WTA - Nostalgie


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Bencic wäre im Finale vor 23.000 wohl untergegangen.

Damit tust du Bencic halt auch (einmal mehr) ziemlich Unrecht. Diese spielt gerne auf der grossen Bühne und ihre „emotionalen Ausfälle“ hätte sie genauso vor 100 Zuschauern.

Man interpretiert schlichtweg zu viel in die Szenen, in denen sie Papa Ivan anpflaumt. Für Belinda ist es schlichtweg der Weg, den Fokus wiederzufinden - die meisten machen es sich aber halt einfach und kreiren daraus eine „emotional nicht stabile Zicke, die mit Druck nicht umgehen kann“.

Aber in dieser Hinsicht werden wir in diesem Lebe wohl eh nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. ;)
 

TennisFed

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Damit tust du Bencic halt auch (einmal mehr) ziemlich Unrecht. Diese spielt gerne auf der grossen Bühne und ihre „emotionalen Ausfälle“ hätte sie genauso vor 100 Zuschauern.

Man interpretiert schlichtweg zu viel in die Szenen, in denen sie Papa Ivan anpflaumt. Für Belinda ist es schlichtweg der Weg, den Fokus wiederzufinden - die meisten machen es sich aber halt einfach und kreiren daraus eine „emotional nicht stabile Zicke, die mit Druck nicht umgehen kann“.

Aber in dieser Hinsicht werden wir in diesem Lebe wohl eh nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. ;)
Mir geht es eigentlich eher generell um die Nervenstärke bei Deiner Schweizerin und die hat Bencic mMn nicht, jedenfalls nicht in einem GS Finale gegen Serena ;)
Nervenstärke kann man sich m. E. n. nicht erarbeiten. Man hat sie oder man hat sie nicht und da ist mir Bencic einfach ein kleiner Nervenzwerg.

Und wenn schon gegen Andreescu bei 5-2 im 2. der Zitterarm kommt wie soll das dann erst gegen Williams ausschauen im Finale. Ich glaube Serena hätte sich Belinda im Finale gewünscht denn dann würde sie jetzt 24 haben.
 

BavarianChris

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Mir geht es eigentlich eher generell um die Nervenstärke bei Deiner Schweizerin und die hat Bencic mMn nicht, jedenfalls nicht in einem GS Finale gegen Serena ;)
Nervenstärke kann man sich m. E. n. nicht erarbeiten. Man hat sie oder man hat sie nicht und da ist mir Bencic einfach ein kleiner Nervenzwerg.

Und wenn schon gegen Andreescu bei 5-2 im 2. der Zitterarm kommt wie soll das dann erst gegen Williams ausschauen im Finale. Ich glaube Serena hätte sich Belinda im Finale gewünscht denn dann würde sie jetzt 24 haben.
Doch, die kann man sich erarbeiten, wenn sie auch Geduld erfordert. Sonst gäbe es ja keine Mentaltrainer.
Zumindest seh ich bei Bencic viel Luft nach oben und fruchtbaren Boden.

Murray, Clijsters, Ivanisevic haben im vierten od. fünften Anlauf dann doch ihren ersten Slam eingetütet. Bei zwei von ihnen kam noch mehr hinzu.
Ob man Jana Novotna auch nennen kann, bezweifle ich. Die hatte mit Tauziat nach den bitteren Niederlagen gegen Graf und Hingis in Wimbledon einfach viel Strudel (= Glück).
 

Hans Meyer

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Chrissie Evert gewann vor genau 50 Jahren mit 19 Jahren ihr erstes von 18 GS
Evert hat generell eine sehr interessante GS Bilanz, sie war schon 12 Jahre auf der Tour bevor sie das erste Mal vor einem GS HF ausschied und insgesamt verpasste sie nur bei 4 von 56 GS das HF :crazy:
1717674370749.png

Diese Konstanz hatte weder Graf
1717674507758.png

noch Navratilova
1717674540055.png

noch Williams
1717674588445.png

 

Marius

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Kann man den Thread vielleicht in "WTA - Good old days" oder "WTA-Nostalgie" umbenennen? Klar, es soll um große Matches gehen, aber manchmal will man sich auch einfach an ein bestimmtes Match erinnern, was jetzt kein HF oder F bei GS war, aber mit dem man etwas verbindet oder so.

Mir ist letztens bei YouTube das 2006er HF bei den AO zwischen Henin und Sharapova angeboten worden, in HQ und als Extended Version mit 40 min Highlights. Leider finde ich das nicht mehr (ist wohl wieder rausgenommen worden), daher eine etwas schlechtere Variante:
Das war schon ein Top-Match. Die Power und mentale Stärke von Sharapova gegen das enorm variable Tennis von Justine. Richtig geile Ballwechsel, mit Tempowechseln, Winkeln usw. Am Ende des 1. Satzes schlägt Sharapova einen Lob-Winner mit der linken Hand (leider in dem Video nicht zu sehen). Der Matchball fast das Match dann gut zusammen. Justine schließt mit ihrem Trademark-shot, der einhändigen RH die Linie runter ab.

Die WTA macht heutzutage wieder einen Schritt nach vorne, wie ich finde, es gibt wieder Rivalitäten etc., aber das folgende Match zeigt perfekt auf, was der WTA über viele Jahre hinweg fehlte. Dieses Match müsste eigentlich @L-james gut gefallen (nicht wegen den Spielstilen, sondern wegen der Atmosphäre). Es ist das HF bei den AO 2005 zwischen Serena und Sharapova. Man erinnere sich, Sharapova hat als 17-Jährige in Wimbledon Serena, die zu dem Zeitpunkt DER STAR auf der Tour war, eine etwas überraschende und sehr schmerzhafte Niederlage beigebracht und stieg danach zur bestbezahltesten Sportlerin der Welt auf. Beim Masters 2004 gewann auch Sharapova, in dem Finale war Serena hintenraus klar gehandicapt, Sharapova erwähnte sie in der Siegerrede mit keiner Silbe....und dann kam es zum besagten HF bei den AO...

Man merkt einfach sofort, da liegt eine besondere Spannung in der Luft. Das Niveau des Matches war eigentlich eher mittelmäßig, aber das war so ein krasser B*tchfight....einfach nur geil:D....Sharapova serviert bei 6-2 5-4 zum Match, aber Serena schafft es in den 3. Satz. Dort hat Sharapova 3 Matchbälle und wie krass die 2 von denen abwehrt, als würde es 15:15 im ersten Game stehen. Man sieht richtig, wie es bei Serena innerlich rumort, die wollte auf gar keinen Fall verlieren. Das war so eine wilde, hitzige Schlacht und dieses Match sollte das H2H der beiden komplett drehen...ab diesem Match verlor Serena nie wieder gegen Sharapova, beim F der AO 2007 oder z.B. beim Olympia Finale schoss sie Sharapova mit einer derartigen Überlegenheit vom Platz, das war Wahnsinn.
 
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L-james

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Man merkt einfach sofort, da liegt eine besondere Spannung in der Luft. Das Niveau des Matches war eigentlich eher mittelmäßig, aber das war so ein krasser B*tchfight....einfach nur geil:D
Das war wie eine Art Verlängerung des kalten Krieges. Auf der einen Seite die große blonde Russin und auf der anderen Seite die Dunkelhäutige aus Compton. Ich liebe alles an solchen Aufeinandertreffen. Wenn dabei im Vorfeld auch noch "Giftpfeile" geschossen wurden, dann ist das Drehbuch-Like.

Kein Plan für wen ich damals war, aber wenn ich mir das so angucke, dann liegen bei mir die Sympathien bei der aus Compton.
 

Marius

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Das war wie eine Art Verlängerung des kalten Krieges. Auf der einen Seite die große blonde Russin und auf der anderen Seite die Dunkelhäutige aus Compton. Ich liebe alles an solchen Aufeinandertreffen. Wenn dabei im Vorfeld auch noch "Giftpfeile" geschossen wurden, dann ist das Drehbuch-Like.

Kein Plan für wen ich damals war, aber wenn ich mir das so angucke, dann liegen bei mir die Sympathien bei der aus Compton.
Serena antwortete Ende 2004 mal auf eine Frage "Something overrated?" mit "Maria Sharapova". :D Also die beiden konnten sich gar nicht leiden. Ich liebe ja sowas.

Ich war absolut für Serena, war jetzt kein Fan, aber so leichter Sympathisant würde ich sagen und Sharapova war damals meine absolute Hass-Spielerin.:D
 

Speakeasy

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In YouTube über dieses Match gestolpert:

Was für ein langsames, aber ästhetisches Spiel: mit Holzschlägern, die gefühlt 10cm2 groß sind und einen Sweet-Spot einer Briefmarke haben.
 

Marius

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Da gerade Wimbledon läuft und mir das vor ein paar Tagen auf Youtube angeboten wurde, stelle ich es mal hier rein. Die Lisicki-Fans denken sicherlich gerne zurück. ;) Die Krönung gab es ganz zum Schluss, als Lisicki mit einem Ass beim 2. Aufschlag das Match beendete.

Das war schon ein verdammt starkes Match von Lisicki gegen Sharapova 2012. Es ist selten, dass die Russin in Matches mal wirklich überpowert wurde, aber hier war es der Fall. Was die Vorzeichen anging, deutete eigentlich wenig auf einen Sieg von Lisicki hin. Sharapova war die Nummer 1 und hatte die French Open gewonnen, gab in den ersten 3 Matches auch keinen Satz ab, während Lisicki mit 5 Niederlagen in Folge an die Church Road kam und sich durch die ersten 3 Matches irgendwie durchwürgte. Sharapova war auf der anschließenden PK auch sehr beeindruckt und bescheinigte Lisicki absolutes Toplevel, mahnte aber gleichzeitig an, dass es nicht nur um 1 Turnier gehe. Das war ja immer Lisickis Problem, es lief fast nur in Wimbledon.
 

Marius

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Das Match war noch knapp vor meiner Zeit als Zuschauer, aber es war ein sehr bedeutendes Match. Da würde es mich mal interessieren wie ihr das Match damals gesehen habt? Habt ihr es mitbekommen, habt ihr es vielleicht sogar live gesehen? Wart ihr alle pro Graf?
Es war ein Match der Generationen, Graf war nahe an ihrem Karriereende, man wusste, allzu lange würde das nicht mehr gehen. Sie war zu dem Zeitpunkt schon eine der besten Spielerinnen der Geschichte. Hingis wiederum wurde als neue Dominatorin gehandelt, sie gewann mit nur 16 Jahren ihren ersten GS, dominierte das Jahr 1997 (als Graf verletzt war) und war die Nummer 1. Graf war 1997/1998 oft verletzt, kämpfe sich wieder heran. Hingis fiel ja dadurch auf, dass sie sich etwas überheblich gegenüber der Konkurrenz und Graf äußerte. Das Match war für Graf der schönste GS-Titel, für Hingis wiederum war es ein Wendepunkt, sie sollte nicht nur nie die French Open gewinnen, sondern gar keinen GS mehr.

Mir ist bis heute nicht klar, warum sich Hingis bei 6-4 2-0 wegen dieser einen Entscheidung derart reinsteigerte und das Publikum gegen sich aufbrachte. Das lässt sich eigentlich nur mit ihrem Alter begründen, sie hatte bis dahin das Match mehr oder weniger im Griff. In der Wiederholung sieht es so aus als dass sie im Recht war, aber bei dem Spielstand darf man sich da nicht so reinsteigern. Die Szene ist in diesen Highlights nur kurz drauf, aber die Videoqualität ist sehr gut und man sieht den Spielstand.
 

Benjamin

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Das Match war noch knapp vor meiner Zeit als Zuschauer, aber es war ein sehr bedeutendes Match. Da würde es mich mal interessieren wie ihr das Match damals gesehen habt? Habt ihr es mitbekommen, habt ihr es vielleicht sogar live gesehen? Wart ihr alle pro Graf?
Es war ein Match der Generationen, Graf war nahe an ihrem Karriereende, man wusste, allzu lange würde das nicht mehr gehen. Sie war zu dem Zeitpunkt schon eine der besten Spielerinnen der Geschichte. Hingis wiederum wurde als neue Dominatorin gehandelt, sie gewann mit nur 16 Jahren ihren ersten GS, dominierte das Jahr 1997 (als Graf verletzt war) und war die Nummer 1. Graf war 1997/1998 oft verletzt, kämpfe sich wieder heran. Hingis fiel ja dadurch auf, dass sie sich etwas überheblich gegenüber der Konkurrenz und Graf äußerte. Das Match war für Graf der schönste GS-Titel, für Hingis wiederum war es ein Wendepunkt, sie sollte nicht nur nie die French Open gewinnen, sondern gar keinen GS mehr.

Mir ist bis heute nicht klar, warum sich Hingis bei 6-4 2-0 wegen dieser einen Entscheidung derart reinsteigerte und das Publikum gegen sich aufbrachte. Das lässt sich eigentlich nur mit ihrem Alter begründen, sie hatte bis dahin das Match mehr oder weniger im Griff. In der Wiederholung sieht es so aus als dass sie im Recht war, aber bei dem Spielstand darf man sich da nicht so reinsteigern. Die Szene ist in diesen Highlights nur kurz drauf, aber die Videoqualität ist sehr gut und man sieht den Spielstand.
Es gibt wahrscheinlich kaum ein anderes Match, an das ich mich so gut erinnern kann wie an dieses; es ist wohl auch das Match, das mich zum Tennisfan gemacht hat. Und es war eigentlich gerade die Rivalität zwischen Steffi Graf und Martina Hingis, die es für mich so besonders gemacht hat.

Auch wenn ich davor kaum Tennis geschaut hatte - die einzige echte Ausnahme war das Finale der ATP-WM 1996 zwischen Becker und Sampras - so war mir Steffi Graf doch ein Begriff. Ich wusste, dass sie lange Zeit die Tour dominiert hatte, aber diese Rolle dann verletzungsbedingt an Martina Hingis abgeben musste. Und ich hatte definitiv noch im Ohr, dass sie sich oft nicht eben respektvoll über Steffi Graf geäußert hatte.

Als dann Graf endlich mal wieder für einige Monate verletzungsfrei war und die French Open auch noch genau in die Pfingstferien fielen, beschloss ich, mir die Matches von Steffi Graf anzusehen. Die ersten Runden waren kein echtes Problem. Im Achtelfinale traf sie dann auf Anna Kournikova - eine Spielerin, die zwar nie ein Turnier gewonnen hatte, aber damals in ihrer besten Zeit durchaus Tennis spielen konnte. Wenngleich sie damals noch mehr Schlagzeilen aufgrund ihres Aussehens gemacht hat. Aber sie war die erste echte Hürde, die Steffi Graf aus dem Weg räumen konnte. Einfacher wurde es nicht - im Viertelfinale wartete dann Lindsey Davenport, die damalige Nummer 2 der Welt und zu jener Zeit größte Rivalin von Martina Hingis. Sand war nicht ihr bester Belag, und so konnte Steffi Graf sich auch hier durchsetzen. Im Halbfinale traf sie schließlich auf die andere große alte Dame des Damentennis: Monica Seles - und ich habe noch den Kommentator im Ohr als er meinte: Wer hätte gedacht, dass wir diese beiden noch einmal im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers gegeneinander spielen sehen würden! Steffi Graf gewann auch dieses Match, und so kam es dann im Finale zu dem großen Showdown gegen Martina Hingis.

Ehrlich gesagt, diesen einen Punkt beim 2:0 habe ich nie als so bedeutend empfunden. Es war ja kein Breakball, sondern der erste Punkt des Aufschlagspiels, wenn ich das richtig gesehen habe. Wäre er an Hingis gegangen, dann hätte es halt 0:15 gestanden. Aber wer weiß, wie dann die anderen Punkte gelaufen wären. Und ob es wirklich eine Fehlentscheidung war - ich vermag es nicht zu sagen.
In Erinnerung geblieben ist mir vor allem der fantastische Punkt etwa bei 10:27, wo Graf dann am Schluss leider den einfachsten Ball verschlagen hat. Hier dachte ich damals schon, dass das die Entscheidung gewesen sein könnte. Aber Graf konnte den Satz ja dennoch gewinnen - und dann auch das Match! Dass Hingis auch mal von unten aufgeschlagen hat, hatte ich ebenfalls noch in Erinnerung - und dass sie nach dem Match erst gar nicht zur Siegerehrung kommen wollte, ebenfalls!
 

Marius

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Ehrlich gesagt, diesen einen Punkt beim 2:0 habe ich nie als so bedeutend empfunden. Es war ja kein Breakball, sondern der erste Punkt des Aufschlagspiels, wenn ich das richtig gesehen habe. Wäre er an Hingis gegangen, dann hätte es halt 0:15 gestanden. Aber wer weiß, wie dann die anderen Punkte gelaufen wären. Und ob es wirklich eine Fehlentscheidung war - ich vermag es nicht zu sagen.
In Erinnerung geblieben ist mir vor allem der fantastische Punkt etwa bei 10:27, wo Graf dann am Schluss leider den einfachsten Ball verschlagen hat. Hier dachte ich damals schon, dass das die Entscheidung gewesen sein könnte. Aber Graf konnte den Satz ja dennoch gewinnen - und dann auch das Match! Dass Hingis auch mal von unten aufgeschlagen hat, hatte ich ebenfalls noch in Erinnerung - und dass sie nach dem Match erst gar nicht zur Siegerehrung kommen wollte, ebenfalls!
Genau deshalb raff ich es einfach nicht wieso sich Hingis da so reinsteigerte. Vielleicht hat sie aber auch gespürt, dass es trotz ihrer Führung eng war und bei einer Legende wie Graf war es klar, dass sie auf jeden Fall physisch nicht nachlassen würde oder dass es zu viele Geschenke geben würde, und deshalb hat sie sich vielleicht an diesem Punkt so aufgehangen.

Der Punkt, den du ansprichst (bei 4-6 4-3 40:40 aus Sicht von Graf) war wirklich der absolute Wahnsinn. Das war WTA-Prime-Level und ganz große Unterhaltung, aber irgendwie auch verrückt, dass Graf ausgerechnet den Smash am Schluss verpatzte.

Ich kann mich noch in einer Wiederholung (glaube es war ARD oder ZDF) an den legendären Satz des Kommentators erinnern: "Martina Hingis droht hier mehr als nur ein Tennismatch zu verlieren.":D

Ende der 90er und in den frühen 2000er war die WTA auf ihrem Peak. So viele starke Spielerinnen, unterschiedliche Spielstile und Charaktere, große Rivalitäten usw.
 
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Eric

Maximo Lider
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Es gibt wahrscheinlich kaum ein anderes Match, an das ich mich so gut erinnern kann wie an dieses; es ist wohl auch das Match, das mich zum Tennisfan gemacht hat. Und es war eigentlich gerade die Rivalität zwischen Steffi Graf und Martina Hingis, die es für mich so besonders gemacht hat.

Auch wenn ich davor kaum Tennis geschaut hatte - die einzige echte Ausnahme war das Finale der ATP-WM 1996 zwischen Becker und Sampras - so war mir Steffi Graf doch ein Begriff. Ich wusste, dass sie lange Zeit die Tour dominiert hatte, aber diese Rolle dann verletzungsbedingt an Martina Hingis abgeben musste. Und ich hatte definitiv noch im Ohr, dass sie sich oft nicht eben respektvoll über Steffi Graf geäußert hatte.

Als dann Graf endlich mal wieder für einige Monate verletzungsfrei war und die French Open auch noch genau in die Pfingstferien fielen, beschloss ich, mir die Matches von Steffi Graf anzusehen. Die ersten Runden waren kein echtes Problem. Im Achtelfinale traf sie dann auf Anna Kournikova - eine Spielerin, die zwar nie ein Turnier gewonnen hatte, aber damals in ihrer besten Zeit durchaus Tennis spielen konnte. Wenngleich sie damals noch mehr Schlagzeilen aufgrund ihres Aussehens gemacht hat. Aber sie war die erste echte Hürde, die Steffi Graf aus dem Weg räumen konnte. Einfacher wurde es nicht - im Viertelfinale wartete dann Lindsey Davenport, die damalige Nummer 2 der Welt und zu jener Zeit größte Rivalin von Martina Hingis. Sand war nicht ihr bester Belag, und so konnte Steffi Graf sich auch hier durchsetzen. Im Halbfinale traf sie schließlich auf die andere große alte Dame des Damentennis: Monica Seles - und ich habe noch den Kommentator im Ohr als er meinte: Wer hätte gedacht, dass wir diese beiden noch einmal im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers gegeneinander spielen sehen würden! Steffi Graf gewann auch dieses Match, und so kam es dann im Finale zu dem großen Showdown gegen Martina Hingis.

Ehrlich gesagt, diesen einen Punkt beim 2:0 habe ich nie als so bedeutend empfunden. Es war ja kein Breakball, sondern der erste Punkt des Aufschlagspiels, wenn ich das richtig gesehen habe. Wäre er an Hingis gegangen, dann hätte es halt 0:15 gestanden. Aber wer weiß, wie dann die anderen Punkte gelaufen wären. Und ob es wirklich eine Fehlentscheidung war - ich vermag es nicht zu sagen.
In Erinnerung geblieben ist mir vor allem der fantastische Punkt etwa bei 10:27, wo Graf dann am Schluss leider den einfachsten Ball verschlagen hat. Hier dachte ich damals schon, dass das die Entscheidung gewesen sein könnte. Aber Graf konnte den Satz ja dennoch gewinnen - und dann auch das Match! Dass Hingis auch mal von unten aufgeschlagen hat, hatte ich ebenfalls noch in Erinnerung - und dass sie nach dem Match erst gar nicht zur Siegerehrung kommen wollte, ebenfalls!

Das Match hatte ich damals live gesehen, allerdings zunächst mehr so nebenher. Ich bin damals kein so großer Fan vom Damen-Tennis gewesen und auch nicht unbedingt von Steffi Graf. Ich ging eigentlich davon aus, dass Hingis gewinnen wird, weil Graf in den Jahren zuvor immer mehr Verletzungsprobleme hatte, während Hingis in Topform war. Das Finale war für Graf schon ein toller Erfolg. Die Spielweise von Hingis hat mir zwar gefallen, aber ich fand sie damals irgendwie nicht so sympathisch (Kommentare über Mauresmo und das dämliche Dauergrinsen). Ich habe also zunächst mit mäßigem Interesse und null emotionalem Investment zugesehen.

Der erste Satz verlief auch wie erwartet. Hingis mit tollem Ball-Placement, Graf ein wenig rusty und mit Fehlern, die es so in ihrer Prime kaum gab.

Der Punkt am Anfang des zweiten Satzes wurde imho etwas überbewertet. Er hat Hingis sicher genervt und das Publikum gegen sie aufgebracht, aber sie hat zunächst sehr gut weitergespielt. Das Spiel wird oft als mentale Implusion von Hingis beurteilt, meiner Meinung nach, war es aber eher ein körperlicher Einbruch, dem der mentale Einbruch auf dem Fuß folgte.

Auch wenn Hingis zu Beginn dominierte, die Rallys gewann sie nicht locker. Sie musste einen ziemlichen Aufwand betreiben, Graf bewegen und in zähen Rallys niederkämpfen. Hingis musste ihr bestes Tennis spielen und das gelang ihr auch. Die Intensität des Matches war gerade im zweiten Satz ziemlich hoch. In irgendeinem alten Video hatte ich mal gesehen, dass Chris Evert gegen Ende des zweiten Satzes mal sagte, dass Hingis keine Lust mehr auf harte Rallys habe und daher falsche Entscheidungen treffe, um irgendwie schnell Punkte zu gewinnen. Das war imho entscheidend.

Graf hat, auch als Hingis noch feldüberlegen war, versucht die Intensität des Matches hochzuhalten. Man konnte Hingis ein wenig ansehen, dass ihr gegen Ende des zweiten Satzes langsam die Puste ausging. Sie hat nach langen Rallys lange Pausen genommen, sich auf den Schläger gestützt, oder Selbstgespräche geführt. Sie hatte dabei zunächst ein etwas sarkastisches Lächeln, aber aus dem Ärger darüber das Match nicht beenden zu können wurde ziemlich schnell nackte Verzweiflung. Der Rückhandpassierball von Graf bei 4:5 war geradezu symbolisch dafür, dass Hingis nun nichts mehr hinzusetzen kann und Graf jetzt von der Fitness klar überlegen ist. Hingis, die damals noch nicht viel für ihre Fitness gemacht hat, war wie ein Boxer, der zwar noch nach Punkten führt, dem in den Championship Rounds aber die Puste ausgeht und der verzweifelt und schwer atmend dem Knockout entgegentaumelt. Die Pro-Graf-Atmosphäre, das Wissen, dass sie keine Reserven mehr hat, und ihre Jugend, haben dann meiner Meinung nach dazu geführt, dass Hingis sich dann am Schluss etwas danebenbenommen hat.

Damals war das für mich ein ungeheuer befriedigendes Endergebnis, denn ähnlich wie die Zuschauer vor Ort hat Hingis Verhalten mich dazu gebracht, von wohlwollender Neutralität ins 100% Graf Camp zu wechseln. Der Underhand-Serve und Hingis zwischenzeitliche Flucht vor der Siegerehrung, ihre Rückkehr unter Tränen, waren großes Drama und haben mich köstlich amüsiert. Nach großem Theater wurde das Böse besiegt, ich war insofern am Schluss sehr zufrieden. Ich war im Anschluss auch erstmal immer konsequent gegen Hingis.

Heute sehe ich das ein wenig differenzierter. Hingis war erst 18 Jahre alt, ist in den Jahren zuvor schnell aufgestiegen und egal wo sie auf der Welt auftrat, Erwachsene haben ihr Zucker in den Arsch geblasen und ihr erzählt wie toll sie ist. Es schien auch sportlich alles wie von selbst zu gehen. Unter solchen Bedingungen ist es für Teenager schwer sich immer sozialadäquat und sympathisch bescheiden zu verhalten.

Vor dem Match hat Hingis sich bereits mit ihren Sprüchen von wegen, Graf sei zu alt, enorm unter Druck gesetzt, obwohl das etwas war, was zu diesem Zeitpunkt auch viele Experten geglaubt hatten. Aber ein Teenager haut sowas dann halt auch ganz locker raus. Wie gesagt, sie hat zu der Zeit noch nicht viel für ihre Fitness gemacht außer halt Tennis, ein wenig wie vorher McEnroe. Sie hat gemerkt, dass ihre Gegnerin ihr zunehmend körperlich überlegen ist und noch Stunden mit gleicher Intensität weiter spielen kann und dazu das ganze Stadion geschlossen hinter sich hat. Hingis war in einer Krisensituation. Tausende Erwachsene in einer Betonschüssel haben gejohlt und gepfiffen als es einer "frechen" und respektlosen 18-Jährigen an den Kragen ging und sie hat darauf reagiert, wie man so reagiert als bockiger Teenager. Im Prinzip fußte die Mißgunst der Anti-Hingis-Fraktion auf ähnlichen niederen Instinkten, wie das Verhalten von Hingis selbst. Wenn man mal kurz darüber nachdenkt, wie nervös man selber mit 18 in der Schule war, wenn Lehrer und Mitschüler das eigene Referat kritisiert/belächelt haben, wie hätte man sich da erst gefühlt, wenn einen Tausende auspfeifen und ausbuhen und einem den maximalen Mißerfolg wünschen?

Einige Jahre später habe mir dann selber eingestanden, dass ich Hingis eigentlich immer sehr gerne spielen sehe, weil sie ein variantenreiches und intelligentes All-Court-Tennis spielt und es eigentlich keinen Sinn macht immer gegen jemanden zu sein, dem man lieber zusieht als der Konkurrenz. Aber da war es schon zu spät, da Davenport, Capriati und die Williams Sisters sie regelmäßig überpowert haben. Sie war dann zwar auch fitter, aber sie ist halt nie die große Athletin gewesen.
 
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MrStylo

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Das Match hatte ich damals live gesehen, allerdings zunächst mehr so nebenher. Ich bin damals kein so großer Fan vom Damen-Tennis gewesen und auch nicht unbedingt von Steffi Graf. Ich ging eigentlich davon aus, dass Hingis gewinnen wird, weil Graf in den Jahren zuvor immer mehr Verletzungsprobleme hatte, während Hingis in Topform war. Das Finale war für Graf schon ein toller Erfolg. Die Spielweise von Hingis hat mir zwar gefallen, aber ich fand sie damals irgendwie nicht so sympathisch (Kommentare über Mauresmo und das dämliche Dauergrinsen). Ich habe also zunächst mit mäßigem Interesse und null emotionalem Investment zugesehen.

Der erste Satz verlief auch wie erwartet. Hingis mit tollem Ball-Placement, Graf ein wenig rusty und mit Fehlern, die es so in ihrer Prime kaum gab.

Der Punkt am Anfang des zweiten Satzes wurde imho etwas überbewertet. Er hat Hingis sicher genervt und das Publikum gegen sie aufgebracht, aber sie hat zunächst sehr gut weitergespielt. Das Spiel wird oft als mentale Implusion von Hingis beurteilt, meiner Meinung nach, war es aber eher ein körperlicher Einbruch, dem der mentale Einbruch auf dem Fuß folgte.

Auch wenn Hingis zu Beginn dominierte, die Rallys gewann sie nicht locker. Sie musste einen ziemlichen Aufwand betreiben, Graf bewegen und in zähen Rallys niederkämpfen. Hingis musste ihr bestes Tennis spielen und das gelang ihr auch. Die Intensität des Matches war gerade im zweiten Satz ziemlich hoch. In irgendeinem alten Video hatte ich mal gesehen, dass Chris Evert gegen Ende des zweiten Satzes mal sagte, dass Hingis keine Lust mehr auf harte Rallys habe und daher falsche Entscheidungen treffe, um irgendwie schnell Punkte zu gewinnen. Das war imho entscheidend.

Graf hat, auch als Hingis noch feldüberlegen war, versucht die Intensität des Matches hochzuhalten. Man konnte Hingis ein wenig ansehen, dass ihr gegen Ende des zweiten Satzes langsam die Puste ausging. Sie hat nach langen Rallys lange Pausen genommen, sich auf den Schläger gestützt, oder Selbstgespräche geführt. Sie hatte dabei zunächst ein etwas sarkastisches Lächeln, aber aus dem Ärger darüber das Match nicht beenden zu können wurde ziemlich schnell nackte Verzweiflung. Der Rückhandpassierball von Graf bei 4:5 war geradezu symbolisch dafür, dass Hingis nun nichts mehr hinzusetzen kann und Graf jetzt von der Fitness klar überlegen ist. Hingis, die damals noch nicht viel für ihre Fitness gemacht hat, war wie ein Boxer, der zwar noch nach Punkten führt, dem in den Championship Rounds aber die Puste ausgeht und der verzweifelt und schwer atmend dem Knockout entgegentaumelt. Die Pro-Graf-Atmosphäre, das Wissen, dass sie keine Reserven mehr hat, und ihre Jugend, haben dann meiner Meinung nach dazu geführt, dass Hingis sich dann am Schluss etwas danebenbenommen hat.

Damals war das für mich ein ungeheuer befriedigendes Endergebnis, denn ähnlich wie die Zuschauer vor Ort hat Hingis Verhalten mich dazu gebracht, von wohlwollender Neutralität ins 100% Graf Camp zu wechseln. Der Underhand-Serve und Hingis zwischenzeitliche Flucht vor der Siegerehrung, ihre Rückkehr unter Tränen, waren großes Drama und haben mich köstlich amüsiert. Nach großem Theater wurde das Böse besiegt, ich war insofern am Schluss sehr zufrieden. Ich war im Anschluss auch erstmal immer konsequent gegen Hingis.

Heute sehe ich das ein wenig differenzierter. Hingis war erst 18 Jahre alt, ist in den Jahren zuvor schnell aufgestiegen und egal wo sie auf der Welt auftrat, Erwachsene haben ihr Zucker in den Arsch geblasen und ihr erzählt wie toll sie ist. Es schien auch sportlich alles wie von selbst zu gehen. Unter solchen Bedingungen ist es für Teenager schwer sich immer sozialadäquat und sympathisch bescheiden zu verhalten.

Vor dem Match hat Hingis sich bereits mit ihren Sprüchen von wegen, Graf sei zu alt, enorm unter Druck gesetzt, obwohl das etwas war, was zu diesem Zeitpunkt auch viele Experten geglaubt hatten. Aber ein Teenager haut sowas dann halt auch ganz locker raus. Wie gesagt, sie hat zu der Zeit noch nicht viel für ihre Fitness gemacht außer halt Tennis, ein wenig wie vorher McEnroe. Sie hat gemerkt, dass ihre Gegnerin ihr zunehmend körperlich überlegen ist und noch Stunden mit gleicher Intensität weiter spielen kann und dazu das ganze Stadion geschlossen hinter sich hat. Hingis war in einer Krisensituation. Tausende Erwachsene in einer Betonschüssel haben gejohlt und gepfiffen als es einer "frechen" und respektlosen 18-Jährigen an den Kragen ging und sie hat darauf reagiert, wie man so reagiert als bockiger Teenager. Im Prinzip fußte die Mißgunst der Anti-Hingis-Fraktion auf ähnlichen niederen Instinkten, wie das Verhalten von Hingis selbst. Wenn man mal kurz darüber nachdenkt, wie nervös man selber mit 18 in der Schule war, wenn Lehrer und Mitschüler das eigene Referat kritisiert/belächelt haben, wie hätte man sich da erst gefühlt, wenn einen Tausende auspfeifen und ausbuhen und einem den maximalen Mißerfolg wünschen?

Einige Jahre später habe mir dann selber eingestanden, dass ich Hingis eigentlich immer sehr gerne spielen sehe, weil sie ein variantenreiches und intelligentes All-Court-Tennis spielt und es eigentlich keinen Sinn macht immer gegen jemanden zu sein, dem man lieber zusieht als der Konkurrenz. Aber da war es schon zu spät, da Davenport, Capriati und die Williams Sisters sie regelmäßig überpowert haben. Sie war dann zwar auch fitter, aber sie ist halt nie die große Athletin gewesen.
Sehr gute Analyse und auch schön deine persönliche Note reingebracht!
Trotzdem ist es für mich vollkommen unverständlich, wie man bei 6:4 / 2:0 einfach auf die andere Seite geht um der Schiedrichterin den Abdruck zu zeigen. Ihr wurde ja auch die Disqualifikation angedroht.
Hingis war eine begnadete Spielerin, mit dem Biss und den Ehrgeiz von Graf, hätte sie diese überholt
 
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