlich noch gut, da gab es viele tolle Matches. Dieses Jahr kam vielleicht auch zu viel zusammen. Die großen Namen (Higgins, Williams, Ebdon etc.) sind ja schon länger außer Form, und auf Robertson lastete wohl die Favoritenrolle. Zudem war Milkins an diesem Tag auch bärenstark. Trump vs. Murphy war wirklich mit Abstand das beste Match. Allerdings hat dann das Finale nicht enttäuscht, das war überraschenderweise das spielerisch beste seit Jahren.