Impressionen vom Supercup
Und wieder einmal haben wir gegen Italien verloren. Langsam wird das echt zur Gewohnheit. Der deutsche Angstgegner hat auch beim Supercup in Berlin, der am (fast) vergangenen Wochenende stattfand, wieder zugeschlagen und Deutschland im Finale des Vier-Länder-Turniers auf den zweiten Platz verwiesen.
Nichtsdestotrotz waren es erlebnisreiche zwei Tage in Berlin, die mir persönlich auch einiges an Aufschluss über die vier WM-Teilnehmer gegeben haben.
Beginnen wir mit dem französischen Team, das, wie Team USA in den letzten Jahren, eine zusammengewürfelte Truppe an Talenten ist, die zusammen im TEAM-GAME nichts auf die Reihe bekommen. Das gesamte Spiel der Franzosen besteht eigentlich nur aus Drives und basiert auf ihrer Athletik. Boris Diaw kam über das gesamte Turnier nicht ins Spiel. Vielleicht ist er müde von der langen Saison, aber von einem Spieler seines Kalibers musste man mehr erwarten. Diaw spielte fast ausschließlich im Low Post und kam neben Tony Parker nur selten dazu, seine Fähigkeiten als Passer unter Beweis zu stellen. Mikael Pietrus und Mikael Gelabale sind beide zwar athletisch, haben aber kaum spielerische Qualitäten. Pietrus produzierte einige Air Balls, zeigte keine Spuren eines Mid-Range Games und wusste auch nicht mit seinem Drive zu überzeugen und Gelabale will in der nächsten Saison für Seattle spielen? Der Typ ist dünner als ein Blatt Papier! Wie er also in einer physischen Liga wie der NBA bestehen will, ist mir unklar. Warum Fred Weis immer noch ungestraft auf einem Basketball-Parkett rumlaufen darf übrigens ebenfalls.
Die einzigen Lichterscheinungen bei Frankreich waren wirklich Tony Parker und mit Abstrichen Ronny Turiaf. Letzterer braucht jedoch noch mehr Erfahrung, schließlich war es sein erster Auftritt in der Nationalmannschaft Frankreichs. Turiaf trug das Team über gewisse Strecken, vor allem im zweiten Viertel des Italien-Spiels, wo er erst einen Wurf blockte und anschließend sechs Punkte in Folge für Frankreich erzielte.
Der beeindruckendste Franzose im Team war jedoch der kleine Joseph Gomis, der im Gegensatz zu den anderen Franzosen sowohl schießen, als auch ziehen kann. War mal eine nette Abwechslung. Und er verteidigt im Gegensatz zu den NBA-Stars auch seinen Gegenspieler.
Frankreich konnte zumindest in diesem Turnier kaum beeindrucken.
Die Italiener waren da, trotz der Verjüngungskur, schon ein ganz anderes Kaliber. Luca Basile präsentierte sich stark als Leader des Teams und wenn Youngstar Marco Belinelli erst einmal heiß gelaufen war, konnte man die Italiener nicht mehr stoppen. Die Italiener überzeugten wieder einmal durch ihr starkes Perimeter-Spiel. Wurde ein wichtiger Dreier gebraucht, fiel dieser auch. Dafür sorgte nicht zuletzt der überragende Gianluca Basile, der für mich persönlich Spieler des Turniers war. Die Italiener haben im Finale sicherlich auch von einer Menge falschen Foul-Pfiffen profitiert, aber danach fragt in drei Wochen niemand mehr. Der 20-Jährige Belinelli zeigte, warum er in einigen Jahren in der NBA zu sein wird. Er verfügt über ein Selbstvertrauen, dass ich von europäischen Spielern so bisher selten gesehen habe. Im Spiel gegen Frankreich nahm Belinelli einen Wurf nach dem anderen, obwohl in der ersten Hälfte keiner seiner Würfe fiel. In Halbzeit zwei legte er dann jedoch los wie die Feuerwehr und schenkte den Franzosen am Ende doch noch 14 Punkte ein. Dabei war es ganz unerheblich, wie viele Hände er im Gesicht hatte. Ein Belinelli auf Betriebstemperatur bedeutete Ärger für den Gegner.
Italien wird bei der Weltmeisterschaft noch für Furore sorgen.
Die Türken spielten ein recht durchwachsenes Turnier. Im ersten Spiel gegen Deutschland ging man glanzlos unter. Nur Semih Erdem konnte zeitweilig mit seinen starken Drives die unheimlich starke Verteidigung der Deutschen zerreisen. Ganz anders sah es jedoch einen Tag später im Spiel gegen Frankreich aus. Immer wieder fanden die Distanz-Bomben von Serkan Erdogan, Ibrahim Kutluay und auch Bucks-Draftee Ersan Ilyasova ihr Ziel. Selbst die Würfe von zwei Metern hinter der eigentlichen Dreierlinie. Insgesamt spielte man also ein unkonstantes Turnier, das nur wenig Aufschluss über die Stärke des Teams geben konnte. Während man im Spiel gegen Deutschland im ersten Viertel lediglich fünf Punkte auf die Reihe bekam, schenkte man den Franzosen am darauffolgenden Tag gleich 24 ein. Größter Aufreger im Team der Türken war jedoch Head Coach Bogdan Tanjevic, der pausenlos an der Seitenlinie umhertänzelte und mit den Referees diskutierte. Tanjevic hatte an jedem Pfiff etwas auszusetzen. Ganz egal wie eindeutig er noch war.
An alle Milwaukee Bucks Fans sei gesagt, dass die Franchise mit Ilyasova einen Steal gelandet haben könnte. Am zweiten Turnier-Tag präsentierte er sich gegen NBA-Athleten wie die Pietrus und Gelabale in herausragender Verfassung und trug mit einigen Fadeaway Dreiern von der Baseline zum Sieg seines Teams bei.
Das große Fragezeichen bleibt über dem türkischen Team.
Deutschland hingegen präsentierte sich mit der bekannten, starken Verteidigung. Dirk Nowitzki hat zwar immer noch nicht zu seinem Spiel gefunden und konnte so nur in zwei der vier Halbzeiten überzeugen, jedoch hat sich die Leistung der Rollenspieler um ein vielfaches gesteigert, weshalb man nicht so sang und klanglos unterging, wie eine Woche zuvor noch in Hamburgs Color Line Arena beim Spiel gegen die College-Boys aus Kanada. Robert Garrett kristallisiert sich immer mehr zum Dreier-Spezialisten des Teams hinaus und Steffen Hamann knüpfte dort an, wo er vor seiner Verletzung aufgehört hatte. Hamann ist ohne Frage der beste Point Guard im Team und sollte deswegen, wie von Head Coach Dirk Bauermann zeitweise versucht, nicht als Off-Guard eingesetzt werden. War der Ball in den Händen von Mithat Demirel oder Pascal Roller resultierte das meist in schlechtem Ball Movement und schrecklichen Entscheidungen. Zumindest in meiner Sektion beschwerten sich die Fans lautstark über Roller, als der im Spiel gegen Italien den Ball erst gefühlte 23 Sekunden lang dribbelte, bevor er ihn endlich einmal aus den Händen gab. Ademola Okulaja spielte solide, allerdings auch nicht mehr so gut, wie noch in den beiden Begegnungen gegen Kanada. Jan Jagla und Julian Sensley entwickeln sich indessen immer mehr zu wahren Stützen im deutschen Spiel. Jagla war drinnen, wie draußen sehr aktiv und auch Sensley zeigte einige schöne Aktionen gegen die Türkei, konnte aber im Finale aufgrund einer Magenverstimmung nicht mitspielen.
Jo Herber, der nach seiner College-Karriere nun zu Alba Berlin wechselte, hatte keinen guten Einstand in Berlin. Von „Nun zeig doch mal endlich was“ bis „Der macht mich verrückt, wenn der für Alba spielt“ war alles zu hören.
Kommt Dirk noch in Form, kann man Spanien in der Gruppe schlagen und damit ein Ausscheiden im Achtel- oder Viertelfinale, wo Teams wie Frankreich, Serbien Montenegro oder die USA warten werden vermeiden.