Da die Resonanz doch recht gross war, beginne ich mal meine Vorstellungen von nicht derart bekannten Spielerinnen mit der eben im Thread angesprochenen Antonia Lottner
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Antonia Lottner
Antonia Lottner wurde am 13. August 1996 in Düsseldorf geboren und ist somit am heutigen Tage 20 Jahre jung. Nachdem sie im Alter von sechs Jahren mit dem Tennis spielen begann, zählte Lottner schon früh zu den hoffnungsvollsten deutschen Spielerinnen, so konnte sie diverse Juniorinnen-Titel auf nationaler Ebene sammeln und ist nicht umsonst Teil des Porsche Talent Team. Bereits im jungen Alter war sie zudem auf dem Schirm von Fed Cup-Trainerin Barbara Rittner, welche ihre Karriere seit der U12 intensiv verfolgte.
Auch den internationalen Vergleich musste sich die Düsseldorferin in jungen Jahren nicht scheuen. Ein Sieg in der Juniorinnen-Konkurrenz eines Grand Slam-Turniers blieb Lottner zwar verwehrt, aber so konnte sie doch bei jeder Teilnahme einen tiefen Run hinlegen. 2013 erreichte sie in Roland Garros das Finale, welches die damals 17-jährige gegen Belinda Bencic in zwei klaren Sätzen verlor (zuvor ballerte sie aber übrigens im Halbfinale Ana Konjuh mit 1 und 0 aus dem Stadion). Nebst diesem Finaleinzug erreichte sie an den US Open zweimal die Vorschlussrunde, an den Australian Open und in Wimbledon jeweils einmal das Viertelfinale – mehr Teilnahmen hat Toni, wie sie von Freunden gerne genannt wird, gar nicht zu Buche stehen. Diese Ergebnisse brachten sie Ende 2012 bis auf Rang 3 im Juniorinnen-Ranking.
Erstmals in die internationalen Notizbücher spielte sich Lottner 2014 in Stuttgart – wenn auch nur im Doppel. Überhaupt erst als Alternate ins Feld gerutscht, konnte sich Lottner an der Seite von Anna Zaja bis ins Halbfinale vorspielen. Selbst dort verlor man erst im Match-Tie Break gegen Cara Black und Sania Mirza, welche damals ein absolut hochstehendes Doppel bildeten.
Schon früh konnte sie bei den Erwachsenen mithalten. Mit 15 Jahren gewann Lottner als Qualifikantin das ITF $10‘000-Turnier in Stockholm, zwei Jahre später folgten Turniersiege bei Turnieren der gleichen Kategorie in Macon und Köln. In der Weltrangliste hat sich die damals 17-jährige bis unter die ersten 400 gespielt, doch es sollte so nicht weiter gehen. Es folgten zwei schwierige Jahre, geprägt von Verletzungen. 2014 rutschte sie in der Weltrangliste gar wieder ab, 2015 konnte sie dann knapp in den ersten 300 beenden. Erste Zweifel zogen auf, ob eine Profi-Karriere überhaupt das richtige für die hoffnungsvolle Deutsche ist. Von ihrem langjährigen Trainer Robert Orlik trennte sie sich, doch fand so schnell keinen Ersatz. Sie tat sich schwer, einem Coach ihr Vertrauen zu schenken. Aus diesem Grund ist sie in dieser Hinsicht sehr wählerisch. Sie wechselte 2014 in eine Akademie nach Salzburg, wo sie von Gerhard Mild trainiert wird. Eine erste Aufwärtstendenz macht sich bemerkbar.
Antonia Lottner gehört zu den offensiv ausgerichteten Spielerinnen auf der Tour. Durch ihre Körpergrösser von 1.85m ist es ihr möglich, ihre Schläge mit ordentlichem Druck zu platzieren. Trotzdem kann die 20-jährige weitaus mehr als nur auf die Bälle draufzukloppen. Sie zieht ein dynamisches Spiel auf und während Sie die Vorhand im Normalfall eigentlich nur sehr offensiv spielt und dabei die Winner sucht, so versucht sie auf der Rückhand zu variieren. Mit einem ansprechenden Slice nimmt sie gekonnt das Tempo aus den Rallies. Auf Vor- und Rückhand spielt sie zudem hin tolle Stoppbälle.
Durch ihre angesprochene Körpergrösse verfügt Lottner natürlich über einen druckvollen Aufschlag, wobei sie allerdings nicht an die allerhöchsten Geschwindigkeiten rankommt. Würde sie diesen aber konsequent durchziehen – worauf sie öfters verzichtet – würde eine hohe Anzahl von Assen zu Buche stehen. Durch eben diesen Aufschlag und die starken Grundschläge kann sie die Punkte stark vorbereiten, wodurch sie die Möglichkeit hat, immer wieder ans Netz vorzurücken. Dies versucht sie auch gerne, macht dabei aber noch nicht den sichersten Eindruck. Oft wählt sie den falschen Zeitpunkt, verliert den Punkt schlussendlich noch.
Das grösste Manko von Antonia Lottner ist definitiv ihre Athletik. Spielerinnen mit einer solchen Körpergrösse sind selten für eine überragende Athletik bekannt, bei ihr ist es aber noch einmal auffallend, auch wenn sie defensiv bestimmt auch keine Vollniete ist.
2016 ging es dann für die Düsseldorferin dann endgültig wieder bergauf. Nach harzigen ersten Monaten (Erfolge feierte sie tendenziell eher im Doppel) konnte sie einen starken Sommer hinlegen. Völlig überraschend gewann sie das ITF $50‘000-Turnier in Versmold. Im Finale konnte sie zudem noch die ehemalige Weltnummer 57, Tereza Smitkova, schlagen.
Noch überraschender hingegen war der Erfolg in Prag, einem ITF $75‘000-Turnier kurz nach Versmold. Als Qualifikantin spielte sie sich zum Turniersieg, schlug dabei Spielerinnen, welche allesamt rund 100 Positionen und mehr vor ihr lagen (u.a. Witthöft). Diese Erfolge brachten sie unter die ersten 200 der Weltrangliste, was zur Folge hatte, dass sie an der Qualifikation zu den US Open teilnehmen durfte. Selbst diese konnte sie souverän durchspielen, auch wenn sie mit Sadikovic, Moore und Georges keine Übergegnerin bezwingen musste. Dennoch ohne Frage ein schöner Erfolg für die junge Dame. In der ersten Runde spielte sie gegen Vania King, bei einem Sieg hätte ein Duell mit Serena gewunken. Das Spiel verlor sie aber in zwei Sätzen. Seither ist auch etwas die Luft draussen. Siege gab es kaum noch, aber in den letzten Wochen gab es wieder eine Aufwärtstendenz mit überstandener Qualifikation in Biel und der zweiten Runde der Qualifikation in Stuttgart.
Prognose: Wenn sie ihre Stärken noch etwas besser ausspielen kann, dann denke ich, dass für Lottner eine Karriere ähnlich zu Annika Beck möglich ist. Das heisst, dass sie sich wie ihre Landsfrau rund um Position 60 einnisten wird.