VfL Osnabrück
Fußballgott Robert Tesche hat es wieder getan und feiert auch 2023 einen Aufstieg mit einem VfL. Dabei sah es beim VfL Osnabrück lange nicht so aus, als würde die Saison mit einem Erfolg enden. Zwar konnte man mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen einen passablen Start hinlegen, allerdings folgten zwei Niederlagen und ein Trainerwechsel. Arminia Bielefeld war bei der Suche nach einem Nachfolger für Uli Forte in Osnabrück fündig geworden und lotste Daniel Scherning, welcher seit 2021 Trainer an der Bremer Brücke war, auf die Alm. Dass dieser dort nicht glücklich und nach nur zwanzig Spielen entlassen wurde, ist etwas, das hier nicht behandelt werden muss. Unter Interimstrainer Tim Danneberg gelangen immerhin zwei Unentschieden, aber als mit Tobias Schweinsteiger - ja, er ist der Bruder von dem Schweinsteiger - vor dem 7. Spieltag der neue Trainer vorgestellt wurde, befand sich der VfL aus Osnabrück auf Platz 12. Wer nun glaubt, dass angesichts des späteren direkten Aufstiegs Schweinsteiger sofort wie eine Bombe einschlug, irrt sich. Von den ersten acht Ligaspielen unter Schweinsteiger gingen fünf verloren und Osnabrück näherte sich immer mehr den Abstiegsplätzen.
Danach machte es aber klick und bis zum Saisonende sollten lediglich drei weitere Ligaspiele punktlos für Osnabrück enden. So konnte man sich immer weiter nach vorne arbeiten. Nach einem Unentschieden im Heimspiel gegen Meppen am 36. Spieltag sah es allerdings so aus, als würde die epische Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt sein. Von den vier Mannschaften, die hinter Elversberg um den direkten Aufstiegsplatz kämpften, hatte der VfL die schlechteste Ausgangsbasis für die beiden abschließenden Spieltage. Doch wer die Osnabrücker abgeschrieben hat, hatte die Rechnung ohne diese gemacht. Nachdem man am 37. Spieltag 2:0 gegen Viktoria Köln gewinnen und sich erstmals auf einen Aufstiegsplatz schieben konnte, lag man am letzten Spieltag ab der 48. Minuten gegen die Dortmunder Amateure zurück. Dann folgte in der Nachspielzeit ein Doppelschlag. In der 94. Minute traf zunächst Toptorjäger Ba-Muaka Simakala (19 Saisontore) zum Ausgleich und nur wenige Augenblicke später legte der eingewechselte Jannes Wulff mit dem 2:1 nach. Damit war der VfL Osnabrück nicht mehr von einem direkten Aufstiegsplatz zu verdrängen und konnte sich abermals den Aufstieg in die 2. Liga sichern.
Kleiner Funfact am Rande: der VfL Osnabrück steht auf Platz 11 in der ewigen Tabelle der 2. Liga - davor stehen nur Mannschaften, die mindestens einmal in die Bundesliga aufgestiegen sind.
Der Durchmarsch und damit der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga dürften allerdings kaum das erklärte Saisonziel sein. Beim VfL wird man die Situation realistisch einschätzen und wissen, dass es nur um den Klassenerhalt gehen kann. Dieses Ziel zu erreichen wird schwer genug, denn mit Ba-Muaka Simakala (ab sofort bei Holstein Kiel), dem Sechser Sven Köhler (für 750.000 Euro an Odense verkauft), Rechtsverteidiger Omar Traore (Heidenheim) und nicht zuletzt Vereinslegende Marc Heider, der in seinem letzten Jahr bei Osnabrück sechs Tore erzielen konnte und sich zum Ausklang seiner Karriere den Sportfreunden Lotte anschloss, haben gleich vier wichtige Spieler den Verein verlassen.
Bei den Neuzugängen gibt es mit Kwasi Wriedt einen alten Bekannten. Wriedt, den man von Holstein Kiel ausleihen konnte, spielte etwas länger als eine Saison beim VfL und wechselte 2017 anschließend zum FC Bayern, wo er in der zweiten Mannschaft knipste. Nach etwas enttäuschenden Jahren in Kiel, in denen er nur selten traf, erhofft sich der 28jährige Wriedt eine Wiederbelebung seiner Karriere an alter Wirkungsstätte. Noch am Anfang ihrer Profilaufbahn stehen Lars Kehl (SC Freiburg II) und Florian Bähr (Hoffenheim II). Während Linksverteidiger Bähr bisher nur Regionalligaluft schnuppern konnte, machte Offensivspieler Kehl in der dritten Liga auf sich aufmerksam. Der gebürtige Hofstettener erzielte in der letzten Saison acht Treffer und bereitete vier weitere vor. Für einen 21jährigen starke Zahlen. Durchaus denkbar, dass Kehl zu Saisonbeginn in der Startelf steht, insbesondere da der mit Christian Conteh ein Konkurrent auf der Position des RA momentan ausfällt. Conteh wechselte 2020 für 400.000 Euro vom FC St. Pauli zu Feyenoord Rotterdam war die letzten Jahre aber ausgeliehen. Zuletzt an Dynamo Dresden, wo ihm in 26 Saisonspielen jeweils drei Treffer und drei Vorlagen gelangen. Conteh hat auch schon einige Spiele in der zweiten Liga absolviert, kann aber dort nicht so viel Erfahrung vorweisen wie Maximilian Thalhammer und Charalampos Makridis, die beide von Jahn Regensburg kommen. Während Makridis überwiegend auf der offensiven Außenbahn zum Einsatz kommen wird, ist Thalhammer im zentralen Mittelfeld zuhause. Dort ebenfalls beheimatet ist Dave Gnaase, der mit Saarbrücken den Aufstieg verpasste und sich für den VfL Osnabrück als neuen Arbeitgeber entschieden hat. Lennart Grill wird für ein Jahr von Union Berlin ausgeliehen und soll Stammtorwart Philipp Kühn im Kampf um den Platz zwischen den VfL-Pfosten herausfordern. Der Absatz zu den Neuzugängen begann mit einem Rückkehrer und endet auch mit einem, denn Bashkim Ajdini kann wie Wriedt auf eine erfolgreiche Zeit beim VfL zurückblicken. Der in Schweden geborene Rechtsverteidiger kommt auf über 150 Einsätze beim VfL Osnabrück und war zuletzt beim SV Sandhausen unter Vertrag.
Auch Osnabrück konnte den Aufstiegskader nicht zusammenhalten und musste wichtige Spieler abgeben, allerdings hat man auf dem Transfermarkt gut gearbeitet. Die Mischung aus jungen vielversprechenden Talenten wie Kehl und zweitligaerfahrenen Neuzugängen stimmt. Da Wriedt seine Torquote hochschrauben wird, gelingt der Nichtabstieg. Notfalls über die Relegation. Osnabrück bleibt drin.