Da hat Jennings schöner Bizeps aber ganz schön Eindruck gemacht auf einige Kandidaten hier. Jetzt steht er skillwise also schon über Pulev und Povetkin. :laugh2: Ernsthafte Referenzen gibt es dafür jedenfalls nicht, wenn ich mir Jennings Rekord anschaue. Der 1. Gegner aus dem Dunstkreis der Top10 war ein formloser Perez und der schien schon ein gutes Stück zu kompliziert zu sein für Jennings, jedenfalls wirkte er in dem Kampf regelrecht planlos und steifer als je zuvor nachdem der Gegner ihn einigermaßen durchschaut hatte. Da gings dann nur noch über Physis und Workrate.
Sachen wie Athletik, Körpergröße oder Reichweite als herausragende Fähigkeiten zu preisen ist eh immer so ne Sache. Die sind sowieso nur Hardware die erstmal richtig in die Waagschale geworfen werden will um auch als tatsächlicher Vorteil zum Tragen zu kommen. Seth Mitchell ist einem Povetkin in diesen Bereichen übrigens auch "überlegen".
Der Witz ist auch dass man bei Jennings beeindruckender Reach völlig vergisst, dass er kein Distanzboxer ist. Sein Jab kommt selten und meist geschoben als Rangefinder, der rechten Hand fehlt auch die Authorität weil sie technisch unterentwickelt ist. Was sicherlich mit seinem späten Karrierestart aber zum andern auch damit zusammenhängt, dass er vom Style ein Midrange Hooker ist, der sich zu 75% an den Gegner ranschieben und seine explosiven Haken schlagen will. Dabei kämpft er in Spurts ist also kein Pressurefighter, der wirklich dauerhaft Druck aufbauen kann und dem Gegner die Übersicht nimmt. Dafür ist seine Beinarbeit auch zu plattfüßig und unkoordiniert. Also auf WM Level zumindest.
Dann so Argumente wie Jennings habe die klar bessere Defensive oder die "schnelleren Bewegungsabläufe" als Pulev und Pove. Klingt für mich nach hohlen Worthülsen vorallem weil für einen wirklichen Nachweis auch hierfür das entsprechende Niveau der Gegnerschaft fehlt zum anderen weil die 3 ziemlich unterschiedliche Stile mit unterschiedlichen Stärken boxen. Die kann man nicht so einfach quervergleichen wie Pokemonkarten. Ein Pulev bspw. würde Jennings aus der langen Distanz imo richtige Probleme machen weil Jabs und lange Hände eben sein Brot und Butter Geschäft sind und er auch sehr strikt diese lange Distanz bewahrt. Und wenn ein Povetkin mit seinen technisch hervorragenden Kombinationen mal ein Hakenduell mit Jennings anzettelt würde dem da auch eine völlig neue Qualität an gegnerischen Angriffen um die Ohren pfeifen. Das ist dann ein bisschen was anderes als Rumbrawlen mit Leuten wie dem alten Lyakhovich oder Fedosov. Und eine gute Defensive hat Jennings vlt wenn er sich die Hände an den Kopf tackert oder den Rückwärtsgang einlegt aber in seinen eigenen Angriffen und deren Aufbau auf jeden Fall nicht.
Unterm Strich sieht mir das was Jennings so fabriziert in der Regel einfach zu improvisiert und unausgereift aus, vorallem im Bezug auf Wladimir. Entweder er stalkt den Gegner verhalten und wartet auf Momente zum Abladen oder läuft davon und kreist im Ring weil er wahrscheinlich sonst nicht weiß was er gerade tun soll und sich konditionell sammeln möchte, dabei zirkelt er auch schonmal geistesabwesend in die rechte Overhand Right des Gegners und landet auf dem Arsch wie gegen Bowie Tupou (wer?). Stichwort Tolle Defensive.
Oft steht er auch einfach nur in Doppeldeckung statisch vor dem Gegner rum, denkt nach und stürzt dann kopflos und schlecht ausbalanciert nach vorne um einen seiner Spurts abzubrennen. Durch die Abwesenheit des Jabs fehlt dabei dann einfach der Aufbau und es entsteht kein wirklicher Rhythmus über dem Kampfverlauf. Unterm Strich ist er noch etwas zu grün und ungehobelt obwohl echt gute Anlagen da sind. Bisher hat ihm seine tolle Athletik inklusive Explosivität und physische Überlegenheit da auch vieles Verziehen und Fehler reihenweise kaschiert aber ab nem gewissen Level funktioniert das nicht mehr. Erinnert mich ein bisschen an Abraham bei dem die Verbindung von Offensive und Defensive auch nur in ganz seltenen Fällen klappt und der immer erst Umschalten muss.
Teilweise ist dieses unorthodoxe Überfallboxen von Jennings und dieser gebrochene Rhythmus auf den sich der Gegner nicht wirklich einstellen kann auch von Vorteil aber Klitschko ist eben athletisch nicht unterlegen und hat auch schon viel zu viel gesehen um sich davon ernsthaft irritieren zu lassen. Der anthizipiert auf nem ganz anderen Level als die bisherigen Gegner. Noch dazu ist er zu gut in der Distanzkontrolle und im Ringen als dass er Jennings viele Möglichkeiten in der Halbdistanz anbieten wird.
Eher fürchte ich dass der "Frischling" irgendwann ins Grübeln gerät wenn er merkt dass er nicht am Jab vorbeikommt und Stück für Stück einfriert. Jennings scheint da eh ein bisschen die Tendenz zu zu haben wenn ich mir den Perez Kampf anschaue. Mehr Kopf als Bauchtyp im Ring. Mental müsste er sich heute ganz anders und unnachgiebiger präsentieren wenn er Klitschko irgendwie sowas wie Druck aufzwingen will. Jeder weiß dass Wladimir ein Headcase ist der außerhalb seiner kleinen Komfortzone ins Schlingern gerät aber Jennings fehlen einfach die Mittel und das Konzept um den Kampf dorthin zu bringen. Ich würde mich natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen. Vielleicht kann der Bursche Klitschko zumindest so albern aussehen lassen wie im Povetkin Kampf. Aber dafür muss man halt sehr leidensfähig sein und nehmen können.