Montag war ich dann also Runde 1 schauen. Mal die spielerischen Eindrücke in Kürze.
Game 1
Kostyuk - Navarro oder auch Emotionen vs. Roboter. Das war eine klare Angelegenheit für Navarro und leider vom Niveau her nicht sehr hoch. Kostyuk war ständig mit sich und ihren Fehlern beschäftigt und Navarro hat einfach nur ihr Programm abgespult. Im zweiten Satz sah es nochmal kurz aus, als ob sie reinfinden kann, jedoch blieb der Turnaround aus. Navarro sehe ich selten spielen, aber jedes Mal, wenn ich es tue, frage ich mich wie sie so hoch gekommen ist, weil ich wenig besonderes sehe. Aber das kann ja auch das Geheimnis sein.
Game 2
Dolehide - Jabeur. Jabeur eigentlich in der Quali gescheitert, kam doch noch rein und wurde gebührend empfangen. Sie hat auch einfach ein sehr feines Händchen, daher macht es auch Spaß ihr Spiel zu verfolgen. Gleichzeitig waren einige sehr einfache bodenlose Fehler dabei (auch beim Service), die wirklich weit unten am Netz waren.
Dolehide kannte ich vom Namen, aber noch nie aktiv spielen sehen. Harte Schläge und ein gut harter Aufschlag wussten am Anfang zu gefallen. Jedes Mal, wenn Jabeur versuchte das Tempo mitzugehen, ging es eigentlich schief.
Dolehide hatte sehr gute Chancen Satz 1 für sich zu entscheiden, aber dann doch nicht zwingend genug. Am Ende ging es in den Tiebreak, den Jabeur für sich entschied. Den zweiten Satz (6-2 Jabeur) habe ich dann nicht mehr gesehen, sondern bin mit meiner Mutter rüber zum Court 1...dort gab es nämlich ein Doppel mit spannenden Namen...
Game 3
Krueger/Pegula gegen Kasatkina/Vekic
Wir kamen zu Beginn des zweiten Satzes und spielerisch lässt sich gar nicht viel sagen. Interessant war die Kombo des zweiten Paares, weil ich Kasatkina schon immer mochte und Vekic eher nervig finde. Kasatkina hatte aber viel Spaß auf dem Platz und Vekic war da durchaus auch sympathischer als ich das im TV wahrnahm. Beim Court 1 konnte man auch schön nah ran ans Feld, das war eben ganz schön, da auch mehr die Interaktionen mitzubekommen etc.
Am Ende gewannen Krueger/Pegula die vielleicht einfach etwas fokussierter wirkten.
Game 4 (auch Court 1)
Kenin gegen Masarova
Masarova noch nie spielen sehen und auf Kenin war ich gespannt. Habe meiner Mutter schon früh prophezeit, dass Kenin sehr spannend ist. Weil sie sehr schnell die Lust verliert und dann eben schnell in einen Abwärtsstrudel gerät, gleichzeitig eben auch fähig ist durchaus Weltklasse zu zeigen. Und es kam wie ich es mir gewünscht habe. Kenin startete konzentriert und holte die ersten 10 Punkte beim eigenen Service und irgendwann...kam dann der Kollaps und die Unzufriedenheit.
Am Ende glatter Zwei-Satz Sieg für Masarova, die einen guten Service hatte, ab und an Serve and Volley einbauen wollte und konnte. Der Karriereverlauf von Kenin ist schon traurig. Sie hat ja immer wieder gute Spiele, aber so richtig über ein Turnier funktioniert es nicht. Aber immerhin hat sie die spannendste Wurfbewegung(Blick) der Tour.
Game 5 (Center Court)
Frech gegen Andreeva
Das Highlight des Tages, worauf ich mich auch schon sehr gefreut habe. Den ersten Satz gewann Andreeva sehr klar und man hat den "Klassenunterschied" gesehen - auch wenn Frech die 25 der Welt aktuell ist. Der zweite Aufschlag von Frech war oft eine Einladung und grundsätzlich konnte Andreeva schneller dominieren und gewann 6:2 (nachdem sie mit Break zunächst 1:2 zurücklag).
Im zweiten Satz begann dann Frech auch mit einem Breakgewinn und bei 0:2 und 0:15 schlug Andreeva bei eigenem Aufschlag schon in Rublevmanier auf den Oberschenkel ein. Das war faszinierend zu sehen, weil eben eigentlich nicht viel passiert ist und sie nicht aussichtslos hinten war und gar nicht viele Fehler machte. Zeigt ihren Ehrgeiz, aber auch das Nervenkostüm. Sie regte sich in der Folge dann immer wieder schnell auf. In der Zuschauerschaft gab es immer mal wieder kleiner Sprechchöre für Magda Frech, denn es hatten sich rundum ein paar polnische Fans gesammelt. Das war jetzt aber auch nicht auf Roland Garros Niveau, also auf Andreeva dürfte es nicht zu dolle Auswirkungen gehabt haben.
Der zweite Satz war eigentlich klassisch Favo gegen Underdog. Underdog führt 4:1 und trotz Chancen auf 5:1 etc. zu stellen, wird es ein 5:5 und man denkt sich, jo das Ding dreht sich. Aber ab dem Zeitpunkt drehte sich wieder alles. Andreeva gewann kein Spiel und sie verlor ganze 8 Spiele am Stück.
War das Highlightspiel des Tages, Sieg für Frech und eben das "Supertalent" gesehen.
Game 6
Badosa vs Lys
Ich hatte noch die Worte von
@L-james im Ohr und ja genau danach sah es aus bei Lys. Sie war stets bemüht, machte jedoch auch viele leichte Fehler und als es noch mal spannend werden konnte und Badosa minimal wackelte, hatte sie keine wirklichen Waffen um dagegenzuhalten. Badosa überzeugend und auch stark wie schnell sie Tempo entwickeln konnte. Hat mir gefallen. Für heute habe ich sie als Favoritin gegen Navarro gesehen und sie hat sich auch relativ knapp durchgesetzt.
Alles in allem war das ein schöner Tag mit interessanten Spielerinnen und das Wetter hat auch wunderbar mitgespielt.
In bezug auf Jule Niemeier auch definitiv falsch. Vom Potenzial her eine der talentiertesten deutschen Damen, da hab ich auch mehrere Expertisen in Deutschland tätigen Trainern vernommen, nicht nur von Barbara Rittner. Von den Schlägen her kann sie so gut wie alles - vor allem an guten Tagen - wo es hapert und sie womöglich limitiert ist, ist der mentale Bereich. Rückschläge steckt sie nicht so gut weg, es spielt sich im Tennis bekanntermaßen viel zwischen den Ohren ab.
Hab Niemeier vor 2-3 Jahren in Berlin gesehen, ja von den Schlägen her, war es interessant, aber fernab davon (nicht nur mental) habe ich nicht so viel gesehen, was mich überzeugt hat und wo ich dachte, da steht ein richtiges Supertalent auf dem Platz.