symphatisches interview wie ich finde:
Am Sonntagabend spielt Bochum in Dortmund. Ein Derby unter Flutlicht und Sie als Trainer an der Außenlinie. Kribbelt's schon?
Heinemann: Na sicher. Wobei das für mich eigentlich kein Unterschied macht, ob ich so ein Spiel als Trainer, Spieler oder Mannschaftsbetreuer erleben darf. Die Derbys gegen Schalke und Dortmund, die sind schon etwas Besonderes. Zumal ich ein Kind des Ruhrgebiets bin, da muss man mir nicht sagen, welche Bedeutung so ein Spiel hat.
Der VfL wirkt im Vergleich mit den beiden "Größen" Schalke und Dortmund immer etwas kleiner, trotzdem scheint die Bochumer Fußball-Kultur besonders ausgeprägt zu sein. Was ist es, das den VfL ausmacht?
Heinemann: Wir arbeiten beispielsweise enger mit unseren Fans zusammen, was auch daran liegt, dass der Kern der Bochumer Anhängerschaft auch tatsächlich direkt aus Bochum kommt und nicht im Sauerland oder Münsterland verstreut ist.
Sie mögen es nicht generell unterschätzt zu werden...
Heinemann: Ganz und gar nicht. In den letzten drei Jahren waren wir in der Bundesligaabschlusstabelle zweimal vor Dortmund. Mit weniger Geld, weniger Zuschauern und einem kleineren Stadion.
"Unter Frank Heinemann", schreibt der "kicker", "wurde zuletzt der Eindruck erweckt, das der VfL Bochum mit mehr Leidenschaft zu Werke geht." Nur ein Klischee, oder stimmt das?
Heinemann: Hier im Ruhrgebiet ist immer hart gearbeitet worden, die Leute haben es immer recht schwer gehabt, wie zuletzt in der Autokrise. Auf gut deutsch: Bei uns muss malocht werden und das müssen wir auch auf dem Platz verkörpern. Wenn die Mannschaft auf dem Rasen ackert, verzeiht der Bochumer Fan vieles. So eine Spielweise gehört im Ruhrgebiet zur professionellen Grundeinstellung.
Ist die aktuelle Mannschaft vom VfL Bochum denn dazu überhaupt in der Lage Ihre Vorgaben umzusetzen?
Heinemann: Das denke ich schon. Seit dem Pokalspiel gegen Schalke war ich jedenfalls mit der Einstellung, der Laufbereitschaft, dem Einsatz zufrieden. Meine Vorgaben sind also angenommen worden. Jeder Spieler, der im Ruhrgebiet Fußball spielt, oder hier spielen will, muss sich im Klaren darüber sein, dass das die entscheidenden Eigenschaften sind, um hier Erfolg zu haben. Bochum ist einzigartig.
Die Entscheidung über Ihre Zukunft als Trainer beim VfL soll demnächst fallen. Ganz gleich, wie diese Wahl aussehen wird: Werden Sie Bochum erhalten bleiben?
Heinemann: Was die Zukunft bringt, kann man nie sagen, aber Fakt ist: Ich bin durch und durch Bochumer und habe eine ganz besondere Beziehung zu meinem Verein, die in der Bundesliga wohl nicht allzu viele haben werden. Vielleicht noch vergleichbar mit Thomas Schaaf in Bremen. Ich habe eine Leidenschaft zum VfL in mir, die über die Jahre kontinuierlich gewachsen ist. Die du in der Form auch nur haben kannst, wenn du als kleiner Junge schon im Stadion warst, hier gespielt hast und dem Verein noch immer treu bist. Bochumer werde ich immer bleiben, egal was passiert.
Die Liste Ihrer Cheftrainer in Bochum ist lang: Peter Neururer, Rolf Schafstall, Ralf Zumdick, Klaus Toppmöller um nur mal einige zu nennen. Ist es nicht üblich, dass ein neuer Trainer auch immer sein eigenes Team mitbringt?
Heinemann: Das ist durchaus üblich und jedes Mal, wenn ein neuer Cheftrainer in Bochum verpflichtet wurde, musste der mich erst als seinen Assistenten akzeptieren. Ich habe auch in all den Jahren immer nur Ein-Jahres-Verträge unterzeichnet – was völlig in Ordnung für mich ist. Zwischen Co-Trainer und Cheftrainer muss es passen, schließlich siehst du dich jeden Tag. Das ist wie in einer Ehe. Bislang hat das zwischen mir und den Kollegen immer ganz gut funktioniert.
Abschlussfrage an den Ur-Bochumer: Wer ist der größte Spieler, den der VfL jemals hervorgebracht hat?
Heinemann: Oha. (überlegt) Schwierige Frage. Aber eigentlich muss die Antwort lauten: Ata Lameck. Den siehst du heute noch im Stadion, der ist durch und durch VfL-er. Eine echte Bochumer Ikone.
http://www.derwesten.de/nachrichten/sport/fussball/11-freunde/2009/10/16/news-137162493/detail.html