Gegen Italien waren klare Torchancen absolute Mangelware. Wie heute oder gegen Polen. Das liegt auch nicht nur am Mittelstürmer, sondern an der spielstärke und am Gegner. Müller ist gegen gute defensiv agierende Gegner ein Klotz am Bein. Selbst super Pep hat das eingesehen.
Ich denke es liegt am Spiel welches auf viel Ballbesitz basiert. Deutschland tendiert in Richtung Spanien, viel Ballbesitz wird hier von den meisten als Dominanz abgefeiert, aber damit gewinnt man keinen Blumentopf. Das sieht nur gut auf dem Papier aus, leider nimmt man sich die Gefährlichkeit wenn der erste Gedanke immer die Ballkontrolle ist. Tschuldigung, aber die vielen Deutschen Chancen sind bis auf ganz wenige Ausnahmen Halbchancen, nichts was hochprozentig reingehen müsste.
Man sieht ja mittlerweile wie ungefährlich Spanien ist, trotz hervorragenden Spielern. Wenn man nicht schnell umschaltet, sind die Gegner so schnell wieder perfekt organisiert, dass kaum einmal wirklich gute Chancen entstehen. Der erste Gedanke muss immer dem schnellen Umschalten gelten, erst wenn das nicht möglich ist, kann die Ballkontrolle als Maxime gelten. Schlussendlich ist es simple Mathematik, wenn man es schafft, dass der Gegner nicht viele Spieler hinter den Ball bekommt, erhöhen sich die Chancen auf eine Grosschance massiv.
Grosschancen ist die Essenz wonach man die Taktik ausrichten muss. Was muss getan werden, damit man möglichst viele Grosschancen generieren kann. Das alleine erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man mehr Tore als der Gegner schiesst. Ballbesitz / die vermeintliche Dominanz ist in meinen Augen reines Blendwerk.
Man kann es auch an den dominanten Teams in den Meisterschaften sehen, Bayern und Barcelona sind zwar mit diesem System Meister geworden, relativ zur Qualität des Spielermaterials (Vergleich zum Rest der Liga) ist das aber nicht eine herausragende Leistung. Das hätte auch mit einem anderen Spielsystem mindestens so klar zur Meisterschaft reichen können. Wenn Guardiola die besten Spieler in seinem Team vereinen kann, kann das Primat des Ballbesitzes schon funktionieren und auch toll aussehen. Aber schlussendlich basiert das immer auf einer individuell besser besetzten Mannschaft. Würde man das gleiche System mit durchschnittlichen Spielern anstreben, würde man in der heutigen Zeit wo man weiss wie das erfolgreich zu kontern ist, ganz bestimmt Schiffbruch erleiden.
Grundsätzlich seh ich die Deutschen Spieler nicht wirklich schlechter als an der WM. Man müsste mal anschauen, wie frei jeweils die Tore an der WM erzielt wurden und wie bedrängt man an der EM die Chancen "versemmelt" hat. Ich bin mir sicher, dass man dann zur Einsicht kommt, dass die Qualität der Chancen das Problem darstellt und nicht die Spieler.
Hätte man einen dominanten Weltklassestürmer, würde man das Spiel zum Vorherein wahrscheinlich auch anders ausrichten. Weil man den nicht zur Verfügung hat, sollte man aber nicht den Ballbesitz forcieren, man hätte genau gleich wie an der WM spielen sollen, dort wurde das schnelle Umschaltspiel in Perfektion vorexerziert worden.
Abschliessend: In meinen Augen machen viele Trainer ihre eigene Teams unfreiwillig ungefährlich. Nicht nur Deutschland, da gibt es ein paar NM die auf dem gleichen Niveau wie Deutschland sind, die einfach von ihren Trainer vercoacht werden.