Taktik-Thread


ocelot

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Das Favre Interview hat mich allerdings auch überrascht. Würde mich wundern, wenn Gladbach nicht auch einen Gegneranalysten hätte (also einen Scout, der auch diese Aufgabe hat, zusätzlich natürlich noch andere Aufgaben, sonst würde er ein bisschen wenig machen für sein Geld :D ). Man kennt den Spielplan ja, da ist es kein Problem, dass der Analyst immer bei dem Gegner ist, gegen den es in zwei Wochen dann geht, bspw.

Klar, dass ein Trainer selber analysiert, das ist auch sein Kerngeschäft. Aber ein Perfektionist wie Favre wird sich doch sicherlich noch ein anderes Feedback holen und dann aus dem Gesamteindruck heraus seine Taktik entwerfen - glaube ich zumindest.

Also, da der thread kürzlich wieder ausgekramt wurde, fiel mir beim Lesen hierzu ein, dass, ich denke, es war Domenec Torrent bei Bayern unabhängig von Guardiola sich Videomaterial anschaut. Erst nachdem beide fertig sind, vergleichen Sie Ihre Ergebnisse, um sich nicht die eigenen Beobachtungen zu verfälschen (ähnlich wie eine Kontrollgruppe). Nicht sicher, woher ich das habe, aber ich kann mich erinnern, mir mal das Buch über Guardiolas erstes Bayernjahr als Öffi-Lektüre angeschafft zu haben. :D

Es ergibt jedenfalls Sinn, nicht zuviele Leute da ran zu lassen. Fußball befindet sich m.E. am einen Ende des Spektrums bezüglich der Messbarkeit (Objektivität) des Geschehens auf dem Feld (Baseball wäre wohl am anderen Ende). Aus Statistiken, Laufwegen etc. kann man nicht immer nur einen Schluss ziehen, es gibt häufig eine Menge Interpretationsspielraum.

Man hat jede Woche ein, oder zwei neue Gegner zu besiegen. Soviel Video- und Taktikbesprechungen kann man neben dem physischen Part der Vorbereitung garnicht abhalten, um da übertrieben gesagt zwanzig Scouts abzustellen (mit wahrscheinlich zwanzig Meinungen).

Der Trainer überlegt sich halt, was er aus den Beobachtungen für Schlüsse zieht, passt die ohnehin schon vorhandene Grundausrichtung des Spielstils daraufhin an und hofft, dass das Ganze sich auf dem Platz dann in Erfolg widerspiegelt.

Aber so wirklich sicher sein, dass das, was man da veranlasst hat der wirkliche Grund für den Erfolg ist, oder dass die Schlüsse, die man aus der Niederlage zieht die richtigen sind (fürs nächste Mal) kann man im Fußball irgendwie nie. Am Ende müssen es eben doch die Spieler machen. Da kann man alles durchkonzipieren wie man will, letztlich zieht Robben trotzdem einmal nach innen, oder Messis Genialität setzt sich durch.

Spielverlagerung, zonalmarking etc. ist ja ganz cool, aber mir fällt immer wieder auf, wie selten die entscheidenden Tore eigentlich direktes Resultat irgendwelcher beschriebener Dynamiken im Spiel sind.
 
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