Soderle, nu schau ich mir mal den Kampf an.
Favorit war wohl eher Kendall Holt, da er doch den besseren Kampfrekord vorzuweisen hatte. Doch die vorzeitige Niederlage gegen Thomas Davis schafft nen negativen Eindruck, insbesondere in Hinblick auf die Schlagstärke von Ricardo Torres. Jener hat nen typischen kolumbianischen Rekord. Ebenso wie Berrio und Miranda hat er in früheren Tagen nicht allzu viele starke Leute geboxt und viele davon vorzeitig besiegt, bevor er dann im Ausland seine Chance bekam.
Bekannt wurde Torres durch seinen dramatischen Kampf gegen Miguel Cotto. Seine gute Leistung bewarte ihm einen Platz im oberen Bereich des WBO-Rankings und ermöglichte es ihm so gegen Mike Arnaoutis um den vakanten Titel zu kämpfen, nachdem Cotto ins Weltergewicht ging. Den Titel holte Torres sich dann per Split Decision und verteidigte ihn später gegen den mäßig guten Arturo Morua per UD.
Um den Kampf haben sich nun ein paar Kontroversen gesammelt, spricht doch Holt davon, mit Gegenständen beworfen zu sein und dass er in der 11ten am Bein festgehalten wurde.
Ich bin mal gespannt.
Holt sprach glaub ich auch schon davon beim Einmarsch mit Bierdosen beworfen geworden zu sein ... naja, leider ist sein Einmarsch, bei dem Video das ich hab, schon zu Ende.
1. Runde Holt
Viel passiert nicht in der ersten Runde, beide agieren etwas abtastender. Gegen Rundenende berührt Torres mit den Handschuh den Ringboden, nachdem er das Gleichgewicht verliert, als ein linker Schwinger von ihm das Ziel verfehlt.
Holt erwischte den etwas besseren Start
2. Runde Holt
Die beiden halten sich weiter gegenseitig auf Distanz und meiden mehr oder weniger den Infight, wobei ihnen häufig bei eigenen Aktionen die Distanz fehlt. Holt nutzt seinen Jab besser, wenn auch nur spärlich, zudem trifft er ab und an mit linken Körperhaken.
Der Ringrichter ermahnt Holt, dass seine Schläge zum Körper zu tief sein ... ich hab das bislang überhaupt nicht so gesehen.
Runde für Holt
3. Runde Holt
Torres ist entwas aktiver, doch Holt ist derjenige der trifft, in dieser Runde z.B. mit dem rechten Haken.
4. Runde Torres
Der Kampf nimmt etwas Fahrt auf. Torres drängt Holt vor sich her und an die Seile, wo es auch scheint, dass er seinen Pflichherausforderer mit nem linken Haken beeindrucken kann. Gegen Rundenende läuft läuft Holt nurnoch weg, was Torres sichtlich nervt.
5. Runde Holt
Holt macht über weite Strecken der Runde mit seinem Jab den besseren Eindruck, ansonsten gibts nicht viel Zählbares. Bei einem Schlagabtausch in der Schlussminute der Runde landet Holt mit einem rechten Haken den besten Treffer. Der langsamer schlagende Torres sieht dabei in der Zeitlupe garnicht gut aus.
Runde für Holt
6. Runde Holt
Holt hält die Distanz und punktet dann und wann mit seinem ab und an eingesetzten Jab. Insgesamt eine relativ langweilige Runde. Am Ende jedoch gelingt es Torres Holt "endlich" einmal einmal zu stellen. Doch Holt hat keine Mühe dem rechten Haken von Torres auszuweichen und schickt seinerseits den deckungslosen Kolumbianer mit einer Kombination aus linkem Haken und rechter Geraden zu Boden.
Torres ist rechtzeitig wieder auf den Beinen und rettet sich im Rückwärtsgang und mit etwas Klammern in die Pause.
Zwischenstand: 59:54 Holt
Bislang eine schwache Vorstellung von Torres
7. Runde Holt
Die Ecke von Torres hat wohl in der Rundenpause den halben Inhalt des Golf von Darién über den Kolumbianer geschüttet und so muss der Ringboden erstmal ein bisserl getrocknet werden.
Holt trifft Torres wieder mit einem linken Haken, der Vorwärtsdrang der vorherigen Runden des Titelverteidigers scheint erstmal vorrüber zu sein.
Holt bestimmt den Kampf. Torres versucht zwar hier und da etwas, doch seine Schläge sind zu langsam, oder es fehlt ihm die Distanz ... oder beides.
8. Runde Torres
Es passiert nicht viel in der achten Runde. Am Ende kommt Torres mal mit nem linken Haken durch, wonach Holt seinen Mundschutz zurechtrückt ... das war schon der Höhepunkt der Runde.
Kann man beiden geben.
9. Runde Holt
Weite Strecken eine gähnend langweilige Runde, bis Holt kurz vor Rundenende mit zwei harten rechten Haken trifft und Torres arg ins Stolpern gerät. Hätte Holt mal etwas früher was gemacht, so hätte er Torres in weitaus größere Schwierigkeiten bringen können, der etwas benommen in seine Ringecke torkelt, nachdem die Glocke erklingt.
10. Runde Holt
Auch in der zehnten Runde hinterlässt der Herausforderer den besseren Eindruck.
98:91 Holt
11. Runde
Im Gegensatz zu vorhergehenden Runden, ist diesmal am Rundenanfang etwas Action angesagt. Holt schafft es den heranstürmenden Torres mit linken Haken zu kontern und legt anschließend den Rückwärtsgang ein.
Torres läuft hinterher und sehnt sich nach einem KO-Erfolg, während Holt wegläuft.
Der Kampf wird etwas wild, Torres versucht es mit Gewalt, setzt ein bisserl den Kopf ein, wenn Holt klammert, wird schnell ein Ringen draus.
Doch plötzlich schafft es Torres Holt mal zum stehen bleiben zu bewegen und trifft doch einmal mit dem linken Haken über die hängende Rechte von Holt hinweg, als jener seinerseits zu einen linken Schwinger ausholte. Holt fällt nach hinten und setzt sich in die Ringseile, die ihm vor einer Berührung mit dem Ringboden bewahren. Der Ringrichter zählt Holt folgerichtig an.
Anschließend wird es chaotisch. Die Zuschauer stehen ohnehin schon auf den Beinen, nachdem sie zusahen, wie Torres hinter dem weglaufenden Holt hinterher schritt ("stalker") ... doch nun nach dem Niederschlag meinen manche, dass es nötig wäre vor Jubel das eigene Bier in den Ring zu werfen.
Der Ringboden ist nass, immer wieder fliegen Gegenstände ins Seilgeviert.
Torres drängt Holt vor sich her, welcher sich an den Ringseilen festhält. Als Torres seinen Gegner in die eigene Ecke gebracht hat, rutscht er selber in den Massen an Bier und der ganzen Suppe, die seine Mannen in den Rundenpausen über ihn schütteten, aus. Der Ringrichter geht dazwischen um die Boxer zu trennen (wollte wohl auch signalisieren, dass es ein Slip war). Torres steht sofort wieder auf und boxt weiter, noch während der Ringrichter neben ihm steht und so beinahe einen linken Schwinger von Torres abkriegt. Holt ist etwas verwirrt, er guckt zum Ringrichter und ruft ihm zu ... vielleicht weil Torres an seiner Hose zog? Ohne Blick für seinen Gegner holt sich Holt zwei Hände von Torres ab.
Torres macht weiter und trifft mit einem linken Haken. Holt steht zwar noch ... allerdings auf unsicheren Beinen. Er hat die Arme vor dem Gesicht und wankt mit vorgebeugtem Körper leicht nach vorne. Dem amerikanisch-mexikanischem Ringrichter ist dies zu unsicher, er nimmt Holt aus dem Kampf.
Insgesamt ein frühzeitiger Abbruch, ja. Vertretbar? Hmm ... schwer zu sagen. Ich bin ja normalerweise kein Feind von Abbrüchen die andere als frühzeitig bezeichnen und so denke ich auch hier, dass dies ein Abbruch war, den man akzeptieren kann. Jedoch wars gewissermaßen schon nahe der Grenze.
Wie auch immer, Holt war in der Runde am Boden und nam im weiteren Verlauf noch den ein oder anderen Treffer. "I was fighting back"? Nicht wirklich ... Holt war die ganze Runde am Weglaufen. Dies wurd ihm vermutlich auch zum Verhängnis. Zwar wollte er so wohl den Punktsieg locker über die Zeit bringen, aber dadurch verlor er auch die Kontrolle im Kampf, was ihn überhaupt erst in die ganze Bredouille brachte. Auch mag das Weblaufen beim Ringrichter den Eindruck gestärkt haben, dass Holt nicht mehr so ganz in guter Verfassung gewesen sein mag. Ja, man mag schon sagen, dass sich Holt die Niederlage durch sein Verhalten in der 11ten Runde ein Stück weit selbst zuzuschreiben hat.
Sicher, man hätte Holt auch im Kampf lassen können, auch in Hinblick darauf, dass er bislang das Kampfgeschehen größtenteils bestimmt hatte.
Die Gegenstände die Holt am Kopf getroffen haben sollen, oder die Personen die ihn festgehalten haben sollen hab ich nun explizit nicht gesehen. Dennoch, in der 11ten Runde wars schon chaotisch, wie das kolumbianische Publikum den Ringboden befeuchtete und der Ringrichter mit der Situation von Torres' Ausrutscher etwas überfordert schien.
Letztenendes kann man als Fazit ziehen, dass Torres klar seine boxerischen Grenzen aufgezeigt wurden. Ist der Gegner beweglich und hält sich Torres auf Distanz, so kommt jener mit seinen nicht allzu schnellen Schlägen kaum zum Zug. Trifft er jedoch, so mag die Schlagstärke von Torres durchaus ihre Wirkung entfalten. Gegen einen wie Paulie Malignaggi würde Torres glaub ich keine Runde gewinnen.
Holt seinerseits mag sich vielleicht wieder nach oben boxen können ... sofern sein Kinn hält. Einen Kampf macht er jedoch nicht gerade attraktiv ... er erinnerte mich ein bisserl an Jermain Taylor im Kampf mit Cory Spinks ... Distanz und Workrate schön gering halten.
Fazit: Torres hat nochmal Glück gehabt. Über den Abbruch kann man streiten, aber ich glaube kaum, dass Holt mit seinem Protest Erfolg haben wird.