Shambhala (2024) 10/10
Nepalesischer Film. Regie führte Min Bahadur Bham. Er zeichnet zusammen mit Abinash Bikram Shah auch für das Drehbuch verantwortlich.
Der Film war von Nepal für die 97. Ausgabe des Oscars vorgeschlagen, wurde aber nicht nominiert.
Plot:
Ort der Handlung ist der nepalesische Himalaya. Pema lebt die dort übliche Tradition der Polyandrie mit gleich drei Ehemännern, welche alles Brüder sind. Allerdings sieht die Praxis so aus, dass sie lediglich mit dem Aeltesten, Tashi, ein sexuelles Verhältnis pflegt, währenddessen, Karma religiös orientiert ist und sie für den kleinen Dawa eine Mutterfigur darstellt.
Nachdem ein Brief aus Lhasa eintrifft, wonach sie dort ihr Getreide, Raupenpilz und Yak gegen Reis, Salz, Butter usw. tauschen können, bricht Tashi mit andern Männern des Dorfes zu einer mehrmonatigen Handelsreise in die tibetische Hauptstadt auf.
Pema wird sich um den kleinen Dawa kümmern. Dieser träumt davon, Pilot zu werden und ist ein ziemlich wilder Junge. Pema sucht Rat beim Lehrer Ram Sir. Sie wird ihm Wein einschenken. Was genau in dieser Nacht passiert, wird vom Regisseur offen gelassen. Jedenfalls sieht man Ram Sir am Morgen betrunken vor dem Haus liegen.
Von Karmas Lehrmeister, Rinpoche, erfährt Pema in der Folge, dass sie schwanger ist. Als Pema mit Dawa in eine Meinungsverschiedenheit gerät, erwähnt dieser, dass im Dorf das Gerücht die Runde macht, dass das Kind von Ram Sir stammt.
Die Männer kommen von der Handelsreise aus Lhasa zurück. Tashi fehlt. Ihm wurde das Gerücht über eine Schwangerschaft (mit dem möglichen Vater Ram Sir) zugetragen und hat die Gruppe schon am Nagh-Iha Pass verlassen.
Pema beschliesst, Tashi zu suchen. Sie schreibt Dawa einen Brief, er solle auf sich aufpassen und verabschiedet sich vom kranken Rinpoche. Dieser hält Karma an, Pema auf ihrer Reise zu begleiten, was Karma nur widerwillig akzeptiert. Pema setzt sich aufs Pferd Namkha. Karma kann erstmal nicht reiten, ist Vegetarier.
Im Verlauf der Reise verstehen sich Pema und Karma immer besser. Karma lernt reiten und die 2 singen zusammen.
Besonders die Aussage von Karma, dass es ihm egal sei, von wem das Kind stammt, da ein Kind eh ein Wunder sei, beeindruckt Pema. Die Szene, als Pema es zulässt, dass Karma seine Hand auf den schwangeren Bauch Pemas legt, ist intim und wunderschön.
Unterwegs erleben sie eine Szene, wo eine Frau einem Gottesurteil gleich, einen Pfeiltest absolvieren soll. Gelingt es ihr, ein Objekt mit dem Pfeil zu treffen, ist sie reingewaschen, verfehlt sie, wird dies als Beweis angesehen, dass sie gelogen hat. Das Mädchen wirkt nicht sonderlich geübt. Ihr Pfeil wird verfehlen. Die junge Frau wird die Demütigung nicht verkraften. Sie begeht Selbstmord.
Ueberraschend stösst der Lehrer Ram Sir auf der Weiterreise zu Karma und Pema. Karma wirkt erstmal nicht sonderlich erfreut. Ram Sir führt aus, dass er den Ort für immer verlassen und nach Kathmandu zurück kehren werde. Rinpoche sei verstorben.
Karma trifft die Todesnachricht Rinpoches hart. Er schert sich die Haare ab, erinnert sich seines Mönchseins und verlässt Pema zusammen mit Ram Sir.
Pema sucht mit dem Pferd Namkhi alleine weiter nach Tashi. Bald darauf verschwindet Namkhi und wird dann von Pema tot aufgefunden.
Wie die Geschichte dann weitergeht, möchte ich nicht spoilern. Es ist schlicht unfassbar, was sich die Autoren dann einfallen lassen und wie sie die Geschichte zu Ende erzählen.
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Der Film wird sehr unterschiedlich aufgenommen und die Bewertungen sind dementsprechend. Von verschwendeter Zeit, viel zu lang, Film mit Längen bis zu absoluten Lobeshymnen habe ich alles gelesen.
Bei Google weiss der Film 90 % der Nutzer zu gefallen, was sehr hoch ist. IMDb gibt 7,2 als Wert an, was in aller Regel als gut beurteilt wird. Allerdings fällt hier der satte 10er Balken auf.
Der Film ist mit 150 Min. Laufzeit wirklich recht lang.
Mich persönlich hat der Film wirklich begeistert, berührt, mich umgeblasen, oder wies
@Riddick wohl sagen würde: er hat mir die Socken ausgezogen. Mir war nie langweilig und obwohl der Film sehr langsam erzählt wird, war er mir noch immer fast zu schnell.
Die Mystik, die Ernsthaftigkeit, die Leichtigkeit, die Fülle und das Feuerwerk an Einfällen, die Traumeinschübe, die unsagbar schöne Natur, die unbeschreiblich schönen Farben, die wunderbaren Gesichtslandschaften, die Handwerkskunst, die Tradition dieser Leute, die sanften Bewegungen, der Humor, liessen mich sprachlos zurück.
Wann habe ich mal irgendwas in DER Richtung und Fülle gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Für mich ist das ein ganz ganz ganz grosses Meisterwerk.
Ich bin nun für Nepal wirklich kein Experte, aber diese Gesichter, insbesondere jenes von Pema, sind mir nicht neu. Insbesondere die Präsenz von Pema ist aussergewöhnlich. Kenne eine Lady, welche Pema zum Verwechseln ähnlich sieht. Das Casting war hervorragend. Die schauspielerischen Leistungen waren querbeet überzeugend, obwohl die Meisten kaum je vor der Kamera gearbeitet haben.
Es gab viele kleine Gesten zu bestaunen, welche mir z.T. nicht fremd sind.
Der Film ist sehr tief angelegt und verrät viel über eine Art von Philosophie und wie man die Welt durchaus betrachten kann.
Es war ein schöner Hint, back to the roots zu gehen und die täglichen Oberflächlichkeiten und Petitessen einzuordnen. Und vor allem ist mein Fernweh nicht gerade kleiner geworden.
Im Abspann wird folgendes eingeblendet:
Ich bin zutiefst dankbar für meine blosse Existenz.
Die Reise meines Lebens hat mich erweckt.
Sie hat mir inneren Frieden gebracht, immenses Glück und ein tiefes Gefühl der Befreiung.
Trailer:
Interview mit Direktor Min Bahadur Bham:
Danke an alle, welche an diesem Film mitgearbeitet haben

. Viele werden diesen Film aus diversesten Gründen nicht mögen, oder wirklich gar als verschwendete Zeit einstufen. Das ist legitim.
Für mich war er ein Stück Himmel.