Wie genau dürfen Windpunkte berechnet werden?


Lina_

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Heyho =)

Ich weiß nicht, ob es die Diskussion schon mal gab, ich hab spontan jedenfalls nichts gefunden.


Seit Einführung der Wind- und Gatepunkte gibt es immer wieder Wettkämpfe, bei denen Sieger und Zweitplatzierter (bzw. Podest- und Nicht-Podest-Plätze etc) nur durch weniger als 0,5 Punkte voneinander getrennt sind. Mir erschließt sich der Sinn darin ehrlich gesagt nicht.

Als Beispiel dient im Folgenden aus aktuellem Anlass die Normalschanze in Falun.

  • Da die Sprungweite nur auf 0,5m genau gemessen wird, ergibt sich hier ein Mindestpunktabstand zwischen einem weiteren und einem kürzeren Sprung von 1 Punkt.

  • Haltungsnoten werden bekanntermaßen in 0,5-Punkte-Schritten vergeben, also ist auch hier der Mindestabstand zwischen einem stilistisch besseren bzw schlechteren Sprung 0,5 Punkte.

  • Der Wind wird auf zwei Nachkommastellen genau gemessen, also bis auf einen hundertstel m/s genau. Die Windgeschwindigkeit wird anschließend mit dem Windfaktor (in Falun bei Aufwind 6.40, bei Rückenwind 7.74 Punkte je m/s) multipliziert und das Ergebnis auf eine Nachkommastelle genau gerundet.
Durch die Windpunkte ergeben sich also "genauere" Werte, als sie durch die Sprünge an sich möglich wären.


Ein Beispiel, um das Problem zu verdeutlichen:
Springer A und Springer B springen jeweils 95 Meter weit, beide setzen einen perfekten Telemark und jeder Punktrichter gibt eine 20.0 (schön wärs^^). Somit hätten beide Springer 130 Punkte.
Nun hat allerdings Springer A 1,00m/s Aufwind, Springer B hat 1,01m/s Aufwind. Springer A bekommt also 6,4 Punkte Abzug, Springer B 6,5 Punkte.

Springer B liegt im Ergebnis somit 0,1 Punkte hinter Springer A. Rechnet man diese 0,1 Punkte in Weite um, sind das auf dieser Schanze ganze 5 Zentimeter.
Und genau hier sehe ich das Problem: Wenn Springer B 5cm weiter gesprungen wäre, hätte das die Windunterschiede auf dem Papier ausgeglichen. Da die Weite ja aber nur auf einen halben Meter genau gemessen wird, ist diese geringfügig größere Weite nicht feststellbar und er würde trotz theoretisch exakt gleicher Leistung gegen Springer A verlieren, und das, weil er dummerweise 0,01m/s mehr Wind hatte, der ihm am Ende nichts gebracht hat.
Klar, das klingt weit hergeholt, ist aber doch relativ häufig in den letzten Jahren passiert...


Meiner Meinung nach sollten sich deshalb zwei Springer den Sieg (bzw. die jeweilige Platzierung) teilen, wenn die Differenz der Windpunkte im weitenmäßig nicht messbaren Bereich liegt.


Was sagt ihr dazu? Wo sind meine Denkfehler?



Und noch eine kurze Frage zu den Haltungsnoten, für die sich ein Extra-Thread nicht lohnt:
Bei den Haltungsnoten werden ja bekanntlich jeweils maximal 5 Punkte für Flug und Landung und maximal 7 Punkte für die Ausfahrt abgezogen. 5+5+7 ist bei mir 17, also was passiert mit den restlichen 3 Punkten, wofür können die abgezogen werden?
 

Benjamin

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Zunächst zu den Haltungsnoten. Ich bin mir hier nicht ganz sicher, aber so wie ich es interpretiere, bekommt ein Springer aufgrund dieser Regelung stets mindestens eine 3,0 als Haltungsnote. Dafür spricht beispielsweise das Ergebnis von Kuusamo, als auch die Haltungsnoten von Andreas Wellinger nicht unter diesen Wert gesunken sind:

http://data.fis-ski.com/pdf/2015/JP/3815/2015JP3815RL.pdf

Ich meine, dass bis vor einiger Zeit für Landung oder Ausfahrt etwas mehr abgezogen worden ist (finde dazu aber keine Dokumente mehr), so dass damals tatsächlich bis zu 20 Punkte Abzug möglich waren. Dafür spricht zum Beispiel der gestürzte "Weltrekord" von Dieter Thoma aus dem Jahr 1997 - für solch einen gerodelten Sprung würde man heute wohl eher Noten von 10 bis 11 geben.

https://www.youtube.com/watch?v=lZIPQwLBoyg


Nun zur eigentlichen Diskussion: Ja, du hast im Prinzip völlig Recht - bereits sehr geringe Windunterschiede werden mit Punkten belohnt oder Abzügen bestraft, ohne dass sie sich wirklich auf die auf halbe Meter gemessene Weite auswirken. Eigentlich wäre es besser, den Wind nur auf 0,1 m/s genau anzugeben, dann würde das ebenfalls nicht passieren.
Hinzu kommt ja, dass eine Angabe auf 0,01 m/s auch deshalb unangemessen genau ist, weil die Windmesser ja ein paar Meter vom Springer entfernt stehen und deshalb ohnehin Abweichungen existieren.

Eine Möglichkeit, dieses Problem zu beheben, wäre auch, die Weite des Springers genauer zu messen (beispielsweise auf Viertelmeter); ich denke schon, dass das technisch möglich wäre - dann hätte man hier auch eine feinere Ausdifferenzierung.
Wer weiß, vielleicht hätte man dann bei Severin Freund 96,25 m herausgebracht... und schon wäre er vorn. [D]Andererseits - am Ende misst dann auch noch jemand in Vikersund nach und stellt fest, dass Peter Prevc in Wahrheit nur 249,75 m weit gesprungen ist. Das muss dann auch nicht sein, dass die Norweger im Nachhinein noch die Ehre des ersten 250ers bekommen ;)[/D]

Einfach zu sagen, dass man bei geringeren Punktdifferenzen als 0,5 die Springer auf den gleichen Platz setzt, halte ich hingegen für keine so gute Lösung. Erstens können auf allen anderen Schanzen als Normalschanzen Punktunterschiede von 0,1 Punkten auch ohne Wind- und Gateregel nur im Zusammenspiel von Haltungs- und Weitenpunkten zustandekommen. Zweitens hätte man ein Problem, wenn mehr als zwei Springer knapp beieinander liegen:

Nehmen wir an, ein Springen würde beispielsweise folgendermaßen enden:

1. Velta 252,7
2. Freund 252,4
3. Kraft 252,1

Der Unterschied zwischen Velta und Kraft wäre größer als 0,5 Punkte und insofern signifikant. Sollte man dann aber Freund und Velta beide auf Platz 1 setzen - oder doch eher Freund und Kraft beide auf Platz 2?

ich findes eh komisch das die Weite nur auf halbe Meter bemessen wird!
Wetten Freund hatte 96,49 und Velta 95,50;)
Wenn, dann hatte Freund 96,24 m und Velta 95,26 m. So weit ich weiß, wird geschaut, an welcher Linie der Springer näher dran war - aber jetzt, wo du's sagst, recherchiere ich doch nochmal.

edit: Du hast tatsächlich Recht:
Aus den Richtlinien zur Ermittlung der Sprungweite:
1.2.3 Befindet sich die Landestelle nicht genau auf einem ganzen oder halben Meter so ist die ermittelte Weite bei einer Bildaufnahmefrequenz von 50 B/s immer auf den nächsten ganzen bzw. halben Meter abzurunden und als gültige Sprungweite auszuweisen.

http://www.fis-ski.com/mm/Document/...8/Guidelines-VDM-2011-eng-deutsch_Neutral.pdf
 
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