1. FC Magdeburg
Die Fans des 1. FC Magdeburgs sind heiß auf die kommende Saison. 14.300 verkaufte Dauerkarten stellen einen neuen Rekord da und übertreffen nochmal deutlich die knapp 13.000 aus der Vorsaison. Verständlich, dass in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt eine gewisse Euphorie unter der Anhängerschaft herrscht. Die in wenigen Tagen startende Saison ist nämlich eine durchaus besondere für den Verein, da man erstmals zwei Jahre hintereinander in der 2. Liga spielen wird. Nach dem Ende der DDR hing der Europapokalsieger von 1974 und dreifache DDR-Meister nämlich lange in den Niederrungen des deutschen Fußballs fest und konnte erst 2017/18 unter Jens Härtel den Aufstieg in die zweite Liga feiern. Es sollte aber nur ein kurzer Aufenthalt werden, denn es ging direkt wieder runter in Liga 3.
Auch in der vergangenen Saison hätten wahrscheinlich wenige nach der Hinrunde darauf gewettet, dass der Klassenerhalt am Ende recht souverän geschafft wird. Mit 17 Punkten überwinterte man auf einem Abstiegsplatz. Nachdem der Rückrundenauftakt in Düsseldorf in die Hose ging und es bis in die Nachspielzeit gegen den KSC nach einer weiteren Niederlage aussah, drehte sich das Blatt mit dem späten Ausgleich von Daniel Elfadi in der 94. Minute. Auch wenn es nur ein Punkt war, so war dieser doch ein gefühlter Sieg und für die Moral Gold wert. Insbesondere da man im darauffolgenden Auswärtsspiel in Kiel wieder spät treffen konnte. Diesmal netzte Moritz-Broni Kwarteng kurz vor Schluss zum 3:2 und der 1. FCM konnte durch den ersten Sieg seit vier Spielen die Abstiegsränge sogar verlassen. Bis zum Saisonende sollte man danach immer über dem Strich stehen und durch eine starke Rückrunde (insgesamt 26 Punkte) konnte man am 32. Spieltag schon den Klassenerhalt feiern. Hier zeigte sich, dass das Festhalten an Cheftrainer Christian Titz genau das Richtige war.
Zwei Spieler aus dem Kader der Vorsaison spielen ab sofort in der Bundesliga. Zum einen ist dies Andreas Müller, der sich dem Aufsteiger aus Darmstadt angeschlossen hat und zum anderen ist dies Moritz-Broni Kwarteng, der für eine Ablöse in Höhe von 1,1 Millionen zum ruhmreichen VfL Bochum wechselte. Der 23jährige zentrale Mittelfeldspieler Müller war in der Hinrunde Stammspieler, fiel dann aber ab dem 19. Spieltag mit einem Syndesmosebandriss für den Rest der Saison aus. Während Müller also in der starken Rückrunde fehlte, war Kwarteng Teil der erfolgreichen Rückrunde. Allerdings war Kwarteng in der Saisonschlussphase angeschlagen, so dass er ein paar Mal aussetzen musste. Nichtsdestotrotz war der flexible Offensivspieler, der in Stuttgart geboren wurde und im Alter von 25 Jahren erstmals Bundesligaluft schnuppern wird, mit zehn Treffern der torgefährlichste Spieler der Magdeburger, die mit dem Japaner Ito, Jason Ceka und Baris Atik jedoch gleich drei weitere Spieler in ihren Reihen hatten, die einen zweistelligen Wert bei den Scorerpunkten erreichten. Angesichts dieser Offensivpower blieb für Kai Brünker nur eine kleine Rolle. Der 1,90 m große Mittelstürmer wird nun für Saarbrücken auf Torejagd gehen und in Liga 3 auf Alexander Bittroff (Regensburg), Léo Scienza (Ulm), Julian Rieckmann und Tim Sechelmann (beide Waldhof Mannheim) treffen. Wie bei Ersatztorwart Tim Boss (Elversberg) und Leihspieler Maximillian Ullmann (zurück zu Venedig) alles keine Abgänge die im Gegensatz zu Kwarteng groß ins Gewicht fallen.
Anders als bei Ullmann wollte man den Tatsuya Ito nach seinem starken Jahr in Magdeburg halten. Dies hat man geschafft und den 26jährigen, der bei St. Truiden unter Vertrag stand, fest verpflichtet. Damit reiht sich Ito nahtlos in die Reihe von Neuzugängen und Kaderspielern mit HSV-Vergangenheit ein. Ito wechselte 2015 in die Hansestadt und spielte sogar zwanzig Mal in der Bundesliga für den Hamburger SV. Julian Pollersbeck war in der Zeit sogar sein Mannschaftskollege und kennt den Japaner somit schon. Pollersbeck stand die letzten Jahre bei Olympique Lyon unter Vertrag und geht mit Dominik Reimann in den Kampf um den Platz im Tor. Ahmet Arslan, trug in seiner Karriere auch schon das Trikot der Hamburger, konnte dort aber den Durchbruch nicht schaffen. In der letzten Saison war der offensive Mittelfeldspieler von seinem Stammverein Holstein Kiel an Dynamo Dresden ausgeliehen. Dort unterzog er die Tornetze einer harten Prüfung. Gleich 25mal traf Arslan, der sich damit die Torschützenkrone sichern konnte. Magdeburg überweist 400.000 Euro an die Störche und sichert sich die Dienste des 29jährigen. Zwei Ex-HSVler hab ich noch. Xavier Amaechi war in der letzten Saison dorthin ausgeliehen und zieht nun aus Bolton weiter zu den Magdeburgern, die Amaechi unter Vertrag nahmen. Jonah Fabisch war Kapitän der Zwoten vom HSV und hat, obwohl er u.a. auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, elf Tore in der Regionalliga Nord geschossen. Fabisch hat auch schon ein Länderspiel für Simbabwe bestritten. Die Abwehr sollen Andi Hoti (Inter Mailand) und Jean Hugonet (Lustenau) verstärken. Für den 20jährigen kosovarischen Jugendnationalspieler, der in der Vorsaison Teil der Regionalligamannschaft von Freiburg war, legte Magdeburg 250.000 Euro auf den Tisch. Mit Alexander Nollenberger hat man sich eine weitere Alternative für die Offensive geangelt. Bei seinem früheren Arbeitgeber Bayreuth hat er als Linksaußen seine Torgefahr mit neun Treffern in der 3. Liga unter Beweis gestellt.
Kwarteng ist zwar weg, aber die Offensivreihe ist immer noch beeindruckend. Ceka, Ito und Atik (auch bekannt als Magdeburger Mickeymäuse) ist schon erste Sahne und mit Arslan, Nollenberger und Amaechi, dem ich zutraue unter Titz den nächsten Schritt zu machen, hat man da auch bei den Neuzugängen ordentlich Feuerkraft. Die Null wird auch weiterhin selten stehen, aber das ist bei dem offensiven Ansatz von Titz normal. Magdeburg braucht sich keine Sorge vor dem verflixten zweiten Jahr machen und sich im Mittelfeld wiederfinden. Mit etwas Glück ist sogar ein einstelliger Platz drin.