@probabilmenteperso: Rein von den Namen her hat Movistar mit den beiden Izagirres, Moreno in den Bergen eigentlich gute Helfer für Quintana. Dazu noch Valverde als Edelhelfer. Zwar nicht ganz so überragend wie Sky, aber mMn schon das zweit- oder drittbeste Team im Feld. Woran es bisher liegt, dass sie doch eher schwach wirken, ist schwer zu sagen. Auf der ersten Pyrenäenetappe, als Movistar das Feld mit dem hohen Tempo am vorletzten Berg schon arg dezimiert hat, wurde zumindest angedeutet, dass das Team was drauf hat. Danach kam aber nicht mehr viel, vielleicht auch, weil Sky zu stark ist und das Feld quasi nach Belieben kontrolliert. Ich hoffe jedoch, dass sich die Movis für die Alpen schonen, damit Quintana noch zum Angriff blasen kann.
Sehe es ähnlich, Movistar hat schon ein starkes Team, ist allerdings jeweils dem Sky-Pendant unterlegen. Für jeden Movistar-Fahrer gibt es jemanden, der bei Sky einfach besser ist bzw. eine bessere Form hat. Henao > Valverde, Thomas > I.Izagirre, Nieve > Moreno, ... Und das ist schon heftig. Valverde ist natürlich ein gigantischer Rennfahrer, dürfte aber jetzt dank seines Girostarts auch merken, dass er nicht in Topform da ist. Hier rechne ich damit, dass er in den Alpen mal frühzeitig zurückfällt und Quintana isoliert wird. Ion Izagirre war bis dato einmal in den Pyrenäen zu sehen und fiel dort auch recht früh zurück, insbesondere in Anbetracht seiner überragenden Form in den letzten Monaten. Hier hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass er sich in den Top15-Top20 der Kletterer etablieren kann und lange an der Seite von Quintana bleibt. Moreno ist stark, fällt aber auch ans Ende der Gruppe zurück, wenn Poels/Nieve übernehmen und ist dann keine Hilfe mehr. Gestern zeigte sich auch das Dilemma im Flachen. Da hat man einzig Erviti, der das gut kann und der war gestern nicht zu finden, als die Post abging und Thomas vorn für Froome Tempo bolzte.
Movistar hat schon ein gutes Team beisammen, was allerdings jederzeit von Sky auseinandergepflückt werden kann. Der Giro-Einsatz von Valverde kann am Ende Quintana die Tour kosten, wenn Valverde beim Kampf der Favoriten nicht mehr mithalten kann und Quintana jede Attacke selbst lancieren muss. Sollte der Kolumbianer im Laufe der Tour noch in Gelb fahren, wird es noch schwerer, wenn er dann plötzlich überall mitfahren muss. Da wäre ein Valverde in Topform hilfreicher gewesen. Wobei man auch klar sagen muss - Sky hat ein überragendes Team, selbst wenn Landa nur 50% bringt, dafür ist Henao in Bombenform am Berg.
Zu Quintana: Auch wenn er gestern ein paar Sekunden verloren hat, liegt er immer noch voll im Soll. Bis dato hat er in den beiden Jahren gegen Froome in den Alpen immer Minuten gewonnen, der hat das drauf, alleine an einem Berg mal 2 Minuten rauszufahren. Daher kann ich schon verstehen, dass er sich gezielt wieder auf die dritte Woche konzentriert. Am Berg wirkt er schon sehr stark, ist aufmerksam und geht jede Attacke bis dato problemlos mit. Morgen wird man sehen, wie er sich im Zeitfahren verbessert hat, der Kurs sollte ihm auch liegen mit den Anstiegen drin. Glaube nicht, dass Froome ihm da mehr wie 1min abnehmen kann.
Im Endeffekt werden die beiden Tage jetzt enorm wichtig. Die 35 Sekunden Vorsprung sind nix. Fährt Froome heute und morgen noch 2 Minuten auf den Kolumbianer raus, wird es enorm schwer für ihn. Beim Bergzeitfahren sehe ich die beiden in etwa gleich, die restlichen Bergetappen sind nicht ohne mit jeweils einem schwerem Berg am Ende, da kann Quintana sicherlich immer was gewinnen. Bleibt Quintana morgen in Schlagdistanz und holt heute ggfls. etwas raus, dürfte die Rolle des Topfavoriten wechseln. Ich glaube auch, dass Froome das weiß. Der hat jetzt Quintana drei Tage in den Bergen gesehen, hat gemerkt, wie stark der die Attacken mitgeht. Bzw. dürfte Froome sich selber auch die Frage stellen, was dieses Jahr anders ist, wenn plötzlich 5 Mann seine Tempoverschärfungen mitgehen können. Heute wird Quintana aber was probieren. Mit der Kürzung ist das jetzt der beste Berg für ihn zum attackieren. Am Ende sind das 9,5km mit 9,3% - der schwerste und steilste Anstieg der Tour, genau das, was Quintana liegt und wo er Abstände herstellen kann. Ob es der Kolumbianer mit aller Gewalt probiert, steht allerdings in den Sternen, da morgen eben das Zeitfahren kommt. Nur wenn er merkt, dass er ein Tempo fährt, was Froome nicht halten, wird er es probieren. Ansonsten ist es natürlich für die Bergfahrer vorn heute eine gute Chance Zeit rauszuholen auf die Zeitfahrspezialisten. Fahrer wie Yates, Dan Martin, Mollema, Bardet sollten schauen, dass sie was auf TVG, Porte & Co. rausholen. Bin mal auf Aru gespannt, den sollte so ein steiler Zacken auch liegen, aber in Arcalis sah das ja nicht ganz so gut aus.