Als vor einigen Wochen endlich wieder die alten Beiträge im Forum eingefügt wurden, fiel mir dieser Thread ins Auge. Vor fünf Jahren hatten wir uns tatsächlich einmal darüber beschwert, dass die Kombination zu lauflastig sei. Und tatsächlich war es damals so, dass gute Läufer mit schwachen Sprüngen eher mal vorn landen konnten als gute Springer mit schwachen Sprüngen.
Die FIS hat reagiert - es ist unwahrscheinlich, dass dieser Thread die Ursache war, aber dennoch ein netter Zufall, dass genau nach der Saison 2014/15 die Regeln geändert wurden. Bis einschließlich zur Saison 2014/15 gab es nämlich auf der Großschanze für einen Meter noch 1,5 Punkte. Seit der Saison 2015/16 gibt es wie bei den Skispringern 1,8 Punkte pro Meter auf der Großschanze, was natürlich den guten Springern unter den Kombis entgegen kommt. Zum Nachweis:
Sprungergebnis Oslo 2015
Sprungergebnis Oslo 2016
Mittlerweile hat man das Gefühl, dass die Kombination nun zu sprunglastig geworden ist; daher habe ich mal nach dem gleichen Prinzip wie vor fünf Jahren die bisherigen Wettkämpfe der Saison untersucht. Das heißt, ich habe die durchschnittlichen Sprung- und Laufplatzierungen der Top 5 bzw. der Top 10 aufgelistet. Weggelassen habe ich nur Seefeld 2 und Seefeld 3, weil die natürlich durch die Triple-Wertung etwas schwer mit den anderen zu vergleichen sind. Und tatsächlich zeigt sich, dass das Gefühl nicht getrogen hat - die guten Springer sind mittlerweile noch deutlicher im Vorteil als damals die Läufer. Zunächst die Daten:
Kuusamo 1
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 6,5
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 21,2
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 3,8
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 23,6
Kuusamo 2
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 6,4
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 13,5
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 3,8
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 13,4
Kuusamo 3
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 7,1
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 21
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 3
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 22
Lillehammer 1
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 7,9
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 10,3
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 5,2
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 10,6
Lillehammer 2
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 9,5
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 12,7
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 7,6
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 9,8
Ramsau 1
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 13,2
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 7,8
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 9,4
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 8,2
Ramsau 2
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 7,8
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 9,9
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 8,6
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 5,6
Val di Fiemme 1
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 11,9
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 10,1
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 9,2
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 11,6
Val di Fiemme 2
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 12
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 10,7
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 11,4
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 10
Oberstdorf
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 8,3
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 20,3
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 7,2
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 19,4
Seefeld 1
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 6,5
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 14,7
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 4,8
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 12,6
Gesamt
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 10: 8,83
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 10: 13,84
Durchschnittliche Sprungplatzierung Top 5: 6,73
Durchschnittliche Laufplatzierung Top 5: 13,35
Insbesondere auf der stark streuenden Schanze von Kuusamo ist ein Kombi-Wettkampf mittlerweile fast ein Skisprung-Wettkampf mit Alibi-Lauf. Besonders krass fällt beim dritten Wettkampf auf, dass die Top 5 aus dem Sprungdurchgang auch die Top 5 aus dem Gesamtergebnis waren; nur die Reihenfolge war leicht anders, weil Jörgen Graabak noch von Platz 4 auf Platz 2 gelaufen ist. Die besten fünf Langläufer bei jenem Wettkampf sind im Endergebnis auf den Plätzen 10, 11, 20, 12 und 29 gelandet.
Auf den Normalschanzen in Ramsau und Val di Fiemme lag erwartungsgemäß der Vorteil eher auf Seiten der starken Läufer - allerdings war er bei weitem nicht so groß wie der Vorteil der guten Springer auf den Großschanzen. Und in der Summe sieht man deutlich, dass gute Springer im Schnitt weiter vorn landen als gute Läufer.
Man muss natürlich bei dieser Art von Statistik auch immer berücksichtigen, dass die Sprung- und Laufqualitäten hier nicht perfekt abgebildet werden:
- Man sieht zum Beispiel, dass sich die Ergebnisse auf ein und derselben Schanze deutlich unterscheiden können. In Ramsau zum Beispiel waren an einem Tag die guten Springer weiter vorn, am anderen die guten Läufer.
- Athleten, die sich einen ordentlichen Vorsprung auf der Schanze geholt haben, müssen in der Loipe unter Umständen nicht mehr alles geben und haben dann eventuell eine schlechtere Laufzeit, als sie hätten erreichen können (wobei die schlechte Laufzeit ja dennoch ausgereicht hat).
- In dieser Statistik werden nur die Platzierungen betrachtet, nicht aber die Abstände. Und es macht natürlich schon einen Unterschied, ob ein Jarl Magnus Riiber auf der Schanze 10 m weiter springt als der Zweitbeste, oder ob ein Ilkka Herola in der Loipe nur 3 Sekunden schneller läuft als der Zweitbeste.
Insgesamt aber zeigt diese Statistik meiner Ansicht nach schon, dass die guten Springer im Moment im Vorteil sind - und es stellt sich aus meiner Sicht schon die Frage, ob die FIS hier nochmals das Regelwerk bzw. den Umrechnungsfaktor ein bisschen optimieren könnte, um das wieder etwas auszugleichen. Was meint ihr?