Weiter ging es dann in südlicher Richtung, Ziel war der Meraner Höhenweg und die Nasereithütte. Dafür musste ich erstmal wieder aufsteigen zur Taufenscharte, hier war ich dann wieder lange Zeil komplett alleine unterwegs, bis ich dann oben auf der Scharte einen Holländer traf, der wild schnaufend gerade den Anstieg hochgekommen war. Kurzes Gespräch und alles Gute gewünscht - und dann stürzte ich mich in den Abstieg. Und was ich habe diesen gehasst, die Taufenscharte zählt sicherlich mit zu den steilsten Hängen, die ich jemals runtergelaufen bin. Der Weg ist glücklicherweise super in Schuss und geht über viele Serpentinen, aber der Hang ist so steil, dass man oben an der Scharte diesen teilweise gar nicht mehr sieht, so krass ist das Gefälle.
Da ging es runter:
Blick von unten (der leider verzehrt):
Das war aber auch schon das spektakulärste am Tag. Ich kam dann auf den Meraner Höhenweg, der auch gut von Tageswanderern frequentiert wurde, die mich immer bissel komisch anschauen (da der Riesenrucksack halt auffällt). Der Höhenweg ist sicherlich ganz schön, aber nach den Highlights der letzten Tage war er mir über die Stunden auch irgendwann arschlangweilig. Viel Wald (was durchaus gut war wegen der Hitze), wenig Sicht (da war ich halt schöneres gewohnt) und dann immer wieder Steintreppen hoch... und nach ein paar Minuten ging es die Steintreppen wieder runter.
Irgendwann kam dann auch meiner innerer Hulk raus...
Nachdem ich unterwegs auch noch von einer Hütte abgezockt wurde (die Limo war gnadenlos mit Wasser gestreckt), war ich dann einfach nur froh, auf der Hütte anzukommen. Und diese war wieder wunderbar - eigenes kleines Zimmer, Balkon, Dusche, gutes Abendessen. Die Nassereithütte ist nur zu empfehlen.
Das waren die ersten fünf Tage, alles am Stück und auch wenn ich schon gemerkt habe, dass der Körper und die Beine geschunden wurden, war bis dahin alles sehr gut. Der kommende Tag war dann als Transfertag ins Ortlergebiet angedacht - also Abstieg von der Hütte und paar Mal Busfahren. Quasi wie ein halber Ruhetag. Über Meran ging es ins Ultental ins kleine Dörfchen St.Gertrud in eine kleine Pension. Der ursprüngliche Plan sah nun vor, das Teil 2 als Höhenweg zwischen den Hütten hier stattfinden soll. Allerdings sind die Übergänge zwischen den Hütten nochmals deutlich höher, um die bzw. sogar über 3.000 Meter. Und das konnte ich von unten schon sehen, dass die noch verschneit waren. Naja, schade... aber die Berge laufen nicht weg, von daher hab ich diesen Teil dann gecancelt und dachte mir, ich gönne mir dann mal noch einen richtigen Ruhetag. Den hab ich dann auch quasi komplett im Bett verbracht, da ich wohl irgendwo unterwegs "unreines" Wasser getrunken hatte und mich kurzfristig komplett flachlegte. Das war dann aber auch schnell wieder vorbei - und damit ich im schönen Ultental noch was mitnehmen konnte, hab ich noch eine kleine Runde um den Weißbrunnsee gedreht. Aber auch hier - Parkplatz direkt daneben, dementsprechend gut frequentiert und nicht mein Fall
.
Ich bin dann erstmal zurück nach Sterzing und habe dann noch zwei Tage Wandern drangehangen. Zum einen über den Rosskopf (unfassbar hässlicher Berg, komplett zugebaut auf der Ostflanke), dann ins Almdorf Vallming hinunter nach Pflersch. Das Almdorf wurde in irgendwelchen Prospekten groß angepriesen, dass es noch richtig ursprüngliche Almwirtschaft dort gibt. Naja... als ich dort war, erinnerte das ganze eher an Zirkus, wo zahlreiche Rentner mit dem E-Bike hochgefahren sind und bei Faschingsmusik wild herumklatschten... brechend voll, kein Platz im Schatten, ich bin direkt abgehauen und hab diesen verfluchten Ort weit hinter mir gelassen. Man darf wohl nicht am Wochenende dort hingehen.
Inzwischen war ich auch wieder komplett fit und da gab es dann zum Abschluss noch ein richtiges Highlight. Das Portjoch ist ein alter Militärpfad als Übergang zwischen Italien und Österreich. Glatte 1.000 Höhenmeter geht es steil einen genialen Hang hinauf, in der Tourenbeschreibung konnte man schon lesen, dass es einige Stellen gibt, für die man auf jeden Fall schwindelfrei sein muss. Von meinem Hotelzimmer konnte ich den Hang auch anschauen und hatte keine Ahnung, wie man da einen Weg hochbauen will.
Aber ich wollte es auf jeden Fall herausfinden - und was soll ich sagen, der Anstieg ist grandios
. Unten rein ist noch waldig, aber irgendwann kommt man in felsige Passagen, wo der Weg keinen Meter breit ist und es an der Seite hunderte Meter runtergeht. Ein absolut genialer Weg, wirklich grandios angelegt und sowas macht auch riesigen Spaß zum Laufen. Etwas Respekt hatte ich davor, dass mir ein MTB-Fahrer entgegenkommt, denn im Internet wird diese Abfahrt als Geheimtipp für völlig Verrückte angepriesen. Aber bis auf eine Wanderin, habe ich über Stunden keinen Menschen gesehen.
Nach dem Pass ging es dann also nach Österreich rein, weiter nach Obernberg am Brenner. Das kenne ich schon ganz gut, da ich im letzten Jahr bereits zweimal dort war (gibt ein wunderschönes Hotel da und die Gegend ist top). Der Obernberger See ist zudem traumhaft und aus der Richtung hatte ich ihn auch noch nicht sehen dürfen.
Im unteren Bild erkennt man den Übergang, wo ich drüber bin - das war leicht mittig-rechts. Und damit hatte ich mein Tour abgeschlossen. Nicht ganz die Länge, die ich ursprünglich wollte, aber man muss eben auch flexibel sein und Risiken wollte ich nicht mehr eingehen. Zudem hatte ich für mich ein paar wichtige Sachen mitgenommen die dann in vier Wochen wichtig. Zum einen hab ich nochmal paar Ausrüstungsgegenstände und Klamotten getestet, habe gemerkt, was ich weglassen kann. Und das wichtigste - die Beine sind soweit in Form und bereit, quasi jeden Tag 1.000 Höhenmeter hoch und wieder runter zu laufen.