http://www.groundandpound.de/News/Amerika/-UFC-91-Couture-vs-Lesnar-Vorschau.html
Randy Couture (16-8 MMA, 13-5 UFC) vs Brock Lesnar (2-1 MMA, 1-1 UFC)
Von Ulrich Huppertz
Randy Couture ist eine Legende im Sport; seine Leistungen, sein Charisma und nicht zuletzt seine Verdienste für das MMA sind und bleiben unvergessen. Als hoch dekorierter Griechisch-römischer Ringer startete Couture mit stolzen 33 Lenzen auf dem Buckel mit dem Mixed Martial Arts, lernet jedoch schnell aus seinen Fehlern und wurde mit der Zeit zu einem wahren Meister darin, Gegner zu analysieren und gefundene Schwächen auszunutzen. Als Schwergewichtler ist Captain America mit nur 1,86m und 103 kg keine imposante Gestalt und wird in guter Regelmäßigkeit von seinen Gegnern physisch überschattet. Seine Stärken sind neben seinem bärenstarken Clinch und dem effektiv-schmutzigen Boxen definitiv die Kontrolle am Boden: Couture hängt in der Sidemount wie ein Magnet an seinen Gegnern und vermag es, selbst den Willen der stärksten Kämpfer mit seinem Druck zu brechen.
Körperlich wie auch erfahrungstechnisch das absolute Gegenteil zu Couture bildet der ehemalige College Ringer-Meister Brock Lesnar. Ein physisches Unikum mit Paketen von Muskeln, die mehr als harter Arbeit und Proteinen bedurft haben müssen, wehrt sich der 31-jährige Lesnar heute vehement gegen das Vorurteil, dass die Garde der Show-Ringer, die der Mann aus Webster, Dakota lange Jahre in der WWE anführte, nicht zum richtigen kämpfen taugt. In seinem MMA Debüt überrollte Lesnar den Koreaner Min Soo Kim in nur 70 Sekunden, doch schon gegen Frank Mir wurde in der UFC klar, dass bei aller rohen Kraft und allem Potential der Feinschliff noch fehlt: Lesnar wurde ausgehebelt, zeigte sich gegen den Veteran Heath Herring jedoch verbessert und siegte nach Punkten. Am Boden wird das Spiel von Lesnar seit einiger Zeit durch den BJJ Weltmeister Rodrigo Medeiros getuned.
Prognose: Für Lesnar spricht eindeutig die rohe Kraft, die Jugend sowie Coutures Probleme, als dieser in der Vergangenheit gegen körperlich weit überlegene Gegner zu Boden gebracht und dort auch gehalten wurde. Die 45-jährige Laune der Natur namens Couture ist weitaus erfahrener, kann deutlich besser boxen und hat ohne Frage den besseren Gameplan. Besonders interessant wird bei dem Duell der beiden zu sehen sein, wie sich die ringerischen Fähigkeiten der Kontrahenten ausspielen werden. Coutures Zermürbetaktik aus dem Clinch gegen Lesnars unaufhaltbare Takedowns sowie seine Kontrolle am Boden. Eine Blitz-Submission wie Mir wird Couture wohl nicht aus dem Hut zaubern, aber nach spätestens drei Runden wird er den Giganten so zermürbt haben, dass dieser aufgibt.
Kenny Florian (10-3 MMA, 8-2 UFC) vs. Joe Stevenson (29-8 MMA, 6-2 UFC)
Von Jan Großöhmigen
Angesichts seines Schwarzen Gürtels im Brazilian Jiu-Jitsu sind Kenny Florians exzellente Kenntnisse im Bodenkampf unbestritten. Seit seiner Finalteilnahme bei „The Ultimate Fighter“ hat er sich intensiv mit Muay Thai beschäftigt und unter Anleitung von Mark DellaGrotte seine Fähigkeiten in diesem Bereich enorm ausgebaut. Besonders gefährlich sind die rasiermesserscharfen Ellenbogen, mit denen Florian seinen Gegnern gerne Cuts zuführt, die bei ihm sogar kampfentscheidend sein können. Sein Striking ist zwar sehr technisch, aber was ihm noch fehlt, ist die Schlagkraft, die zu einem Knockout führen könnte. Vielleicht hat sich das bis UFC 91 auch geändert, schließlich verbessert er sich stets von Kampf zu Kampf.
Joe Stevenson begann seine Karriere in der UFC als Weltergewicht mit dem Gewinn der zweiten Staffel von „The Ultimate Fighter“. Doch erst nach einem Wechsel zu den Leichtgewichten blühte er richtig auf. Vier Siege in Folge konnte „Daddy“ für sich verbuchen, ehe er von BJ Penn in ihrem Titelkampf demontiert wurde. Stevensons Basis ist das Ringen, seit kurzem hat er den Schwarzen Gürtel im Brazilian Jiu-Jitsu. Er verfügt über explosive Takedowns und eine starke Bodenkontrolle. Zudem ist er sehr kräftig und konditionell auf einem hohen Niveau. Seine Spezialität ist gehört Guillotine Choke. Im Stand ist Stevenson zwar schlagkräftig, aber mit seinen wilden Schwingern und Haken viel zu vorhersehbar.
Prognose: Penn war im Januar nach acht Jahren der Erste, der den zähen Stevenson wieder vorzeitig besiegt hat. Es ist fraglich, ob Florian dasselbe gelingen wird. Vermutlich wird der „TUF 1“-Teilnehmer dieselbe Taktik anwenden, wie in seinem letzten Kampf gegen Roger Huerta. Durch geschickte Beinarbeit entzieht er sich den wilden Schlägen von Stevenson und punktet dank seines technisch ausgefeilteren Strikings aus der Distanz, um einen Punktsieg einzufahren.
Gabriel Gonzaga (9-3 MMA, 5-2 UFC) vs. Josh Hendricks (15-4 MMA, 0-0 UFC)
Von Jan Großöhmigen
Gabriel Gonzaga hat rein von seinem Können her ideale Voraussetzungen, eines Tages Champion zu werden. Er hat einen Schwarzen Gürtel im Brazilian Jiu-Jitsu und konnte in dieser Disziplin mehrere nationale und internationale Titel einheimsen, bis hin zur Weltmeisterschaft. Sein Muay Thai hat er in der berüchtigten Chute Boxe Academy erlernt - der spektakuläre High Kick Knockout gegen Mirko Cro Cop wird vielen Leuten noch bestens in Erinnerung sein. Abgesehen von seinen ringerischen Fähigkeiten, die noch ein klein wenig verbesserungswürdig sind, ist Gonzagas größtes Problem seine mentale Verfassung. Wenn nicht alles nach Plan läuft, wird er frustriert und hakt den Kampf im Kopf schon ab.
Auf dem Papier macht Josh Hendricks einen ganz guten Eindruck. Seit elf Kämpfen ungeschlagen, 14-mal vorzeitig in der ersten Runde erfolgreich. Allerdings nur gegen Fallobst, das meist mehr Niederlagen als Siege in der Kampfbilanz stehen hat. Hendricks ist ein großer und kräftiger Bursche mit guten Fähigkeiten im Ringen, er half Couture bei dessen Vorbereitung auf den Lesnar-Kampf. Die Matte ist Hendricks’ zweite Heimat. 13 seiner Kämpfe wurden auf dem Boden entschieden, meist durch Ground & Pound.
Prognose: Gonzaga bekommt immer dann Probleme, wenn man ihn aggressiv unter Druck setzt. Er verliert dadurch die Lust zu kämpfen und gibt innerlich auf, siehe seine Kämpfe gegen Couture und Fabricio Werdum. Hat Hendricks die nötigen Fähigkeiten, um Gonzaga derart zuzusetzen, dass er seinen Kampfgeist verliert? Wohl kaum. Ob auf dem Boden oder im Stand – die Vorteile liegen klar bei Gonzaga. Der Brasilianer sollte diesen Kampf in der ersten Runde für sich entscheiden und anschließend wieder höherrangige Gegner bekommen.
Nate Quarry (10-2 MMA, 5-1 UFC) vs Demian Maia (8-0 MMA, 3-0 UFC)
Von Ulrich Huppertz
Ein bizarres Bild bot sich dem 36-jährigen Nate Quarry, als er im Käfig gegen Kalib Satrnes kämpfen sollte. Starnes versuchte sich als Marathonläufer und vermied den Kampf um jeden Preis, was den erklärten Sportsmann Quarry sogar dazu zwang, den kanadischen Flüchtling mit dem aus Kindergarten-Kreisen bekannten Elefanten-Rüsselschlag zu jagen und gründlich zu verhöhnen. Quarry selber ist ein gern gesehener Kämpfer der UFC-Oberen, da er gut, wenn auch optisch etwas ungewohnt, boxen kann und den Vorwärtsgang nicht scheut. Als langjähriger Trainingspartner von Randy Couture ist sein Ringen ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
Jeder Anfang ist schwer. So auch Demian Maias Einstieg in das MMA, als er in Finnland von dem Polen Lukasz Chlewicki fast zur Aufgabe gezwungen wurde, den Spieß jedoch am Ende noch drehte. Mittlerweile hat der 31-jährige ADCC Weltmeister seine weiße Weste im MMA deutlich auspolstern können und ist in acht Partien noch ungeschlagen. Seien Künste am Boden dürften jedem Mittelgewicht weltweit, mit Ausnahme von Ronaldo „Jacare“ Souza, wohl überlegen sein und Maia ist in der nach einem Herausforderer für Anderson Silva dürstenden UFC einer der heißesten Kandidaten für einen Titelkampf gegen die Spinne.
Prognose: Quarry darf nicht den Fehler machen und mit einer nach dem Debakel gegen Starnes angestauten Portion Frust in den Kampf gehen. Er muss seinen Gameplan befolgen und Maias Kinn testen, währenddessen den Boden um alle Kosten vermeiden, da Maia dort für ihn zu gefährlich ist. Maias Plan ist ebenso simpel wie effektiv: Quarry zu Boden bekommen und dort zu Fehlern zwingen. Maia durch Submission in Runde 2.
Dustin Hazelett (11-4 MMA, 4-2 UFC) vs Tamdan McCrory (9-1 MMA, 2-1 UFC)
Von Ulrich Huppertz
Der 22-jährige Dustin Hazelett aus Cincinatti, Ohio ist trotz seiner Größe ein sehr beachtlicher Grappler. Seinen Schwarzgurt im BJJ bekam er von Jorge Gurgel verliehen, doch ist sein Kampfstil am Boden weitaus offensiver und kreativer als der seines Lehrers. Hazelett kann sich aufgrund seiner Reichweitenvorteile gegenüber vielen Gegnern ordentlich im Stand zur Wehr setzen, sein Brot und Butter bleiben jedoch die Submission-Künste.
Tamdan McCrory ist einer der elitären Klasse der so genannten „Nerds“ (Computerfreaks/ Aussenseiter) um Joe Lauzon, die wohl so manchem schwer tattowierten Muskelprotz den Hintern versohlen könnten. Der 22-jährige Schlacks hat seine Stärken im Stehen und wartet mit einer soliden Takedown-Defensive auf. Zwei Siege und nur eine Niederlage gegen den Veteran Akihiro Gono lassen sich in seiner bisherigen Bilanz in der UFC vermelden.
Prognose: Dieser Kampf verspricht ein echter Leckerbissen zu werden und ist sportlich eine der interessantesten Auseinadersetzungen des ganzen Abends. Wieso die UFC nur zwei ihrer größten Talente im Weltergewicht aufeinander loslässt, muss sich Joe Silva fragen lassen. Mc Crorys Aggression gegen Hazeletts Rafinesse: Hazelett durch Submission in Runde 3.
Jorge Gurgel (12-4 MMA, 3-3 UFC) vs Aaron Riley (26-10-1 MMA, 0-2 UFC)
Von Ulrich Huppertz
Jorge Gurgel ist zwar ein BJJ-Schwarzgurt, im MMA jedoch einer der weniger Starken, da er jedes Mal, wenn es gegen einen anderen starken Grappler um die Wurst ging, submitted wurde. Imanari und zuletzt Cole Miller erwischten ihn kalt und in der UFC ist er nur noch wegen seiner Beziehung zu Rich Franklin und seiner Tendenz, ohne Gameplan öfter mal die Fäuste fliegen zu lassen und den Fans ein Spektakel zu bieten.
Aaron Riley ist ein Hook and Shoot-Kämpfer der ersten Generation und machte erstmals auf sich aufmerksam, als er mit Yves Edwards fehdete. Während er in der UFC bislang beide Kämpfe verlor, sorgte er bei seinem einzigen Auftritt im Pride-Ring für Aufruhr, als er den Japaner Michihiro Omigawa ausknockte. Eine Heimat hat der Eisenschädel bislang im MMA nicht finden können, und momentan zieht er als wandernder Gatekeeper von Show zu Show.
Prognose: Jorge Gurgel wäre ein Narr, wenn er gegen Riley den offenen Schlagabtausch suchen würde. Doch so hoch der Unterschied im Stehen ist, so groß klafft die technische Lücke auch am Boden, dieses Mal zu Ungunsten von Riley. Aaron Riley sollte den Kampf im Stehen halten und Gurgel nach Punkten stoppen können.
Jeremy Stephens (13-3 MMA, 2-2 UFC) vs. Rafael dos Anjos (11-2 MMA, 0-0 UFC)
Von Jan Großöhmigen
Nach seiner Berg- und Talfahrt in der UFC ist es für Jeremy Stephens jetzt mal an der Zeit, sein volles Potential auszuschöpfen. Stephens ist ein vielseitiger Kämpfer, aber seine Stärke liegt in seinen Fäusten. Sei es im Stand durch schnelle Boxtechniken oder auf dem Boden mit kräftigem Ground & Pound. Zehn Siege hat er seinen Slams und seiner Schlagkraft zu verdanken. Seine Defensive auf der Matte wird oftmals kritisiert, aber zuletzt hatte Stephens bei seinen Siegen über Cole Miller und Diego Saraiva in der Hinsicht keinerlei Probleme.
Rafael dos Anjos ist ein Schwarzgurt im Brazilian Jiu-Jitsu aus dem Team Gracie Fusion. Mit neun Siegen in Folge im Gepäck kommt er sicherlich sehr selbstbewusst zu seinem ersten Auftritt im Octagon. Die brasilianische Neuverpflichtung hat ihr BJJ sehr gut an MMA angepasst. Auf der Matte ist dos Anjos schnell, dynamisch und einfallsreich. Ein großes Fragezeichen steht jedoch hinter seinen Fähigkeiten im Stand. Wie reagiert dos Anjos, wenn er den Kampf nicht auf den Boden verlagern kann?
Prognose: Dos Anjos wurde zwar noch nie vorzeitig besiegt, aber Stephens wird hier ein Zeichen setzen wollen. Er hat sich mit sehr guten Grapplern auf diesen Kampf vorbereitet und sollte sich dementsprechend auf dem Boden zur Wehr setzen können. Falls es überhaupt so weit kommt. Viel eher wird Stephens den Kampf im Stand halten und durch TKO siegen.
Alvin Robinson (9-3 MMA, 1-2 UFC) vs. Mark Bocek (5-2 MMA, 1-1 UFC)
Von Jan Großöhmigen
Alvin Robinson ist ein Braungurt im Brazilian Jiu-Jitsu, er wurde unter anderem von der MMA-Legende Royce Gracie trainiert. Acht seiner Siege kamen durch Aufgabe zustande. Robinson kämpft sehr kraftvoll und dynamisch, er tritt von Beginn an aggressiv auf und zwingt seine Gegner so zu Fehlern. Zuletzt kämpfte er im Januar in der UFC und ließ sich ziemlich unvorsichtig von Nate Diaz in einem Triangle Choke fangen.
Mark Bocek zählt zu den besten Grapplern Kanadas. Seine Fähigkeiten im Bodenkampf sind ausgezeichnet, er ist aber auch ein guter Ringer und besitzt dazu noch einen Schwarzen Gürtel im Kempo Karate. Nachdem Bocek unter Rickson und Renzo Gracie mit dem Brazilian Jiu-Jitsu begann, bekam er seinen Schwarzgurt als Mitglied von Nova Uniao. In den vergangenen Monaten trainierte er mit Team Quest, auf diesen Kampf bereitete er sich allerdings beim American Top Team vor. Beste Voraussetzungen, um endlich in der UFC durchzustarten.
Prognose: Werden uns Robinson und Bocek mit einer technisch anspruchsvollen BJJ-Gala beglücken oder neutralisieren sie sich gegenseitig auf der Matte? Am Boden liegen die Vorteile bei Bocek. Er ist zudem der bessere Ringer und kann so entscheiden, wo der Kampf stattfinden wird. In Normalform müsste Bocek hier vorzeitig durch Aufgabe gewinnen.
Matt Brown (7-7 MMA, 1-1 UFC) vs Ryan Thomas (9-2 MMA, 0-1 UFC)
Von Ulrich Huppertz
Matt “Murder” Browns Bilanz ist ebenso wie seine kämpferischen Fähigkeiten eher Durchschnitt innerhalb der UFC. Was den von Jorge Gurgel trainierten TUF-Veteranen aber längere Zeit halten wird, ist die Tatsache, dass Brown niemals nie sagt und auch in diesem Fight kurzfristig als Ersatzmann einsprang. Brown hat ein gutes Kinn und langt gerne zu, wirkt jedoch etwas hölzern und ist am Boden für gute Grappler anfällig.
Bei UFC 87 debütierte Ryan Thomas in der UFC und musste sich nach einem akzeptablen Kampf in der zweiten Runde dem TUF-Mann Ben Saunders geschlagen geben. Mit einer 9-2 Bilanz im MMA hat Thomas ein nettes Resümee, doch wird er bei einer erneuten Niederlage vorerst das letzte Mal den Käfig der UFC von innen gesehen haben. Thomas’ Stärke ist das Grappling.
Prognose: Thomas war als Aufbaugegner für den Fäuste schwingenden Milchbubi Matt Riddle gedacht und bekommt nun mit Matt Brown einen etwas härteren Gegner serviert. Brown ist einen Nummer zu groß ihn und sollte Thomas in der zweiten Runde durch TKO bezwingen können.